Manfred Gries

Im Dienste ihrer Majestät

Seine blaugrauen Augen, von denen seine Freundin immer sagt, dass sie ganz dunkel werden, wenn er sie zärtlich ansieht, erfassten das Geschehen instinktiv. Die alte Dame versuchte fluchtartig das Gebäude zu verlassen, gefolgt von einer Mitarbeitern, die beruhigend auf sie einredete. “Da sind keine fremden Männer in Ihrem Zimmer“. Nichts desto trotz steuerte sie auf den Ausgang zu. “Ich werde einen Polizisten rufen, der ihr Zimmer untersucht“, versuchte die Mitarbeiterin klärend einzugreifen. Hier half nur eines: Ein Geheimagent im Dienste Ihrer Majestät. Suchend erfasste der Blick der Mitarbeiterin die männlichen Umrisse von ManfredJG, einem Geheimagenten mittlerer Statue, olivgrünes Jacket, Augen, die zärtlich werden können, wenn... kurz ein James Bond zur richtigen Zeit.

Dass jeder Mensch sein freiheitlich erworbenes Grundrecht ausleben darf, wenn er in diese Welt geboren wird, lässt manche Situationen etwas seltsam erscheinen, macht es den Mitarbeiter in Altenheimen aber nicht gerade leicht. Sie müssen Wege finden, die dieses Grundrecht nicht verletzen und müssen trotzdem für das Wohl der ihnen Anvertrauten sorgen.

Der Blick der Mitarbeiterin stahl sich in die blaugrauen Augen, die zu diesem Zeitpunkt weniger dunkel erschienen. Auch war der Gang des James Bond etwas hinkend, bedingt durch den Hexenschuss, der ihn seit 3 Tagen quälte. “Können Sie vielleicht“, fragte sie vorsichtig, “können Sie sich vielleicht als Polizist ausgeben?“ ManfredJG hatte diese Frage schon erahnt und sich innerlich auf das Kommende vorbeireitet. Sein Stimme nahm den Klang von Pierce Brosnan an. “Natürlich werden wir die Sache in den Griff bekommen“, antwortete er, in Gedanken die Trommel seiner Magnum 45 prüfend. Zielstrebig folgte er der alten Dame, um sie an der sich automatisch öffnenden Tür des Eingangsbereiches zu treffen. “Können Sie die Männer beschreiben?“ fragte er, ohne seinen Ausweis zu zücken. Die Dame sah ihn ängstlich an. “Der hat ja gar keine Uniform“. Die Tränen in den Augen begannen zu versiegen, als die Mitarbeiterin erklärte: “Der darf keine Uniform tragen. Das ist ein Geheimagent“.

Der Rollator, Pflegehilfsmittel der Bewohnerin, änderte vorsichtig die Richtung. Inzwischen war man auf dem Pflaster des Eingangsbereiches angelangt. “Der Herr wird jetzt ihr Zimmer überprüfen“, versicherte die Mitarbeiterin. “Alle dort befindlichen Männer werden verhaftet und abgeführt.“ Jetzt war es der Blick der alten Dame, der sich in die blaugrauen Augen tastete, die immer noch hell blieben. Konnte sie diesem Geheimagenten wirklich trauen? Wärme umgab die 3 Personen, während sie die Eingangshalle des Altenheimes betraten. “Wo wohnen Sie denn?“ James Bond schien fest entschlossen, sein Leben zu riskieren. “Sie wohnt in der dritten Etage, Zimmer... was weiß ich“. Augenscheinlich hatte die Mitarbeiterin im Eifer des Gefechtes die Zimmernummer vergessen. Aber das war natürlich für unseren Helden kein Problem. Den Fahrstuhl betretend drehte er sich noch einmal zu der alten Dame, die auf einem der zahlreichen Stühle im Eingangsbereich Platz genommen hatte. “Ich werde die ganze Etage durchsuchen.“

Der Lift schloss sich und James Bond spürte einen leichten Ruck durch seinen Körper gehen. Es war das Gefühl, das ein anfahrender Lift in jedem erzeugt, der sich darin befindet. Und eben dieses Gefühl verwandelte ihn wieder in ManfredJG. Was nun? Eigentlich war er als EDV Betreuer gekommen, konnte also die Zeit als James Bond nicht zur EDV-Sache erklären. Während im dritten Stock die sich öffnenden Lifttüren einen gähnend leeren Flur preisgaben, entschloss er sich, den kompletten Vorgang nicht zu berechnen. Zeit musste jetzt vergehen. Er schaute links und rechts die Flure entlang. Niemand zu sehen. Warum auch. Die Zimmernummer war ihm unbekannt und so entschied er sich, Zeit aus den Stufen der Treppe zu saugen, die sicherlich bei seinem Hexenschuss reichlich vergehen würde, bis er wieder in der Eingangshalle ankam. Im 2. Stock wurde gerade Abendessen serviert. “Hallo zusammen“, humpelte seine Stimme den Küchenfeen zu, während sein Schritt fröhlich weitere Stufen nahm. Wirklich ein Heldenstück der besonderen Art, überlegte er sich, als seine Hand die Tür zur Eingangshalle öffnete.

“Alles klar“, seine Stimme klang fest und sicher, als er wieder vor dem Stuhl der alten Dame erschien. “Überprüfen Sie bitte, ob nichts gestohlen wurde.“ Ein letzter Blick in die blaugrauen Augen lächelte Geborgenheit in die Szenerie. Die alte Dame machte sich auf den Weg zurück, zurück in ihre Welt...

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.02.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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