Robert Herbig

Freitag der dreizehnte... Eine Wolle-Story


Ich hab Angst!
Heute ist Freitag der Dreizehnte. Ja ja, Ihr werdet jetzt sagen, das sei ja alles Aberglaube.
Aber für mich ist dieser Tag ein absoluter Unglückstag, echt!
Es war an einem Freitag, den Dreizehnten, als meine Frau und ich heirateten. Alles wäre gut gegangen, hätte nicht Wolle hinter dem Altar den ganzen restlichen Messwein ausgesoffen.
Als der Pfarrer dann anfing mit seiner Predigt, wurde Wolle natürlich ausfallend. Mit Sätzen wie:
“Jesus war schwul, sonst hätte er keine langen Röcke und Sandalen getragen!“ und
“Freiheit für die Priester, weg mit dem Zölibat!“ fing er an und mit einem umgedichteten Antikriegssong von Joan Baez, der mit den Worten:
“Sagt mir, wo die Hostien sind!“ endete, hörte er auf.
Allerdings waren da schon seit zwanzig Minuten keine Gäste mehr in der Kirche.
Als nämlich Wolle zum Lied “Oh, dass ich tausend Zungen hätte...“ mit Tante Elfriede(das ist die mit den Krampfadern) unbedingt eine Polonaise beginnen wollte, flüchteten nach und nach alle nach draußen. Einige sollen danach weinend im Vorgarten gesehen worden sein.
Ich glaube, damals begann auch die Abneigung meiner Frau gegenüber Wolle.

Ein andermal, auch an einem Freitag den Dreizehnten, wollten meine Frau und ich gemeinsam einen Ausflug machen. Wir planten mit unserem Sohn einen Freizeitpark aufzusuchen und mal so einen richtig ruhigen Tag zu verbringen.
Wir hatten uns extra beide frei genommen, weil Freitags die Freizeitparks nicht so überfüllt sind wie Samstag oder Sonntag.
Beim losfahren, kam Wolle mit quietschenden Reifen um die Ecke, seine damalige Flamme, eine vollbusige Rothaarige im Auto.
Als der das Wort Freizeitpark hörte, war er natürlich Feuer und Flamme.
Als er “Boahhh Alter, da zeigt dir Wolle mal, wie man Achterbahn fährt!“ sagte, wurde mir schon leicht übel. Und als ich an die sechs Dosen Bier dachte, die Wolle schon intus hatte, als wir in die riesige Loopingachterbahn einstiegen, verstand ich meine Frau und Wolles Freundin, die vorsorglich nicht mitfahren wollten.
Seltsamerweise ging alles glatt. Wolle amüsierte sich köstlich, unser Sohn quietschte vor Vergnügen, nur ich hatte bei dem Ganzen mehr und mehr ein mulmiges Gefühl.
Wir fuhren dreimal, bis ich wirklich am Ende meiner Kräfte war und für weitere Fahrten Wolle auf einen späteren Zeitpunkt vertröstete.

Danach kam die Wildwasserfahrt, das Karussell, Autoscooter, ein Besuch bei den Delfinen, ein Mittagessen und ein paar Süßigkeiten.
Und natürlich acht weitere Dosen Bier bei Wolle.
Schließlich war Hochsommer und die Sonne brannte vom Himmel.
Und irgendwann standen wir wieder vor der Achterbahn.
Und da beim ersten mal nichts passiert war, fuhr ich eben ein zweites Mal mit Wolle und meinem Sohn mit.
Der Besitzer der Dönerbude, etwa zwanzig Meter weit von der Achterbahn entfernt sagte hinterher, noch nie habe es, trotz der Höhe jemand geschafft, aus der Achterbahn heraus in seine Bude zu kotzen.
Meine Frau und Wolles Freundin, die sich gerade einen Döner holen wollten, sagten seltsamerweise überhaupt nichts dazu, als sie vom Waschraum zurück kamen.

Ihr seht also, ich habe mit Freitagen, die auf einen Dreizehnten fallen, bisher nur schlechte Erfahrungen gemacht.
Wobei ich euch noch gar nicht erzählt habe warum ich, nein, warum wir, Wolle und ich, im Einkaufszentrum Hausverbot haben.
Aber das erzähl ich euch ein andermal.

Merkwürdig, wenn ich mir das Ganze so überlege, dann hatte eigentlich nie ich die Probleme mit solchen Tagen.
Eigentlich hatte immer Wolle diese Probleme.
Und ich war nur jedes Mal mit dabei.
Da fällt mir siedendheiß ein, Wolle will gleich vorbeikommen um mit mir zusammen den alten Mercedes eines Freundes abzuschleppen.
70 Kilometer auf der Autobahn?
An einem Freitag.?
An einem Dreizehnten?
Mit Wolles altem Fiesta?
Uiiii, jetzt klingelts an der Haustür.
Vielleicht sollte ich gar nicht aufmachen?
Wenn ich ganz leise bin, geht Wolle ja vielleicht wieder.....?

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Robert Herbig).
Der Beitrag wurde von Robert Herbig auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.02.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Robert Herbig als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Im Schatten des Olivenbaumes von Joana Angelides



Ein Olivenbaum zieht die Menschen in seinen Bann und bestimmt besonders das Leben einer leidenschaftlichen Frau.
Sie trifft eine überraschende Entscheidung.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (1)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Humor" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Robert Herbig

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Wieviele Schuhe braucht die Frau? von Robert Herbig (Satire)
Chinesischer Richter von Margit Kvarda (Humor)
Rosalie von Christiane Mielck-Retzdorff (Satire)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen