Carolin Müller

Die Masken



Lass Dich nicht von mir durch das Gesicht täuschen, dass ich zeige, denn ich trage tausend Masken. Masken die ich fürchte abzulegen und keine davon bin ich! So und als ob es eine Kunst wäre, die mir zur zweiten Natur wurde! Ich mache den Eindruck, als sei ich fröhlich, als sei alles sonnig und glücklich in mir, innen wie außen, als sei mein Name Vertrauen und Sicherheit, und mein Spiel Kühle, als sei ich ein stilles Wasser, so als ob ich niemand bräuchte. Aber bitte glaube mir nicht! Mein Äußeres mag sicher erscheinen, aber es ist nur meine Maske. Darunter ist nichts entsprechendes, dahinter bin ich, wie ich wirklich bin: verwirrt, voller Angst. Aber ich verberge das, ich möchte nicht, dass es irgendjemand merkt. Beim bloßen Gedanken daran bekomme ich Panik und fürchte mich davor, mich anderen zu offenbaren. Gerade deshalb erfinde ich verzweifelt Masken, hinter denen ich mich schutzsuchend verbergen kann: eine lässige, kluge Fassade, die mir hilft etwas vorzutäuschen, die mich vor dem wissenden Blick sichert, der mich erkennen würde. Dabei wäre gerade dieser Blick meine Rettung, wenn er verbunden wäre mit Wärme, mit Gefühl, mit Liebe. Das ist das einzige, was mir die Sicherheit geben würde, die ich mir selbst noch nicht geben kann, weil ich es nie gelernt habe, die ich aber so sehr bräuchte: dass ich wirklich etwas wert bin.
Aber, das sage ich nicht, ich traue mich nicht, denn ich habe Angst davor. Ich habe Angst, dass ich tief in mir selbst nichts bin. So spiele ich meine Fassade nach außen und ein zitterndes Kind im Inneren. Ich rede daher in gängigem Ton, oberflächliches Geschwätz. Ich erzähle alles, was doch in Wirklichkeit nichts ist, und nichts von alledem, was wirklich ist, was in mir schreit.

Doch versucht man wahrzunehmen, was ich nicht sage, was ich aber so gerne sagen würde? Was ich um des Überlebens Willen rede und was ich nicht sagen kann? Ich verabscheue dieses oberflächliche Versteckspiel, das ich da aufführe, denn es ist unecht und ich wäre so gerne echt, ehrlich und spontan einfach ich selbst! Jedes Mal, wenn man freundlich zu mir ist und mir Mut macht, jedes Mal, wenn man versucht, mich zu verstehen, weil man sich wirklich um mich sorgt, bekommt mein Herz Flügel - sehr kleine Flügel, brüchige Schwingen, aber Flügel! Wenn ich dann eines Tage merke was ich wirklich will, dann kann ich nicht mehr zurück! Und ich habe Angst davor, dass je näher man mir kommen wird, ich umso blinder zurückschlagen könnte.

An alle, die manchmal eine etwas dunklere, unentdeckte Seit in sich fühlen...Carolin Müller, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.01.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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