Wenn man einem Gorilla in die Augen blickt,wird er nervös. Er atmet schneller, wird cholerisch und bricht den Sehenden in 2 Hälften.
. Man sollte sich also genau überlegen,wann und wo man solche Gucksessions abhält.
In der Welt der Menschen sieht es etwas anders aus. Oft mach ich mir in der S-Bahn einen Spaß und wirke dem Trend der sozialen Phobie etwas entgegen. Ich breche ungeschriebene Gesetze wie Jesus einst das Brot und fühl mich wohl
dabei. Ich setze mich neben fremde Menschen, sehe starr nach vorn,obwohl mir jemand gegenübersitzt und genieße, wie sie sich unwohl winden und ihre Blicke epileptisch durch den Raum wandern lassen. Ich gebe zu: Nervosität ist mein Nektar. Und heut ist mir fast einer abgegangen. Ich saß in einer Vierersitzgrupe, mir schräg gegenüber ein süße Studentin. Eigentlich wollt ich einen
spielfreien Tag einlegen,aber dann kam er. Er stieg eine Station nach mir ein und setzte sich genau mir gegenüber. Ich habe ihn gehasst, ich weiss nicht,wieso.
Er war einfach da und genauso einfach konnt ich ihn nicht leiden. Also tat ich genaugenommen nichts. Ich sah nur nach vorn, wie ich es zuvor schon getan hatte; meine Blicke prallten auf seine Stirn. Er für seinen Teil sah aber nicht weg, das enttäuschte mich etwas,stachelte aber auch meinen Ehrgeiz an, ich blieb standhaft.
Er war etwas älter als ich, sein Haaransatz hatte sich bereits etwas
zurückgezogen und seine Frisur erinnerte an Cäsar. Ich wollte Brutus sein und erdolchte ihn mit meinem Starren. Wir steuerten auf den Höhepunkt zu,das Pfeifen der Schienen trat in den Hintergund. Ich hörte ihn sagen:“ Kann ich etwas für dich tun?“ Ich antwortete locker:“ Nein, ich gucke nur.“, als stünde ich in einem Möbelgeschäft vor einem schmierigen Verkäufer. Mein Herz machte tausend
Sprünge, ich jubilierte innerlich.
Die S-Bahn fuhr in vollem Tempo,als er sich kurz darauf erhob und hinter mit verschwand. Ich konnte mir ein Lächeln des Triumphes kaum verkneifen, ich hatte ihn vernichtend geschlagen,den Primaten im Menschenkostüm.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 11.02.2004.
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