Alexander Kankel

MasterQuest

"Ich weiß nicht...", überlegte ich im Stillen, tief in meiner Seele. "Ich will, dass Maria mich liebt. Ich will, dass alle rache erfahren. Ich will sterben! Ich will leben! Ich will lieben. Ich will geliebt werden. Doch niemand ist da, der mich lieben würde... Aber niemand ist da, der für mich mine Sorgen auf sich nehmen kann. Ich bin der Verdammte. Ich bin der, der das Schicksal entscheidet. Ich hasse Entscheidungen! Entscheidungen sind lästig. Ich will, dass alles gut wird. Ich will, dass die Menschen sterben! Ich will Tod und Verderben über die Menschheit bringen und selber sterben und leben! Ich will alle retten, damit Maria mich liebt. Ich will, dass sie mich liebt! Ich weiß nicht, was ich will! Ich will sie! Ich habe sonst nichts mehr! Nichts mehr... Wird Jack sterben? Kann ich das verantworten? Der Traum... war das meine Prophzeihung? Kann ich mich denn noch dagegen entscheiden? Maria ist unerreichbar geworden für mich, seit sie mit dem Arsch zusammen zu sein scheint."

MasterQuest
- Der gute Weg -

Kapitel I


Ich war im Konflikt mit mir selbst.
"Wenn ich sie nicht haben kann... Aber vielleicht doch... Oder etwa nicht? Sie hat noch nichts gesagt... Vielleicht erlebe ich den Tag nicht mehr, an dem sie mir gesteht, dass sie mich vielleicht liebt. Und wenn doch dieser Arsch mit ihr... Nein! Das darf nicht sein! Ich brauche nur den Talisman zurückzuholen und schon bin ich der Held und sie wird mich anhimmeln. Ich werde dann..."
Ich wurde mitten in meinen Überlegungen unterbrochen: "Was ist nun?!", wollte der Mann wissen. "Ich überlege noch!", meinte ich genervt. "Du hast aber keine Zeit mehr zum Überlegen. Was willst du also tun? Willst du, dass die Welt zerstört wird und du auch oder willst du, dass die Welt zerstört wird und du der Herrscher wirst?" Jack sagte nichts mehr. Er wusste, dass alles von mir abhing. Er konnte nun nichts mehr entscheiden. Ich konnte es aber! Ich hatte mein Schicksal gesehen und ich wusste, dass er nicht log. Ich war der Herrscher, aber was sollte ich noch beherrschen? Tote? Darauf hatte ich keine Lust.
"Ich will nicht auf die Verliererseite!", meinte ich. "Also komm her, damit du der Gewinner bist.", grinste er böse, als hätte er etwas vor. "Nein. Ich bin schon auf der Gewinnerseite.", sprach ich, holte den Schwarzen Stein hervor und schaltete mein Gehirn ab. Meine Seele sollte handeln und sie handelte sehr stark!
Im nächsten Augenblick flog das Wesen vor uns gegen die nächste Wand und war bewusstlos. "So schwach scheint der Stein wohl doch nicht zu sein.", meinten wir, gingen zu ihm, banden ihn sorgfältig fest und rüttelten ihn wach.
"Wo ist das Versteck?!", brüllten wir den Typen fast gleichzeitig an. Verwirrt antwortete er. "Es ist hier! Genau hier unter euren Füßen!" Er zitterte um seine Existenz. Er hatte Angst. Ganz plötzlich hatte er unglaubliche Angst vor uns. Vor mir. In mir brannte das Feuer der Rache und ich wollte ihn umbringen! Er war nur eine Ausgeburt des Bösen. "Wo ist der Eingang!", schrie ich ihn an. Er zitterte noch heftiger und war kurz vor einem Nervenzusammenbruch. "Was ist mit dir?", fragte Jack etwas besorgt. "Siehst du nicht seine gewaltige Aura?! Sie wird mich vernichten!" "Da bist du wohl selber Schuld, weil du ihn auf den Weg des Verderbens locken wolltest."
"Sag es! Wo ist der Eingang!", schrie ich wieder, "Oder du wirst qualvoller als geplant sterben!" "Ich sage es niemals!", schwor er sich, "Niemals!" Er hatte sein Schicksal besiegelt. Ich war sein Schicksal. Eigentlich war es nicht so bestimmt, dass ich gegen ihn kämpfte. Ich hatte es in meinen Träumen gesehen. Ich dachte, sein Schicksal konnte man nicht verändern? Aber vielleicht doch. Oder war der Traum eine Warnung, um mich davon abzuhalten, einen schrecklichen Fehler zu machen? Vielleicht war es gar nicht vorherbestimmt, den bösen Weg zu gehen? Ich sollte den guten Weg von Anfang an beschreiten. Verloren war noch nichts. Solange ich den Stein hatte, konnte das Böse, das von Tobias Besitz ergriff, nicht seine Macht entfalten und das Leben vernichten. Ich brauchte nur den Talisman.
"Wo ist der Talisman!?", wollte ich nun wissen. "Das sage ich nicht!", beharte er auf seinem Schwur. "Dann musst du eben etwas Schmerz fühlen." Ich ließ wieder meine brennende Seele über meinen Körper regieren! "Sag es ihm!", gab Jack ihm als Rat, "Schnell!" Er tat nichts. Ich hob meine Hand nach vorne, ergriff seinen Hals und drückte, bis er blau anlief und seine Luftröhre beihnahe zerdrückt war. Er wollte schreien, konnte aber nicht, weil er keine Luft dazu hatte. "Ihr werdet an ihm verrecken!", keuchte er, mittlerweile war er dunkelrot angelaufen, und hörte auf, zu atmen.
"Na toll...", atmete Jack tief durch, "Jetzt ist er tot und kann gar nichts mehr sagen. Gut gemacht."
Ich kam aus meiner Extase zur Wirklichkeit zurück. Was hatte ich nur getan?! Einen Menschen ermordet! Erstickt! Durch meine Hand! Ich widerte mich an! Meine Seele war beschmutzt!
Ich hatte mich für diese Weg entschieden. Es war schon entschieden, als ich die Wahl zum Guten traf... als ich geboren wurde... Was sollte ich sonst tun, als ihn zu töten? Hätte ich es nun nicht getan, wäre er einige Minuten später durch meine Hand gestorben. Oder ich durch seine... Alles, was geschah, lief aus gutem Grund so ab, wie es bestimmt war.

"Er ist tot.", widerholte Jack, "Daran lässt sich nun nichts mehr ändern." Ich nickte deprimiert. "Aber wie meint er das mit dem Typen, an dem wir sterben sollen?", spracher seine Gedanken weiter aus, "Wer denkst du, kann das sein?" Jack ließ es kalt, dass ich soeben einen Menschen getötet hatte. Für ihn war er halt tot. "Vielleicht Tobias?" Ich versuchte vom Gedanken wegzukommen, dass ein Mensch von meiner Hand sein Leben einbußen musste. Wieso musste gerade ich ihn bestrafen?!

Lange noch saßen wir da und wussten nicht, was wir tun sollten. sehr viel Zeit zog an uns vorrüber, bis wieder jemand etwas sagte in diesem einsamen Raum, der mit dem Geruch des guten Todes getränkt war.
"Was sollen wir jetzt machen?", fragte ich tief aus meiner Seele heraus. "Sollen wir warten?" "Ich weiß es nicht.", antwortete Jack. "Wir sollten warten." "Ja", stimmte Jack zu, "wir sollten warten." "Ja, das sollten wir tun."

So begaben wir uns wieder heraus aus dem Labyinth und machten uns auf den Weg nach Hause. Alles schien umsonst. Alles umsonst... Alles unwichtig... Nichts war geschehen... Nichts hatten wir erreich. Nichts bekommen... Das Universum versteckte den Talisman, um uns zu strafen, dafür, dass wir nicht den Mut zum Leben hatten, obwohl wir es doch taten...


Kapitel II


In Naura war alles wieder normal. Die Polizei rückte wieder ab, weil die Monster plötzlich wieder verschwunden waren und somit die Bedrohung besiegt überstanden schien. Was genau los gewesen war, wusste keiner richtig. Nur Jack, ich und Tobias wussten das. Und dass Tobias unser Feind war, stellte ein riesiges Problem dar, weil wir ihn jeden Tag in der Schule sahen. Er schien dort normal - also krank wie immer - zu sein.
Wir standen vor dem Schulgebäude und atmeten die von Tag zu Tag kälter werdende Luft, die aus dem wundervollen, blauen Himmel zu uns herunterkam, um uns zu erfrischen. "Ich habe Angst.", sagte Jack nachdenkend, "Angst vor ihm." Ich sah kurz zu ihm, dann ieder zum Gebäude. "Ich auch.", sprach ich aus dem tiefsten meines Herzens meine Furcht aus, "Ich auch."

"Hast du gehört, was in Bolla wirklich passiert war?", sagte jemand, an dem ich zufällig mit Jack vorbei ging, zu seinem Freund, der ihm in seiner Ecke gegenüberstand. "Ja. Es soll ein Monster gewesen sein. Ein richtig brutales. Und es hat alle getötet. Wie geil!" "Und weißt du auch, dass einer überlebt hat?" "Nein.", zuckte der andere mit den Achseln, "Weißt du, wer?" "Ja.", meinte der andere großkotzig, "Du wirst es nicht glauben, aber es war Tobias." "Tobias?!", staunte der andere.

"So ein Stuss!", ärgerte ich mich darüber, dass Tobias so einen Müll verbreitete und das auch noch von anderen geglaubt wurde! "Der war doch gar nicht da!" "Weißt du das so genau?" Ich setzte mich hin, auf eine kalte, gefließte Treppenstufe. "Ich habe ihn nicht gesehen. Ich habe lediglich gehört, dass jemand, der so ähnlich aussehen soll ie ich, verantwortlich gemacht wurde - anfangs. Also war er auch da? Aber wieso?"

Das 'Wieso' spielte hier eine große Rolle. War er etwa verantwortlich? Sollte ich etwa durch des Schicksals Hand den mächtigen Talisman verlieren? Alles geplant? Eine Verschörung? Alle gegen mich? Nur Jack nicht? Ein Freund? - Ein Freund....
Einer... Der einzige... Allein... Völlig verlassen... Einsamkeit... Schicksal... Einsame Qual... Alles weg... Alle verschwunden... Psychisch schwach... Macht... seelisch schwach... Psycho... traurig... Glück...arm... keine Liebe... keine Macht... Psychisch zerstört... Völlig vergessen...und allein...Ich...

Aber ich entschied mich ja dafür. Deshalb versuchte ich, nicht so rumzumaulen und hielt es aus. Es ar mein verdammtes Schicksal! Meins! Nicht Jack seins! Nicht das vom Arschloch! Nicht das von Maria! Meins! Nicht Joes! Nicht das Schicksal, eines normlen Menschen! Meins! Und von keinem ließ ich mir das nehmen! Es war das Einzige, was ich hatte - mein Schicksal! Meins...

Während des Unterrichts behielt das Arschloch mich immer im Auge - eine Last. Ich spürte seinen Blick, wie sehr er an meiner Hautoberfläche klebte und sich anfühlte, als ob er mir das Leben aussaugte! Ein Schmarotzer!
"Lass das!", rief ich ihm schließlich zu, nachdem er meine Nerven damit zu sehr strapazierte. Er wollte einen Kampf. Gegen mich, vor allen und hier. Ich wollte ihn auch und doch hatte ich keine richtige Chance. Er wusste das. Aber ich wollte es auch! Vor allen! damit es endlich alle sehen würden! Damit ich aus der Masse der Verlierer heraustreten könnte. Heraus zu den Gewinnern unter den Verlierern. "Was ist denn in dich gefahren!", rief der Chemielehrer, "Wir schreiben hier eine Kurzkontrolle! Noch einmal und du brauchst gar nicht erst weiterzuschreiben!" Er konnte sehr gut drohen. Aber noch besser konnte er seine Sechsen verteilen. Ich hatte mir scho zwei von ihm eingehandelt, weil ich unendschuldigt fehlte in den letzten Tagen und vor allem, als ich vor einem halben Jahr so lange bei Krim war.
Langsam hatte ich genug von seinem Scheiß! "Halt doch die Fresse!", flüsterte ich leise, sodass er es nicht richtig verstehen konnte. "Was sagst du?", fragte er, als habe er es nicht verstanden. Aber er konnte sich zusammenreimen, was ich in mich hineinfraß. "Wiederhole es bitte nochmal laut, denn es haben nicht alle verstanden." Ich war nicht nur gereizt! Ich war sauer! Zu lange hackten alle auf mir rum! Zu oft wurde ich unterdrückt! Zu lange beobachtete Tobias mich! Und zu dumm war dieser Lehrer - wie die anderen auch. Er dachte, er hätte Macht. Aber was ist denn Macht, wenn sie nicht die Wirkung erzielte? Schwächlich. Und das ist ein Mensch, der glaubt, Macht zu haben? Wer glaubt, mächtig zu sein, ist seelisch schwach! Ich glaubte, über den anderen zu stehen. Tat ich es denn nicht? Ich wusste, dass es nur so sein konnte! Immerhin war die Invasion der Monster vorrüber, als ich den Typen in Trien tötete. War ich nicht möchtig, weil ich die Invasion verhinderte? War ich nicht auserwählt? Hatte ich nicht das schlechtere Schicksal erwischt? Ja! Und all das machte mich zur Macht! Ich glaubte daran!
Herr Shnomanski - der Chemielehrer - versuchte gerade von seiner schwächlichen Macht Gebrauch zu machen. "Wiederhole es!" Ich tat nichts. Noch herrschte der Wille, die Ruhe zu bewahren. Aber lange hielte das Schild, das die Agressionen und Psychischen Attacken der Lehrer abwehrte, nicht mehr stand. Es war angeschlagen, ja sogar kurz davor, zu reißen und dann würde ich all die Agressionen zehnfach reflektieren! Er kam auf mich zu, blieb unmittelbar vor mir stehen. "Sag es mir, ganz leise, damit ich es verstehen kann.", meinte er nun heuchlerisch. Ich hasste diesen Mann zu sehr! Mein Misstrauen allem gegenüber brahcte mich dazu, alles zu analysieren, wie auch in diesem Moment. Er stand vor mir, versuchte etwas kumpelhaft zu sein, was er mit seiner Alkoholfahne aber nicht schaffte. Das war mein Trumpf! Er roch nach Alkohol! Dann müsste ja eine Flasche in einer Ecke stehen oder in seienr Tasche. "Sie riechen nach Alkohol.", meinte ich locker, obwohl ich es am liebsten geschrien hätte. "Wie bitte? Das hatest du aber nicht gesagt.", schockte ich ihn kurz. Doch er hatte Psychologie an der Universität, wenn er denn studiert hatte. Er blickte durch die Bankreihen, prüfte, ob das irgendwer ernst genommen hatte. Sein Blick sagte: OK, alles in Ordnung. "Dafür wirst du zahlen.", meinte er. "Sie sind ein...!", sprach ich leise zu ihm. Ich konnte mich grade noch beherrschen, aber das Schild hielte nicht mehr lange. Nur noch wenige Attacken würde es abwehren können, wenn überhaupt. Ich hatt die Macht. Ich hatte die Schäche, sie einzusetzen, weil ich am Ende war und vom Hass zerfressen. Ich sah den großen Riss in meiner Seele, der immer größer wurde und sie fast zerfetzte!
"Er sagte mir soeben, ich wäre ein beschissenes Arschloch!", log er. Er wusste, ich konnte nur verlieren. Er konnte alles behaupten, die anderen würden ihm glauben, weil sie selbst es nicht mitbekamen. Er hatte, was er wollte! Aber das war sein Untergang! "Das werden Sie bereuen.", füsterte ich wutentbrannt. Ich war kurz davor, den Stein einzusetzen. Aber hier wäre auch meine Seele selbst so stark gewesen. Sie war von tiefstem Herzen zerfressen mit Hass in diesem Moment, da hätte ich ihm glat den Arsch aufgerissen! "Du drohst mir?", sagte er laut, sodass alle es hören konnten." Das schürte nur das Feuer, das das Schwert formte, mit dem ich schließlich alle töten wollte, die mir je etwas engetan hatten. Die fxierenden Blicke der anderen wurde abgestoßen durch mein Schutzschild. Es wurde immer mehr geschwächt.

Die Pause war sehr erholsam. Ich konnte mich auf andere Dinge konzentrieren. Zum Beispiel auf Maria, die mit dem Arschloch, der mich nun soweit getrieben hatte, redete. Ihre zwei Freundinnnen waren auch dabei und krochen ihm in seinen Arsch. Mir schien es, als fiele ein Sonnenstrahl auf ihn und der Rest um ihn herum war dunkel. So auch bei mir - Dunkelheit in meiner Seele. Aber ich wollte sie loswerden! Ich hatte mich dagegen entschieden und musste dagegen ankämpfen.
Jack war nicht mehr da. Er hatte sich nach seiner letzten Stunde aus dem Staub gemacht... Allein... Meine Gedanken waren nun so sehr fixiert auf Tobias, dass ich dauerhaft zu ihm starrte. Alle verschwunden...
Nach einer Weile drehte er sich zu mir um, sah mir tief in mein Inneres, verweilte so einen Moment und wendete sich wieder der schönen Maria zu. Ich wünschte mir in diesem Moment - mehr als alles andere - ich könnte hören, was er zu ihr sagte... Schicksal...

Wieder blickte er zu mir, dann zu ihr, sagte etwas. So laut, dass es bis zu meinen Ohren drang. Aber mir kam es gar nicht so laut vor! Zudem sah es aus, als flüsterte er ihr etwas ins Ohr. Schreiend? Psycho...

"Soll ich ihm eine verpassen?"
"Ich weiß nicht so recht. Der sieht schon fertig genug aus. Du hast ihm in Chemie schon zugesetzt."
"Nimmst du ihn in Schutz?"
"Nein."
"Ich will sehen, was er drauf hat. Du weißt doch, dass er psychisch fertig ist."
"Ja. Musst du es denn noch höher treiben?"
"Ja. Er braucht eine Grenze, an die er sich halten muss."
"Er hat doch schon eine Position hier - ganz unten."
"Er hat die Grenze damals überschritten, indem er sich neue Freunde gesucht hat."
"Willst du, dass er eines Tags noch jemanden umbringt?"
"Der wird mich nicht töten können."
"Was macht dich da so sicher?"
"Weil er zu schwach ist."
"Der Schein kann trügen."
"Was meinst du?"
"Er hat damals dieses Vieh, das meinen Bruder - ich hoffe, es geht ihm gut - hinrichtete, getötet."
"Und daran hältst du fest?"
"Ja. Er hat ihn gerächt."
"Du magst ihn?"
Stille.
"Du magst ihn?"
Keine Antwort.
"Du magst ihn wirklich."
"Nein. Ich bin ihm dafür nur dankbar."
"Dankbar also..."
"Ja, nur dankbar, nicht mehr. Was denkst du denn? Ich will nichts von ihm."
"Er ist ja auch ein Loser. Er hat es damals nicht geschafft, sich zu beweisen."
"Er fiel halt in den See!"
"Was ist denn jetzt mit dir los?"
"Was soll sein? Ich mag es nicht, wie du andere fertig machst."
"Gestern Nacht warst du noch anders drauf..."
Stille.
"Pass auf, dass du nicht eine zu große Schwäche für ihn entwickelst."
"Ich habe keine Schwäche für ihn."
"Doch. Und du weißt auch, das das stimmt. Ich habe ihn bisher verschont, weil du es so wolltest. Aber heute ist schluss. Ich kann nicht immer nur auf dich hören. Ich will auch meinen Spaß."
"Du willst nicht Spaß, du willst ihn unterwerfen, nicht wahr?"
"Kann sein. Aber wenn du wüsstest, was ich über inh weiß, wärst du auch so wie ich, wenn du mich lieben würdest."
"Was heißt 'lieben würdest'? Tue ich es nicht?"
"Ich weiß nicht. Du hinderst mich, diese Bombe zu entschärfen."
"Nur weil ich nicht will, dass du ihm wehtust, heißt das nicht, dass ich dich nicht liebe."
"Dann kann ich ihn ja ruhigstellen. Er ist eine Gefahr für uns. Leider darf ich dir nichts drüber erzählen. Sonst siehst du mich nie wieder. Und bitte mich auch nicht noch einmal darum."
"Ich tue es schon nicht."
"Dann ist's gut. Ich werde ihn jetzt jedenfalls eine verpassen. Für dich."
"Bitte mache es für dich. Nicht für mich."

Er drehte sich wieder um und sah zu mir. Er sah meinen geschockten Blick! Ich hatte alles mitgehört! Nur ich. Einsame Qual...
Sofort kam er auf mich zu, in Richtung meiner Ecke, in der ich stand, sehr schnell mit großen, schweren Schritten. Ich hatte alles mitgehört... Noch immer war ich erschrocken! Ich sah ihn weiter an. Sie hatte mit ihm geschlafen! Sie liebte ihn? Sie liebte ihn... Sie mochte mich? Sie mochte mich nicht. Einer von uns beiden würde jetzt einsame Qualen erleiden. Ich oder er... völlig verlassen... auf mich allein gestellt.
"Hey!", rief er, "Darauf hast du doch sicher schon lange gewartet!" "Na sicher.", dachte ich. Er blieb vor mir stehen, ich atmete tief durch, sah ihn an, sagte ihm, er könne sich seine Scheiße sonstwo hin schieben! "Selbst Schuld! Du wolltest diesen Weg gehen, also musst du dmit leben." Er hob seine Hand. "Du hast sie nicht mehr unter Kontrolle.", sagte ich locker, obwohl ich noch verblüfft von dem, was er mit ihr redete, war. "Du hast alles gehört?", staunte er. Dann legte er richtig los!
Er schlug leicht gegen meinen Bauch, wobei sich das schon sehr schmerzhft anfühlt. Sine Hand wollte in meinen Körper eindringen und meine Innereien rausreißen. Es schien mir, als wäre er wieder besessen. "Den nächsten Schlag kontne ich gerade so abwehren. Doch mein Glück verließ mich. Ich bekam wieder und wieder schwere, harte Schläge ins Gesicht, ging zu Boden, blieb liegen und ließ meine Nase und Lippen bluten. Einzelne Tropfen waren vorher auf den Boden geschlagen. Nun lag ich in ihnen. "Noch mehr?", fragte er. Ich nickte.
Maria sah alles mit an. Ich stand konnte doch nicht so vor ihr daliegen! Wie peinlich! Aber ich wollte lieber verenden, als noch mehr zuzusehen, wie ihre Blicke meine Seele durchbohrten.
Tobias trat nun gegen meinen Magen! Er musste Messer an den Fußspitzen gehabt haben, so sehr wie das stach und in meinem Inneren brannte.
Ich erinnerte mich an die letzte Chemiestunde und suchte nach den Agressionen von eben. Nichts zu finden! Ich war tot. Meine Seele war verlassen von der Macht - doch bloß schwach.
"Hast du genug?", fragte er erneut. Ich nickte wieder. Vielleicht war es noch nicht an der Zeit, sich zu rächen für all die Schmerzen, die er mir zufügte. Ich durfte ihn jetzt noch nicht peinlich dastehen lasse vor der ganzen Schule. Das Böse war vielleicht besiegt - bis auf ihn. Jedoch musste ich es irgendwann einmal tun. Die Zeit würde kommen und mit ihr auch der Schmerz und mit ihm auch die Wut und mit ihr auch die Kraft und mit ihr käme dann die Rache für mein Leben!

Er verließ mich. Es war ein Wunder, dass er aufhörte, dass er mich fragte, ob ich weitergeschlagen werden wollte.
Die Stimmen kamen wieder, als er bei ihr war und zu ihr flüsterte. Allein...

"Du wolltest ihn doch 'entschärfen'"
"Ich habe mich umenstschieden."
"Wieso? Du hast dich doch noch nie umentschieden."
"Er muss noch etas leiden."
"Sadist."
"Was hast du gesagt?"
Stille. "Nichts."
"Er wird bald merken, dass er lieber hätte sterben sollen. Ich habe es ihm angeboten. Er wollte nicht."
Sie sagte nichts.
"Und dann wird er keine Gefahr mehr sein."
"Wofü... Tut mir leid."
"Frag nicht."
"Mach ich nicht."

Noch ein paar Minuten lag ich dort auf dem Boden in meiner einsamen Ecke und blutete vor mich hin. Die Pause war zuende, ich lag da, alle gingen auf mich erabblickend an mir vorrüber und lachten mich innerlich aus. Tobias ging gleich zu Beginn ins Gefängnis der Jugend, vorbei an mir und spuckte mich dabei noch auf den Kopf. Alle waren weg, alle lachten nun wiedermal über mich. Ich war niedergeschlagen. Wieso konnte ich mich nicht wehren? Kein Mut? Keine Kraft? Keine Lust? Zu dumm? Oder wollte ich nicht, dass alle nochmal sähen, was ich für ein Geheimnis hatte? Oder wollte ich vor Maria einfach nicht als Schläger dastehen, wo ich wusste, dass sie eine kleine Neigung für mich empfand?
Ich sah nach vorn, sah nach rechts, links und wieder nach vorn. Ein Zettel lag dort. Direkt vor meinen Augen. Sicher hatte ihn jemand verloren. Sicher war es nur Müll. Sicher. Aber trotzdem interessierte es mich, was denn wohl darauf geschrieben stand. Vielleicht nichts oder aber auch eine Arbeit. Aber lebensändernd würde es sowieso nicht sein. Also rappelte ich mich hoch, schwächlich auf den Beinen schwankend hob ich ihn auf, faltete den gut gefalteten Zettel auseinander und sah ihn mir an:
"Heute 17:30 Uhr; hier. Komm nicht zu spät..."
Ich schmiss ihn wieder weg! Ich hatte mir doch zu große Hoffnungen gemacht.


Kapitel III


Der Schulbus war soeben abgefahren. Ich wollte wissen, was an diesem Tag um 17:30 Uhr in meiner Ecke sein würde. Ich warete dort und fragte mich, wer kommen würde. Eine Falle? Tobias, der mit mir endgültig abrechnen wollte? Ich ließ mich überraschen.
Während ich dort saß und abwartete, dachte ich wieder an die Chemiestunde. Die Wut war vergessen für den Moment, doch der Hass blieb im tiefsten Inneren bestehen. Konnte wirklich Herr Shnomanski etwas dafür? Er war doch nur eine Puppe, geformt aus der Gefahr der Gesellschaft, die eine Zeit hervor brachte, die mehr Tod und Verderben über die Gesellschaft ziehen ließ, als je zuvor! Er spiegelt das Produkt dieser Hölle wieder, die mein Untergang heraufbeschworen hatte, eingeleitet durch Worte. Jack könnte viel mehr Freunde haben, seit das Arschloch das erste Mal geschlagen wurde. Aber er wählte mich und damit auch mein Schicksal. Dann müsste also auch er untergehen, mit mir gemeinsam. Also würde dann jeder, der Beziehungen zu mir hatte, sterben?

Die Tür öffnete sich, jemand kam raus. "Du bist also wirklich gekommen...", sagte sie, "Ich dachte schon, du kommst nicht." Ich betrachtete sie;von unten nach oben, als würde sie gar nicht dastehen und mit mir reden. "Du warst es also, die den Zettel fallen ließ?", wunderte ich mich über Maria. "Ja. Aber ich bin nicht hier, um lange um den heißen Brei zu reden." Ich nickte. Schließlich hatte ich wegen ihr den Bus sausen lassen. wie ich nach Hause käme, wusste ich selbst noch nicht. "Ich will wissen, was d zwischen euch beiden läuft." "Wie meinst du das?", fragte ich zurück und zuckte mit den Achseln. "Du weißt genau wovon ich rede: Er wollte dich heute eigentlich töten, meinte er." "Ich weiß. War ja nicht zu überhören." "Wieso das? Wir haben geflüstert!" "Ist eine lange Geschichte..." "Dann fang an. Ich habe viel Zeit." Ich schüttelte den Kopf. "Das geht nicht. Du würdest mich für verrückt halten." "Aber ich bin hierher gekommen, um gerade das herauszufinden, was er mir nicht verraten will. Etwas, das so geheim ist, dass nur er es weiß." "Dann versprich mir bitte, dass du es für dich behältst." Sie nickte, nahm meine Hand in ihre unschuldig befleckten Hände und nahm mich mit zu einer Bank, auf der wir beide nebeneinander Platz nahmen.
Die Sonne ging jetzt unter und tauchte den ganzen Hof in tief dunkles, warmes Rot, das an den Weltuntergang erinnerte. Der warme Wind streichelte uns übers Gesicht.
"Es ist alles wirklich sehr kompliziert.", begann ich, "Ich weiß nicht, ob du alles glauben wirst. Ich weiß nicht, ob du mir überhaupt glauben wirst. Ich weiß ja noch nicht mal, ob du mehr auf seiner Seite stehst oder ob du nichts damit zu tun hast, weil er dich da raus hält. Ich weiß es echt nicht." Sie hörte interessiert zu. Ihr Gesichtsausdruck sagte: Ich werde es danach entscheiden. "Erzähl weiter.", bat sie mich, endlich fortzufahren.
"Tobias ist womöglich besessen vom Bösen. Und damit meine ich das nicht, als Metapher, sondern wortwörtlich. Seit kurzer Zeit versucht er mich im Auftrag des Bösen zu töten, weil ich der Schlüssel zu seinem Untergang sein könnte. Du glaubst nicht, was für Macht wir beide - er und ich - haben. Ja, das denke ich: Du glaubst es nicht. Ich war in letzter Zeit nicht hier, weil Jack und ich auf der Spur des Bösen waren. Und anscheinend konnten wir es ausschalten."
Sie war skeptisch. Sie stand auf, stellte sich vor mich, nahm meine Hand und sagte etwas zu mir, das ich nie wieder vergessen konnte. "Ich glaube dir."
"Das kannst du einfach so sagen?" "Ja, du hast damals meinen Bruder gerächt. Und zwar auf eine sehr eindrucksvolle Weise, die ich mir bis jetzt nicht erklären konnte. Aber jetzt passt es zusammen. Ich hatte sogar kruze Zeit Angst vor die. Dann, als du dich vor mir und meinen Freundinnen blammiert hast, habe ich über dich gelacht. Aber als er plötzlich davon sprach, dich aus dem Weg zu schaffen, weil du eine Gefahr für "sie" darstellen sollst, wurde ich sehr skeptisch und wollte wissen, wer "sie" sind. Und nun weiß ich es. Und ich habe mich entschieden."
"Ist das wahr?", fragte Tobias, der uns die ganze Zeit belauscht hatte und nun aus seinem Versteck kam. "Wofür hast du dich denn entschieden?" Wir waren beide negativ überrascht, ihn zu sehen. Aber irgendwie musste er mir mein Leben ja versauen! "Ich weiß jetzt genau, dass ich dich nicht liebe! Ja! Ich hasse dich sogar!" "Ist es das, was du heute noch als Liebe bezeichnetest?! Hass?! Jämmerlich!" "Ich war mir nicht klar darüber, was ich für dich empfinde. Und ich habe falsch gewählt! Und nun: Lass mich allein!" "Ich will eigentlich gar nicht zu dir. Ich suche den Toten dort." Meinte er mich?! Ich sprang auf und drehte mich in seine Richtung. "Meinst du etwa mich?! Ich bin aber noch nicht tot!" "Sicher?" "Ja! Aber ich sollte endlich meine Entscheidung von heute Mittag ändern. Ich wollte dich nicht töte, weil ich sonst nicht besser als du gewesen wäre. Aber ich glaube, du wirst mich nie in Ruhe lassen, wenn ich nicht das absolute Urteil über dich verhänge!"
Tobias stellte sich nun genau zwischen Maria und mich. "Dann entscheide dich!" "Wieso?! Ich habe mich bereits entschieden, als ich weiterleben wollte!" Er drehte sich, packte Maria und drehte sich erneut zu mir. Er hatte mich nun da, wo er mich haben wollte. War es doch die falsche Entscheidung? Menschen treffen Entscheidungen, um ihren Lebensweg scheinbar bestimmen zu können. Doch viele davon sind - wie Tobias - falsch.
"Du kannst nun wählen: Nimmst du sie, stirbst du. Entscheidest du dich dafür, dass ich dich nicht töte, stirbt sie. Los!" Was hatte ich da noch zu entscheiden. Ich hatte bereits gewählt, als ich mich für sie interessierte! Also sagte ich das, was schon immer feststand: "Töte mich." Dass sie danach sicher auch sterben würde, war klar. Und dass man ihn nie kriegen würde, war auch klar: Das Böse gewinnt nämlich immer.
Er ließ sie los, warf sie weg, in eine Ecke und sprang auf mich! "wenn du dich wehrst, ird es nu noch schmerzhafter und langsamer passieren! Es ist so bestimmt! Also nimm dein Schicksal hin!" Sagte er es mir nicht schon einmal?! Sollte das der Moment sein, in dem das eintreffen sollte? War er das? Ich kannte also den vom Schicksal vorgesehenen Weg! Ich wusste es. Also konnte ich denn nichts dagegen tun?
Er drückte mir die Luft ab mit seinen beiden Daumen, wobei der Rest der Hände um meinen Hals gekettet waren! "Stirb endlich!" Ich keuchte schwer und verdrehte schon meine Augen... Ich atmete schon fast nicht mehr... Ich war zu schwach...keine Macht...einsame Qual...
"Hör auf!", schrie Maria, "Lass ihn endlich! Lass alle endlich in Ruhe! Wenn du so gerne tötest, dann töte dich selbst!" Er veränderte seine Position nicht. Es war, als hätte er es nicht einmal mitbekommen. Völlig krank! Er war durchgedreht! Besessen vom Tod, vom Bösen, von der Macht!! Er drückte weiter! Nahm mir die Luft, die ich zum überleben brauchte, entzog mir mehr und mehr das Leben, das ich nie hatte und schien immer besessener zu werden.
Maria geriet in Panik und schrie nun lauter als vorher. "Nein!" Sie konnte nicht mehr mit ansehen, wie ich qualvoll zu Grunde gehen sollte. In dem Moment als ich sah, wie sehr es ihr schmerzte, dass er mir wehtat, begriff ich endlich... Ich fasste mir für kurze Zeit neuen Mut, packte ihn in seine Weichteile und drückte, so fest ich noch konnte! Sofort ließ er los, sackte zusammen und schrie unendlich laut vor brennendem Schmerz! Ich rappelte mich hoch, kam wieder zu mir und sah ihm zu, wie er sich wandt.
"Ich hasse dich! Du hast mein Leben zur Hölle gemacht!", brüllte ich ihn von oben herab an. Die feurige Wut aus meinem Herzen war nun duch das Schild gebrochen und freigesetzt! Ich fasste an den Schwarzen Stein, den ich noch um den Hals trug, geriet noch mehr in Rage und brüllte weiter. "Du hast mir alles genommen, was ich je wollte! Du hast sie mir einfach so genommen, bevor ich Gelegenheit hatte, an sie ranzukommen! Hast du eine Ahnung, wie sehr das schmerzt?! Ich hasse dich dafür! du hast sie als dein Spielug missbraucht! So, wie du es mit jedem gemacht hast, bis du jetzt selbst zum Spielzeug wurdest!" Maria war erschrocken darüber, was ich sagte und dass sie darin vorkam. Sie wusste, dass jetzt die Zeit reif war, etwas Schreckliches geschehen zu lassen. Sie blieb still und begann innerlich zu trauern.
"Du wirst nun zahlen, wie ich es schon heute in der Chemiestunde schwor! Endlich!" Ich hob den Stein, riss ihn dabei von meinem Hals. "Tu' es bitte nicht...", hauchte mir Maria ganz leise und verzeifelt ins Herz. Doch es war verschlossen für einen Moment, in dem ich jegliche Last gegen ihn schleudern konnte! "Bitte nicht..."
Ich urde ohnmächtig, blieb ber stehen, wusste nicht mehr, was ich tat. Meine zerrissene Seele übernahm nun wieder das Handeln, die Folgen konnte ich nicht mehr absehen. Hass regierte, Hass war nun das Ich. Und Hass verlieh mir nun unglaubliche Macht, die mich regierte!

Ich kam wieder zu mir, sah was ich getan hatte...Er war tot. Ich ging erschöpft in die Knie, vor ihm. Ich ließ den Kopf gesenkt. Dunkle Wolken lagen über uns, kalter Wind schlug gegen uns. "Was habe ich nur getan...?!" Ich war tatsächlich nur schwach in meiner Seele. Ich nutze die Macht aus, um meine privaten Geschäfte zu erledigen. Soweit hätte es gar nicht kommen müssen. Der Schwache verzweifelt sehr schnell. Und das war eine Verzweiflungstat, die durch mein Leben entstand. Keine Mutter, kein Vater, keine Freunde(Jack ausgenommen), keine Freundin, keine Liebe, keine Wärme, keine Geborgenheit, kein Leben...
Ich brodelte! Hass... Feuer... Wut... Macht... Energie... Hass! Wütender als vorher, aber auf mich selbst, holte ich weiter aus, sammelte in meinem rechten Arm all meine Ernergie und warf den Stein so weit, wie ich konnte, weg! Ins Ungewisse! Weit weg von mir! Ich war eine Gefahr! Ich wollte nicht mehr für die Menschen verantwortlich sein! Ich wollte nicht mehr!

"Lass uns gehen, bevor die Polizei kommt.", schlug Maria vor. Sie hatte große Angst vor allem, was passiert war. Sie fürchtete mich nicht, sie fürchtete das Böse, das nun aus Tobias ausgebrochen war und durch die Luft schwebte, auf der Suche nach neuen Opfern, die schwach genug waren, sich nicht schützen zu können.


Kapitel IV


Jack und ich saßen in der Ruine, wir blieben still. Die Luft war kalt und stickig. Er wusste nicht, was geschehen war. Aber seit einer Woche ging das Gerücht in der Schule herum, ich wäre für den Tod von Tobias verantwortlich gewesen. Er hatte mich nie darauf angesprochen, weil er wartete, dass ich es ihm selbst erzählen würde. Er war der festen Meinung, ich hätte ihm nie etwas getan. Aber dachte er dabei nicht an meine Seele? Aber OK. Ich tat ihm ja auch nichts. Es war meine Seele und das Böse, das darin wohnte. Es war mein Schicksal und nicht ich. "Wa ist denn mit dir los in letzter Zeit?", fragte ich schließlich, "Du hast dich von mir entfernt." Er sagte nichts. "Ist es, weil ich Tobias getötet habe?" "Also warst du es wirklich?!", schockte ich ihn mit meinem Geständis, "Ich hätte sowas nie von dir gedacht. Von ihm: ja. Aber von dir?...niemals. Und jetzt muss ich hören, dass du auch nur ein Mörder bist. Ich dachte, du wärst wie ich. Aber ich habe mich wohl doch geirrt. Dann stimmt der Rest von dem, was man sich so erzählt, also auch." "Was erzählt man sich so?!", wurde ich stutzig. "Du hast ihm aufgelauert und ihn brutal niedergeschlagen! Du hast ihn völlig auseinandergenommen! Er war gar nicht mehr zu erkennen! Du bist ein Monster!" Jack stand auf, drehte sich weg, verschwand ohne ein weiteres Wort aus dem Keller. Ich war wieder allein... Einsamkeit...

Allein lag ich nun auf meinem Bett, wünschte mir wieder den Tod. Einsamkeit schmerzte in meinem Herzen am meisten. Und gerade das tat er mir nun an. Er wollte mir nicht einmal zuhören. Wieso glaubt er plötzlich anderen und nicht mir?! Innerhalb eines halben Tages, die Nacht vom Todestag Tobias', veränderte er sich so stark, dass ich ihn kaum wiedererkannte.
Tod! Wo war er, der ersehnte Erlöser des quälenden Lebens! Das Schicksal hatte doch nichts wichtiges Mehr mit mir vor! Ich wollte, dass es endete und nun wollte ich, dass ich endete. Er hätte mir den Wunsch erfüllen können! Doch jetzt ist er tot! Gestorben durch meine eigene Hand! Nicht nur, dass ich verhasster war denje, Maria sah mich nie wieder an! Auch sie wollte wohl nun nichts mehr mit mir zu tun haben.
Depressiv versank ich in meiner Wirklichkeit, seit langer Zeit. Ich setzte meine Köpfhörer auf, drehte den Lautstärkeregler auf Maximum und ließ mich berieseln von depressiven Liedern, die meinen Schmerz reprässentierten. Eine dunkle, traurige Welt, die mir die Wärme zu spenden vermochte, die mir mehr als alles andere fehlte, die mir meine Wünsche und Sehnsüchte erfüllte. Eine Welt ohne Zeit, in der ich den Raum schuf und mein Schicksal formte. Keine Bestimmung, keine Qual, kein Hass, keine Trauer, keine Menschen. Die Vernichtung der Menschheit durch mich...
Ich wurde aus dem Schlaf gerissen, hörte nichts mehr aus dem CD-Player, weil die CD einmal durchgelaufen war, hörte Rumpeln. Zuerst schreckte ich auf, weil ich mich eben noch im Einklang mit meinem Universum befand und nun feststellen musste, dass mich ein kratzendes Geräusch vom Fenster aus dieser Welt riss. Ich reagierte gelassen und ignorierte es erstmal. Ich war ja gerade erst aufgewacht und noch zu müde und faul, aufzustehen. Deshalb schloss ich meine Augen wieder und versuchte, weiterzuschlafen. Wieder schreckte ich auf! "Hör auf!", murmelte ich, als hätte ich gewusst, dass ich es beeinflussen kann, weil es ja meine Welt war - das Kratzen hörte auf und es war wieder still, wie in meinem Traum. Das Kratzen war nun also weg. Doch kaum hatte ich meine müden Augenlieder über meine erschöpften Augen gelegt, drang wieder ein lautes Geräusch an meine Ohren. Diesmal war es aber ein Klopfen, das wieder vom Fenster her schallte. "Was ist denn das!", brummte ich wütend und stand genervt, dass ich keine Ruhe fand, auf, um nachzusehen.
Draußen, hinter dem Fenster, war es finsterste Nacht. Irgendwann musste es angefangen haben, zu regnen, denn das nasse Wetter schlug mir genau vor mein Zimmerfenster und verschlechterte mir die Sicht extrem. Ich legte mein Gesicht ganz dicht ans Fenster, um besser sehen zu können.
Ein Blitz leuchtete die ganze Straße aus! Donner schlug gegen meine Ohren! Ein weiterer Blitzschlag! Ein Kopf erschien vor meinem Fenster! Auf der anderen Seite! Ich fiel fast um vor Angst! Wieder klopfte jemanden am Fenster. Anscheinend hatte der Kopf doch noch einen Körper und wollte rein! Ich hatte Angst! Sehr große Angst. Sie stieg durch meine Knochen, durch's Mark, und schoss über den Rücken bis zu den Beinen, die bei jedem Gedanken daran weicher und weicher wurden!
Wieder war es lautlos. Kein Klopfen, keine Blitze mit Donner, nichts. Ich kam allmählich wieder zu mir, überdachte die Situation, stellte mich vor das Fenster und beobachtete es. Lange konnte ich nichts erkennen, bis schließlich das Klopfen, unüberhörbar, wieder begann, durch meinen Kopf zu kriechen und sich dort in kleine gruslige Köpfe verwandelten, die mir die Panik durch die Knochen trieben. "Ruhig bleiben.", sprach ich zu mir, "Du hast schon schlimmeres durchgemacht. Also mach jetzt das Fenster auf und sieh dir an, was da auf dich wartet. Schlimmer als Tod kann es nicht sein. Und Tod ist etwas Gutes."
Beruhigter als zuvor griff ich nach dem Fenster, zog es nach innen auf und sah, dass jemand draußen stand! Nicht nur ein Kopf! Nein, es war ein ganzer Mensch. Und zwar war es Maria. Sie hatte sich mit einer Leiter aus dem alten Schuppen bis zu meinem Fenster hochgekämpft und bat mich nun, sie doch reinzulassen. Ich machte ihr Platz und sah sie verwundert darüber, dass sie um diese Uhrzeit (03:07 Uhr) noch bei mir zu Hause vorbeikam, wegen mir.
"Was willst du hier?" "Ich muss mit dir reden." "Was ist los?" "Keiner glaubt nun mehr, dass du ein Mörder bist." "Wie kommst du darauf?" "Er war heute bei in der Schule, kurz nachdem du weg warst!" "Er war was?!"
Er erschreckte, als ich das erfuhr, so sehr auf, dass ich aufsprang und mir meinen Kopf an der niedrigen Zimmerdecke stieß. "Aua...", fluchte ich, "Mist! Das tut weh!" Sie zog ihren Regenmantel aus, darunter war sie trocken, und hängte ihn über meinen Stuhl am Schreibtisch. Sie trug ein enges, rotes Top und eine dunkelblaue, eng anliegende Jeans. Sie war so wunderschön und unerreichbar weit weg.
"Wie kannst du das wissen?", fragte ich sie. "Ich habe ihn gesehen, wie er mit den anderen sprach." In ihren Augen erkannte ich, dass sie nach Schutz und Erklärungen suchte. Aber was sollte ich ihr noch erzählen? Ich wusste es selbst nicht, wie er noch am Leben sein konnte, wo ich ihn doch getötet hatte. Jedoch versuchte ich es.
"Am besten erkläre ich es dir anhand eines Beispiels. Es war damals, als Jack und ich uns wiedergefunden hatten. Wir waren zu unserem Lieblingsplatz gegangen, um uns alles nocheinmal genau anzusehen. Wir wollten uns den Stein schnappen, der uns voneinander trennte und seine Macht untersuchen. Wir standen also davor...

"Was meist du?", fragte ich, "Sollen wir ihn noch einmal berühren?" Jack grübelte, sah sich gründlich um. Überall waren Schriftzeichen und Symbole an den hell erleuchteten Wänden eingeritzt. Sie schienen etwas zu erzählen. Eine Warnung:
"Warte!", unterbrach Jack mich, als ich wieder dabei war, mich von dieser Macht verführen zu lassen, "Da, sieh!" Er machte mich auf die Zeichen auf der Seite des Schreins aufmerksam. Sie waren tiefschwarz, kein Licht drang davon ab. Sie verschluckten jeden Lichtstrahl, der auch nur in die Nähe kam. So warn sie verschwommen und ungeau zu erkennen. Von weitem deuteten wir sie das letzte Mal als schwarze Linie und nahmen keine Notitz mehr davon, weil alles andere darum viel prachtvoller war als so ein öder schwarzer Streifen. Aber jetzt hatten wir es durchschaut.
"Es ist eine Bildergeschichte.", erkannten wir. "Und was passiert da?", fragte ich in den Raum hinein. Ich dachte nicht, dass Jack es mir beantworten konnte, doch so wie es schien, hatte er wohl zu oft 'Indiana Jones' gespielt. "Ich denke mal, wenn du diesen Stein berührst und nicht genau weißt, ob du nicht wählen kannst zwischen Gut oder Böse, wirst du davon verschluckt."
Deshalb ließen wir lieber davon ab. Noch so eine Reise wie zuvor wollte keiner von uns durchmachen. Wir drehten uns um, wollten gerade losgehen, als plötzlich ein Erdbeben einsetzte, uns kräftig durchschüttelte und dann wieder verstummte. Keine Minute dauerte es. Jack konnte sich an der Wand abstützen, ich jedoch fiel hin und schlug mir den Kopf am Boden an!

"Alf!", rief Jack schon zum dritten Mal, "Wach auf!" Doch ich hörte nicht. Ich ar bewusstlos, bekam alles nur leise in meinem Inneren mit, konnte nicht antworten, war zu schwach, mich zu bewegen. Ich blieb liegen. "Jetzt wach endlich auf!", rief er erneut, noch viel lauter als vorher, sodass ich leicht aus dem Schlaf gerissen wurde und alles viel deutlicher verstehen konnte. Jack verstummte nun und machte keinen Laut mehr. Ich öffnete die Augen, sah ihn an. Er blickte an mir vorrüber, hinter mich. "Was ist?", fragte ich leise, noch schwach auf den Lippen und wartete auf seine Anwort. Doch sie kam nicht. Er blieb weiter stehen und sagte nichts. Er war einer Art Schockzustand und starrte immer nur auf die selbe Stelle hinter mir. Ich sammelte meine Kräfte, stieß mich vom Boden ab und stand auf. Wacklich auf den Beinen, sah ich das, was auch er sah: Ein drei Meter großes Ungeheuer, dass uns beobachtete und tief und schwer atmete. Es hatte uns in seinen dunklen, glänzenden Augen gefangen und uns in seinen Bann gezogen.
Er wartete auf etwas, was ich mir nicht denken konnte. Er hätte doch schon längst zuschlagen können! Er tat es nicht, wartete stattdessen ab. Dann erwachten wir aus unserem komaähnlichen Zustand und realisierten nun wirklich, was vor sich ging. Ein großes, dunkelgraues, drei Meter großes Biest atmete schwer in unsere Richtung und war kurz davor, anzugreifen! Das weiße Licht, das überall war, wurde von seinem glatten Panzer reflektiert und blendete leicht.
"Hast du eine Idee?", fragte ich, "Ich will nicht als futter enden!" Jack stand weiter fassungslos da, als wäre er wieder in Trance; war er aber nicht. "Jack...?", wunderte ich mich über den großen Schock, der über ihn gekommen war. "Wenn wir nicht gleich was unternehmen, waren wir die längste Zeit am Leben gewesen! "Na und...", murmelte er leise, "Ist das nicht das, was ich immer wollte?" Ich blieb verstummt. Eine dermaßen trostlose und endgültig kalte Antwort war das Letzte, was ich erwartet hatte. "Jack!", schrie ich ihn plötzlich an, "Das kannst du mir nicht antun!" Ich sagte es, obwohl ich nicht anders gewählt hätte - in meinem tiefsten Inneren. Aber meine Seele fällt jetzt nicht diese Entscheidung, sie wollte etwas Spaß; sie wollte spielen. Ein Spiel mit dem Tod auf Lebenszeit...
Jack hörte nun auf zu atmen, blieb ganz still stehen und starrte leerer als ich es je sah an mir vorbei und blieb tot. "Das kannst du mir nicht antun!", schrie ich erneut in sein Gesicht. Das Biest wr nur noch ein paar Meter weg von uns! "Nicht ich!", rief ich, sprang zur Seite und zog ihn nach! Nur knapp entkamen wir den gewaltigen Klauen des Monsters, das uns beinahe zerstampft hätte. Jack fiel zu Boden, stieß mit dem Kopf auf den harten Untergrund, begann wieder zu atmen - rang nach Luft - zwinkerte kurz mit den Augen, sah nichtsahnend in meine verängstigten Augen und fragte, wieso ich solche Angst hätte. Ich zeigte auf das Monstrum hinter ihm. Jack wurde blass. Er hatte es nicht mitbekommen, dass er unter dem Einfluss dieser Kreatur gestanden haben muss und realisierte erst jetzt, was die Lage uns für Überlebenschancen zusicherte.
Es machte kehrt, rümpfte die Nase, blieb still stehen und schien uns zu beobachten. Was sollten wir tun in dieser aussichtslosen Situation? "Ich habe da eine Idee.", sprach Jack zu meiner Erleichterung, "Wir locken es zum Stein an dem Alltar, sodass der Stein auf es fällt und ihn wegteleportiert. Was meinst du?" "Bist du sicher, dass wir verantworten könnten, wo es landet? Vielleicht ein kleines Dorf...", grübelte ich. "Die Polizei wird das schon für uns erledigen.

Wir gingen in Position. Jack spielte den Lockvogel vor dem Altar und ich sah zu. Für mich blieb leider keine Aufgabe mehr übrig.
Jack schrie so laut er konnte, ich presste mich fest an die Wand. Ich blickte tief in Jacks Seele. Seine Augen blickten fast in alle Richtungen gleichzeitig, er war aufgeregt, hatte Angst. Furchtbare, gefährliche Angst. Vermischt mit etwas Hoffnung auf die Zukunft, die er nicht mehr zu haben schien. Ich rührte mich nicht.
Das Biest lenkte nun seine ganze Aufmerksamkeit auf Jack. Er wollte wegrennen, als es auf ihn zugerast kam, um in zu zerreißen! Aber er konnte sich nicht mehr bewegen, stand ganz still da, hoffte. Hoffnung, dass er endlich aufwachen würde! Es rannte so schnell, dass ich es kaum sehen konnte! "Weg da!", rief ich, löste mich von der Wand, rannte los, stieß ihn beiseite und wurde selbst von diesem Vieh erwischt! Es biss sich so tief in meinen Arm! So furchtbar tief! Meine Muskeln schmerzten! Seine dunkelbraunen, schleimigen Zähne bohrten sich
tief in mein Fleisch! So furchtbar tief! Ich schrie! Hell blendete mich das Licht von allen Seiten. Um mich herum wurde es immer heller und unerträglicher! Ich hörte einen weichen Knall und wachte wieder auf.

Ich war zu Hause. Der Schock saß noch tief. Ich schien es geträumt zu haben. Und doch wohl nicht. Meine Wunde war aber verschwunden. Es konnte nicht sein, das sie einfach so von einer Sekunde auf die andere völlig heilte! Ich regte mich langsam ab und kam zur Besinnung. So vieles war möglich, seit ich Krim traf. So vieles, unglaubliche Dinge, die ich nicht mehr abstreiten würde vor mir selbst.
Am nächsten Tag trafen wir uns - Jack und ich. Er war genauso geschockt wie ich. Konnte all das nicht glauben.
"Er hatte dich gepackt.", erzählte Jack, "Du hast geschrien - wie am Spieß." Jack verweilte kurz, sah nachdenklich aus. "Dann wurde es plötzlich so hell. So furchtbar grelles Licht prasselte auf uns nieder! Ich war geblendet. Ich hörte nur, wie dieses Biest geschrien hat und dann war es verschwunden. Es wurde wieder dunkler. Du lagst auf dem Boden, bewusstlos. Deine blutende Wunde... sie war weg. Völlig geheilt. Ich habe dich dann nach Hause gebracht."
Mir kam es vor wie ein schlimmer Traum. Ein erdachtes Gebilde in meinem Kopf. Wie das Leben... Er dacht. Woher will man wissen, dass man wach ist, wenn man es doch nie war? Ein Leben ohne Tod, weil man es vielleicht schon ist? Tod, der so lebendig scheint, eine Illusion von Leben. Ein Gefängnis. Eine Strafe in der Realität?...

Und so haben Jack und ich das Vieh besiegt. Das sehr riskant."
Maria wurde stutziger als zuvor. Dann lockerte sie ihren Gesichtsausdruck wieder. "Na ja", meinte sie, "Tobias war ja eigentlich auch tot und nun lebter er wieder. Er war eindeutig tot." Sie wusste, was ich sagen wollte. Magie... Kräfte, die unerforscht waren und es auch besser für immer geblieben wären. Es wurde Mächte freigesetzt, die ich nicht kannte, nicht einmal ansatzweise.
Diese Nacht schlief sie bei mir. Sie übernachtete auf meinem Bett, ich freiwillig auf dem Boden.

Wir hatten natürlich Angst vor ihm. Was würde er tun? Ein Monstrum, besessen von einem anderen Monster - wie sollte man soetwas je vernichten?! Ich alleine hatte keine Chance das zu tun. Und mit Jack zusammen ebenfalls nicht. Also tat ich so, als wäre er nie gestorben. Wieso er plötzlich wieder lebte, wusste keiner so genau. Er verriet es auch nicht. "Ein Irrtum.", sagte er nur immer wieder. Mich lies er völlig außer Acht. Als gäbe es mich nicht. Als hätte unsere Rivalität nie existiert. Er war wieder sehr beliebt, bei allein. Nur gnz wenige, die ihn vorher schon so sehr hassten wie ich, staunten nur über "seinen Beschiss", wie sie sagten.
Schon nach wenigen Wochen geriet all das in Vergessenheit und Ruhe kehrte wieder ein in das Gefängnis, in dem wir alle lebten. Ich hatte von all dem einen großen Vorteil erzielt: Ich war frei von ihm! Ich hatte seine Qulen abgestreift, weggeschmissen und sie hinter mir auf dem Weg liegen gelassen. Doch die Zeit existiert nicht. Und da war es für mich sehr gefährlich, mit all dem Wissen zu leben. Denn auch enn alles wieder ruhiger gewurden war, wusste ich doch, dass alles wieder zurückkäme aus den Tiefen meiner Seele.


Kapitel V


"Bist du sicher, dass du nicht mitkommen willst?", fragte Jack, der neben mir vor der Ruine stand. Nachdem Tobias iedergekehrt war, glaubte er nicht mehr den anderen, sondern mir. Ich hatte ihm verziehn, war aber trotzdem noch stutzig wegen seiner Reaktion, dass er so sauer auf mich war. Ich hätte schwören können, dass er mich am liebsten umgebracht hätte in der Ruine. Aber jetzt war ja wieder alles im Lot.
"Ich bleibe hier.", antwortete ich, "Ich muss darauf achten, dass nun alles so bleibt, wie es ist." "Sei nicht raurig.", versuchte er mich aufzumuntern. "Du hast Recht.", sprach ich, "Ich verliere nur meinen einzigen Freund. Das ist kein Grund traurig zu sein." Ich wuste, wo das enden würde. Ich würde sicher vereinsamen und dann vor Einsamkeit den Tod suchen. Musste ich all meine Freunde verlieren? Ich hatte doch so wenige! Ich war doch schon so alleine! Wieso noch mehr?! Wieso nur?! Weshalb musste Jack denn die Herausforderung suchen, jetzt wo alles vorbei sein musste!?
Er öffnete die Luke, stieg hinab in den Keller der alten Kirchenruine. Ich folgte ihm, immer in bittertiefe Trauer gehüllt. "Bitte geh' nicht.", flehte ich leise zu ihm, "Bitte lass mich nicht allein in meinem Alptraum." Ich usste, was auf mich zukomme würde.
Er nicht. Er hatte nun einmal vom Abenteuer geschnuppert und suchte nun das Fressen. Ich hingegen wollte nun still in meiner Kammer hocken und auf den Tod warten! Darauf, dass alles endlich vorbei sein würde und ich aufwachte. Aber das geschah nicht.
Ich sah Jack nach, wie er durch die Tür und den langen dunklen Gang in den hell leuchtnden Raum verschwand. Ich nahm nur noch ein kurzes hellen Fiepen war und war wieder allein auf dem Müllberg des Lebens, in dem ich nur ein weiteres Stück Abfall war, der verrottend vor sich hinschimmelte.

Ich stand allein auf dem Pausenhof, der Hmmel war bewölkt. Noch war es Winter, aber schon bald Frühling. Ein paar Vögel zwitscherten auf den Geländern der Treppen, der Schnee war getaut und ich sah zu, wie die Jungen und Mädchen beieinanderstanden und redeten, lachten und sich einfach des Lebens freuten. Aber war denn das Leben? Der Ausblick auf den Tod! Sie freuten sich, zu sterben! Sie... und ich am meisten. Es fehlte nicht mehr viel und ich war soweit. Ich konnte an fast nichts anderes mehr denken, als zu sterben. Sinnlosigkeit. Schmerz. Wirkliche Unrealität. Ich wollte einfach nur aufwachen, darauf warten, zu sterben. Aber ein Leben, das vielleicht genauso sinnlos sein würde? Wenn ich aufwachte? Das war mir erstmal egal, solange ich diesem Horror des Alleinsein entfliehen konnte.
Maria sah mich nicht mehr an. Sie hatte zu große Angst vor dem Arschloch, das wirklich so tat, als hätte sie ihn nie verraten! Es war, als kannte er mich nicht mehr. Ich wollte den Beweis dafür antreten und zu Maria gehen. Er stand bei ihr, würde es sicher hassen, wenn ich mit ihr redete und mich fragen, was mein Problem mit ihm wäre!...wenn er mich nicht vergessen haben sollte. Aber das musste er einfach. Ja...das musste er .

"Hallo.", redete ich Maria an, "Wie läuftst so?" Noch ehe ich wusste, was geschah, hatte ich seine Faust im Gesicht und lag auf dem kalten, stahlhart gefrohrenen Boden. "Ich habe dir schonmal gesagt, du sollst sie in Ruhe lassen!", fauchte er mich an. Sie sah mich nur entschuldigend an. "Tut mir leid. Ich will nicht, dass er dir wehtut, aber was soll ich schon tun.", schienen ihre Augen zu sagen.
"Renn!", riet er mir wütend von oben herab, "Renn weg und komme nie wieder!" Ich stnd auf, hatte fest wackligen Boden unter meinen Füßen. "Nein.", sagte ich. Immerhin war ich stärker!...glaubte ich. "Du willst dich tatsächlich mit mir anlegen! das kannst du haben!" Er forderte mich zum Kampf heraus. Sofort. Ich war zwar schon angeschlagen, war mir aber siegessicher. "OK.", stimmte ich zu, sah in Marias Augen und fing mir sofort einen Hieb vom Arschloch ein! Und lag wieder auf dem Boden.
Ich raffte mich hoch, konzentrierte mich. Er sollte weit wegfliegen! Ein paar Brüche erleiden! Fast jeder sah mich nun an und lachte lautstark. Nicht so Maria.
Ich fühlte die Kraft. Sie floss durch meinen Körper, meine Hände und Füße, durch jede kleinste Ader. Ich stieß meine Hände gleichzeitig von mir weg zu Tobias, um ihn mit dem Energiestoß wegzufegen! Doch nichts passierte und alle lachten weiter. Auch Tobias lachte kurz, holte dann weit aus und haute mich um, dass ich dachte, meine Stirn ürde jeden Moment aufplatzen und mich endlich erlösen.

Ich kam zu mir. der Boden, auf dem ich lag, war kalt und hart. Keiner interessierte sich nun mehr für mich. Keiner half mir. Kein Lehrer, der mir beistand. Sie hatten Angst oder erfreuten sich an solch traurigen Szenarien. Jeder war wieder gegen mich. Keine Zustimmung von irgendwo her! Außer...

Ich saß gerade im Schulhaus. Es war noch der selbe Tag, Freitag, und ich sah mir all die Idioten an, die nur eins im Sinn hatten: Sex, Hass und Nichts. Die wenigsten von denen machten sich einen Kopf um all das, was sie waren und weshalb. Keiner sagte je ein Wort darüber, was er vom Lebensinhalt hielt! Wurden sie gefragt, kamen dumme Antworten wie "Liebe", "Fortpflanzung", "in den Himmel zu kommen" oder "Ich weiß nicht.". Wieso mich das so aufregte?! Ich wusste all diese Antworten, doch keiner hörte mich. Das Prinzip der Demokratie! Ich konnte alles wählen, aber nur zum Schein. In Wirklichkeit standen hinter den Parteien vielleicht Zehn oder zwanzig Leute, die alles in der Hand hatten. Da konnte man noch so oft die Regierung wechseln! Die Nachfolger würden es auch nicht nders machen. Und so hatten wir keine Mitspracherechte mehr! Alles war eine Partei - wie die SED. Ich hatte meine Rechte, die ich nicht ausleben durfte. Alles nur Schein. Ich durfte sagen, was ich durfte. Ich war zwar frei aber eingeschränkt durch tausend Faktoren, ie Gesetze und Sitten. Die Gesellschaft...Ich hatte meine Meinungsfreiheit, aber keiner hörte mir zu. Niemanden interessierte meine Meinung. Alles vorrausgeplant auf Jahrtausende, Jahrmillionen, dass ich eines Tages da sitzen würde, um mir den Kopf um alles zu zerbrechen. Unterdrückung war an der Macht und alle machten mit, merkten nichts, wussten davon nichts, waren nichts. Genauso wie ich nichts war in der Wirklichkeit.
Ich beobachtete die Dummheit der Welt und schwelgte in meiner Realität, alle tot. Als plötzlich ein Zettel vor mir auftauchte und mich wachrüttelte in meinen Traum.
"22:00 Uhr, Zuhause!" Eine Nachricht! Von wem nur? Der Hanschrift nach war es möglicher Weise ein Mädchen.
Ich wartete zu Hause. Es waren nur noch ein paar Minuten, bis es sich entcheiden würde, ob ich richtig lag mit der Person und dem Ort.
"22:00 Uhr", flüsterete ich, sah zum Vergleich noch einmal auf den Zettel und sah zum Fenster, drehte die Musik etwas leiser, war angespannt. Ich hatte das Licht ausgemacht, um zu sehen, wenn jemand vor dem Fenster stünde. Draußen strahlte der helle Mond alles ins Gelbliche. Keine Wolke am Himmel.
"Mach auf.", sagte eine leise Stimme auf der anderen Fensterseite, "Ich bins, Maria." Ich lag richtig mit meiner Vermutung. Hatte ich ein Glück. Was wollte sie nur?
Ich öffnete ihr und lies sie herein. Sie hatte eine dicke Jacke an, die sie gleich auszog und wieder über meinen Stuhl fängte. Sie trug wieder enge Jeans und ein enges, rotes Top. War es ihr nicht ein wenig kalt um diese Jahreszeit mit solch gewagten Sachen bei mir aufzutauchen? Und was wollte sie denn nun?

"Ich wollte dich unbedingt wiedersehen... privat. In der Schule kann ich mich ja nicht dazu bekennen...", erklärte sie. "Wozu bekennen?", fragte ich. Mein Herz schlug schneller, als ahnte es etwas. Eine Fügung vielleicht.
Sie setzte sich etwas nähr neben mich auf dem Bett, berührte mich. "Ich dachte, du hättest es längst erhofft?" "Ichhabe es aufgegeben, zu hoffen, seit..." "Seit wann?" "Seit du mich wieder ignoriertest." Jetzt wusste sie es sicher endgültig, dass ich sie liebte und sie die einzige war, die meinem Leben ein Ticket austellen könnte, mit dm ich länger leben müsste. Mit ihr..."dürfte", nicht "müsste".
"Und was denkst du? Was waren denn die Hoffnungen vorher?" Ich wollte diese Frage beantworten. Wirklich. Ich wollte sie so gerne beantworten. Aber ich brauchte so viel Überwindung dazu. Meine vielleicht einzig erste Chance es ihr zu gestehen, perönlich. Von ihr zu mir. Die vielleicht letzte. Doch es würde so viel Kraft brauchen. Ich hatte so viel Angst vor dem Schmerz, der sicher kommen würde. Schmerz war gewohnt, aber Herzschmerz nicht so sehr wie körperlichen oder psychischen. Wenn ich daran dachte, wieviele Qualen ich womöglich noch bis zum Ende meines Lebens zu durchstehen hatte, bekam ich gleich noch mehr Angst.
Doch plötzlich fiele s mir auf! Ich predigte mir immer wieder, wie sinnlos alles war und dass es egal wäre, was ich tun würde. Schicksal. Vielleicht sollte es Schicksal sein, jetzt zu gestehen. Wieso hatte ich solche Angst? Sollte ich nicht auch das Wasser trinken und nicht den Wein? Ich sollte eigentlich keine Angst haben, weil Angst nur behinderte und ur noch mehr Ärger und Angst mit sich führt. Angst war unsinnig. Was sollte geschehen? Würde ich es gestehen und sie mich ablehnen, was ich mir schon immer so dachte, was passieren würde, wenn ich es täte? Dann hätte ich verloren. Würde ich es ihr nicht sagen und es erst gar nicht versuchen, hätte ich ebenfalls verloren. Was also ist der Weg, bei dem ich mehr Chancen auf den Sieg hatte?
"Ich hoffte...", begann ich zu erklären, "dass..." Es fiel mir sehr schwer. Wieso denn nur?! War meine kalte Denkweise vom Leben denn endlich auftaute durch iren warmen Hauch Liebe, auf den ich noch immer zu hoffen vermochte? Liebe sollte es eigentlich in meinem Leben nicht geben, weil es nicht in meine Theorien passte. Sie war eine Erfindung der Natur. Sie war sie der Hauptgrund, weshalb sich die Leute nicht umbrachten. Weil die Liebe das einzig Schöne zu sein schien. Ich liebte. Jahrelang. Immer und immer wieder, obwohl ich jedesmal verletzt wurde. Ich sollte die Liebe hassen, doch ich war zu dumm dazu! Sie hinderte mich daran, zu erwachen. Aber ich wollte auf einmal nur noch weiterträumen, wenn ich an Maria dachte.
Ich nahm allen Mut zusammen. Immerhin war sie extra zu mir gekommen, weil sie mich sehen wollte. Ich hatte eine Ahnung, weshalb. Aber ich hatte trotzdem noch etwas Angst. Ich war eben auch nicht viel dümmer als die anderen Idioten! Der Oberidiot, der die Welt gerade noch vom Untergang retten konnte und damit seine Befreiung in ein anderes Gefängis verhinderte. Aber ich sagte mir immer wieder, dass das alles aus einem guten Grund geschehen musste. Und so wartete ich auf diesen Grund. Und un, wo ich alle Hoffnungen auf diese Lebensstütze schon aufgegeben hatte, entflammte ein neuer Hoffnungsfunken, der stärker und mächtiger wurde, bis er mich zu verbrennen drohte. Hoffnung war die gefährliche Form des Glaubens.
Ich fasste all meinen Mut zusammen. Sterben konnnte ich danach auch noch.

"Ich hoffte immer, eines Tages ein Echo von dir zu hören.", gestand ich schließlich. Mein Herz klopfte laut an meinen Brustkorb, dass ich es hören konnte. Was sollte sie jetzt sagen? Ich wusste ja nicht mal, ob sie nun wieder mit Tobias zusammen war oder nicht!
Sie schaute mich an, schien dies tatsächlich gewusst zu haben. Auf alles ar ich gefasst. Auf alles. Und dann trat die kleinst warscheinlichtse Sache ein. Sie küsste mich. Auf den Mund. Nur einige Sekunden. Dann ich sie langsam zurück. "Was ist?", fragte sie mich. "Ich weiß nicht, wie ich reagieren soll.", sagte ich wahrheitsgemäß. "Ich war darauf nichtmal vorbereitet. Auch wenn ich es mir unndlich oft vorgestellt habe, wie dieser Augenblick, der so lang scheint, verlaufen könnte. Und nun ist er da und ich weiß nichts mehr. Alles weg." Sie sah mich an, küsste mich nocheinmal. "Lass es einfach geschehen, wie es geschehen soll.", hauchte sie mir ins Ohr, küsste mich wieder, diesmal auf die Wange.
Es war ein Gebiet, das ich noch nie zuvor betreten hatte. Liebe...
Echte Liebe... Unwissend.
Ich beugte mich zu ihr rüber, schloss sie in meine Arme, die all das schon so sehr ersehnten, und küsste sie...zärtlich, sanft, aufgeregt und kurz davor, vor Freude zu sterben


Kapitel VI


Wir lagen auf meinem Bett, Maria und ich. Dass jemals erleben zu können, war mir das Schönste. Ich kannte nur den Schmerz und wenig Freude. 'Wer da Saure kennt, weiß um den Wert des Süßen.' Und ich genoss all das.
"Wie lange weißt du das schon?", fragte ich sie, obwohl ich es nicht fragen wollte. "Was meinst du?" "Wie lange du weißt, dass ich dich liebe." Diese Worte..."dass ich dich liebe"...zu einem Mädchen zu sagen, waren mir fremd und machten mich im Inneren etwas verlegen. So ungewohnt.
"Seitdem du zu mir gekommen bist und ein Gespräch beginnen wolltest. Das ist schon etwas her. Aber du hat dich damals ziemlich blamiert vor allen. Ich fand es igendwie lustig. Aber mehr auch nicht. Doch als ich merkte, dass Tobias es nicht nur so zum Spaß auf dich abgesehen hatte, sondern, weil er etwas im Schädel hatte, fiel ein großer Teil meiner Aufmerksamkeit auf dich." Sie streichelte mich im Gesicht, sah mich dabei verliebt an. Ein schöner Traum für immer. Zum Glück gab es keine Zeit.
"Dann", fuhr sie fort, "Musste ich wissen, was vor sich ging. Ich habe mich mit dir getroffen und gesehen, was du für eine Macht besitzt. Und als Tobias auf einmal verschwundenn war durch dich, waren die Zwänge, die von ihm ausgingen, verschwunden. Für einige Stunden war ich frei. Als wir uns unterhielten und du mir erzählt hast, was in dem Raum in der Kirche geschah. Aufeinmal regte sich etwas und ich spürte, dich zu lieben. Und als er dich heute zusammengeschlagen hat, habe ich gesehen, dass du nicht so bist wie er. Du hättest ihn wieder töten können. Aber du tatest es nicht, weil du eben nicht bist wie er."
Ich küsste sie einige Minuten lang. Ich mochte dieses warme Gefühl, das mich jedesmal durchflutete. Wie ein warmes Bad im inneren meines Körpers. Ich spürte Geborenheit, Liebe und ihre Zunge, wie sie mich sanft streichelte. All das hatte ich nie erfahren. Ich genoss all die Dinge, weil ich sie nie zuvor genießen konnte. Mehr! Ich wollte sie nie wieder gehen lassen. Nicht alleine sein...
Dann ließ ich ab von ihren Lippen, so sehr es auch gegen meinen Willen war, aber ich musste einfach etwas dazu sagen. "Du hattest also immer alle Fäden in der Hand. Bis zum Schluss vor einigen Stunden, als ich es dir perönlich gestanden habe. Und das ar echt schwer für mich. Ich bin da etwas schüchtern."
"Das habe ich gemerkt, als du mich anreden wolltest damals. Ansonsten würde ich es gar nicht glauben."

Diesmal schlief ich nicht auf dem Boden, sonder mit ihrin meinem Bett, Arm in Arm. Es war warscheinlich die Schönste Nacht meines Lebens. Und das sollte sicher auch die einzige bleiben... Jetzt konnte es nur noch schlechter werden, wo ich das hatte, was ich mir am meisten gewünschte.
Doch nichts ist ohne Folgen. Und meine waren grausam und blutig.

"Du wirst dir wünschen, nie nicht gestorben zu sein!", schrie er wie am spieß, während er mich weiter zusammentrat. "Dafür wirst du bluten! Mehr als jetzt!", drohte er, "Mir meine Freundin auszuspannen!" Und wieder verpasste er mir Fußtritte in die Seite.

Ich wusste, dass es nicht mit einem Mal getan wäre. Auch nicht mit zwei oder zwanzig Strafen von ihm. Nein, ich sollte den Rest meines Lebens bluten! Qualen erleiden, die ich nur für sie ertrug und nur wegen ihr aushalten konnte.
Viele Wochen vergingen, in denen ich nichts von Jack hörte. Tobias hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, mich mindestens einmal täglich durch den Fleischwolf zu drehen und dann an die Hunde zu verfüttern! Täglich ließ ich es mir gefallen, dass er mir furchtbare Wunden zufügte! Doch irgendwann hatte auch ich genug! Ich hatte keine Macht mehr, weil ich sie auch nicht mehr brauchte, da das Böse besiegt schien. Ich schaffte das sicher auch mit Muskelkraft und Verstand!


Kapitel VII

"Du hast mich genug herumgeschupst!", dachte ich und stand wieder auf. Damit hatte er auf keinen Fall gerechnet. Immer blieb ich liegen, um nicht noch mehr Prügel zu kassieren. Aber ich konnte nicht mehr! Ich hatte stechende Schmerzen im Bauch und überall blaue Flecken! Niemals würden sie verheilen! Wenn nicht bald etwas geschähe! Und deser Moment war endlich angebrochen! Wieso er plötzlich so viel Macht über alles hatte, wusste ich nicht. Das wusste keiner so genau.
"Du hast gerade deinen Tod verursacht!", meinte ich, "Schon wieder..." Er sah mich nur honisch an, lachte fies und verpasste mir erneut einen Schlag ins Gesicht. Meine Nase blutete, er traf wieder auf die blauen Flecken. Stechend arbeitete sich der Schmerz durch den ganzen Körper, entlang der Kampfwunden. Ich zuckte zurück, uterdrückte die Qualen, fing mich und schlug zurück - in seine Weichteile! Sofort lag er da und jammerte wie ein kleines Schulmädchen. "Ich habe doch gewonnen.", murmelte ich, drehte mich um und trat ein paar Schritte weg.
"Nicht so schnell!", sagte er, stand auf, als hätte ich ihn nie berührt. "Du kannst dir nicht einfach so meine Freundin schnappen und denken, du kämst ungeschoren davon." "Hättest du dir nicht so viele Gedanken darum gemacht, dich zu rächen und dich lieber auf die Suche nach einer neuen gemacht, wären jetzt alle glücklich.", meinte ich, drehte mich wieder um. "Du hättest sie mir ja erst gar nicht ausspannen müssen! Hättest du dir eine andere gesucht!" "Wärst du lieber ein besserer Freund gewesen! Wenn sie dir so wichtig war, hättest du dich um sie kümmern sollen und nicht darum, mich zu töten oder sie anzumeckern! Aber du wirst dich ja nie ändern!"
"Ich bin gerne so!" "Bist du sicher, dass du dich von bösen Mächten leiten lassen willst?! Du bist nicht der, der befielt, sondern das Böse." "Dann hilf mir doch!" "Dann lass dir auch helfen." "Wie soll ich das denn tun?! Ich will es ja selber - nicht." Seine Wut ging in Verzweiflung über. Überrascht darüber, wie er sich veränderte, wusste ich, dass es wirklich das Böse war.
"Ich mache dir einen Kompromiss.", schlug ich vor, "Ich helfe dir, davon loszukommen...", ich stoppte kurz, "Und du lässt Maria und mich in Frieden." Er grübelte, sah sehr nachdenklich aus, war ernsthaft am Überlegen. "Ich rufe dich heute an, dann sage ich dir Bescheid.", antwortete er letzten endes, wandte sich von mir ab und ging weg.


Ich wusste nicht, was ich getan hatte, damit das Böse verschwand und dies war nun schon lange her. Mit meiner Mutter stand ich auf Kriegsfuß, Jack war fort. Tobias hatte angerufen - die Nummer hatte er warscheinlich von Joe - und sagte, er wolle sich nicht ändern, weil es für ihn perfekt liefe. Nur Maria hielt zu mir und war da für mich, wenn ich sie brauchte. Ich war niemals bei ihr. Ich sollte es auch nie tun. Unser Glück sollte nicht lange halten...

Der Frühling war schon vorrüber und der Sommer stand vor der Tür. Das Schuljahr ging auf das Ende zu. Ein blauer, klarer, heißer Himmel stand über uns, während wir im Graß lagen und träumten. Mit uns lief es so schön. Verwunderlich.
"Hast du schonmal über den Tod nachgedacht?", fragte sie unerwartet durch die Stille, in der wir bisher lagen. "Wie kommst du darauf?" "Ich hatte nur gerade so ein komisches Gefühl..." "Ja, das habe ich. Sehr oft. Sehr oft. Zu oft. Viel zu oft." "Und was ist nun?" "Ich habe herausgefunden, dass alles nur sinnloses gespiele ist. Vielleicht ein Unterhaltungsmedium. Und im Grunde denke ich immernoch daran. Oft denke ich daran, zu sterben. Mich umzubringen. Aber dann denke ich an dich und daran, dass ich dich nicht verlieren will. Du widersprichst dem, was ich vertrete. Du bist die einzige, die mich noch daran hindert, zu sterben. Der Sinn im Sinnlosen. Der Grund, weshalb ich noch lebe."
Das war ein ganz schöner Schock für sie. Ich sah es in ihren Augen. Ich sehe es noch immer in ihren Augen, vor mir. Nur war alles nicht wirklich. Es war der letzte Kontakt, den ich zu ihr hatte. Denn im gleichen Moment raschelte ein Strauch ein paar Meter weg von uns. Nocheinmal! "Ich gehe mal nachsehen.", meinte ich, "Bin gleich wieder da. Und nicht weggehen." Der letzte Satz, den ich zu ihr sagte, bevor es geschah...
Ich stand unmittelbar vor dem Strauch, sah noch einmal zu ihr, dann zum Gebüsch. Sie hatte so seltsam geschaut. Als wüsste sie, was geschehen würde. "Na? Wer ist denn da?", fragte ich zum Gebüsch, wie zu einer Katze. "Was erwartest du denn?", fragte mich etwas zurück. "Was soll ich denn erwarten?" "Deinen Tod!" Eine Hand schoss mir blitzartig ins Gesicht, alles war schwarz.
Maria sah stillschweigend zu.


Kapitel VIII


"Ist denn Tod das Einzige, was mir wiederfahren soll?", schwirrte eine Stimme die ganze Zeit in meinem Kopf herum. Ich saß in einer Zelle in einem großen Berg. Es war nicht sonderlich hell. Fackeln an den Gängen spendeten mir Licht. Es war sehr heiß. Wo genau war ich denn? Ständig löste sich alles, was ich mochte, auf ins gnadenlos unendliche Nichts voller Grausamkeiten! Hatte ich etwas Schlimmes verbrochen, dass ich wohl die gesamten Strafen der Menschheit auf mich nehmen musste? Es waren sicher nur noch wenige Tage, bis ich elendig zu Grunde ginge. Und bis dahin musste ich noch leiden. Lange! Ich weiß nicht genau, wieviele Tage ich dort unten hockte und vor Hunger fast zu Grunde ging, bis endlich ein misteriös gekleideter Mann zu mir kam.
"Wie geht es dir, Alf?" Ich sagte nichts, wollte einfach sterben. Noch immer sah ich ständig Marias Gesichtsausdruck vor mir. Sie wusste es, hatte mich womöglich in eine Falle gelockt. Ich hatte nun alles verloren, was ich zum Leben wollte! "Du bist heute nicht sehr gesprächig. Mal sehen, was ist, wenn ich dir mal ein paar Schmerzen zufüge. Wirst du dann reden?" Ich blieb stumm. "Ich will etwas wissen.", sagte er, "Wo ist der Schwarze Stein?!" Ich schüttelte den Kopf, sofern ich dazu gerade noch in der Lage war. "Du willst es nicht sagen..." Er holte einen kleinen Stab unter seinem Mantel hervor. Er war aus dunklem Holz und trug an der Spitze den Talisman. Ich war geschockt, ihn je wiederzusehen! Es zog mich zu ihm, aber konnte ich nicht laufen. "Du hättest nicht gedacht, den Tag noch zu erleben, an dem du ihn wieder in den Händen halten dürftetst. Aber gibt es da eine Kleinigkeit..." Das wusste ich gleich. Es gab immer eine Kleinigkeit, die ich hergeben musste. "Du musst etwas tun für uns." "Was?", hauchte ich kraftlos. "Finde den Schwarzen Stein und bringe ihn uns." Ich schüttelte den Kopf. "Nein.", hauchte ich leisen Atems. "Dann wirst du hier sterben.", hörte ich ihn noch sagen, bevor er sich umdrehte. "Halt!", sagte ich plötzlich, die letzten Kraftreserven zusammengesammelt! Er drehte sich wieder zu mir und sprach: "Hast du es dir anders überlegt?" "Nein.", sagte ich, "Du hast etwas, was mir gehört." Ich streckte meine rechte Hand senkrecht zu meinem Körper, parallel zum Boden, zu ihm hin, versuchte mich auf den Talisman zu konzentrieren. Ich brauchte ihn! Ich wollte ihn! Er wollte mich! "WAS TUST DU!", rief der misteriöse Mann verängstigt, weil er wusste, dass ich eine starke Auswirkung auf den Talisman hatte und umgekehrt. Noch bevor er sich versah, hielt ich die Münze in meinen Händen. Und der Man war verschwunden. Geflüchtet, vor Angst. Ich wusste, ich war wieder stark, unterworfen. Aber stark genug, um auszubrechen.
Und genau das tat ich! Ich öffnete mir die Türen und verschwand in die Tiefen des Berges.

Einige Zeit irrte ich im Kreis herum, weil einfach zu viele Wege den Berg durchzogen. Es war Höhlensystem, das mich immer tiefer unter die Erde führte. Immer wieder hörte ich dieses kleine Piepsen unter mir, Ratten! Doch meine Phantasie musste mir einen Streich spielen! Ausversehen zerstrat ich eines dieser haarigen, lästigen und widerwertigen Viecher. Doch als ich hinschaute, war nicht einmal ein Blutfleck zu sehen.
Ich lief weiter. Die stechende Hitze raubte mir jede Kraft, die ich noch hatte. Ich hatte den Talisman wieder, aber brauchte ich doch mehr zum Leben, als nur Magie. Ich brauchte etwas Nahrhaftes...Essen. Aber das gab es hier unten sicher nicht. Weit entfernt von jeder Nahrungsquelle schlenderte ich kraftlosen Mutes durch einen Berg, der so heiß war, dass ich bald zu Boden gehen würde. War es ein Vulkan? Sicher war es einer, denn so heiß, konnte es nicht in einem normalen Berg sein.
Durchschwitzt, ausgelaugt, durstig und entmutigt, den sinnlosen Sinn, der mich an die Qualen gekettet hatte, wieder verloren zu haben. Ich war wieder mit dunkler, verhasster Trauer erfüllt. Ich liebte sie so sehr. Aber sie hatte mich betrogen! Sicherlich für ihn. Ja. Für ihn.

Noch eine Stunde schaffte ich es, durchzuhalten, bis ich aufgab und bereit war, endgültig zu sterben. Aber dem Leben kann man nicht so leicht entkommen! Ich war ein wichtiger Teil des Lebens und unabdingbar für die Entscheidung über Leben und Tod. Das Leben ließ es unmöglich zu, mich gehen zu lassen. Noch nicht! Ich war ein Teil des Systems und so versuchte das System mich zu erhalten.
"Willst du von den Qualen erlöst werden?", hörte ich plötzlich eine Stimme, deren Herkunft ich nicht erfassen konnte. "Ich will sterben!", dachte ich. "Sterben?", fragte die Stimme, "Das lasse ich nicht zu. Du musst noch eine Weile leben." "Ich will aber nicht.", dachte ich weiter, "Alles ist so unwichtig und sinnlos. So unexistent." "Aber ich lasse dich nicht gehen. Du kannst dich entscheiden!" "Was für eine Wahl habe ich denn schon noch?! Keine. Es bleibt mir keine." "Wähle zwischen ewigem Leid hier unten oder einem schnellen Ende. Anders kannst du nicht sterben." "Wer bist du.", hauchte ich leise, halb ohnmächtig. "Das, as du Feind nennst. Sag einfach Gott zu mir." "Gott existiert? Wer bist du wirklich?" "Der, der alles Erschaffen hat. Und ich bin dein Feind. Ich will, dass du alles für mich zerstörst! Dan kannst du wieder sterben." Wenn Gott böse war, was war das das Böse? Es stimmte also, dass Gott ein rachsüchtger, böser Tyrann war, der alles beherrschte. "Warum?" "Weil sich alles falsch entwickelt. Ich will meinen Fehler wieder gut machen und die Menscheit zerstören. Also frage ich dich nun: Willst du es tun." Irgendwie klang as logisch für mich. Ich hatte nichts mehr, was mich dort festhiert. Ich wollte nicht mehr festgehalten werden. Und Rache an allen wollte ich sowieso. "Was ist für mich drin?" "Ich gebe dir alles, was du willst." "Was?" "Ich erfülle dir einen Wunsch." "Ich...", doch Gott unterbrach mich. "Erst wenn du deine Aufgabe erfüllst, erfülle ich ihn dir." Ohne weiter zu überlegen, willigte ich ein.
"Finde den Schwarzen Stein. Den Rest erledigt dein Herz. Ich weiß, du schaffst das." "Wie komme ich hier raus?", fragte ich leise, kraftlos. Doch die Stimme war weg.
Was sollte ich tun?! Ich lag auf dem warmen Boden, der immer wärmer wurde und mich fast verbrannte und hoffte wieder. Hoffnung auf einen Ausweg. Ein Ausweg aus dem Paradies, das ich mir schaffen wollte.
Auf einmal merkte ich etwas, was ich wegen des Mangels an Kraft nicht bemerkt hatte. Der Boden wurde tatsächlich immer unterträglicher, geradezu höllisch heiß! Ich fühlte mich fast wie in einem Lavabad! Unerträglich ausweglos!


Kapitel IX


Es war ein toller Tag, der durch mein Zimmerfenster auf mich strahlte. Die Sonne wärmte mich leicht auf. Leicht zuckte ich zusammen, als ich aufwachte und nicht mehr unterscheiden konnte, ob es ein Traum war oder nicht. Um das herauszufinden rannte ich zu meiner Hose, die gut zusammengelegt auf meinem Stuhl lag. Er war dort. Doch wieso? Hätte er ihn sich geholt, wäre ich nicht mehr so gefährlich für Gott gewesen. Aber so... Einen Wunsch hatte er mir versprochen. Und den müsste er halten, denn sonst könnte ich ihn zum Schluss noch zerstören. Das wusste er. Doch ich wusste es nicht. Ich wusste nicht, wie ich es hätte anstellen können.
Ich lief in die Küche runter, sah meine Mutter, die Frühstück machte. Sie machte Frühstück! Das hatte sie nie zuvor getan! Höchstens, wenn sie mal so gute Laune hatte, dass sie mich nicht mehr beachtete. Dann machte sie für sich Frühstück und ich setzte mich dann widerwillig zu ihr. Wieso sollte ich nicht mitessen, wenn sie einmal soetwas tat. Und das dachte ich mir auch an diesem Morgen. Bis zur Schule war es ja noch eine Weile. Und so ließ ich mich Zeit, jede Menge Zeit. Wieso sie glücklich war, wollte ich gar nicht fragen, denn ich konnte es mir denken. Erst dachte ich, Gott hätte es getan. Aber dann kam mir in den Sinn, wie böse er doch war. Aber wie konnte ich schon das Wort böse verwenden, wenn es doch von der Gesellschaft vorgegeben war, was gut und böse war. Ich wusste nu eins: Es war der Talisman, den ich mir wieder um den Hals hängte, bevor ich das Haus verließ und zum Bus lief.
Ich war spät dran, aber ich ließ mir trotzdem Zeit. Ich wusste, der Bus würde solange warten, bis ich eingestiegen sein würde. Und so war es auch. Ich war schon zehn Minuten zu spät dran und er stand noch immer da. Ich suchte mir einen guten Platz aus und setzte mich. Und dann passierte etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Tobias saß mit im Bus. Er kam zu mir gelaufen und setzte sich neben mich. "Na ,du Penner.", begrüßte er mich freundlich. "Wie kannst du mich noch anreden!", entgegnete ich ihm. Er war ratlos, wie ich das gemeint haben könnte. "Was ist los mit dir? Habe ich dir was getan?! Du tust ja so, als wärst du der mächtigste Mensch der Welt." Und damit hatte er trotz seiner Unwissenheit gar nicht so Unrecht. Er hatte anscheinend sein Gedächtnis verloren. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, was zwischen uns gelaufen war und das ich ihm Maria ausgespannt hatte.
"Ja, das habe ich.", sagte ich, "Ich habe sehr lange auf diesen Moment gewartet, dich töten zu dürfen. Und ich glaube, es ist bald sowweit. Schon wieder..." "Hab mal nicht so die große Fresse!" Dann verschwand er wieder in die letzte Reihe des Busses und quatschte mit seinen Freunden, die auf mich sahen und dann nickten.

Die ersten Stunden des Unterichts passierte nichts, außer krankhaftes Gelaber des Lehrers über die wichtigkeit seines Faches. Physik und Deutsch. Wie kann man das für wichtig halten. Ich uste, es war nicht existent und diesmal würde ich es für mich bhalten. Ich würde mir alles für mich behalten. Vielleicht könnte ich ja sogar eine 'SuperMan-Nummer' abziehen und ein Bischen die Welt mit meiner Macht verbessern. Doch ich verwarf diese Idee sofort wieder, denn mir fiel einfach kein guter Name ein. "AlfMan, MagicMan, DarkMaster, LightMaster.", grübelte ich, bis ich es schließlich aufgab. Als ich über den Namen 'DarkMaster' nachdachte, fiel mir plötzlich ein Spiel ein, das ich einmal bei einem Freund gespielt hatte. Es hieß 'MasterQuest' und war ein Rollenspiel. Etwas wie das alte 'Zelda' für das Nintendo, mit wir damals alle aufgewachsen waren. Mir fiel auf, wie sehr mein Leben das des Helden aus 'MasterQuest' ähnelte. Er fand unter den selben misteriösen Umständen einen Talisman, der ihm dann riesige Macht brachte, mit der er die Welt beinahe zerstörte. Doch war das möglich? Mein Leben - aus einem Spiel?
Dieser Gedanke schwirrte sehr lange noch in meinem Kopf herum. Bis hin zur Frühstückspause, in der ich mit Jack darüber reden musste. Mir fiel sofort auf, dass er wusste, wovon ich sprach.
"Ich bin heute früh in meinem Bett aufgewacht:" "Was ist daran so seltsam?" "War ich denn nicht tagelang verschwunden?" "Nein. Freitag habe ich dich mit Maria zuletzt gesehen." "Ich muss dir erzählen, was ich am Wochende erlebt habe. Unbedingt." "Dann schieß mal los."
"Ich war mit Maria draußen, als ich plötzlich ein Rascheln hörte. Ich habe nachgesehen und wurde entführt. Maria hat alles gefühllos angesehen, als wusste sie, was geschehen würde." "Hat sie vielleicht auch.", unterbrach Jack mich. "Dann bin ich in dieser Höhle aufgewacht. Muss wohhl ein Berg gewesen sein. Ich habe einem seltsamen Typen den Talisman abgeköpft und bin geflüchtet." "Ja, und jetzt stehst du hier." "Nein, das war noch nicht alles." "Es geht nocht weiter?" "Ja.", meinte ich, lächelte ihn an. "Es war sehr heiß dort unten, dass ich irgendwann zusammengebrochen bin. Dann hörte ich Gottes Stimme in meinem Kopf. Er hat will die Welt zerstören, meinte er und ichhabe ihm zugestimmt. kurz darauf bin ich halt in meinem Bett zu mir gekommen." Jack war ungläubig meiner Aussage gegenüber.
"Denkst du nicht, es wäre nur ein Traum?" "Das sowieso. Aber ich habe den Talisman hier in meinen Händen.", erklärte ich und zeigte ihn ihm. "Und was noch seltsamer ist: Ich habe so aus Langeweile über einen Superhelden-Namen für mich nachgedacht und bin auf das Spiel 'MasterQuest' gestoßen. Alles ist so identisch."
"Du meinst, dass du das alles fast genauso wie im Spiel erlebt hast?" Ich nickte. "Na ja...ich hatte dir ja auch nicht geglaubt, als du mir das vom Talisman erzählt hast, bis wir die Tür geöffnet hatten und alles seinen Anfang nahm." "Wie kommt es, dass du dich an all das erinnerst und die anderen aber nicht?", fragte ich ihn verblüfft. "Weiß nicht. Gott hat dir doch auch eine Chance auf den Tod gegeben. Vielleicht hat er das alles gemacht, um dich bei deiner Suche nach dem Schwarzen Stein nicht zu behindern." "Kann sein.", überlegte ich mir im Nachhinein, als Jack es gesagt hatte.

An diesem Tag saß ich allein auf einer Bank an einem Teich einige Kilometer entfernt von zu Hause und spielte alles nochmal lnach, um zu sehen, ob ich was übersehen hatte. Aber ich find nichts, was ich nicht schon erkannt hatte. Nur eins fiel mir immer wieder auf. Es ließ mich nicht mehr los, seit Jack es gesagt hatte:
"Gott hat dir doch auch eine Chance auf den Tod gegeben. Vielleicht hat er das alles gemacht, um dich bei deiner Suche nach dem Schwarzen Stein nicht zu behindern."
Wie konnte er davon wissen, wenn ich ihm nicht das Geringste darüber erzählt hatte, dass Gott mir endlich meinen Wunsch erfüllen wollte und ich dfür den Schwarzen Stein finden sollte?! Was war faul an der Sache? Woher konnte er das wissen? Woher?! Niemand sonst war da. Oder steckte er mit meinen Feinden unter einem Hut? Hatte er etwa die Seiten gewechselt? Oder irrte ich mich? Wieso war er der Einzige, der alles noch wusste?

Im CD-Player lief meine Lieblingsmusik und ich verschwand wieder in meine Reale Welt, die ich mir ausgebaut hatte zu einem unendlichen Universum, in dem ich nun wirklich alles tun konnte, wie es mir beliebte, es zu tun, ohne bestraft zu werden, weil ich der mächtigste Mensch der Welt war und doch nichts existierte. Alles erdacht, im erdachten Nichts, dass doch irgendwie alles war.

Um meinen Wunsch zu erfüllen, musste ich den Schwarzen Stein finden. Ich brauchte seine Macht, um mir meinen Wunsch erfüllen zu können. Ich nahm keine Rücksicht auf andere, weil mir mittlerweile alles egal war. Was ich wollte, war der Tod und da war es endlos sinnlos, mich noch auf andere zu konzentrieren, die sich doch auch nicht für mich interessierten. Nie... Sogar Jack hatte mich verraten. Mein bester Freund - mein einziger Freund. Es schien sich zu wiederholen. Alles wiederholte sich ständig im Leben. Ich erkannte es an de Tagebucheinträgen, die ich in meinen Händen halte und immer wieder verblüfft über das Leben, das ich geführt hätte, bin.
Ich hatte mir alles aufgebaut in meiner Phantasie, was nötig war, um zu simmulieren, wie ich den Stein bekommen könnte. Wieso hatte ich ihn auch weggewurfen! Wieso nur!
Der Grund lag auf der Hand. Ich wollte nicht mehr zwischen den Seiten stehen. Ich hatte keine Lust mehr, Schmerzen ertragen zu müssen. Ich hatte keine Kraft mehr.
Ich hatte mein Gehirn mittlerweile fast ausgeschaltet und lies mein Unterbewusstsein nach dem Hinweis suchen, der mich zum Stein bringen sollte. Irgendwas hatte sich sicherlich verändert, seit ich ihn weggeschmissen hatte. Aber was? Wo lag denn nur der Schlüssel für meine Freiheit? Verloren?
Ich war etwas verwirrt, als plötzlich das Geschehen mit Gott wieder in mein Unterbewusstsein schwemmte. "Wenn Gott böse war, müsste dann nicht das Böse gut sein? Aber wieso greift mich das Böse dann an und will die Welt beherrschen?"
Jack war nun in meinen Gedanken aufgetaucht. Er sah mich an, ängstlich; dann mit finsterer Miene. Ruckartig. Als hätte etwas von ihm Besitz ergriffen. Er lachte in sich hinein und sah zu mir, als könnte er mich sehen. Ich hatte Probleme, nicht vor Schreck aufzuwachen! Doch dann schwenkte meine Aufmerksamkeit auf etwas anderes, das ein Stück aus seiner Hosentasche heraushing.
"Der Stein!", schrecket ich auf und saß aufgerichtet in meinem Bett!

Doch wie konnte ich dem Hinweis Glauben schenken? "Wie kann ich denn nur annehmen, mein bester Freund, sei mein Feind?", fragte ich mich, als sei ich eben zur Besinnung gekommen.
"Wieso solltest du das nicht denken?", sprach eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich, um zu sehen, wer es war. "Jack?", wunderte ich mich, "Wie bist du hier reingekommen?" Keine drei Sekunden später kam mir in den Sinn, dass ich mich eigentlich über solche Dinge nicht mehr wundern sollte. Mittlerweile konnte ja jeder in mein Zimmer, wenn er nur mein Fenster zerschlug. Aber das tat er nicht. Er war leise durch mein angelehntes Zimmerfenster geklettert und stand nun vor mir.
"Ich wusste, du würdest es merken, dass ich ihn habe. In dem Moment, wo ich mich verraten habe." Meine Seele hatte nun wieder einen Grund, zu sterben, doch das Leben ließ mich nicht gehen! Ich war zu wichtig!
Endlich erkannte ich es! Die Erkenntnis, dass ich so wichtitg für den Verlauf es Schicksals war. Ich wusste, das ich bis zum Schluss nicht sterben würde - weil er mich brauchte. "Ich kann alles tun...ohne zu sterben...", flüsterte ich leise.
Jack verzog seine Augenbrauen. "Was?", fragte er mit einem kleinen Teil Verwirrung. "Wieso bist du hier?" "Wieso wohl?" "Der Talisman?" "Ja. Gott ht ihn dir gegebnm, damit du alles vernichten kannst! Gott kann dich leiden, weißt du. Und deshalb hat er dich ausgewählt. Soll ich dir sagen, wann er dich ausgewählt hatte?" "Ich will es nicht wissen!", meinte ich verärgert über seinen Verrat. "Doch, das willst du, ich weiß es." Ich blieb still.
"Damals hatte er schon erkannt, dass die Welt dem Untergang entgegen ging." Jack machte eine kurze Pause. "Doch er unternahm nichts dagegen. Er wollte eine Rasse züchten, die für ihn regieren sollte." Wieder wartete er einen Moment. "Er hat dem Menschen eine Chance gegeben, weil sie ihm am ähnlichsten werden würden. Doch er hatte eins vergessen." Eine erneute Pause. "Es können nicht sechs Milliarden Menschen gleichzeitig Gott spielen." Er drehte sich um und sah aus dem Fenster in die finstere Nacht hinaus, als schaue er jemanden an. Doch da war nchts weiter, als ein paar Wolken und ein heller Mond, der sie durchdrang. "Und was würdest du tun, wenn du nun Gott wärst?" Ich brauchte nicht zu überlegen, denn Jack antortete für mich. "Dein Werk vernichten. Und das will er tun. Wir sind nur die Widerstandgruppe, die ihn aufhalten will. Ich habe schon so lange gewusst, dass er dich auserwählen wird. Damals hat er deine Mutter getötet, weil er dich haben wollte. Deine Seele hatte das Potential, die Welt zu zerstören." Er schwieg. Ich hörte geschockt seiner Geschichte zu und versuchte alles verarbeiten zu können, womit er mich überrollte.
"Wir haben gewusst, dass er dich auswählen wird und wollten dich aufhalten, indem du dich umbringen solltest, weil wir dich nicht töten können. Wir haben es versucht. Scheitern..." "Ich bin unsterblich?", überdacht ich seine Aussage. "Immer und immer wieder.", fuhr er fort. "Doch dann hatten wir die endgültige Lösung: Du musstest vom Talisman getrennt werden. Das Siegel von Gott in Kumaia kam gerade Recht, um zu versuchen, dich zu töten. Eine Überschwemmung, bei der wir dir den Talisman abnehmen konnten. Jedoch... töten konnten wir dich nicht. Gott hatte dieses Siegel über die Stadt gelegt, um dich dort zu halten, bis der Zeitpunkt gekommen sein würde, an dem er dir den Stein senden würde. Du hast nichts, wofür es sich zu leben lohnt. Du hättest dich und alle anderen auch mit ins Verderben gerissen.
Und du bist doch nur ein Mensch. Du hattest den Talisman, kannstest seine Macht und hast sie gnadenlos ausgenutzt. Genauso mit dem Schwarzen Stein." "Aber ich..." "Kein 'Aber'! Ich weiß, dass du schwach bist. In der Psyche spielt sich immer nur Tod und Liebe ab. Wieder und wieder. Und diese Mischung macht dich schwach.
Du solltest dich entscheiden. Gut oder Böse. Du musstest dich entscheiden. Ich hatte keine Macht. Du solltest den anderen Weg gehen, in dem wir regiert hätten! Ein Weg, in dem du regiert hättest. Aber du wähltest den Weg des Verderbens. Und? Wo bist du nun?" Er hatte sich entblößt vor mir.
Doch die Frage, die ich ihm nicht gestellt hatte, war immer noch unbeantwortet:
"Wieso ich?", fragte ich verzweifelt. "Warum soll grade ich diese Scheiße verantworten! Ich ill nichts außer sterben! Nichts anderes! Und doch kann ich es nicht?!" Ich sah ihm kalt und ängstlich ins Gesicht. Er wartete auf eine weitere Reaktion von mir. "Bring mich jetzt um! Los!", schrie ich ihn an - meinen ehemalig besten Freund. "Das ist unmöglich, weil er dich beschützt." "Tu' es!", befahl ich und zeigte auf die Waffe in seinem Gürtel. Jack zog sie heraus, richtete sie auf mich. Erlösung? Ende? Frieden? Blitzschnell hatte ich mich damit abgefunden und war glücklich und misstrauisch. Er drückte den Abzug, nichts pasierte. Die Kugel war ein Blindgänger. Wieder und wieder drückte er ab, doch es schien, als wäre die Waffe nicht geladen. Er zog das Magazin heraus und zeigte mir, dass Kugeln enthalten waren.
"Unsterblich...", wiederholte ich und kniete nieder vor Trauer und Angst, Schmerz und Pein, Erleichterung und Frust, nicht gestorben zu sein. "Unsterblich...", flüsterte ich.
"Und zwar bis zu deinem Wunsch. Wenn du deine Aufgabe erfüllt hast, wirst du sterben, weil du es dir am sehnlichsten wünschst." Gib mir den Schwarzen Stein." "Gib du mir lieder den Talisman." Ich stand auf, war wieder etwas mütiger. Was hatte ich denn für eine andere Wahl, anstatt es zu sein? Gar keine. Schicksal konnte man nicht überwinden. Und so würde doch lles enden im Tod. So oder so. Und mir war es lieber, schnell zu sterben durch meine Macht, als als Toter auf ewig leben zu müsen.
"Du hast gar nicht die Position, mir etwas zu befehlen!", sagte ich sauer. "Ich könnte dich töten, jeden, den ich wollte. Niemand kann mich töten. Niemand... Nur er selbst.
"Ich gebe ihn dir nicht. Du hast keine andere Wahl, als zu sterben. Finde dich damit ab!" "Das habe ich schon..."; meinte ich deprimiert und gedehmütigt, "Schon als meine Mutter ermordet wurde, war es Bestimmung, dich hier zu töten." "Du kannst mich nicht töten!", sprach Jack hohnisch, weil ich ein wichtiger Teil des Spiels bin. "Sicher, dass ich das nicht mache? Ich kenne doch das Ende des Spiels, also kann ich doch tun, was ich will. Ich weiß, ich bin wichtig, für das Ende. Aber dich habe ich in meiner Vision nicht gesehen." Jack wurde blass und öffnete leicht seinen Mund.
"Jedoch habe ich noch eine Frage..." Ich wartete auf eine Reaktion von Jack, doch es kam keine. "Was hat Tobias für eine Rolle in diesem Schicksal?"
"Mal ganz davon abgesehen, dass du ohne ihn nicht heir wärst... Du hast ihm zu verdanken, keine Freunde zu haben. Und das ist wichtig, dass du so bist, wie du jetzt vor mir stehst. Aber du hast Recht. Er hat weiter keine Funktion. Wir haben ihn wiederbelebt, damit er Maria wieder von dir fern hält. Denn es gibt etwas, dass niemand steuern kann. Jedenfalls nicht aktiv. Das sind die Gefühle des Menschen. Wäre es so einfach gewese, dich zu kontrollieren, hätten wir uns den ganzen Aufwand sparen können. Er war nur dein Gegenspieler. Jeder braucht einen Gegenspieler." "Obwohl alles sinnlos ist?" "Ja, obwohl es sinnlos ist."
Ich griff an meinen Hals, riss den Talisman ab und betrachtete ihn. "Alles so vorherbestimmt. Ich kann nicht sterben? Das wollen wir doch mal sehen. Jetzt ist die Zeit gekommen, bei der es schaffen kann.
Du hast sie getötet? Du, Gott! Du hattest mir das verleugnet! Du! Aber was soll ich tun. Ich mache seine Drecksarbeit und er erfüllt mir einen Wunsch, den mir mein Herz dann sagt. Du hast sie getötet. So gerne hätte ich sie kennengelernt! Ich will sterben! Ich will, dass ich sie kennenlerne! Der Tod wird uns vereinen! Doch ohne reale Welt, kein Wiedersehen... Ich will sterben... Es ist alles so sinnlos und unlogisch. Wäre ich doch nur damals in dem Wagen mit ihr gestorben.
Eine Frage habe ich noch: Wieso erledigt Gott nicht seine Dreckarbeit selbst?"
Jack grübelte... "Ich weiß nicht. Vielleicht hat er seine Macht zu sehr auf den Talisman und den Schwarzen Stein fixiert, als seine Macht darin teilweise gebannt wurde vor langer Zeit, dass er dazu keine Macht mehr hat. Aber das sind nur Vermutungen."
Gott konnte ich nicht besonders leiden. Er ließ mich leiden, quälte mich, missbrauchte mich. Anfangs liebte ich dieses Spiel, bis ich schließlich inmitten des Unheils aufwachte und nichts mehr tun komme. es gab nur noch eine Tat, die fehlöte, um alles zu vollenden...

Der Himmel verdunkelte sich bedrohlich. Der helle Mond war erstickt worden und völlige Dunkelheit kam über uns. Erst ein Blitz, dann noch einer; vermischt mit betäubend lautem Donner! Der Wind wehte jetzt stärker, drückte das Fenster mit einem lauten knall auf und fegte durch mein Zimmer!
Meine Hand zuckte wie von selbst beim bloßen Gedanken daran von mir weg. Ein Stoß in Jacks Richtung. Es war die Hand, in dem ich den Talisman hielt.
"Nicht!", rief er, doch ich hatte es vollbracht. Der Talisman war nun mit dem Schwarzen Stein zusammengekommen!
"Jack schrie, so laut, so energiereich! Ich konnte seine Kraft schmecken. Wie Licht schmeckte sie. Reihn und leicht. Wie ein seidener Film auf der Haut. Wie Marias Haut.


Kapitel X


"Wo bin ich?", fragte ich mich. Der Raum um mich herum blendete in weißem Licht, so unschuldig und unverschmutzte Kraft. Alles war still. Nur ich stand darin - in der Mitte des Raumes auf einem kleinen Altar- völlig nackt.
Jetzt erinneret ich mich. "Du bist genau da, wo alles begonnen hat.", sagte eine schallende Stimme, die von überall zu kommen schien. "Ist das die Realität?" "Nein. Das ist der Eingang zur Realität. Du bist hier schon gewesen. Und nicht nur du. Sieh dich um."
Um mich herum war die Wand mit den Runen. Tausende, Millionen. Nein...es waren Milliarden... Ich blickte eindrucksvoll und erstaunt zu ihnen. "Sieh sie dir doch genauer an." Ich hüpfte vom Altar und ging einige Schritte auf sie zu. Ich sah nichts, außer kleine Innschriften, die ich nicht entziffern konnte. "Noch näher.", bat die Stimme. Es war, als führte sie mich zu einer ganz bestimmten Rune. Ich sah mir die Schrift genauer an. 'Michael' stand darauf geschrieben. "Was ist das?" "Das ist dein Leben. Du stehst vor deinem Leben. Alle Menschen, die dazu gehörten. Jeder einzelne hier. Alle sechs Milliarden sind Teil deines Lebens. Alles haben irgendetas getan, damit du jetzt hier bist. Vielleicht haben sie eine Erfindung gemacht, die du genutzt hast oder Bananen gepflückt, die du gegessen hast. Oder Essen für andere produziert, damit sie etwas produktives für dich tun."
"Mein Leben...", staunte ich.
Ich tippte auf das Feld 'Michael'. Es offnete sich und von einem Augenblick auf den anderen verfiel ich einen Alptraum! Michael stand vor mir!
Tobias hatte ihn gerade gepackt und war mit einem hellen Lichtstrahl verschwunden! Es war so echt! Als wäre es eben passiert.
Plötzlich stand ich wieder neben ihm. Ich war nun in einer Zelle, die mich sehr an die in dem Vulkan erinnerte. Ein Mann kam herein und fasste an seine Hand. Michael schrie! Er schrie unerträgliche Schmerzen heraus! Seine linke Hand wurde ihm abgerissen! Doch er fiel nicht um! Er lebte weiter, unter höllischen Qualen. Ich konnte sie fühlen, in seinem Gesichtsausdruck. Er lebte weiter...in seiner Hölle...
Ich kam zu mir, war verwirrt, verängstigt und mein Herz trommelte heftig gegen meinen Brustkorb! "WAS WAR DAS!"
"Das ist sein Schicksal, als er dich verlassen hatte. Für dich." Gehe zu der Schublade dort drüben." Eine einzelne Rune leuchtete auf. Ich sollte sie öffnen und schleppte mich unter Schock stehend zu ihr. "???" Ich war verwundert darüber, dass nichts auf ihr stand. "Das ist deine." "Meine?" "Ja, deine. Du bist noch nicht tot. Deshalb ist noch kein Name eingraviert."
Schockartig wurde es mir bewusst: Alle Menschenn waren tot. Jeder einzelne! Ich hatte sie getötet! Blitzschnell! Und todsicher. "Ich habe sie getötet?" "Ja." "Und jetzt bin ich dran?" "Ja. Aber vorher", sagte die Stimme, "hast du einen Wunsch frei." Ich wusste, was ich wollte. "Sterben", dachte ich kurz.

Was war schiefgelaufen in meinem Leben? Meine Geburt? Meine Freunde? Meine Liebe? Nichts.Es hatte nie existiert. Und doch ist das Tagebuch ein Überbleibsel dieses 'Nichts'. Ich hatte nie etwas gehabt; nur kurz gekostet von der Liebe einer Frau. Ich wollte Liebe. Ich wollte jemanden haben, der mich so lieben würde, wie ich sie lieben würde. Aber wollte ich denn nicht sterben? Doch, das wollte ich. Bis jetzt. Aber nun, wo alle weg waren, brauchte ich es nicht mehr. Alles war doch nur eine Flucht! Und sie würde in der Endlosigkeit enden.
"Hast du dich entschieden?" "Ich habe noch eine Frage, bevor ich sterbe." Ich wartete kurz ab und überlegte, was ich schon immer wissen wollte. Es war so simpel, dass ich es nicht mehr wahrnahm, dass ich im Inneren noch immer danach fragte. "Was ist der Sinn des Lebens?"
"Du hast ihn erlebt. Wieso fragst du, wenn du es gleich erfahren wirst?" "Es fiel mir gerade ein. Ich habe herausgefunden, dass nur noch eins in Frage kommen kann." "Was?" "Das 'Nichts'" "Du wirst es ja sehen." "Also geht es weiter nach dem Tod?" "Du hast plötzlich Angst." "Ich weiß nicht. Ich will sterben. Und wenn es sein muss, dann noch einmal, um endlich das sinnlose Leben zu beenden. Und auch wenn es sinnvoll scheint, ist es doch immersinnlos. Wenn es weitergehen sollte, wäre es denn nicht auch genauso? Genauso sinnlos? Genauso leben? Geburt und Tod. Geburt und Tod. Es ist einfach sinnlos. Das Puzzle ergibt keinen Sinn." "Du bist sehr verirrt in deinem Inneren. Aber ich versichere dir, dass es dir gar nicht so sinnlos vorkommen wird. Du bekommst eine Sonderstellung von mir. Du bist etwas besonderes."
Ich? Etwas Besonderes? Nannte er mich eben 'besonders'? Ein vorgespielter Sinn? Ich wusste, dass Unwissenheit ein Segen war und das war auch das, was ich wollte.
"Darf ich noch sehen, was Maria gemacht hat, nachdem ich weg war?" "Du willst es nicht wissen." "Und wenn doch?" "Ich weiß, dass es Bestimmung ist, dass du es nicht siehst." "Du hast Recht."
"Was wünschst du nun?"

Ich wusste, was ich wollte. Ich hatte alles genau vor Augen. Ich hielt den Schlüssel für ein schönes Leben in der Hand. Ich brauchte nur noch zu sterben. Ich hätte nie daran gezweifelt, es zu tun.
Ich schloss meine Augen...


Kapitel XI


Sie raste mit hundertzwanzig durch die finstere Nacht. Blitze erhellten die Umgebung. Es regnete in Strömen. Kein anderes Auto fuhr bei diesem Unwetter, doch sie musste fahren. Auf dem schnellsten Wege musste sie ins Krankenhaus! Lange brauchte sie nicht mehr, bis sie ihr Kind bekäme, denn sie war im neunten Monat schwanger. Schon so lange freute sich die zwanzigjährige Dunkelblonde darauf. Sie hatte einen guten Job in einer Bank, lebte zwar allein, hatte aber keine Probleme und viele Freunde, die sie während der vorangegangenen Zeit gut pflegten, auch wenn sie öfters mal die Nerven verlor. Ständig dachte sie darüber nach, was wäre, wenn ihr Kind verblödet oder sonstig behindert wäre. Sie machte sich zu viele Sorgen. Sie hatte schon viel durchgemacht mit ihrem letzten Freund und mit dieser Schwangerschaft. Ihr Leben konnte nur noch bergauf gehen, wenn sie erst das Kind in den Armen hielte. Dann vergäße sie all ihre Sogen.
Die Wehen setzten ein und sie bekam starke, krampfähnliche Schmerzen, zudem saß sie so unbequem in ihrem kleinen Auto. Schon lange hatte sie vor, sich einen neuen Wagen anzuschaffen, doch sie hatte nicht die Zeit und das Geld dazu. Aber jetzt, wo sie diese Anstellung in der Bank bekam, hatte sie für die nächsten paar Jahre ausgesorgt.
Sie nahm das soeben zu klingeln angefangene Handy in die Hand und stöhnte schmerzerfüllt hinein. "Was ist los bei dir?", fragte die Stimme auf der anderen Seite der Leitung. "Ich habe Schmerzen! Wonach hört es sich denn an!?", brüllte sie genervt ins Handy. "Fahre ja vorsichtig. Es soll unheimlich stark regnen bei dir." Das hätte sie ja nun wirklich nicht bemerkt, dass es regnete. "Ich muss jetzt auflegen! Ich muss ich auf's Fahren konzentrieren! Es ist bei diesem Wasser schon schwer genug, heil anzukommen!", sagte sie, kurz bevor sie auflegte.
Die Schmerzen ließen nach. Trotzdem war bei ihr keine Erleichterung zu erkennen! Sie war verkrampft und war müde, weil sie schon seit fünf Uhr Morgens auf war und den ganzen Tag nicht zur Ruhe gekommen war. Sie wusste, dass es bald vorbei sein würde. Sie blickte zu ihrem Bauch hinunter und meinte: "Ich hoffe, du bereitest mir nicht auch noch so viele Probleme." Die Straße war nass. Sie wusste es, konnte es aber nicht mehr aushalten. Jeden Augenblick könnten die Schmerzen wiederkehren! Doch für einige Minuten hatte sie Glück und schaffte es, den Parkur aus geschlängelten Kurven mit hunderzwanzig zu durchfahren - ohne Probleme. Jeden Moment wäre sie im Krankenhaus und würde einen gesunden Jungen zur Welt bringen.
Die Straße war totenstill an diesem Sonntag um zweiundzwanzig Uhr eines verregneten Herbsttages.




Das war meine Lebensgeschichte. Ich hätte es nie geglaubt, wenn ich nicht mein altes Tagebuch gefunden hätte. Wie es hierher kommen konnte, weiß ich nicht. Ich will es auch nicht wissen. Doch dass das Tagebuch echt ist, kann ich nicht bestreiten. Es ist meine Handschrift.
Wenn ich eins aus meinem nie existenten Leben gelernt habe, ist es eins: Unissenheit ist ein Segen. Und doch frage ich mich, ob Jack mich erkennen könnte, wenn ich ihn treffen ürde. Oder ob ich ihn verwechseln würde. Aber unvermeidliches lässt sich nicht vermeiden. Nur herauszögern.
Und wieso ich nun existiere bleibt lieber ungeklärt....


Kapitel XII

Es war dreiundzwanzg Uhr in New York. Es regnete, ein riesiges Unwetter stand über ihr und sie rannte auf dem Fußweg. Die Straße war zu dich befahren, alsdass sie hätte fahren könenn. Sie wohnte nur hundert Meter von ihrer Wohnung entfernt und lief die paar Meter bis zum 'Central Hospital'. Sie hatte keinen Mann, keine Freunde, die ihr beistehen hätten können. Sie war allein auf der Welt. Doch bald würde sie ihr Kind in den Armen halten. Die Ultraschalluntersuchung hatte ergeben, dass es ein Junge werden sollte. Ein Blitz schlug plötzlich neben ihr in eine Laterne ein, die sofort umknickte, sie aber verfehlte. Sie schreckte zur Seite, wich auf die Straße aus. Sie stand leicht unter Schock, so knapp dem Tode entkommen zu sein.
"So eine Scheiße!", flüsterte sie und atmete einmal tief durch und war froh, noch am Leben zu sein. Doch keinen Augenblick später wurde sie von einem um die Ecke gebogenem Wagen erfasst! Wieder schlug ein Blitz ein. Ganz knapp neben ihr, in dem Auto, das sie gerammt hatte.
"So eine Scheiße...", stöhnte sie, bevor sie das Bewusstsein verlor.
Ihr toter Körper lag auf der Straße und blockierte zusammen mit dem brennenden Auto den Verkehr. Nur kurz darauf heulten Sierenen von Krankenwagen und Polizefahrzeugen auf und umkreisten die Frau, die regungslos im Regen lag.
Ein Arzt hockte sich neben sie, tastete sie ab. "Sie ist tot.", stellte er fest, "Doch ihr Kind können wir vielleicht retten!"...


MasterQuest
- Der Weg des Verderbens-

Kapitel I


Ein Konflikt brannte in mir.
"Dann soll sie keiner bekommen! Tod! Verderben! Ich werde alle töten, damit keiner mehr an sie rankommt! Wenn alles verloren ist für mich, dann auch für jeden anderen! Wenn ich sterbe, stirbt auch jeder andere! Alles hat man mir genommen! Nichts zugelassen! Nichts zugelassen... Ich wollte doch nur ein bisschen Liebe! Ich wollte Liebe! Nichts anderes als Liebe!! Was ist denn aus mir geworden?! Nichts... Und ich werde verlieren, wenn ich mich nicht richtig entscheide. Aber will ich denn nicht verlieren? Endlich sterben... Oder liegt ein solcher Fluch auf mir, dass ich nicht sterben kann?"
Ich wurde mitten in meinen Überlegungen unterbrochen: "Was ist nun?!", wollte der Mann wissen. "Ich überlege noch!", meinte ich genervt. "Du hast aber keine Zeit mehr zum Überlegen. Was willst du also tun? Willst du, dass die Welt zerstört wird und du auch oder willst du, dass die Welt zerstört wird und du der Herrscher wirst?" Jack sagte nichts mehr. Er wusste, dass alles von mir abhing. Er konnte nun nichts mehr entscheiden. Ich konnte es aber! Ich hatte mein Schicksal gesehen und ich wusste, dass er nicht log. Ich war der Herrscher, aber was sollte ich noch beherrschen? Tote? Darauf hatte ich keine Lust.
"Ich will nicht auf die Verliererseite!", meinte ich. "Also komm her, damit du der Gewinner bist.", grinste er böse, als hätte er etwas vor. Noch einmal sah ich in sein Gesicht. Jack machte nicht den Eindruck, als wäre meine Entscheidung falsch gewesen. Ganz im Gegenteil. Er kam zu mir neben diesen seltsamen Mann und grinste.
"Anders hätte es auch nicht passieren können. Schicksal." Was war denn auf einmal mit ihmm los? War er denn nicht böse auf mich, dass ich alles vernichten wollte?

"Du musst wissen, Alf, dass ich schon immer auf der Seite des Bösen stehe. Ich wusste es sehr früh, dass du kommen würdest. Und du kamst. Du hast den Traum gesehen. Es war die Prophezeihung. Doch eins war ungeplant: Gott. Er hat dich hierher gebracht und kann dich jederzeit wieder holen. Er hat die Macht, dich zu töten. Aber er hat nicht die Macht, die Menschen selbst zu vernichten."
Ich war sichtlich verwirrt. Was meinte er damit, Gott würde die Menschen vernichten? "Wieso sprichst du von ihm? Er existiert nicht Es ergibt keinen Sinn, wenn er doch existieren würde." "Er existiert.", sagte der Mann. "Und er ist mächtig. Jedoch hat er einen Fehler begangen: Menschen. Sie haben ihm die Macht geraubt, mit der er die Welt wieder bereinigen könnte." "Wie?", fragte ich. "Die Menschen haben einen großen Teil der Macht Gottes in den Talisman gesperrt. Nur jemand, der von ihm ausgesucht wurde, kann sie entfachen. Dieses Siegel hat die letzten vierhundert Jahre gehalten." "Was ist mit dem Stein?" "Der Stein enthält die Macht des puren Bösen. Bringt man die beiden Gegenstände zusammen, so entscheidet der Träger, was geschehen soll. Er hat die Macht über alles, was existiert. Selbst Gott kann er damit vernichten."
"Das ist ja alles schön und gut und so...aber...wer bist du?"
"Tut mir leid, dass ich micht nicht vorgestellt habe.", entschuldigte er sich höflich, "Mein Name ist Nemias. Nennt mich, wie ihr wollt, wenn euch das nicht gefällt. Ich bin Gründer der Widerstandsgruppe hier in Trien gegen Gott. Wir werden die Welt nach seinem UNtergang gerecht beherrschen." Das faszinierte mich. Wie sinnlos alles wurde. Innerhalb der Erklärung zerfiel mein Lebenssinn von nichs ins Nichts - noch leerer und stumpfsinniger.
"Aber der Traum... Es wird etwas Schreckliches geschehen. Etwas sehr Schreckliches." "Das war doch nur ein Traum.", erklärte Jack, "Davon ist nicht alles wahr. Du hast dein Schicksal selbst in der Hand."
Ich stand zwischen den Beiden und sah alles vor mir: Blut, Dunkelheit, Hass, Tod. So sollte es nicht enden! Aber mein Herz wollte es, nachdem es Maria nicht erreichen konnte. Es schrie nach Rache, erfüllt von Hass und bitterem Schmerz, der mich dahin trieb, wo ich nun war.
"Es gibt da nochwas, das du wissen solltest.", sprach Nemias. Er sah bedrückt aus. "Du weißt, dass ich die Widerstandsgruppe hier gegründet habe. Ich bin Teil einer Organisation, die sich die 'Kampftruppe' nennt. In Gegenden, wo es brenzlich ist, hat sie solche Gruppen gebildet, die gegen das Böse kämpfen und Gott vernichten wollen, um dann später gerecht regieren." "Ja.", meinte ich und nickte leicht. "Es gibt jedoch noch etwas. Eine Macht, die das pure Böse verkörpert - Satan. Das Böse, so kalt, so heiß, so schwach und doch mächtig, wie nie zuvor. Als du den Talisman freigelegt hast, ist es erwacht und sucht nach dir."
Nemias riet Jack, bei mir zu bleiben und auf mich Acht zu geben. Mir durfte seiner Meinung nach nichts geschehen. Ich wollte sterben. Dann wäre alles aus gewesen. Alles vernichtete sich in meiner Welt. Doch wieso bloß? Mir fehlte eindeutig die Kontrolle über mein Leben. Wozu aber brauchte ich Kontrolle über etwas, was nicht existierte? Ich war mal wieder genauso weit, wie zuvor: Nämlich nirgendwo.

Jach begleitete mich noch bis nach Hause. Es war eine lange Fahrt und es war dunkel, als ich ankam. Der Drache schnauuzte mich kurz voll, besann sich dann, zog ab und ließ mich in meine Kammer kriechen. Sie hatte sich en wenig verändert in letzter Zeit. Vielleicht erinnerte sie sich an die Zeit, als sie selbst noch mit meiner echten Mutter unterwegs war und Spaß hatte. Als sie noch nicht allein war.
Ich setzte mich aufs Bett, setzte die Kopfhörer auf und legte meine 'depri'-CD ein, die ich mir von Jack habe brennen lassen. Bei der Begleitung von 'Killing me softly' schossen mir tausendewidersprüchliche Gedanken durch den Kopf.
Wieso liebte ich Maria noch immer? Es wäre auf jeden Fall besser gewesen, mich zu ihr trennen, den Gedanken an eine Chance bei ihr für immer zu verwerfen. Sie hatte keine Augen für mich. Nur noch für dieses Arschloch, mit dem sie nun immer wieder vor meinen Augen auftauchen sollte.
Ich wusste, dass das Leben sinnlos war, hatte festgestellt, dass es alles von mir abhing. Mein Leben war bedeutungsvoll. Ich war womöglich der mächtigte Mensch auf Erden. Kurz schoss mir sogar der Gedanke an Unterwerfung durch den Kopf. Ich verwarf ihn sofort wieder.

Ich hätte mich die Schule vorbereiten sollen! "Vier Kontrollen!", jammerte ich in Jacks Gesicht. "Ja.", versicherte er, "Ich habe es mir sagen lassen. Aber wieso bist du so aufgewühlt?" Ich habe Angst!" Er sah mich etwas schief an. "Wieso hast du Angst. Vergessen, dass doch alles sinnlos ist? Angst haben ist genauso sinnvoll, wie das Leben: Gar nicht. Also sag mir nichts von Angst. Du prädigst Wasser..." Ich nickte. "Du hast Recht. Außerdem kann ich alles lenken, wenn ich es will." "Ja..." Jacks Antort hatte eine kleine Enttäuschung als Unterton. "Ich meine damit, dass du vieles beeinflussen kannst. Nur nichts, was mit Gefühlen zu tun hat und...das Schicksal selbst. Niemand kann es ändern. selbst Gott, der sich als so mächtig sieht, steht unter dem Schicksal. Du glaubst vielleicht, du veränderst es, keine Kontrolle schreiben zu müssen, aber in Wirklichkeit war es so vorgesehen, dass du keine schreibst. Du kannst nicht mehr wählen. Selbst ich kan nicht wählen, ob ich dir das hier sage oder nicht. Ich denke, ich sage es nicht, weil ich eiß, dass es so geschehen würde. Aber dabei steht schon längst fest, dass ich es dir nicht jetzt sage. Nicht, weil ich mich dagegen entschieden habe, sondern, weil das Schicksal es so will." Ich verstand, was er sagen wolltet und nickte.
Die Sonne stand fast noch Horizont - so kam es mir jedenfalls vor - und ein frischer Wind wehte über unsere Köpfe. Keine Wolke flog über den Himmel.

Ich saß im Englischunterricht, starrte an die leere Tafel. Alle schrieben wie wild ihre Kontrollarbeit über die Industrie der USA im Zeitraum von 1920-1970. So ein dummes Thema. Erstmal hatte ich keine Lust, mich damit zu beschäftigen, weil ich ein Feind der USA war und zweitens: Es war sinnlos. Das half immer, um hass gegen alle zu schüren. Ich wusste, ich hatte Recht. Ich wusste, diese Idioten wussten nichts von allem, was passierte. Nur einer, Tobias, kannte meine Macht und wollte sie auch nicht noch einmal zu spüren bekommen. Wie er so plötzlich zu solch einer Macht kommen konnte, weiß ich nicht. Aber jeder andere hätte sich ebenso gefragt, wie ich von einem Tag auf den anderen so mächtig werden konnte.
Ich erinnerte mich an die Höhle unter unserem Haus, in dem die Miaf lebten, an den Drachen, der alle getötet hatte und an Krim, der immer noch verschwunden war. Ich hatte keine Ahnung, wo er war. Er hatte nichts gesagt. Einfach verschwunden - von einem Tag auf den anderen. Manchmal dachte ich an ihn und den Spaß, den er mir bereitet hatte mit seiner Unwissenheit und Neugierigen Art. Dann schmerzte meine Seele wieder. Er hatte mich allein gelassen! Genauso wie Joe!
"Hälst du es denn nicht für nötig, zu schreiben?", machte mich unser Lehrer dumm an. Alle schauten sogleich zu mir und gafften, als sei ich Gott selbst. Nur Tobias ließ all das kalt. Er schien all das gewusst zu haben. So wie er wusste, dass ich mich entscheiden musste, wie ich enden wollte. Tot durch mich selbst oder tot durch die Macht des Bösen.
"Ich darf doch wohl tun, was ich will.", meinte ich lässig wirkend. Aber in meinem Inneren brodelte ein Feuer auf Eis, das durch meinen Bauch kroch und in meinem Gehirn versuchte, die Tür zum Tod aufzustoßen! Ich hätte ihn töten können, weil er mir so patzig entgegengekommen war. Aber ich schaffte es gerade noch, meinen Hass zu verbergen und ließ die Erkenntnisse sprechen.
"Ach?" Er hob eine Augenbraue. "Darfst du das?" Er sah mir genau in die Augen, wollte meinen Blick prüfen. Alle sahen mich an. "Ja.", sagte ich, "Das darf ich. Sie können mir nicht befehlen, was ich zu tun oder zu lassen habe. Ich bin ein freier Sklave in dieser Welt und habe das Leben selbst in der Hand." "Du denkst, es zu wissen. Du weißt also, was das Leben für dich bereit hält." Ich lockerte meine Augenbrauen noch mehr, sodass ich von außen wie ein Streber oder ein Kiffer auf einem Tripp ausgesehen haben muss.
"Da kann ich dir sagen, dass du nichts weißt, von dem, was du glaubst zu wissen. Du lebst in deiner Phantasiewelt. Komm erstmal in die Realität zurück, bevor du vom Leben reden kannst!" Er hatte mich so sehr provoziert, dass ich ihn am liebsten sofort umgebracht hätte, ihn zerfleischt oder langsam zu Tode gequält hätte! Hass! So viel Hass!
"Komm mir ja nicht so patzig entgegen.", meinte er überlegen. Er dachte, er hätte gewonnen. Doch ich ließ nicht locker. "Ich habe nichts patziges gesagt. Nur, dass sie sicher keine Ahnung haben. Sie sind sicher sehr wütend, nachdem ich das jetzt eben gesagt habe." Ich wartete kurz ab, ob die Ader auf seinem Kopf noch größer werden würde. Dann furh ich fort. "Was denken Sie denn, was ich gerade gedacht habe, als ich von Ihnen vor den Kopf geknallt bekommen habe, ich hätte nicht die geringste Ahnung vom Leben. Denken Sie denn, dass ich so bin, wie jeder andere an dieser Schule?!"
Er wurde immer roter im Gesicht. "Du denkst, ich habe keinen Schimmer! Dann wirst du mich aber kennenlernen!" Er drohte mir. Das durfte er doch gar nicht. Drohungen gegen Schüler konnte ich überhaupt nicht leiden. Damit versuchte man Kontrolle auszuüben und es funktionierte - jedesmal!
"Die anderen schreiben weiter, du packst deine Sachen und gehst! Ich verweise dich von meinem Unterricht! Du kriegst auf diese Kontrollarbeit eine Sechs!" Er bestrafte mich! Er - der kleine Wurm! Ich verließ stocksauer den Unterricht und schwor mir Rache!

Ich lauerte ihm auf dem Lehrerklo in einer Kabine auf. Ich wartete einige Unterrichtsstunden, bis er endlich kam. Wäre er nicht gekommen, hätte ich für umsonst Mathe, Russisch, Sport, Physik und Biologie geschwänzt.
"Dem werd' ich's zeigen. Mich einfach so dumm anzupöbeln.", murmelte er, während er ins Becken pinkelte. Ich wartete noch einen Moment ab um zu sehen, was er noch so sagte. "So ein Dummkopf. Dem werde ich die nächste Arbeit aber sowas von mies bewerten!"
Er war immer noch so wütend. Ich ebefalls. Und nachedem er das und auch noch rausgehauen hatte, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten.
"Sie sind wirklich dumm, zu glauben, Sie hätten die Kontrolle über ihr Leben." Er zuckte kurz zusammen, drehte sich um und durchbohrte mich dann mit hasserfülltem Blick. Sie denken, Sie seien gut, nur weil Sie vielleicht denken, Sie hätten alles über das Leben herausgefunden." "Das denke ich nicht nur, das habe ich! Du hast keine Ahnung, bist unerfahren, hast das Schlechte noch nicht erlebt. Und du willst mir sagen, du hättest Ahnung..."
Ich machte ein paar Schritte auf ihn zu. "Wollen Sie noch etwas sagen."
"Was soll das heißen! Willst du mir etwa drohen!" Er guckte mich wütend und siegessicher an. "Gib es auf. Du hast keine Chance gegen einen Lehrer. Und jetzt mach', dass du wegkommst! Ein Disziplinarverfahren habe ich schon eingeleitet. Du darfst morgen um Drei Uhr hier antanzen. Und da werde ich das hier auf jeden Fall erwähnen."
Ich trat einen Schritt zurück an die Wand, an der ich nun mt dem Rücken stand. "Lehnen Sie sich zurück und genießen Sie die Show. Es wird Ihre letzte sein.", grinste ich böse. Er wollte gerade losschreien vor Wut, als ich ihm meine Hand entgegenstreckte und allmählich die Kontrolle über mich verlor.


Kapitel II


Seine Leiche fand man noch am selben Tag. Am darauffolgenden Tag wr das das Thema der ganzen Schule.
"Was sollen wir denn nun tun?", fragte ein Schüler aus meiner Klasse. "Ruhig verhalten. Wir werden sehen, was weiter unternommen wird. Der Unterricht muss auf jeden Fall weitergehen." "Weiß man denn schon, wer es war?", fragte ich. Er zögerte. "Nein.", gab er als Anwort, "Wir überlegen noch, wer in Betracht gezogen werden kann. Bis jetzt könnte es jeder gewesen sein." "Es war Alf!", beschuuldigte Tobias mich des Mordes. "Wie kommst du darauf?", wunderte sich der Lehrer. "Hast du es denn gesehen?" "Nein. Aber er hatte gestern kurz bevor er starb, einen Streit mit ihm." Ich sah ihn todwünschend an. "Vielleicht warst du es ja selber!", konterte ich, "Beweise doch, dass du es nicht warst!" "Ich war zu Hause zu der Zeit gestern."
"Beschuldigt euch nicht gegenseitig. Wir werden es sicherlich morgen schon wissen, wer es war, denn wir haben Fingerabdrücke an der Leiche gefunden."
Ich kam ins Schwizen! Ich hatte einen Fehler gemacht! Einen fatalen Fehler! Er war tot und morgen schon wäre ich fällig!
Nach der Stunde rief der Lehrer mich zu ihm. "Vergiss nicht, gleich zum Schulleiter zu gehen, wegen dem Diziplinarverfahren." Ich nickte und ging ab. "Diesem Arsch werd' ich's zeigen! Sowas mit mir zu machen!", dachte ich.

Es war Fünfzehn Uhr und ich stand vor der Tür des Schulleiters. "Jetzt wird's ernst.", sagte ich, klopfte an und trat danach in sein Büro.
Einige Lehrer, die Zeit hatten, saßen U-förmig um einen Tisch herum, an den ich mich setzte. Der Schulleiter saß mir direkt gegenüber.
"Dir wird vorgeworfen, schroff gegen einige Lehrkräfte vorgegangen zu sein. Was sagst du dazu."
Ich sah ihn kurz an. Er erwartete nicht wirklich eine Antwort von mir, da das Ergebnis schon längst fest stand. "Ich habe nur meine Meinung gesagt. Völlig sachlich." Aber meine Meinung war nicht gefragt in der wirklichen Welt. "Was sagen die anderen dazu? Sie haben es ja erlebt.", meinte er und blickte auf die Runde um mich herum. Die Lehrer waren sich einig. "Wir können nur bestätigen, dass er schroff geantwortet und uns nieder zu machen versucht hat.", erklärte meine Physiklehrerin, "Er behauptete, Physik sei unreal und absolut sinnlos. Er meinte außerdem, ich hätte lieber nicht geboren werden sollen. Das hat das Fass zum Überlaufen gebracht." "Ich...!" "Sei still!", zwang mich der Schulleiter, ruhig zu sein. "Du hast genug gesagt. Geh raus und warte, bis du wieder reingerufen wirst. Ich verließ den Raum und stellte mich vor die Tür.
Tobias stand bereits dort und quetschte mich aus, um mich dann fertg machen zu wollen. "Na?", interessierte es ihn, "Was haben sie gesagt?" "Hau ab!" Ich schubste ihn etwas von mir weg. "Fass mich nicht an!", droht er. "Willst du mir drohen! Ich kann dich auch sofort umbringen!" "Wie du es bereits schon einmal getan hast - bei ihm!" "Ja!", gab ich aus Wut zu, "Und diesmal mache ich keinen Fehler!"
Meine Hände streckte ich nach vorne aus, sie waren ganz kurz davor, ihn zu berühren. Dann konzentrierte ich mich! Ich verlor wieder das Bewusstsein und ließ meine Seele sprechen.
"Willst du mich töten?! Da werde ich dich ehr töten! Du konntest mich damals nicht vernichten, also schaffst du das jetzt auch nicht!" Da hatte er sich aber geschnitten! Ich würde ihn gleich als Mittglied des Bösen vernichten.
Die dunkle Macht durchfloss meinen ganzen Körper - warm und sanft. Bis er endlich in meinen Fingerspitzen zusammenfloss und Tobias einen Erstickungsanfall bekam und langsam sich wehrend von mr zu Boden gezwungen wurde! Er fasste reflexartig an seinen Hals! Ich spürte, wie er allmählich starb! Sein dunkler Schein wurde weniger. "Das kann nicht sein! Ich habe doch gesehen, wie du von mir getötet wurdest!", krazte es aus seiner Kehle. Dann gab er sich geschlagen. Er lag leblos und vor mir. Ich hielt noch immer bewusstlos meine Hände nach vorne auf ihn gerichtet, drückte noch fester zu! Ich hasste ihn von voller Seele! Ich wollte sicher gehen, dass er auch wirklich tot war. Er war es.

"Komm rein!", rief jemand von der anderen Seite der Tür. Ich trat in den Raum, schloss schnell die Tür, damit niemand den Toten sah und setzte mich, als wäre nichts geschehen.
"Wir haben ein Urteil gefällt.", verkündete er, als wäre er ein Richter, der über mich befehlen könnte! Aber ich ließ mir von niemandem etwas sagen! Ich war immerhin wie Gott! Ich hatte Macht! Und ich scheute nicht, sie zu nutzen. Immerhin wollte ich die Weltherrschaft! Ich allein!
"Du wirst von allen Schulen des Landes verwiesen." "Wieso!", unterbrach ich ihn bei der Verkündung seines Todesurteils. "Wir haben vorhin die Analyse des Fingerabdrucks erhalten. Es ist deiner. Und nach dem, was Tobias erzählt hat, dass du zuvor extrem mit ihm gestritten hattest, lässt wenig Zweifel an der Analyse." Ich sah sie mit einem erniedrigenden Blick an, drehte mich einmal langsam herum, um alle Gesichter genau anzusehen. Ich wusste, ich konnte sie töten. Sofort.
"Wir haben die Polizei informiert. Du wartest hier, bis sie kommen, um dich abzuholen." Ich schätzte, in dem Augenblick deprimiert sein zu müssen. So dachten es bestimmt die Lehrer um mich heum. "Ich bin mir sicher", sagte ich ruhig, "dass ihr euer Todesurteil unterschreibt. Wenn ihr nicht aussagt, dass es unmöglich sei, dass ich ihn hätte töten können, werdet ihr innhalb kürzester Zeit qualvoll Zugrunde gehen." "Du drohst uns.", entgegnete der Direktor, "Dafür kriegst du noch in paar Monate zusätzlich." "Soll mich das beunruhigen?" "Du weißt wohl nicht, in was für einer beschissenen Situation du dich befindest!" "Nein, ich bin hier nicht der Benachteiligte. Ihr seid es!"
Ich brauchte nur mit dem Finger zu schnippsen und sie würden um Gnade winselnd vor mir liegen! Ich hatte eine neue Idee, als mich mit Tod zu rächen. Ich wollte, dass sie vor mir zitterten! Ich wollte, sie unterwerfen!
"Ich sollte euch eine kleine Kostprobe meiner Macht geben.", drohte ich im überlegenen Ton. "Wann begreifst du endlich, dass das das Leben nicht aus Zauberei besteht! Es ist toternst! Du kannt nicht davon ausgehen, dass alles so sinnlos sein soll, wie du es immer predigst! Kapier' das endlich!" Ich schüttelte fies lächelnd den Kopf. "Ihr wollt s wirklich bewiesen haben." Ich ging zur Physiklehrerin. "Haben Sie sich nicht gefragt, wie ich es geschafft habe, ihn zu töten, ohne Gift, ohne Waffe. Ohne ihn zu berühren! Die Fingerabdrücke sind nur dadurch entstanden, dass ich ihn zur Seite geschoben habe." Die Lehrerin schüttelte den Kopf. "Das ist nicht wichtig. Du kommst hinter Gitter und wir sorgen dafür, dass du dort auch bleibst."
Plötzlich schrie jemand! Der Schrei kam vom Gang. Alle sahen geschockt zur Tür. "Was ist los!", rief einer. "Hilfee!", rief die Frau, die eben geschrien hatte. "Hilfee!" Ich Mein Blick traf den des Direktors. "Herr Michel.", schüttelte ich wieder den Kopf. "Ein Toter.", sprach ich kalt über Tobias, der draußen lag. "Es ist Tobias aus meiner Klasse.", fügte ich noch hinzu. "Ihr bleibt hier!", befahl ich, als sah, dass die Chemielehrerin rausrennen wollte, um zu sehen, wer da eben schrie und weshalb. Ich streckte meine Hand zur Klinke hin, bis sie klackte. "Ich sagte es doch gerade eben. Er ist tot." Ich hatte sie gefangen. In meiner Hölle sollten sie braten! Braten! Braten! Solange sie es durchhielten! So lange, ich wollte! Ich spürte diesen Hass in mir!
"Ihr wollt eine Kostprobe meiner Macht?! Dann haltet euch fest!"
"Wer hat die Tür verschlossen!!?", fragte die Chemielehrerin unwissend darüber, as gleich geschehen würde. Ich würde so viele töten, wie ich musste, bis sie begriffen, dass sie mit mir nicht mehr spielen konnten!
"Ich habe sie verschlossen! Gerade eben! Und jetzt: Setzen Sie sich wieder auf Ihren Platz!", schrie ich, und schleuderte sie mit einer Handbewegung auf ihren Stuhl. Die anderen schreckten kurz zurück. Dann ging ich langsam zum Platz der Physiklehrerin und fragte sie, wieviel Schmerz sie aushielte. "Was soll das!", entgegnete sie schroff und unförmlich. Ihre Stimme war mit Angst getränkt, aber doch ungläubig dem Gegenüber, was geschehen war. "Sie wissen es nicht? Dann finden wir es heraus." Ich konzentrierte mich auf ihren Kopf, versuchte aber nicht, die Kontrolle über mich zu verlieren, weil sonst alles geschehen könnte. Nach wenigen Sekunden fing sie an, zu schreien, lauter und immer lauter! Alle anderen standen blitzschnell auf und stießen ihre Stühle von ihnen, um ihr zu helfen. "Ich fasse sie doch nicht einmal an.", sagte ich und konzentrierte mich noch mehr - auf ihr Gehirn. "Bleibt, wo ihr seid oder ihr Kopf wird platzen. Und nicht nur ihrer." Der Mathelehrer neben ihr sprang am Tisch vorbei und wollte sich gerade auf mich stürzen, als er zurückgeschleudert wurde! Ich richtete meine Gedanken noch stärker auf ihr Gehirn, sodass sie kurz vor einem Epileptischen Anfall stand! "Sie können es jederzeit beenden, Herr Direktor. Sie müssen nur sagen, dass Sie alle hier für mich aussagen werden." "Niemals!" Dann musste sie sterben!
Ich ließ nun meiner Seele freien Lauf und verlor die Kontrolle über das Geschehen. Sie lag mittlerweile auf dem Boden, ihr Geschrei war kaum noch auszuhalten. An der Tür klopften bereits andere Lehrkräfte, die das nicht überhören konnten. Aber mein Siegel könnten sie nie brechen! Sie drückte gegen ihren Kopf mit ihren Händen, als ob sie dem Druck in ihrem Inneren entgegenwirken wollte! "Aaaaaaaah!", brüllte sie vor Schmerz! Dann riss ihre Schädeldecke, Blut schwemmte über Haare und Gesicht zu Boden und umfloss mich. Sie fiel um, zuckte noch kurz und blieb dann leise und regungslos liegen. Ich kam zu mir, wusste, was ich getan hatte und spürte, dass ich nicht mehr so wütend war, wie zuvor.
Alle waren still. Jeder war geschockt. Keiner konnte etwas sagen, geschweige denn, sich bewegen. "Werden Sie meine Forderung erfüllen, oder muss ich erst alle qualvoll verrecken lassen!", brüllte ich. Der Hass stieg wieder. "OK.", gab er nach, "Ich werde es tun. Du darfst auf der Schule bleiben, bekommst die besten Noten und dafür lässt du uns in Ruhe. Wenn du hier weg bist, ollen wir nie mehr etwas von dir hören." "Sie fordern etwas?", sprach ich, "Aber, gut. Ich werde ihre erüllen, Sie erfüllen meine." Ich stelle mich vor ihn und sah ihm tief in die Augen. "Versuchen Sie keine falschen Bausteine, in mein Spiel einzbauen.", dann ging ich zur Tür. Sie war noch verschlossen. "Und wegen ihr: Sie hatte einen Anfall und ihre Hauptschlagader ist geplatzt. Ihr Kopf konnte dem Druck nicht Stand halten und st gerissen. Dann ist sie verblutet. Sagen Sie das den Polizsten. Und wenn nicht, werden es die Ärzte herausfinden. Denn genau das, habe ich mit ihr gemacht." Dann entriegelte ich die Tür und verschwand durch die Menge von Lehrern, die hereindrängten und sich um die Leiche tummelten.

Ich hatte Tobias getötet. Ich hatte unseren Englischlehrer befreit auf dem Leben und auch die Chemielehrerin. Ich hatte sie in meiner Hand und konte tun, was ich wollte. Ich war wirklich wie Gott. Sie hatten Angst. Große Angst. Vor mir. Ich hatte mein Spiel unter Kontrolle. Bis auf eine Kleinigkeit... Maria. Tobias war aus dem Weg geschafft. Aber Maria war noch immer nicht mein. Ich wollte sie! Ich liebte sie. Auch wenn ichmit Hass erfüllt war und alles sinnlos war, war doch sie der falsche Sinn in meinem Leben. Ich konnte sie nicht mit meiner Macht erreichen. Dazu war ich nicht im Stande. Aber ich konnte es noch nach meiner eigenen Art versuchen. Immerhin hatte ich nichts zu verlieren. Ein Gespräch zu beginnen, war ja nicht weiter schierig, nachdem, was ich geschehen lassen hab. Ich stand in meiner Ecke auf dem Pausenhof, redete mit Jack, der mich erstaunt ansah.
"Du ast sie alle getötet. Unglaublich." Ich zuckte mit den Schultern. "Wieso?", fragte ich schließlich. "Das hatte ich nicht erwartet. Aber soll mir egal sein, solange ich nicht sterbe. Denn wie wir ja wissen, sind wir ja alle Egoisten." "Ja, da hast du Recht. Jeder tut alles, weil er sein Gewissen befriedigen will...oder seine Triebe." "War es denn bei dir ein Trieb?" "Nein.", antwortete ich, "Rache." Wir sahen noch einige Sekunden auf den Hof hinaus. "All diese Sklaven... So viele dumme Unwissende. Was mich wundert ist, dass du nichts dagegen hast, dass ich die töte, die ich will. Keine Angst, dich erde ich keinesfalls töten. Außer du verrätst mich. "Das wird schon nicht passieren. Aber wieso sollte ich sauer sein? Es sind doch ur Menschen. Ein paar weniger ist nicht schlimm. Und bald werden sowieso einige sterben, wenn das Böse regiert. Ich habe das Gefühl, etwas ganz Gefährliches zieht über unseren Köpfen auf. Aber ich kann es nicht deuten. Vielleicht macht sich das Böse auf, zu einem allerletzten Vergeltungsschlag, der alles auslöschen soll." "Wieso denkst du das?" "Weil das so passieren wird. Es ist damals verhindert worden. Und heute ist es wieder soweit. Du hast es gelockt, als du den Talisman befreit hast." "Ja, das kann sein. Aber dazu brauchen sie den Schwarzen Stein. Und den gebe ich nicht her!" Jack wurde skeptisch. Sein Tonfall deutete auf Sorgen hin. "Du soltest nicht zu sehr von ihm abhängig werden. Er verfinstert deine Seele, wenn du ihn zu oft nutzt. Du hast Leute getötet. Das ist das beste Zeichen dafür, dass du ihn erstmal nicht mehr nutzen solltest. Wenn er deine Seele eingenommen haben wird, wirst du zu einem grässlichen Monster werden und alles zerstören wollen." Jack sah in mein ungläubigen Gesichtsausdruck. "Und zum Schluss vernichtest du dich selber."
Dann verließen wir das Thema. Meine Achtung galt nun Maria, die mit ihren Freundinnen redete. Sie tat, als wäre Tobias nie gestorben. Oder wusste sie es nicht? Ich konnte es ja herausfinden.
"Was meinst du?", fragte ich Jack, "Habe ich eine Chance?" "Bei Maria?" Er betrachtete ihre schulterblattlangen, dunkelbloden glatten Haare, ihr wunderschönes Gesicht und ihre tolle schlanke Figur. Ich hatte von Anfang an, als ich sie sah, das Gefühl, ich wäre zu hässlich für sie. Ich fühlte, ich müsste sie in den Wind schießen. Aber ich konnte meine kleine Chance, sie zu haben, nicht wegschmeißen. Wenn ich doch auch nur die Zukunft hätte sehen können, wüsste ich nun, wie sicher sie mir war.
"Ich denke, du hast keine reale Chance bei ihr.", demotivierte mich Jack. "Zum Glück sind wir nicht in der Realität.", grinste ich, klopfte ihm auf die Schulter und ging zu ihr. Auf dem langen Weg zu dem Mädchen, das ich vergötterte und für das ich sofort sterben würde, bekam ich Zweifel. Jack hatte mich ins Schwanken gebracht. Er brachte mich dazu, auch den anderen Gesichtspunkt betrachten. Eben sah ich alles nur aus einer positiven Richtugn. Jedoch gibt es immer ein Negativ und das sah ich nun auch. Ich wurde nervös und verlor an Selbstsicherheit und Überzeugung von meiner Person. Ich blieb mitten auf dem Pausenhof stehen und blickte zu Jack zurück. "Wenn er Recht hat? Ich mache mich damit zum Kasper der Schule. Ich bin sicherlich verhasst bei ihr. Aber kann ich es niht trotzdem versuchen? Ich habe doch immer die Option, dass ich es versuchen kann. Niemand ht mir zu befehlen, was ich zu tun habe. Niemand kann sagen, wie ich mich verhalten soll. Keiner. Und ich entschied mich, zu ihr zu gehen und setzte meine lange Reise fort.
Ich stellte mich neben ihre beiden Freundinnen und hörte zu, was sie so zu sagen hatten. Doch kaum war ich da, fielen alle Blicke auf mich und es herrschte Stille bei den drei Mädchen. "Was willst du?", fragte einer der Freundinnen. "Keine Ahnung.", sagte ich locker, als hätte sie das beeindrucken können. "Dann verschinde.", meinte die andere. "Maria, ich muss mal mit dir unter vier Augen sprechen." "Jetzt ist die Pause gleich vorbei.", sagte sie, "Sag es jetzt, oder lass es." "Dann lasse ich es. Wann hast du denn Zeit?" "Also nur noch heute Nachmittag." "OK. Dann komme ich heute gegen Sechzehn Uhr vorbei." "Du weißt ja nichtmal wo ich wohne." Ihre Freundinnen wollten sie stoppen. "Gehen wir.", meinte die eine, nachdem sie auf ihre Uhr gesehen hatte und es eben geklingelt hatte. Sie ließen mich allein stehen und verschwanden, als hätte ich nie mit ihr gesprochen. Ignoranz! Ich steckte es weg und ging ebenfalls in meine Klasse. Die eine ihrer Freundinnen hieß Anika und ging in meine Klasse. Ich konnte sie überhaupt nicht ausstehen, weil sie immer so dumm kicherte, wenn der 'leider' verstorbene Englsichlehrer - Herr Englisch nannte ich ihn immer - einen dämlichen Witz rauspustete. Mehr war da aber auch nicht zwischen uns. Wir ignorierten uns. So wie alle anderen der Klasse mich versuchten zu ignorieren. Ignoranz!

Ich trat den Raum, in dem wir gerade Chemie haben sollten und blieb an der Tür stehen, als ich ihn sah, wie er eine Rede ans Volk hielt. 'Leider' war sie gestorben, erklärte uns unser Klassenlehrer vor Beginn der Stunde. Die Stunde fiel aus. "Um es simpel auszudrücken, sage ich, sie hatte soetwas ähnliches wie einen Hirnschlag. Ganz plötzlich. Keiner kann sich das erklären. Genauso wie bei Tobias. Die Stunde fällt aus." Er sah mich mit geweiteten Augen an und fügte noch etwas an, als er bemerkte, dass die Schülr schon gehen wollten. "Ihr bleibt bitte im Raum." Dann ging er zu seinem Unterricht.
Ich trottte zu meinem Platz in der letzten Reihe und packte mein Schulzeug auf die Bank, packte einen karrierten Zeichenblock aus und setzte mich. "???", fragte ich mich, als ich feststellte, dass ich auf etwas saß, dass sich sehr nach Papier anfühlte. Tsächlich war es ein Stückchen zusammengefaltetes liniertes Papier. Ich drehte es um, um zu sehen, wer mir das schrieb. "Maria.", flüsterte ich erstaunt leise zum Blatt. Allmählich wurde es lauter im Raum.
Was wollte denn Maria auf einmal, nachdem sie mich so hat ablitzen lassen? Die Antwort stand auf diesem Zettel, den ich in de Hand hielt.
"Hallo,

Ich weiß, ich war etwas grob, dich einfach so stehen zu lassen. Aber ich will keinen Verdacht, was einen Bezug dir herstellt. Ich kann mir schon denken, weshalb du mich treffen willst. Wenn du meine Adresse willst, muss du nur das Blatt umrehen. Da steht sie geschrieben. Komm heute gegen 16Uhr zu mir."

Ich wendete das Blatt nochmals und sah erneut ihren Namen darunter stehen. Ich konnte es nicht glauben, dass ich soetwas noch erleben würde. Plötzlich stieg die Hoffnung, sie interessierte sich für mich, auf über Fünfzig Prozent.


Kapitel III


Ich stand vor ihrem Haus. Da war es also. Da war sie also. Und ich wusste nicht recht, was mich erwrten würde. Aber nachdem ich den Text genaustens unter die Lupe genommen hatte, konnte es nichts anderes sein, als das, wa ich erhoffte. Eine minimale Wahrscheinlichkeit, dass es eine Falle wäre, war immer vorhanden. Sie könnte mir hier mit irgendwelchen Kumpels auflauern, die mich dann verprügeln würden. Aber das traute ich ihr nicht zu.
Ein paar Wolken flogen mit einem enormen Wind über mich hinweg. Die Sonne ging schon wieder unter, es wurde dunkel. "Im Dunkeln lassen sich besonders gut 'Dinge' tun.", dachte ich insgeheimer Hoffnung, die jedoch sofort wieder der Vernunft wegen verschwand. Sie war auf keinen Fall so eine, die das tun würde. Aber ausschließen wollte ich es nicht.
Ich schaute noch einmal an die vielen Fenster des Hauses und überlegte, welches ohl ihr gehörte. Dann drückte ich die Klingel und wartete ab, bis sich jemand über die Lautsprechanlage meldete. "Ja, Hallo?", fragte mich eine junge Mädchenstimme. "Ich bin's, Alf.", antwortete ich und drückte die summende Hoftür, die mir den Weg zu ihr bislang versperrte.

Ich saß in ihrem Zimmer und wartete auf sie. Sie meinte, ich solle schon mal hoch gehen und in dem dritten Zimmer der Etage auf sie warten. Es hing sogar ein Schild vor der Tür: "Mein Zimmer". Ich lächelte, als ich es sah und vergewisserte mich, dass es nicht das Zimmer ihrer Eltern war. Aber die Einrichtung ließ keinen Zweifel mehr zu, dass ich mich nun in ihrem Zimmer befand.
Ich saß eine Weile auf ihrem Bett und wartete, bis sie endlich die Treppen hinaufkäme, um mich zu sehen. Oder war es umgekehrt?
Ihr großes Zimmer war sehr gut eingerichtet. Neben dere Tür stand ein Glasschrank, in dem sich einige Gläser gefanden. In der Mitte lag ein bunter Teppich, der wohl noch von ihrer früheren Jugendzeit übrig gewesen sein musste. Ihr Schreibtisch stand unter einem Fenster an einer weiß tapezierten Schrägen, die das Zimmer durchzog. Es war ein Zimmer im Dachgeschoss des Hauses. Ihr Bett stand in der hinteren, rechten Ecke des Zimmers an der Schrägen. Von dort aus hatte ich gute Sicht auf den auf ein helles Holztischchen gestellten schwarzen Fernsehr, der ziemlich neu aussah.
Kurz testete ich meine Macht und schaltete den Fernsehr durch die Kraft meiner Gedanken ein, um zu sehen, was so lief. Eigentlich tat ich es nur aus langeweile, denn ich hatte ewig kein Fernsehn mehr geschaut. Dann hörte ich, wie jemand die Treppe hinauflief und schaltete ihn wieder aus.
Sie kam ins Zimmer. Sie hatte sich also etwas hübscher gemacht. Ich wusste gar nicht, dass sie noch hübscher sein konnte. Mir gefiel es, was sie tat. Sie hatte einge enganliegende, dunkelblaue Jeans und ein rosafarbenes Shirt an. Wir mir sofrt auffiel trug sie nichts weiter als diese zwei Kleidungsstücke, die sich so sehr an ihren Körper anschmiegten, dass sie eigentlich schon nackt war.
Ich versuchte widerwillig nicht an ihre reizienden Körperstelle zu starren. sie wusste, dass ich heiß auf sie war. Das wusste sie schon so lange.
Sie setzte sich neben mich auf ihr Bett. Mir wurde warm ums Herz und ich spürte wie tausende kleiner Hormone durch meinen Bauch strömten und dort dieses warme, wunderschöne Kribbeln, das der Aufregung eines Kleinkindes gleichkommt, das sich auf seine Weihnachtsgeschenke freut, verursachten.
"Wieso wolltest dumich sprechen?", fragte sie. Ich wusste, sie kannte die Antwort bereits. Ich sah sie an, sie sah mich an. Seit sie meine Aufmerksamkeit erregt hatte, träumte ich von diesem Moment; davon, in ihrem Zimmer neben auf dem Bett zu sitzen, sie anzusehen; tief in ihre Augen und sie in meine. So lange sehnte sich mein Herz danach, das erleben zu dürfen.
Leider trat etwas ein, was ich schon immer als extremes Problem sah: Meine Schüchternheit Mädchen gegenüber. Was sollte ich tun? Alles sprach dafür, dass sie erwartete, dass ich sie nun küsste. Aber ich war im Kampf mit meiner Zurückhaltung und Unerfahrenheit.
"Sie erwartet es! Verdammt nochmal! Wieso tue ich es denn nicht! Ist es denn nicht eindeutig, dass sie es will?! Aber was ist, wenn nicht. Sie hat nichts weiter an. Das kann doch kein Zufall sein - es gibt sowieso keine Zufall. Aber sie hat den Brief geschrieben, ist allein zu Hause, sitzt neben mir und schaut mir tief in die Augen! Deutlichere Anzeichen gibt es doch nicht! Los! Verdammt! Jetzt küsse sie endlich!"
Sie wartete noch immer auf eine Antwort, auch wenn sie schon wusste, was ich sagen würde. Ich sagte nichts, ließ Taten sprechen, überwandt meine Zurückhaltung und küsste sie. Mein Traum hatte sich erfüllt. Ich hatte nun endlich bekommen, was ich mir schon immer geünscht hatte: Liebe. Jetzt erst sah ich, dass das Leben nicht nur aus Schmerzen bestand. In dem Moment, als unsere Lippen sich berührten und sich sanft gegenseitig strechelten, wurde mir klar, dass Leben mehr war, als das, was ich gesehen hatte. Ich ar so glücklich, dass ich jeden Hass in mir vergaß und nur noch für den Agenblick lebte - nur noch für sie.

Mehr passierte nicht an diesem Abend, denn ich wollte es nicht zu schnell angehen. Wenn ich es zerstörte, hätte ich mir das nie verziehen. Wir lagen stundenlang auf ihrem Bett und küssten uns. Die W elt schien zum ersten Mal in meinem Leben in Ordnung. Ich fühlte mich, als würde ich leben.


Kapitel IV


Ich hatte das Gefühl, alles würde gut werden, wenn ich es denn nur wollte. Ich brauchte es nur zu wollen und schon käme ich schon zum Ziel. Aber was war denn das Ziel? Und schon war ich wieder in einer Sackgasse. Aber ich war in einer glücklcihen Sackgasse. Ich erfuhr völlig neue Welten, wenn ich mit Maria zusammen war. Ich kam jeden Tag zu ihr, um all die Zeit mit ihr zu verbringen, die ich noch hatte - den Rest meines Lebens. Dass nichts ewig hält, wusste ich, aber ich unterdrückte es, damit ich nicht trotz meiner Freude in Depressionen fallen würde. Aber betrog ich mich damit nicht selber? Schon alleine, weil ich noch lebte, betrog ich mich selbst.
Aber ich ignorierte es. Blind vor Liebe... Ein Traum im Traum der nicht existenten Realität...

Wir saßen auf einem Stein vor der Ruine, zu der Jack und ich noch immer gerne gingen, um zu reden.
"Wie war es?", fragte Jack mich. "Schön.", antwortete ich. Ich hatte am Tag zuvor mit Maria geschlafen. Unbeschreiblich...schön... Tatsächlich war sie keine Jungfrau mehr. Aber wie wichtig war das denn, wenn alles egal war? Also nutzte ich meine Philosophie, um darüber hinwegzusehen.
"Das hätte ich nie gedacht, dass ich das noch erlebe.", schwärmte ich. "Was willst du damit sagen?" Ich sah Jack stutzig an. "Dass sich endlich etas zum Guten gewendet hat für mich. Das Wichtigste für mich ist endlich in Erfüllung gegangen. Jemand liebt mich." Er verzog sein Gesicht. "Du weißt aber, dass du sowieso bald herrschen wirst. Dann kannst du jede haben. Aber dafür musst du Opfer bringen. Sie hatte Kontakt mit Tobias. Er war so böse... Wer weiß, ob er nicht etwas hinterlassen hat..." "Was willst du damit sagen? Dass sie vielleicht schwanger ist von ihm?" Jack sah auf den hellgrau bewölkten Himmel über uns. "Du meinst, sie muss sterben, weil sie von ihm ein Kind bekommt..." Deprimierend. Einfach deprimierend, dass alles so schnell vorbei sein musste! Ich wollte nicht, dass sie stirbt. Ich wollte ja nicht mal, dass sie ein Kind bekäme. Aber was konnte ich schon gegen das Schicksal unternehmen? Nichts.
Ich entschied mich für dieses Schicksal.

Alles begann mit einer Entscheidung. Und diese Entscheidung wurde vor beginn des Leben und vor der Entstehung des Universums getroffen. Vielleicht war es das Einzige, was jemals zufällig passierte. Doch das wie entschied sich denn das Schicksal aller durch den Zusammenstoß einiger Atome? Dass eben diese Atome so zusammengestoßen sind, entstand unser Sonnensystem so, wie es jetzt ist. Und die Organismen, die dort entstanden, weil gerade unser Planet diesen bestimmten Abstand zum Sonnensystem hatte, beeinflussten sich gegensietig. Die Zelle tötete die Zelle und die Zelle brachte nur die Zelle hervor, weil sie nicht getötet wurden war. So entwickelte ich komplexes Leben und alles beeinflusste sich wieder gegenseitig, bis sich Menschen vollkommen entwickelt hatten.
Jeder Mensch beeinflusste jeden. Der eine erfindet etwas, ohne das der andere nicht hätte überleben können. Eine Fangtechnik, um Tiere zu erlegen vielleicht oder das Feuer. Und so hatte jeder Mensch Auswirkungen auf jeden. Wenn einer einen anderen in eine bestimmte Richtung lenkte, durch seine Erziehung und seine Aura, so hatte das Ausirkungen auf den anderen, der widerum andere lenkt. Vielleicht nur, indem er dafür sorgte, dass die Ampel rot war für die Autofahrer und so einer dieser sein Treffen verpasste. Und so entstand eine Kette von Ereignissen in denen ich mich befand und das Ende einer Ära und den Anfang einer anderen hervorrufen konnte. Ich hätte nicht gegen das Schicksal ankämpfen können. Denn hätte ich mich nur gegen das entschieden, was ich geren getan hätte, hätte ich nur so gewählt, weil ich dort hingelenkt wurde von tausenden Leuten vor meiner Zeit und von Milliarden Atomen und vom unendlichen Nichts. So ist alles vorherbestimmt.
Und so auch mein Schicksal.

Alles war so schön mit Maria. Doch ich musste es beenden. Ich hatte doch keine andere Wahl. Ich hatte nie die Wahl. Aber musste sie sterben, nur weil andere sagten, sie müsste? Noch war es nicht geschehen. War es denn nicht alles nur Täuschung, dass die Zukunft so aussehen würde? Ich wusste doch gar nicht, ob Maria sterben würde.
Ich zog immer mehr in Betrachtung, die Welt nicht beherrschen zu wollen. Ich verlor zwar dadurch meine Rache am Leben, aber ich konnte so Maria genießen. Wenn sie nur gewusst hätte, was für ein Opfer ich bringen wollte.

Ich saß im Mathematikunterricht der Elften Klasse - in meiner Klasse. Wir sprachen gerade über die Wahrscheinlichkeit. Ein Thema, das mich am meisten ärgerte. Aber ich hielt mich zurück. Denn all das hatte ja eh' keinen Sinn. Ich bekam meine Note so oder so. Aber was sie mir nützen sollten, wusste ich selbst nicht mehr.
Ich hockte so da, als plötzlich der Lehrer zu mir sah, den Unterricht abbrach, fies grinste und sagte: "Jetzt bist du dran!" Keiner wusste, was er meinte, ich aber wusste auf einmal genau, worum es ging.
Die Tür sprang auf, fünf Polizisten und der Direktor stürmten herein und umzingeltenmich. Alle Schüler um mich herum, drängten sich vor Schock in eine weit von mir entfernte Ecke. Schockiert sahen hre Gesichter aus. Doch ich nahm das alles gelassen.
"Nehmt ihn fest. Aber seid vorsichtig.", sagte Herr Michel. Sofort rannten alle auf mich zu, doch ich ließ mich nicht so einfach festnehmen! "Na los! Kommt schon!", forderte ich sie auf, mich herauszufordern.
Se hielten ihre Waffen stehts auf mich gerichtet. Aber wie sollten sie mich denn treffen, wenn ich es nicht wollte. Es war nicht vorgesehen, dass ich sterben sollte.
Meine Konzentration galt allen Polizsiten gleichzeitig. Mein unglaubliches Kraftfeld baute sich um mich herum auf! Es wurde um ein kleinen Schein heller im Raum. "Schnell! Macht was!", schrie Herr Michel panisch. Einer der ahnungslosen Polizisten versuchte, auf mein Bein zu schießen, doch erglaubte mich verfehlt zu haben. Als er jedoch sah, dass die Kugel noch vor mir schwebte, konnte er seinen Augen nicht glauben. Ich schleudert sie zurück und traf ihn in seinen Kopf. Er war sofort tot. Meine Klassenkameraden waren geschockt über das soeben Geschehene. Ohne weiter abzuwarten, wer denn als nächsten schießen würde, schleuderte ich einen nach dem anderen gegen die Wand, hielt sie dort fest und entzog ihnen ihre Waffen. Ich schnappte mir eine, indem ich sie mir zukommen ließ. Sie hingen wie hilflose Idioten an der Wand, unwissend über ihr Schicksal. Hätten sie sich nur ein bisschen mehr mit Philosophie beschäftigt, hätten sie geahnt, dass sie ehr sterben müssten, als die durchschnittlichen Dummköpfe dieser verträumten Welt.
Ich machte kurzen Prozess und zerdrückte ihre Herzen, sodass sie wenige Sekunden später die Realität erreichten.
"Du Monster!", rief der Direktor Miche und zeigte mit dem Zeigefinger auf mich. Ich hatte noch die Waffe in der Hand, richtete sie kuzerhands auf ihn und drückte ab. Kopfschuss.
Ich sah mich in dem Raum um. Sechs Leichen, achtundzwanzig verängstigte Schüler und ein dummer Lehrer, der nicht auf mch hören wollte. "Ich hatte doch gesagt, ich würde das nicht so einfach dulden, wenn Sie mich hintergehen wollen. Dachten Sie tatsächlich, ich würde mich so einfach besiegen lassen?!" Der Hass steig wieder in mir an. So stark wie ich es zuvor nicht erlebt hatte. Ich fühlte das Böse durch meine Adern pulsieren. Das pure Böse. Ich wusste, ich hätte es verhindern müssen, doch ich tat es nicht. Meine Gefühle übernahmen die Überhand.
"Sie wolltenmich verarschen! Mich ruhigstellen! Ich habe Sie gewarnt!" Er drückte sich fest gegen die stark beschriftete Talfel hinter sich. Ich roch seine Angst beinahe.
"Ich hatte gesagt, ich würde Gnade walten lassen, wenn sie vergsäßen, dass ich alle umgebracht habe! Aber sie wollten ja nicht hören!!!" Ich rastete völlig aus! Es war ein süchtig machendes Gefühl, so viel Engergie durch meinen Körper fließen zu spüren!

Er war tot, alle waren tot. Ich hatte meine gesammte Klasse abgeschlachtet. Und es war befriedigend. Niemand würde nun noch denken, dass ich es gewesen war. Nur die Lehrer standen mir noch im Weg. Ich wollte Vernichtung, Tod und Elden sehen! Ich wollte Macht.
Ich rannte aus dem Raum, sah mich auf dem Flur um, sah einige Schüler, die ausaugaben erledigten, rannte zu ihnen, zog meine Waffe und schoss zweimal. Das die lauten Schüsse lockten sämtliche Schüler und Lehrer aus ihren Räumen in sämtlichen Etagen. Der Feueralarm ertönte und alle stürmten nach draußen und dachten, dort wären sie sicher vor dem Feuer, das es gar nicht gab. Ich war es, der durch die bloße Kraft der Gedanken den Alarm auslöste. Jack konnte ich auf dem Weg nach draußen abfangen. "Geh lieber weg.", riet ich ihm. "Wieso?" "Tu's einfach."
Er schlug einen anderen Weg ein, als die anderen und verschwand so schnell er konnte vom Schulgelände. Ich verfolgte die Masse von fünfhundert Schülern nach draußen zum Platz, an dem sich alle versammelten.

"Herr Michel ist nicht hier.", stellte ein Lehrer einer anderen Klassenstufe, der das Wort ergriffen hatte, erstaunt fest. "Vielleicht hat er es nicht geschafft und ist noch im Gebäude.", vermutete er laut, sodass alle es hören konnte.
"Nein.", rief ich, "Er wird nicht mehr kommen." Ein breites Grinsen des Todes machte sich auf meinem Gesicht breit, bevor ich all meine Macht, die ich noch nie so gespürt hatte, freisetzte und einem nach dem anderen das Leben nahm! Kreisförmig fiel einer nach dem anderen um und blieb leblos liegen. Eine Person stand nun noch.
Blitzschnell war alles vorbei. Ich selbst kniete über dem Gras und atmete schwer - wie nach einem Hundert-Meter-Sprint. Fast wäre ich erstickt. Nur eine Person stand noch. Maria hatte ich bewusst am Leben gelassen. Ich hatte mich speziell auf sie konzentriert, dass sie mir nicht verloren ging.
Langsam bekam ich wieder Luft. Ich sah, was ich getan hatte. Hass breitete sich sofort wieder aus. Aber nicht gegen die Menschen, sondern gegen mich, dann wieder gegen Gott und schließlich gegen das Nichts, wegen dem ich hier stand. Und zum Schluss sah ich wieder Maria, die nun auf dem Boden kniete und zu heulen begann.
Ich lief zu ihr, hockte mich neben sie. "Was ist los?", fragte ich, als hätte ich das eben gar nicht mitbekommen. "Du Monster!", schrie sie mich an, "Du hast all meine Freunde umgebracht! DU MONSTER! Ich hasse dich!!!" Ich fasste ihr an die Schulter, wollte sie trösten, doch sie stieß mich von ihr. "Fass mich nicht an! Du bist nicht viel besser als er!"
Schickiert glaubte ich ihr nun, was sie sagte. Was alle sagten. Ich war ein Monster. Ein skupelloses Ungeheuer, das auf diese Welt losgelassen wurde, um sie zu vernichten. Doch wollte ich es nicht, wenn ich ehrlich war. Meine Seele wollte es. Und sie war stärker als mein Herz, von dem ich immer geglaubt hatte, es könnte mich irgendwann einmal heilen von meiner Krankheit. Oder war es doch der Stein der stärker war als meine Seele und men Herz zusammen?
Ich stand auf, sah sie an, nahm meine Waffe in die rechte Hand und hielt sie mir an die Schläfe. Sie reagierte nicht. Ich hatte schon Abschied genommen vom Leben; vor sehr langer Zeit schon. Doch Lebwohl wollte ich ihr eigentlich noch lange nicht sagen.
"Tu' es.", sagte sie kalt. "Töte mich!", forderte sie! "Los! Töte mich, damit ich diese Schmerzen nicht mehr ertragen muss! Ich will nicht so allein auf der Welt sein, ohne Freunde, ohne Freude!" "Jetzt weißt du, wie ich mich gefühlt habe, bevor ich dich näher kenenlernte.", flüsterte ich, als eine Träne mein linkes Auge verließ. Sie riss mir die Waffe aus der Hand. Ich kniete kraftlos nieder, sa alles mit an; wie sie sie sich in den Mund steckte, die Aaugenzusammenkniff und abdrückte. Heulend hockte ich neben ihrer leeren Hülle. Das innere war für immer verschwunden. "Nein!", hauchte ich weinend in tiefste Trauer getränkt neben ihr kniend. "Nein..."
Zitternd fasste ich den Griff, den sie umklammert mit ihren Fingern hielt, presste sie erneut gegen meine Schläfe. Ich drückte meine Augenlieder fest zusammen.

So oft hatte er den Abzug betätigt, aber nicht eine Kugel löste sich aus dem Lauf in sein Gehirn. Er war auf ewig dazu verdammt, zu leben! Bis er seine Aufgabe erfüllt hatte!
Jack tauchte neben mir auf. "Sie ist tot.", sagte er, "Du hättest es nicht verhindern können. Sie muste sterben. Es ist Schicksal, dass die Welt von uns geleitet wird. Und dazu musste sie sterben. Und sie war es schließlich selbst, die sich das Leben nahm."
"Ich will das alles nicht mehr hör'n!", brüllte ich ihm in sein drechiges Gesicht., riss den Schwarzen Stein samt Kette von meinem Hals und schmiss ihn weit weg von mir. "Ich will deinen Scheiß nicht mehr hören! Lass mich in Ruhe!" Ich zielte auf seine Füße, drückte ab, eine Kugel löste sich und traf daneben.
"Du kannst nichts dafür!" "Lass mich in Ruhe! Du denkst doch nur noch an Unterwerfung!" "Das ist es nicht. Es ist eine Befreihung! Befreihung des Bösen von der Erde!" Jetzt wurde auch er lauter. "Du wirst es tun! Du wirst die Welt verändern! Ob du willst oder nicht!" "Ich will es nicht mehr hör'n... Lass mich einfach nur in Ruhe.", sagte ich als letztes, bevor ich an ihm vorbeiging und mich mehr und mehr von Jack entfernte. "Es ist dein Schcksal! Du kannst dich nicht dagegen wehren!", rief er mir nach.


Kapitel V


Ich lag zu Hause auf meinem Bett. Es war still in meinem Zimmer. Ich hatte die Tür verriegelt und trauerte heulend vor mich hin. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die Polizei hier auftauchen würde. Und dann wäre ich hilflos ausgeliefert. Draußen tobte ein Gewitter.
"Wieso immer nur ich! Ich wollte nichts in meinem Leben, außer ein bisschen Liebe! Hasst mich denn Gott! Ich hasse dich, Gott! Hörst du mich! Ich hasse dich!" Ich zweifelte wieder, ob es Gott überhaupt gab. Ich wusste, was Jack mir erzählt hatte. Alles, was er sagte, würde geschehen. Maria ist auch gestorben, ohne, dass ich es wollte. Es war das Böse selbst, dass es auslöste. Nur weil ich Rache nahm, musste sie sterben. Und wieso musste ich Rache nehmen?! Weil ich gepeinigt wurden war. Tag für Tag. Stunde für Stunde. Ewigkeit für Ewigkeit. Es war Schicksal. Jack hatte also Recht. Er hatte wieder Recht. Mit allem! Aber ich wollte nicht zu ihm zurück. Ich wollte meine Trauer ausleben und auf eine andere Weise leben. So, wie ich es bisher immer tat. Durch Schmerz und Qualen meiner Seele und meines Herzens. Also lebte in einem Stadium zwischen Leben und Tod. also lebte ich nicht und war auch nicht tot. "Ich hasse mein Leben!" Noch vor ein paar Tagen liebte ich mein Leben über alles und von einem Augenblick zum anderen bekam alles eine schreckliche Wende, die ich zu überwinden versuchte, indem ich alles noch einmal überdachte.

Ich fing noch einmal an, allesganz vom Anfang her zu durchdenken. Vielleicht war irgendwo eine Lück gewesen, die ich nicht entdeckt hatte.
"Ich war allein.", überlgte ich weinend, "Ich verschwand ständig in meine Phantasie, wo ich genau das erlebte. In so einer Abfolge. Ich habe mir gewünscht, dass es Wirklichkeit werden würde. Und nun passiert all das wirklich. Ich habe also selbst vorgegeben, was passieren soll. Ich habe mein Schicksal bestimmt. Aber hat das Schicksl bestimmt, dass ich mein Schicksal bestimme?
Dann war da noch der Sinn des Lebens. Wie kann es sein, dass alles doch einen Sinn hat? Jeder sagt ständig, es gäbe einen Sinn. Doch der, den sie nennen, erscheint sinnlos. Wozu also das alles? Um später zu sterben? Um Erfahrungen zu sammel? Doch was nützen mir die Erfahrungen wenn ich tot bin? Erfahrung für meine Seele in einem weiteren Leben? Wiedergeburt? Aber wenn wir wiedergeboren werden, ist alles ein vorerst unendlicher Kreislauf, der im Nichts endet - so, wie alles begonnen hat. Aber wozu das alles? Wieso sollte man immer und immer wieder leben? Wenn einmal Leben schon so sinnlos ist, ist zwei, drei oder tausend mal Leben noch viel sinnloser. Wieso bin gerade ich der, der so sehr gestraft wird, für etwas, was ich nicht getan habe. Wegen etwas, wovon ich nicht einmal weiß, was es ist! Ich will endlich sterben, um vielleicht ein endliches Leben geführt zu haben. Wieso erfüllt sich nie einer meiner Wünsche! Ich wollte doch nur ein wenig Liebe!
Doch was ist Liebe? Ein Gefühl, dass die Natur erschaffen hat, um uns zu kontrollieren? Manche kontrolliert es stärker, andere weniger. Aber wenn es schon Schicksal gibt, wozu braucht es dann noch die Natur zur Kontrolle? Ist sie das? Ein Mittel zur Kontrolle? Liebe ist ein Mittel des Schicksals zur Kontrolle. Und wenn es so ist, wurde ich so sehr dadurch kontrolliert, dass ich so geworden bin und zum Schluss aus Verzweiflung jeden getötet habe, den ich mochte - Maria. Ich war schon gestorben, als ich geboren wurde geboren war. Hätte meine Mutter doch nie diesen Autounfall gehabt! Dann wäre es nie soweit gekommen."
Ich sah kurz aus dem Fenster zum Gewitter, das immer wieder mein Gesicht erhellte.
"Oder hätte das Schicksal dann nur einen anderen Weg genommen? In Wirklichkeit bin ich doch nicht das Ziel des Schicksals, sondern das Ende der Welt, das Ende des Universums. Ich bin nur ein Mittel zum Zweck und ich kann diesem nicht entkommen. Dass ich einmal sterbe, ist doch klar. Alles nimmt das gleiche Ziel - Tod. Erst wenn nichts mehr existiert, hat das Schicksl seine Aufgabe erfüllt und sich selbst vernichtet.
Wieso glauben die meisten nicht an Schicksal? Angst? Angst davor, ihr Leben nicht unter Kontrolle zu haben? Die Leute, die nicht an Schicksal glauben, haben ihr Leben auch nicht unter kontrolle. Dort würde Zufall herrschen. Und Zufall ist genauso wie Schicksal. Aber der Zufall ist von vielen Physikalischen Faktoren gesteuert, die alle durch verschiedene Menschen und deren Leben geprägt sind und verändert werden. Wenn also immer wieder die gleichen Vorraussetzungen herrschen würden - zum Beispiel für den Wurf eines Würfels: Gleiche Augenzahl oben, gleiche Wind- und Wetterverhältnisse, gleiche Wurfhöhe, gleicher Wurfwinkel und so weiter - wäre es kein Zufall mehr. Das heißt, es gibt keinen Zufall. Und Jeder, der an Zufall glaubt, ist glaubt unwissend doch an Schicksal. "
Wieder sah ich aus dem Fenster, durch das Blitz um Blitz zu sehen war.
"Wieso all das einfache Komplexe, wenn es doch im Tod endet. Oder sind nicht wir der Sinn des Lebens, sondern arbeiten wir für etwas? Führen wir nur das Schicksal fort, damit zum Schluss etwas geschieht. Und wenn es nur die Belustigung von Gott wäre? Aber müsste nicht auch Gott irgendwann einmal sterben? Spätenstens wenn der letzte Mensch stirbt. Denn nicht Gott hat doch die Menschen erschaffen, sondern die Menschen Gott. Ist es also doch ein Teufelskreis. Und wenn Gott existeren würde, müsste selbst er sich fragen, weshalb er lebe. Und wenn er nur gelebt hat, um uns zu erschaffen, ist es eine Kette sinnloser Schritte, die doch wieder im Nichts enden. Wir leben dann also nur, weil wir leben... eine Kette sinnlosen Nichts."
Wieder sah ich den Blitzen zu, die einer nach dem anderen irgendwo einschlugen.
"Wie sinnlos das doch ist. Sie schlagen ein, sterben. Wieso? Ein Ausgleich von Kräften? Wir sterben, damit aus uns das wird, woraus wir bestehen, Dreck. Wir dienen als Dünger für Pflanzen, die von Tieren gegessen werden. Jeder Mensch ist ein Tier. Und so entsteht aus dem Tod neues Leben. Aber wozu dieser Kreislauf? Wenn doch schon von Anfang an feststand, dass alles wieder im Nichts endet...wieso hat es dann erst angefangen?
Ein ist auf jeden Fall klar: Wenn ich nicht nicht geboren wurden wäre, hätte ich mit Sicherheit keine Qualen erleiden müssen. Ich hätte niemals gefühl, niemals gedacht, wäre unendlich unwissend geblieben. Und je unwissender ein Mensch ist, desto zufriedener ist er. Das heißt, ich wäre unendlich zufrieden gewesen. Das kann ich nur wieder erreichen, indem ich sterbe und alles wieder vergesse, was ich je erfahren habe. Vom Nichts zum Nichts..."


Kapitel VI


Ich hatte also erkannt, dass alles im Nichts endet, so wie es begonnen hatte. Also wusste ich nun auch, wieso ich ausgewählt worden war: Ich bin wie jeder andere, der mein Leben gehabt hätte. Es hätte jeden treffen können. Doch mich hat es tatsächlich erwischt.Es hätte keinen Unterschied gemacht, ob nun ein anderer ausgewählt worden wäre, wäre doch ich entstanden, wenn derjenige doch das gleiche Schicksal hatte wie ich.
Ich ging zum Fenster, sah hinaus, sah die Blitze. Wie es doch schien, als würden sie so zufällig zu Boden fahren. Aber alles hing ab, wie die Physikalischen Bedingungen um die Atmosphäre des Blitzes war. So verlief auch seine Bahn zur Erde. Dann würde er schließlich wieder geradelinig in den Himmel gelangen - in Form anderer Engergiezustände - und würde dann wieder einen anderen Weg nach unten nehmen. Menschen...

Ich ging weg vom Fenster - zum Radio. Es war so alt. Immer hatte es mich begleitet durchs Leben. Es war nun mein bester Freund. Es ließ mich nie allein. Ich konnte mit ihm in meine Realität fliehen, die ich mir versuchte zur Wirklichkeit werden zu lassen. Ein Misslungener Versuch. Doch da stelllte sich mir die Frage, ob all das auch geschehen wäre, wenn ich es mir nicht gewünscht hätte. "Definitiv wäre es so geschehen, dass ich es mir wieder gewünscht hätte.", dachte ich.

Nichts war unendlich. Das Nichts würde auch bald wieder ins Nichts übergegangen sein. Alles war daran, ins Nichts zu ziehen. Und nichts und niemand konnte dem entkommen. Maria war nun schon ein Teil davon. Sie war nun endlich frei. Ich hatte sie von mir befreit. Ich konnte jeden Menschen auf der Welt befreien. Jeden.
"Das werde ich tun!", dachte ich. "Ich werde alle unterwerfen und aus dem gesellschaftlichen System befreien!" Ich war fest entschlossen, hatte neuen Mut getankt. Doch ehr war es eine Racheaktion an der Menschheit, weil sie mich bis in die Endlichkeit vernichten wollte.
Meine Gedanken schweiften von Maria zu Jack, von ihm zu mir und meiner Mutter, von ihr zum Drachen und von ihm zur Menschheit und dann zum Bösen in mir. Es hatte sich in den letzten Wochen so sehr ausgebreitet, dass ich es nicht wahrhaben wollte und erstrcht nicht mitbekommen hatte vor blinder Wut gegen mich selbst und alle anderen. Ich wünschte mir nur noch eins: Den Tod der Menschheit.

Plötzlich erlosch die Musik in meinen Kopfhörern und ich schreckte auf. "Was nun?", dachte ich, nahm sie ab, stand auf, sah neben mich an die Tür und sah dort einen Mann stehen, der mit einer Waffe auf mich zielte. Doch mich störte das nicht weiter. Es ar Marias Vater.
"Bleib still stehen und bewege ja nicht deine Hände!", befahl er mit kräftiger, lauter Stimme. "Sind sie sicher, dass Sie mich damit erschrecken können?" Ich war sichtlich auf meine Reaktion vorbereitet und schoss sofort in mein linkes Schienbein. Es schmerzte höllisch. Ich ging zu Boden des Zimmers und fasste mit beiden Händen auf die Wunde, um sie zu lindern. Doch es brannte höllisch. Ich spürte, wie der Knochen gebrochen war und sich ins Fleisch gebohrt hatte.
"Bist du nun immer noch der Meinung, ich könnte dir nichts anhaben?" Er kam näher, bis er vor mir stand und auf mich herabblickte. "Ich werde dich nicht festnehmen lassen. Du hast meine Tochter getötet!", rief er. "Ich habe sie nicht umgebracht!", rief ich ihm wütend entgegen, "Sie hat sich selbst erschossen!" Sein Gesichtausdruck wurde finsterer und finsterer. "Ich werde dich dafür erscheißen! Du hast sie mir genommen!"
Von einem Augenblick auf den anderen hörte mein Bein auf zu schmerzen. Ich war verwundert darüber, weil es noch vor wenigen Sekunden feurisch brannte. Ich ließ die Wunder los und konnte sehen, dass sie nicht mehr blutete. Alles war verheilt. Innerhalb weniger Sekunden. Ich tat, als wäre ich kurz vor einem Zusammenbruch vor Schmerzen. "Und die Lehrer haben mich noch gewarnt vor einigen Tagen, als ich bei der Elternversammlung war. Sie hatten selbst Maria gewarnt, sich nicht weiter mit dir abzugeben. Aber sie konnte es nicht. Sie hatten da eine Ahnung. Erst dachte ich, es wäre nur Spinnerei, als sie etwas von Zauberei sprachen. Aber nachdem sie jetzt tot ist... Du wirst jetzt bezahlen." Ich stand wieder auf, gab meine Tarnung nun auf.
"Sie können mich nicht töten. Und wenn, wäre ich Ihnen sehr dankbar. Aber Sie lassen mir keine andere Wahl. Ich muss Sie nun töten." Er schreckte auf, als er sah, dass ich nicht mehr verwudet war! "Wie kann das sein?!" "Ich bin wie Gott." "Die Lehrer werden dich fertig machen. Sie wollen etwas unternehmen und du kannst dagegen nichts tun!" "Sicher, dass das geht? Sie sind alle tot. Sie haben mich betrogen. Unser Deal war geplatzt. Und da ließ ich meine Versprechung bleiben und habe sie alle getötet. Nur Maria habe ich am Leben gelassen. Sie hat sich dann schließlich selbst da Leben genommen."
Ich richtete meine Arme auf ihren Vater. Ich dachte, er würde wenigstens um sein Leben flehen. Doch er blieb stumm, ließ alles über sich ergehen. Ich machte es kurz und schmerzlos - einen Hirnschlag. Dann war er sorgenfrei.

Dort konnte ich nicht mehr bleiben. Das war nun der erste Ort, wo man mich suchen würde. Doch ich wusste, wo ich hingehen konnte. Die Höle der Miaf. "Mal sehen, was mich dort erwartet.", sagte ich mir und ging los.
Der volle Mond stand hell am Himmel und leuchtete mir den Weg finsteren durch den Wald. Alle zehn Meter zuckte etwas im Gebüsch. Schneller schritt ich meinen Weg zum versteckten Eingang, bis ich ihn endlich fand und in die Höhle gelangte.
Alles war düster. Die warme, raucherfüllte Luft schmerzte in meinen Lungenflügeln und erschwerte mir das Atmen. Ich tastete den Weg ab, bis ich in die zerstörte Stadt eintrat. Hier hatte alles begonnen. Und nun war ich wieder dort. In einigen Hütten brannte Licht, was mich sehr überraschte. Vielleicht ein paar Penner, die zufällig dort hinfanden und nun dort lebten.
Vorsichtig schlich ich mich an eine der Hütten an und lauschte. "Und so macht man den Kuchen.", meinte eine piespig klingende Kinderstimme. "Und das funktioniert?", fragte eine andere, etwas piesiger klingende. "Ja, das funktioniert. Ich habe es bei den Menschen selbst gesehen. Und es schmeckt sehr gut. Du verpasst etwas, wenn du nicht auch mal kosten willst." Ich konnte nicht glauben, dass ich da seine Stimme hörte! Ich zuckte auf, sah schnell durch das Fenster über mir sah ihn - Krim. er lebte, war am Leben. Er lebte! Ich konnte meinen Augen und ohren nicht trauen, als ich ihn wenige Meter von mir entfernt stehen sah.
"Krim!", rief ich und er schreckte zusammen, als er merkte, dass noch jemand am Fenster stand. Nachdem er realisiert hatte, dass ich dieser Jemand war, atmete er tief ein und wieder aus und begann zu lächeln.
Neben ihm stand ein kleinerer Miaf, der mich ängstlich ansah.
"Oh, Alf!", freute sich Krim und bat mich, hereinzutreten. "Gerne doch. Und wo?" "Auf der anderen Seite ist eine Tür."

Ich saß bei Krim und war froh, ihn wiederzusehen. Er war bis her der einzige, der mich nicht verraten hatte. Ich saß neben Krim und dem anderen Miaf. Seine Hütte war klein, aber gemütlich. Der kleine Ofen, den er sich sicher vom Sperrmüll geklaut hatte, war offen und ein wohlriechender Rührkuchengerucht. Eine Lampe hing von der Decke herab. Eine Stromleitung führte ins Haus, dass von der Erdoberfläche von einem Strommasten abgeleitet worden sein musste, sorgte so für elektrischen Strom bei ihm. Er war sehr froh darüber, wie ein Mensch leben zu können.
"Wieso machst du das denn alles?", fragte ich. Der kleine Miaf antwortete. "Weil wir leben wollen, wie ihr Menschen. Ihr habt alles so sehr viel einfacher als wir es immer hier unten hatten."
Einige wenige hatten das Massaker überlebt und hatten eine neue Zivilisation gegründet - innerhalb weniger Monate. Deshalb also war Krim verschwunden
"Ihr wollt wie die Menschen sein? Was ist mit dir los?" "Ich wollte schon immer so sein wie ihr. So schlecht habt ihr es doch gar nicht. Wir mussten uns hier unten so lange abplagen, bis endlich mal etwas zustande gekommen war. Und nun ist alles viel besser." "Du denkst also, die Menschen seien klug? Denkst du das wirklich? Und das alles, nachdem du es selbst gesehen hast, was passiert?" Krim sagte nichts. "Du kannst nicht einfach die Warnungen deines Folkes ignorieren. Menschen sind gefährlilch, gierig und sind dumm. Und du willst so sein? Du enttäuschst mich." "Wieso? Ich kann gut danach leben." "Du musst dich verstecken vor den Menschen, weil sie dich sonst töten und brutal aufschölitzen würden, um dich zu sizieren. Wissenschaft ist etwas böses. Und du hast es vergessen." "Nein, da habe ich nicht. Ich weiß aber, dass man sich ändern kann. Du bist doch das beste Beispiel dafür, dass Menschen nicht nur böse sind." Ich schüttelte enttäuschnd den Kopf. "Das bin ich nicht." "Doch, das bist du!", beharrte Krim auf seiner Meinung, "Ich habe es erlebt!" Tatsächlich hätte er damals noch Recht bekommen, aber die Zeiten waren nicht mehr die gleichen. "Ich bin nicht so gut, wie du denkst.", sprach ich. "Doch! Das..." "Nein!", unterbrach ich ihn, "Lass mich ausreden!" Langsam wurde ich wütender über seine plötzliche Naivität. "Ich habe so viele Menschen getötet und niemand ist dafür verantwortlich. Es existiert ja keiner. Und wenn ich aufwache aus meinem Alptraum, bin ich endlich glücklich. Du bist nur ein Teil dieser interaktiven Simmulation, in der der Ablauf schon vorgegeben ist wie in einem Buch. Ja, das ist es. Mein Leben ist wie au einem Buch erzählt. Eine phantastische Geschichte." Krim konnte all das nicht glauben. Er wollte es nicht glauben. Er war von einem kritischen, intelligenten Lebewesen zu einem Blinden mutiert. Eie schreckliche Mutation - durch die Menschheit. Er hatte sogar einen Fernsehr in seinem Haus! Was war nur aus dem Krim geworden, den ich so vorbildhaft fand. Er war nicht wiederzuerkennen. Ein Mutant der Gesellschaft.
"Du hast getötet?..." Ich nickte zufrieden. "Ich muss die Welt unterwerfen, damit ich endlich sterben kann. Das ist alles, was ich will - sterben. Ich bin unterblich, bis ich das nicht erledigt habe." Krim konnte das alles gar nicht mehr verstehen und lehnte meine Handlungen ab. "Was ist denn aus dir geworden? Was hast du aus dir gemacht? Was? Sag es mir? Du hast deine Seele an den Teufel verkauft!" "Wie kann ich denn meine Seele an den Teufel verkaufen, wenn es die Hölle gar nicht gibt?" "Sag nie, es gebe die Hölle nicht. Natürlich gibt es sie. Und du wirst sie erfahren." "Ich lebe schon längst in der Hölle! Und ich will sie verlassen! Es gibt nur einen Weg." Er war völlig verändert. Er war so vollkommen anders, als ich ihn traf. Die Miaf wurden Menschen. Blind, dumm und lebenliebend.

Ich verließ ihn wieder. Er war nicht mehr mein Freund und er würde es auch nie mehr werden. Ich schenkte ihm sein Leben, obwohl mich all das sehr wütend gemacht hatte. Aber er hatte einen anderen Platz, als meine Freunde oder aucch Feinde. Also ließ ich ihn allein mit seiner traurigen Lebensphilosophie.
Wo sollte ich nun noch hin? Was sollte ich nun noch tun? Ich hatte es satt, immer nur wegzulaufen! Ich wollte kämpfen. Nun sollte der Kampf gegen alle beginnen. Und wer sich gegen mich stellte, war schon fast tot. Aber dazu brauchte ich noch etwas - den Talisman. Es gab nur eine Person, die mir sagen konnte, wo ich ihn finden konnte.


Kapitel VII


"Jack!", sprach ich in mein Handy, "Du musst mir unbedingt helfen!" "Was ist denn los?" Ich lief in meinem Zimmer auf und ab, soweit ich es konnte. Marias Vater lag noch immer auf meinem Boden und starrte mich geschockt an.
"Du musst mir sagen, wo ich den Talisman finde. Ich will die Welt untererfen und brauche deine Hilfe!" Ich hoffte, er würde mir verzeihen. Ich hoffte, er würde meine Worte längst vergessen haben.
"Ich sage es dir, aber nur unter einer Bedingung: Du musst mich mit dir regieren lassen." Ich stimmte zu und fragte, wo denn nun der Talisman war. "Er ist in Trien in der Höhle, in der wir waren. Dort musst du hin. Aber gib Acht, dass du nicht von dem Groblin getötet wirst." "Was ist ein 'Groblin'?"

Ein Groblin war ein kleines kahles, faltiges, hautfarbenes Tier, das nicht mal ein Meter groß war. Es war sehr schnell, konte mit Eiszaubern umgehen und bewachte den Talisman in der Höhle in Trien, in der Jack und ich schon einmal waren. Die Höhle, in der ich mich entscheiden konnte, dass ich diesen Weg gehen würde. Doch ich wusste, dass ich nicht wählen konnte.

Jack wollte mitkommen nach Trien. Er wollte bestimmt sicher gehen, dass ich ihn wirklich holte. Ich wusste es nicht, was er irklich wollte. Wir waren also in Trien.
Aber als wir dort waren, war das Lagerhaus plötzlich verschwunden. Stattdessen war ein riesiger Krater dort.
"Na toll!", meinte ich genervt, "Jetzt müssen wir einen anderen Weg finden, wenn es denn noch einen gibt." "Da hinten kommt ein neuer Zombie.", warnte mich Jack locker. Ich drehte mich zu ihm und keine drei Sekuden später war er zerrissen und unfähig, weiter zu leben.
Ich kannte nun keine Möglichkeit mehr, an den Talisman zu kommen. Es war zum kotzen!
"Da kann ich nur noch eins tun. Ich werde nach der Regel handeln, nach der ich den Schwarzen Stein bekam: Teleport." "Wie willst du das denn machen?"
In der alten Ruine war noch immer der Stein, der die Fähigkeit zum Teleport hatte. Jack und i ch standen davor, überlegten kurz, traten dann ein paar Schritte an ihn heran. Wohin auch immer er uns brächte, wir würden den Talisman finden. Er oder ich, Tod oder Verderben. Das waren die wichtigen Entscheidungen, die von diesem Stein abhingen. Würde ich ihn in die Finger bekommen, würde ich sofort die Welt vernichten. Aber wenn Jack ihn kriegen würde, wäre das die Versklavung der Menschen. Und nicht nur das: Das Verderben der gesammten Welt.

"Wir berühren ihn zusammen. Er wird dich erwählen, den Stein zu finden.", erklärte Jack, fasste leicht am Stein vorbei, um seine Aura zu spüren. Ich tat es ihm gleich - ein verlockend schläfriges Gefühl. "Wieso ich?" Diese Frage hätte ich mir eigentlich schon im Vorhinein erklären können: Ich hatte das Schicksal der Welt in meinen Fingern.
"Bei Drei berühren wir ihn - Eins." Ich wollte etwas sagen, aber ich konnte es nicht ausprechen. Ich wollte es ihm sagen, einfach sagen. "Zwei." Die Worte wollten einfach nicht aus meinem Mund kommen! Ich hatte eine Blockade, die mich hindern wollte. Doch dann:
"Drei!", sagte er, fasste schnell an den Stein. Ich griff ebenfalls danach und sagte kurz bevor wir verschwunden waren: "Ich werde dich töten!".


Ich flog aus drei Meter Höhe auf den Boden, schlug mit dem Arm auf, tat mir wie durch ein Wunder nicht und stand auf. Die Umgbung hatte sich von diesem weißen, stechenden Raum in ein weißes, kaltes Gebirge gewandelt. Wo war ich gelandet? Ich kannte die Gegend nicht, aber ich wusste, ich war weit weg von zu Hause und wusste nicht, wie ich wieder zurück komen sollte.

Ein kalter Wind wehte schnell an mir vorbei. Meine Hände brannten vor kälte und kribbelten furchtbar, als würden tausende kleine Ameisen durch meine Finger krabbeln! Ich kratzte immer wieder, doch es wurde schlimmer und schlimmer bei jedem Versuch es zu lindern.
Vor einigen Stunden hatte es begonnen, zu schneien und meine Sachen waren völlig durchnässt. Dummerweise hatte ich nur ein T-Shirt und eine Jeans an - von den Schuhen und der Unterwäsche abgesehen. Ich trug ja meistens solche Sachen. Aber auf diesen Wetterumschwung war ich überhaupt nicht vorbereitet.
In der Ferne sah ich ein kleines Dorf auf grünem Grund. Das wollte ich nun erreichen, um endlich Hilfe zu bekommen. Aber dazu musste ich erstmal von diesem Berg runter. Es gab nur einen Weg dorthin: bergab. "Das geht einfacher, als ich denke.", überlegte ich, schaute den riesigen Berg herunter, atmete tief durch, holte einmal weit aus und sprang. Ich war unsterblich. Und wenn nicht, war ich auch froh.
Die kalte, dünne Luft sauste an mir vorbei mit so hoher Geschwindigkeit, dass ich beinahe erfroren wäre. Aber nur beinahe. Seltsamerweise entfernte ich mich imemr weiter vom Berg, sonst wäre ich aufgeprallt und tot gewesen! Aber irgendwer wollte nicht, dass ich sterben sollte. Und so flog ich in rasantem Tempo den riesengroßen Berg hinab, bis ich nach einigen Sekunden wenige hundert Meter über dem grünen Erdboden flog. Es wurde wärmer, je länger ich fiel. Und es schien mir eine Ewigkeit. Einen Meter vor dem Aufprall blieb ich in der Luft hängen! "Sag ich doch!", protzte ich mit meinem Sieg über mein Leben bei mir selbst.

Ich war nun also der mächtigste Mensch der Welt! Ich wusste, wann ich sterben ürde, ich wusste, wie ich sterben würde und ich hatte auch erkannt, dass ich der Untergang oder die Rettung der Menschheit war.
Das Wetter hatte sich ganz schlagartig geändert, seit ich auf dem kalten Berg war. Viele tausend Meter unterhalb der Bergspitze schneite es nicht, nein! Die Sonne brannte sich tief in die haut hinein und die Luft stand still, der Rasen war saftig grün und in der Ferne war irgendwo das Dorf. Ich kannte die Richtung, hatte meine Aufgabe und wusste, ich würde sie erfüllen. So ging ich nun los, um das Dorf zu finden, in dem man mir Hilfe anbieten musste.
"Zum Glück hatte Jack mir den Schwarzen Stein wiedergegeben.", atmete ich auf und griff nach ihm an meiner Brust, wo ich ihn wieder hingehängt hatte. "Zum Glück." Dass ich das Wort 'Glück' in den Mund nahm, war mir unklar. Aber anders ließ es sich nicht ausdrücken in meinem mir bekannten Sprachgebrauch. "Zum Schicksal.", hätte ich sagen müssen.
Ein paar hundert Meter von mir weg lag eine Weide, auf der Kühe froh und munter grasten. Für eine Sekunde vergaß ich das Schlechte auf der Welt und erinnerte mich an die ruhige Welt, in der ich mich wohlfühlen konnte. Eine kleine Welt, in der sich niemand breit machte, der etwas zerstören wollte - die Natur. Vögel, die ihr Lied zwitscherten und bunte Schmetterlinge sausten um die Gegend herum erfüllten alles mit Leben.
Ich setzte mich unter einen Baum, der auf der Weide stand, wo sich die Kühe befanden. Es war, als wäre nie etwas passiert. Ich fühlte mich seit der Sache, die ich mit Maria hatte, wieder glücklich. Ich fühlte mich das erste Mal unabhängig und frei. Es war schön, die einzelnen Wolkenfetzen am glatten, blauen Himmel zu beobachten. Sie strichen in unterschiedlichen Formen über mir hinweg - Flugzeuge, Mäuse, Hunde, Häuser, Menschen und natürlich in wirrer Wolkenform.

Nach einigen Stunde erreichte ich endlich das Dorf. Es war klein, hatte vielleicht dreihundert Einwohner und war wundervoll grün und sauber. Einige Leute arbeiteten auf ihren Feldern, bewässerten diese. Andere saßen auf einer Bank und sahen den wenigen vorbeifahrenden Autos zu. Ein kleiner Teich befand sich in der Mitte des Dorfes an der Kirche. Alles war so friedlich und schön. Hier hätte ich mir mein Leben vorstellen können. Aber was ich bekommen hatte, war ein Nichts voller Qualen.
Die Leute sahen mich interessiert an. Sie hatten mich noch nie in ihrem Paradies gesehen und wenn sie gewusst hätten, dass ich es zerstören würde, hätten sie mich sofort wieder verjagt.
Als ich vor der Kirche stand und mir alles ansah, was hier existierte, wurde mein Herz weich. Ich war glücklich. Hier war niemand, der mir schaden konnte. Hier hatte wohl jeder eine innige Freundschaft mit jedem. Ich sah den Schwarzen Stein an, starte ihn minutenlang an und riss ihn mir dann von der Brust und steckte ihn in meine Tasche. "Nie wieder.", schwor ich, ihn auf ewig Ruhen zu lassen. Vögel zwitscherten, während ich zu einem der Männder auf der Bank ging und sie fragte, wo ich denn hier den Bürgermeister finden konnte.
Doch mir nutzte das, ws sie sagten nichts. "Was?", fragte ich, weil ich ihre Sprache nicht verstand. Sie wiederholten das, was sie eben gesagt hatten. Es blieb mir weiterhin uverständlich. "Irgendwas muss ich doch da machen!", grübelte ich und kam zu der Erkenntnis, den Schwarzen Stein noch ein letztes Mal zu nutzen. Ich konzentierte mich auf ihre Worte, hielt den Stein fest in beiden Händen, hob ihn hoch, spürte seine verführerische, warme Macht, ließ ihn dann fallen vor benommenheit. Die beiden sagten etwas zu einander.
"Was hat der denn gemacht?", fragten sie sich verwirrt von meiner Tat. "Ich kann sie verstehen!", jubelte ich. "Welch' ein Wunder.", scherzte der eine. Ich hob den Stein auf und steckte ihn wieder ein.
"Könnten Sie mir sagen, wo ich den Bürgermeister finde?", fragte ich noch einmal. "Ja.", antwortete der andere der beiden Herren, "Der ist im Urlaub und kommt erst in einem Monat wieder. Er hat sich eine Auszeit gegönt. Ihm war das alles in letzter Zeit zu viel." "Was war ihm denn zu viel, dass er so eine lange Pause braucht?" "Nachdem in irgend einem Dorf ein Junge Amok gelaufen ist und eine ganze Schule regelrecht hingerichtet hat, herrscht Panik, weil er verschwunden ist. Und keiner weiß, wo er ist." "Wie schön.", dachte ich, endlich in Sicherheit zu sein. "Und das war das Problem?"
"Nein.", meitne der andere, "Es gibt etwas viel schlimmes Problem als diese Kleinigkeit." "Und was?" Die beiden sahen sch an und meinten schließlich, dass es zu unglaublich wäre, das zu erzählen. "Ich habe so viel Unglaubliches erlebt. Ich werde es schon glauben.", versicherte ich gutgläubig. "Nagut.", sagte der eine. dann begann der andere: "Irgendwo im Wald lebt ein Monster. Es hat schon so viele Leute auf dem Gewissen, dass schon drei Familien weggezogen sind. Aber letzten endes sind sie doch von ihm geschnappt worden. Also hat weglaufen keinen Zweck. Wir können froh sein, noch zu leben. Es kommt eimal im Monat und frisst einen von uns." "Wie lange ist das schon?", fragte ich interessiert. "Seit fast einem Jahr oder so. Jedenfalls schon sehr lange. Und nichts kann es vernichten. Polizisten haben auf es eingeschossen und nichts ist passiert. Wir haben sie nie wieder gesehen."
Das kam mir gerade Recht, um mich einzukratzen bei den Leuten, wenn ich mich auf den Weg machen würde, es zu töten und damit das Dorf vorerst retten könnte.
"Wann kommt es denn wieder?" "Du wirst es nicht glauben, aber es passiert heute Abend. Und es gibt kein entrinnen." Ich grübelte und grübelte und kam schließlich zu einer Idee. "Wissen Sie, wo ich eventuell unterkommen könnte?" "Du wilslt wirklich hier bleiben? Bist du verrückt?" Ich hätte es am liebsten bestätigt. "Nein, aber ich habe dieses Dorf gesehen und mir gedacht, dass ich hier einfach leben will." "Geh lieber weg von hier. Wohnst du einmal hier, ist das dein Untergang." "Ich weiß schon, was ich tue. Und ich will hier wohnen." "Deine Entscheidung.", meinte nund er andere wieder. "Bei den Romies, die von einer Sekunde auf die andere geflüchtet waren, ist das Haus frei. Du wirst es günstig kriegen mit Innenausstattung. Sie haben tatsächlich alles zurückgelassen. Sogar der Kühlschrank war noch voll. Sie hatten es dem Dorf überschrieben und waren weg."
"Danke sehr.", sagte ich und ging weiter. Doch dann stoppte ich, drehte mich noch mal um. "Und wo finde ich das Haus?" "Du kannst doch nicht einfach so dort wohnen." "Nur für diese Nacht." Die Männer wussten, dass sie mich nicht von meiner Idee abbringen konnten und beschrieben mir, dass es gerade mal um die nächte Ecke lag.

Vor mir stand ein großes zweistöckiges weißes, neu saniertes Haus mit Balkon und kleinem Garten und wartete auf seinen nächsten Besitzer. Ich trat näher, stand vor der tür, die verschlossen war, holte den Stein aus meiner Tasche und nutzte ihn kurz, um das Schloss zu entregeln. "Wird wohl nichts mit dem Schwur", dachte ich lächelnd. Ich fasste mit der rechten Hand den Türgriff, spürte etwas nasses und ließ ihn sofort wieder los. Blut. Es war noch nass. Ich hatte es verschmiert an meiner Hand und wischte es sofort an meinen Sachen ab. "Blut geht nicht so leicht wieder raus.", ärgerte ich mich und trat mit dem rechten Fuß gegen den Türgriff. Die Tür sprang auf. Alles war in Ordnung, soweit ich sehen konnte. Keine Leichen, keine weiteren Blutspuren, nichts. Nur die Möbel standen etwas verdreckt im Raum. Es war ein Wohnzimmer mit großem Fernsehr, langer Coutch und Laminatboden. Ich durchfrorschte das ganze Haus, um mir mein neues Zuhause anzusehen. Das Bad in der ersten Etage, zu der eine alte dunkle Holztreppe führte, war etwas schmutzig. Fusseln und Staub färbten die ursprünglich weißen Fliesen grau. "Super.", dachte ich. Als ich die anderen Zimmer sah, wusste ich gar nicht mehr, o ich mit dem Saubermachen anfangen sollte. Alles verschmutzt. In der Küche türmten sich seit Monten schon die Tassen , Teller und das Besteckt in der Spüle.
Ich klopfte das Sofa ab, setzte mich und schaltete den Fernsehr ein. "Mal sehen, was so für Nachrichten kommen." Die meisten Programme kannte ich gar nicht, weil sie in meiner Heimat nicht gesendet wurden. Einige internationale, englische Sender bekam ich jedoch. Ich schaltete einen Nachrichtensender ein.
"...ollte er. Die Regierung hat sich dazu nicht geäußert.
Jetzt aber zu aktullen Meldungen. Nach der Ratzia bei dem gesuchten Mörder einer ganzen Schule, ist noch immer keine Spur von dem Jungen zu finden. In seiner Wohnung, so Polizisten, fand man die Leiche eines Mannes, dessen Tochter beim Massaker erschossen wurde. Vermutungen nach wollte er sich eigenhändig rächen."
Das hörte ich gern, dass ich Schrecken brachte und nun spurlos verschollen sein sollte.

Der Tag war schnell vorbei. Immer wieder klopften Leute, die sich für den neuen Besitzer des alten Romie-Hauses ansehen wollten, an meiner Haustür. Noch war es ja nicht mein Haus, aber mir fiele da schon was ein. Ich sah dann aus dem Fenster und wartete, bis sie wieder verschwunden waren.

Die Nacht brach herein, es wurde dunkel. Es war 22:00 Uhr. Keiner war nun mehr auf der Straße, denn diese Nacht ar es wieder so weit. Ich stellte mich raus, setzte mich vor die Kirche und wartete. Als mich jemand beim Herausschauen aus seinem Haus bemerkte, informierte er wohl alle anderen, denn auf einmal sahen alle aus den Fenstern. Nur wenige konnte mich nicht sehen, weil sie zu weit weg von der Kirche wohnten. Unter anderem sahen auch die beiden Herren vom Nachmittag zu und schüttelten nur den Kopf. Ich winkte ihnen zu. Sie hob kurz die Hand als Zeichen, dass sie meinen Gruß erwiederten und blieben dann ganz still. Sie wussten,es würde jeden Augenblick losgehen. Ich hatte mir den Stein noch einmal um den Hals gehangen.

Unerwartet setzte ein schreckliches Beben ein und ich wurde von der Bank geschüttelt! Um mich herum war eine unglaubliche Aura! Mein Herz pochte schneller. "Jetzt gehts los.", hoffte ich auf einen Sieg und stand auf. Dann toppte das Beben und alles war still. Ein Schrei kratzte in meinen Ohren. Er kam von ungefähr dreißig Meter Entfernung von dem alten Romie-Haus! Ich rannte unverzüglich dorfhin.
Es war eine Mädchenstimme, die um Hilfe rief. Doch nur ich war da. "Hilf mir!", rief sie! Ein kleines kahles, faltiges Wesen hatte sie gefangen! Es war der Groblin. Er wollte sie töten! "Bitte!", schrie sie und fiel in Ohnmaht. Der Groblin hatte bemerkt, dass er beobachtet wurde und drehte sich zu mir um. Die Laternen beleuteten sein alt wirkendes, hautfarbenes, böses Gesicht, als er sich umdrehte. Er holte aus, fackelte nicht lange! Alle sahen aus ihren Fenstern gespannt zu. "Ich sprang sofort zur Seite. Ich wusste, dass er etwas eisig Kaltes mit mir vorhatte. Er hatte mich verfehlt. Doch er holte erneut aus, verfehlte mich wieder.
"Ich rannte auf ihn zu, wich den Attacken aus, warf ihn um und verpasste ihm einige Tritte und Schläge. Plötzlich war er verschwunden! Und keine Sekunde tauchte er hinter mir wieder auf! Ich erkannte ihn an seinem Schatten, drehte mich um und schlug ihn nieder. Er lag vor mir, regte sich kein Bisschen mehr. "Das wars wohl.", meinte ich und trat noch einmal zu. Dann ließ meine Konzentration nach und alles verschwamm. Alles wurde dunkler und ungenau. Der Stein glühte warm auf meiner Brust, begann zu schweben und erfüllte mich mit unglaublicher Kraft. Ich führte meine ausgestreckten Hände langsam zusammen, zog sie an meinen Brustkorb heran und stieß sie blitzartig wieder von mir auf den Boden zum Groblin!
Das Dunkle lichtete sich wieder und ich konnte wieder klar sehen. Er war weg! "Wo ist er?!", wunderte ich mich panisch! Ich schaute hinter mich und bemerkte noch seinen fiesen Blick, als er meinen Arm berührte. Grausame, stechende Schmerzen! Er schien mit fünfzig Messern gleichzeitig auf mich einzustechen! "Argh!", schrie ich, fiel um, lag verkrampft auf dem Boden. Er trat auf meinen gefrorenen Arm und brach ihn ab!

Ich brüllte wie noch nie in meinem Leben vorher! Ich dachte, ich müsste sterben! Es fühlte sich an, als hätte er meinen Arm in Säure gepresst! Es tat so weh; so unendlich, furchtbar weh! Es blutete leiderr nicht, sonst wäre ich gestorben.
Er stad vor mir. Er musste eine Inteligenz bestzen, denn er beobachtete mich, als studierte er mein Verhalten. Er wusste genau, wer ich war. Er wunderte sich auf einmal und stieß ein kleines "Mhpf`?" aus und bllickte auf meinen Arm, der sich regeneriert hatte. "Das gibts doch nicht!", dachte ich und stand schnell wieder auf.
"Jetzt bst du dran!", grinste ich den verwirrten Groblin an und richtete wieder all meine Kraft mit meinen ausgetreckten Armen auf ihn, sodass er in tausend Teile zerfetzt wurde. Ich ging kraftlos zu Boden, ringte nach Luft!
Die Leute an ihren Fenstern waren verwirrt und verblüfft. Sie glaubten nicht, was ie soeben angesehen hatten. Er war tot. Ein paar Sekunden später, als ich wieder etwas zu Kräften gekommen war, erhellte sich plötzlich die Umgebung. Millionen kleiner Lichter luchteten um mich herum und schwebten auf mich zu. Jedes einzelne flog auf einen Punkt zu - unmittelbar vor mich. Sie bildeten ein Gebilde auf Licht - es war eine kleine Münze, der Talisman! Erstaunt griff ich danach, aber ich bremmste mich kurz vor der Berührung wider Willens, überlegte kurz. Doch dann griff ich danach. Ich berührte ihn nur mit dem rechten Zeigefinger.
Das Licht löste sich wieder in diese kleinen Punkte auf, die sich erst auf meinen Finger, dann auf meine Hand, meinen Arm und schließlich auf meinen ganzen Körper ausbreiteten. Dieses warme, geborgene, leichte, freie Gefühl von Einsamkeit kannte ich wieder zu gut.
Innerhalb von zehn Sekunden war alles vorbei. Sie zogen über meine Haut und verschwanden darin.


Kapitel VIII


Es war so warm und kräftig, das Gefühl, als der Talisman in meinen Körper drang. Ein Gefühl, dass mich beinahe zum kraftlosen Sturz gebracht hätte. Ich wollte einfach schlafen. Müde. Jeder starrte mich ungläubig an. Keiner konnte es fassen, dass ich den Groblin besiegt hatte. Aber ich hatte ihn bezwungen.
Ich rappelte mich auf, sah mich um, sah das Mädchen und lief zu ihr. Sie war bewusstlos, schlummerte tief und fest. Ich kannte sie nicht. Ich wusste nicht, wie sie war, aber sie hatte schon jetzt einen warmen Platz in meinem Herzen bekommen. Sie war schön. Wunderschön. Ihre langen, dunklen Haare fielen in ihr aufs schmale ovales, glattes Gesicht. Sie sah so zufrieden aus - weit entfernt von der Wirklichkeit.
Nach einigen Minuten des Staunens traten die ersten Leute auf die Straße näher an uns heran. Ich hockte neben ihr, sah sie an, ließ das fließende Gefühl über mich ergehen und streichelte ihr übers weiche Gesicht. Viele der Dorfbewohner standen nun um mich herum versammelt und gafften. Dann trat einer der beiden Herren vom Nachmittag heran.
"Danke.", sagte er und reichte mir seine Hand. Ich stand auf und nahm sie an. "Ich habe aber zwei Forderungen.", meinte ich. "Welche auch immer" lächelte er, "ich werde sie dir erfüllen." "Ich möchte dieses Haus." Er nickte. "Und", fuhr ich fort, "dieses Mädchen." Ich lächelte etwas. "Meinst du das ernst?" "Das war nur ein Scherz."; entgegnete ich dem Herrn. "Sie ist meine Tochter - mein Ein und Alles. Du hast sie gerettet. Dafür bin ich dir dankbar. Komm doch einfach mal bei mir vorbei und iss mit uns zu Abend.", bot er mir an und ich nahm seinen Vorschlag dankend an.
Ich ebnete mir den Weg durch die Masse, die mir achtend Platz machte.
"Meine Tochter also.", sagte er. Als ich das hörte, kam mir eine phantastische Idee!
Ich drehte mich um, sah ihn an, er blickte zu mir. "Ich bitte darum, dass ihr niemand verrät, dass ich das Biest besiegt habe. Ich möchte ein Mythos für sie sein. OK?" Er nickte und versicherte, er er würde alles einleiten, was dazu nötig wäre.

Meine erste Nacht in meiner Idylle war beruhigend und erholsam. Die Luft war klar und weich, die Sterne am Himmel strahlen zu tausenden auf mein neues Haus nieder. Nachdem ich hellwach mitten in der Nacht aufwachte, weil ich von dem Groblin mal wieder getötet worden war, dachte ich nur noch an dieses Mädchen. Wer war sie? Wo wohnte sie? Hatte sie einen Freund? Alles Fragen, die mir zu diesem Zeitpunkt nur sie selbst beantworten konnte. Ich hoffte, die Menschen dort würden ihr Versprechen halten. Sie wussten, was ich konnte, hatten eventuell Angst vor mir, die mir sehr viel Respekt brachte.

Am nächsten Tag schländerte ich durch mein neues Heimatdorf. Ich war schon sehr früh unterwegs, als die Sonne aufging. Die ersten Leute auf der Straße begrüßten mich gegen 08:00 Uhr freundlich und erkundigten sich nach meinem Befinden. Mir ging es gut. Ich war verliebt. Die Liebe war eine Falle, die mir vorspielte, es wäre sinnvoll, zu leben. Aber ich hatte ja vor lange, schon gelernt, dass Unwissenheit ein Segen war. Und geblendet zu werden, war eine Art der Unwissenheit.

"Nichts ist unabwendbar.", dachte ich ständig. Der Tag der Appokalypse würde kommen. Ich würde ihn noch miterleben. Ich würde ihn verursachen.

Ganz unerwartet bogen plötzlich mein Traummädchen und ihre Freundin um die Ecke gebogen. Ich konnte sie reden hören.
"Du hast es überlebt? Wie denn?"
"Irgend ein Fremder hat mich gerettet. Das hat mir mein Vater erzählt."
"Und wo ist der Typ jetzt?"
"Zu Hause."
"Ich meine deinen Retter und nicht deinen Vater."
"Ich weiß nicht, wo er ist. Er ist weitergezogen. Als ich zu Hause aufgewacht bin, wusste ich nicht, was geschehen war, bis es mir mein Vater gesagt hatte. Danach kamen die Erinnerungen wieder. Da war eine Person. Das weiß ich noch. Aber ich weiß nicht mehr, wie er aussieht."
"Schade."
"Ja. Ich will ihm wenigstens danken. Aber das geht ja nicht mehr. Wer weiß, wo er hin ist."
"Und es ist wirkluch weg. Unglaublich. Ich dachte immer, ich würde nicht mehr lange leben."
Wie Recht sie doch mit dieser Vermutung lag.
"Heute Abend kommt so ein alter Sack, den mein Vater eingeladen hat. Er will ihm sicher nur sein neues Haus 'überreichen'. Das Romie-Haus."
"So ein alter Sack? Das wird ja öde. Und du musst danebensitzen. Grausam."
Sie blieben vor mir stehen.
"Hallo.", sagte sie.
"Hi.", sagte ich.
"Dich haben wir hier noch nie gesehen.
"Das liegt sicher daran, dass ich nicht von hier komme."
"Wo kommst du denn her?", fragte ihre Freundin.
"Das Kaff kennt sicher keiner von euch."
"Sag doch wenigstens.", bat sie.
Ich hatte Angst, sie würden mich durch den Namen meines Dorfes erkennen, wenn sie es aus den Nachrichten kannten. "Naura.", antwortete ich schließlich.
"Doch.", grübelte sie, "Das habe ich schon mal irgendwo gehört. Aber ich weiß nicht mehr, wo."
"Sagt mal", interessierte ich mich nun, "Wie heißt ihr eigentlich?"
"Ich bin Janine.", stellte sie sich vor.
"Und ich bin Manuela."
Janine war also ihr Name. So weich, wie ihre Haut...
"Ich bin Alf."
"Und was willst du hier? Naura ist doch sicherlich weit weg. Wieso bist du denn dann hier?", fragte mich Manuela.
"Ich bin hierher gezogen, weil ich einfach weg musste."
"Du bist der Neue?"
"Ja. Ich bin der Neue."
Es kam die dringliche Frage in mir hoch, ob sie einen Freund hatte. Aber ich wollte sie nicht stellen. Ich hatte nicht vor, so aufdringlich zu wirken.
"Dann sehen wir uns ja heute abend.", lächelte Janine mir ins Gesicht. Sie wusste wirklich nicht, dass ich ihr Retter war.
"Dann gehen wir mal weiter. Wir sollen Brötchen holen und nicht reden. Mein Vater wird sonst böse."
"Bis später.", verabschiedete ich mich.
"Bis heute abend.", sagte Janine und machte sich mit Manuela weiter.
"Ich weiß, ich habe ihn schonmal irgendwo gesehen...", hörte ich sie von weitem mit einander reden.

Ich hatte aber neben der Frage, wie ich Janine für mich gewinnen konnte, ein ganz anderes, gravierenderes Problem: Geld. Ich hatte Macht. Ich würde nicht sterben, doch ich hatte nicht das, was wirklich die Welt beherrschte. "Vielleicht sollte ich einfach eine Bank ausrauben?", überlegte ich. Immerhin war ich nun fast Gott. Der Talisman war nun ein Teil von mir und ich konnte tun und lassen, was ich wollte.
Nachdem ich die Idee ausgebaut hatte, beschloss ich, es zu tun. Ich maskierte mich, indem ich eine sehr dunkle Strumpfhose über den Kopf zog und einen alten Mantel aus dem Schrank von Herrn Romie. Meine Schuhe tauschte ich ebenfalls gegen die des ehemaligen Hausherrn.

"Haltet eure Fressen!", schrie ich die Leute an und richtete meine Hände auf sie. "Was soll das werden?", lachte mich ein Jugendlicher aus. Blitzschnell schossen meine Arme mit zusammengehaltenen Handflächen in seine Richtung und schleuderten ihn gegen die Wand. "Und nun her mit dem Geld!!"
Ohne weiter aufzumucken, stopften die Angestellten Tausender und Hunderter in einen alten Sack. "Schneller!" Ich hatte etwas Angst, die dummen Bullen würde kommen. Denn ich fühlte, einer der Bankangestellten hatte den Alarmknopf gedrückt.
"Wer hatte den Knopf gedrückt?!", fragte ich laut, als ich die ersten Polizisten vor der Bank platziert sah. Keiner meldete sich. Ich war sauer! Und ich hatte eine ganze Menge Geld im Sack, den ich in meinen Händen hielt. Kommt doch rein!", rief ich nach draußen. Keiner reagierte. Sie warteten nur ab und zielten weiterhin auf mich. Dann sprach einer von ihnen durch ein Megafon: "Wirf deine Waffe weg und komm mit erhobenen Händen raus!"
"Ohne Waffe?", dachte ich, "Wie soll ich das machen?" Ich ging mit meiner Beute auf die Tür zu. Sie hielten fest auf mich drauf mit ihren Pistolen. Ich trat heraus. "Was wollt ihr tun?!", lachte ich, "Mich erscheißen?" "Lass alles fallen und gib auf!", rief wieder der Mann am Megafon. Ich bewegte mich nicht. "Nö.", sagte ich. Eine Kugel schoss in meine Richtung, doch sie erreichte mich nicht. Ich hatte sie in der Luft aufgehalten, sie schwebte nun vor mir. Dann flog sie unglaublich schnell wieder zum Polizisten, der sie abfeuerte, zurück und traf in sein Herz. Er fiel um und war tot.
Erschrocken fielen alle Blicke abwechselnd auf mich und den Toten. Alles war still. Keiner dieser Dummköpfe konnte sich das erklären. "Will noch einer von euch sterben? Ich denke schon. Ihr seid mir zu gefährlich." Ich sammelte wieder meine Kraft, konzentriete sie ganz auf die Polizisten, stieß sie in einer riesigen Welle von mir und sah, wie alle vor mir stehenden umfielen und sich zappelnd windeten. Sechs Sekunden später bewegte sich keiner von ihnen mehr.
Ich lief schnell weiter und verschwand hinter der nächsten Ecke.

Am Abend war ich dann bei Janine eingeladen. Ihr Vater bat mich herein. Ich sollte mich gleich an den Tisch setzen. Fünf Minuten später kam auch schon Janine die Treppe heruntergeschwebt. Sie hatte ein langes, seidenes Kleid an. Ihre langen Haare glänzten im Schein der Lampen. Sie hatte roten Lippenstift aufgelegt. "Gott, steh mir bei.", hauchte ich leise zu mir und versuchte den Mund zu zu lassen. "Sie ist wunderschön.", stellte ihr Vater ebenfalls fest. "Ja, das ist sie.", flüsterte ich leise. Aber er konnte es hören. "Das habe ich eben gesagt.", lächelte er mich an.
Als wir dann alle vier am Tisch saßen - Janine neben mir - , begann auch schon das Gespräch.
"Woher kommst du eigentlich?" "Ich komme von sehr weit her. das Dorf kennen Sie sicher nicht. Es heißt Naura." "Doch!", warf ihre Mutter sofort ein, "Da wohn doch der Junge, der eine ganze Schule ausgelöscht hat!" "Ja." Genau. Und das hat mir Angst gemacht. Ich wollte einfach nur noch weg." "Das verstehen wir.", sprach ihr Vater.
Wir begannen, zu essen. Es gab Nudelauflauf mit viel Käse überbacken. Dazu tranken wir trockenen Weißwein.
"Und wieso ziehen deine Eltern nicht mit dir hier her? Du bist ja noch verhältnismäßig jung, um selbstständig umziehen zu können?" "Ich habe keine Eltern. Meine echte Mutter starb bei einem Autounfall, als sie mit mir schwanger war." Erstaunen ging bei den dreien um. "Dann hast du ja richtig Glück gehabt.", schmunzelte Janine. "Na ja... So kann man es nennen." "Du warst in einem Waisenhaus?", fragte Janine. "Nein. Die beste Freundin meiner Mutter nahm mich auf." "Das ist ja nett." "Da ist Ansichtssache." "Wieso?" "Sie hatte mich immer nur gepeinigt und gehasst. Ich weiß nicht, wieso." "Das ist ja schrecklich." Ja. Aber ich bin nun endlich weg von zu Hause." Alle hatten nun etwas Mitleid mit mir. Und selbst ich wurde etwas traurig, als ich das erzählte.
Nach dem Essen, stand Janine auf. Ich sah ihr dabei zu. Sie warf mir einen Blick zu, den ich immer schon suchte bei einem Mädchen. Es war dieser Blick, der sagte: Ich will, dass du mit mir hoch kommst.
Ich stand auf, bedankte mich für das tolle Essen und folgte ihr nach oben in ihr Zimmer.
Ich schloss die Tür und folgte ihr auf die schwarze Couch, die an der Wand gegenüber der Tür stand. Es war dunkel. Nur fünf Kerzen flackerten. "Die geht aber ran.", dachte ich. Sie hatte einen Computer auf ihrem großen Schreibtisch stehen. An den Seiten des Schreibtisches standen große, helle Schränke, in denen wahrscheinlich ihre Wäsche gut zusammengelegt lag.
"Sehr gemütlich.", meinte ich. Ich sah ihr die ganze Zeit ins Gesicht. "Was ist mit dir?", wollte sie deshalb wissen. Ich hörte auf, sie anzustarren. "Es ist nichts. Na ja..." "Sag schon." "Es ist, dass ich dich gesehen habe und mir dachte..." "Was dachtes du?", unterbrach sie mich. "Dass du wunderschön bist." Ich spürte ihre Blockade dem Satz gegenüber, den ich gerade ausgesprochen hatte. Überrascht war ich! Ich lag falsch!
Sie beugte sich ein Stück zu mir hinüber, sah mir noch einmal in meine Augen, tppte mit ihrer rechten Hand gegen mein Kinn, hob es dadurch etwas an und küsste mich im Schein der flackernden Kerzen.
Wir küssten uns den ganzen Abend. Ich dachte, nie mehr nach Hause zu kommen - was ich insgeheim auch hofte.
Dann legten wir uns nebeneinander auf ihr Bett. Wir schauten an die verdunkelte
Zimmerdecke.
"Ich kenne dein Geheimnis.", sagte sie schließlich. Ein Schauer lief über meinen Körper! "Du kennst mein Geheimnis?" Ich atmete tief ein, dann alles wieder aus. "Ja. Es fiel mir ein, als mein Vater mir erzählte, wie du mich gerettet hast." Ich wollte meinen Ohren nicht glauben... "Er hat erzählt, wie du es gemacht hast. Dass du ihn nicht mal berühren musstest, um ihn zu töten. Es soll sehr merkwürdig gewesen sein. Und dann wusste ich auch wieder, dass ich dich vor meinem Ohnmachtsanfall gesehen hatte." "Liebst du mich deshalb?", warf ich in ihre Erklärung ein. "Und als meine Mutter vorhin das über den Jungen in deinem Heimatort sagte, wusste ich: Du bist dieser Junge." "Wie kommst du darauf?", fragte ich empört. "Kaum bist du weggezogen, war auch er verschwunden. Und heute Nachmittag wurde eine Bank überfallen. Es passt auf das, was mein Vater erzählt hat. Es war doch kein Zufall, dass du hier auftauchst und sofort überfällt dieser Junge aus Naura eine Bank hier in der Nähe." "Du hast gut kombiniert, mir meine Frage aber nicht beantwortet. Wieso liebst du mich dann?" Sie wollte es nicht sagen, schwieg. "Du liebst mich gar nicht. Du kennst mich nicht." Verärgert darüber, dass sie mir etwas vorgespielt hatte, stand ich auf. "Du hast mir mein Herz gebrochen...", murmelte ich leise. "Du hattest nur Angst, ich könnte euch töten, oder? Du hattest Angst, ich würde ausrasten, wenn ich nicht zufrieden wäre." Sie blieb noch immer still.
"Ich liebe dich. Ich verrate dir jetzt ein Geheimnis!", ich wurde lauter. "Du hat eben das Gegenteil von dem bewirkt, was du wolltest. Ich war glücklich, dass ich hier leben darf! Aber jetzt ist alles wieder finster in meiner Seele. Ich brauche nur diesen Stein hier nehmen", ich nahm ihn von der Kette, "und mir wünschen, dass alles vorbei sein soll." "Bitte mach das nicht!", flehte sie. "Wer sollte mich denn nun noch davon abhalten. Ich müsste euch nun vernichten, weil du mein geheimnis kennst. Und deine Famiele auch. Du hast es ihnen sicher erzählt. Sie haben alles so eingerichtet, dass ich zufriedengestellt sein würde - was ich ach war. Und wie normal ist es schon, dass ein Mädchen - die Tochter des Bürgermeisters - mit einem wild Fremden ins Bett steigt?"
"Ich habe schon die Polizei verständigt. Sie werden jeden Augenblick hier sein." "Polizei?", lachte ich, "Wie soll die mich aufhalten? Ich bin unsterblich! Ich muss nur meine Aufgabe erfüllen - die Welt vernichten!" Sie bekam Angst vor meinem machtsüchtigen Ton, der nach Weltuntergang schrie. Janine richtete sich auf und stand mir dann gegenüber.
"Du kannst nicht ewig wegrennen!", brüllte sie mich nun auch an, "Weißt du, was ich alles durchgemacht habe und trotzdem nicht wegrenne?!" "Sicher nur einen Bruchteil von dem, was ich erlebt habe." "Ich habe meine Eltern auch verloren, bevor ich geboren wurde! Sie wurde von einem Auto angefahren! Ein Blitz hatte neben ihr eingeschlagen und sie auf die Straße gedrängt, als ein Auto kam und sie tötete! Ich habe überlebt."
"Du hättest das gleiche Schicksal gehabt, wie ich, wenn ich nicht geboren worden wäre...", überlegte ich laut.
"Das ist doch Unsinn!" "Alles hätte den gleichen Weg genommen...", dachte ich den Gedanken weiter. "Aber es ist nicht so! Und ich habe die Macht!" Sie sah mich verachtenden Blickes an.
Sie flehte immer noch um Leben. "Du hast mich belogen, mein Herz zerfetzt. Liebe wandelt sich in Schmerz und dann in Hass. Ich habe die zweite Stufe übersprungen. Du hast mich verraten."
Draußen ertönten Sierenen. "Und jetzt willst du, dass ich freiwillig in den Knast wandere? Das würde niemand machen, der Macht besitzt. Auch wenn es nur scheinbare Macht ist." Sie verstand nun nicht mehr, was ich sagte, hoffte nur noch auf die Polzei, die schon die Treppen hochgerannt kam!
Ich streckte meinen rechten Arm weit zur Tür hin und das Schloss schnappt zu. "Aufmachen!", befahlen die Henker. "Du hast genau das getan, was du gemacht hättest, wenn du die Macht gehabt hättest - die welt vernichtet."
"Öffnen Sie die Tür, sonst müssen wir Gewalt anwenden." Ich hielt den Schwarzen stein fest in beiden Händen, fühlte den Tod. Es war finster und das qullose Nichts. Janine kniete auf dem Bodenweinte. "Bitte hör auf!" Ich weinte, als ich meine Hand austreckte, in der ich nun den Stein hielt und diese öffnete. Der Stein glüchte hell auf, zerbrach in unendlich viele, kleine Splitter und schwebten über meiner Hand. In einem kleinen Windzug, der vom Boden kam, erloschen die Kerzen um uns herum, meine Haare wehte leicht, während Janine leise weinte. Die Splitter breiteten sich im ganzen Raum aus, erhellten ihn.
"Mach die Tür auf!", brüllte jemand von außen und trat gegen die Zimmertür, die ich mit einem Siegel verschlossen hatte. Janine weinte weiter.
Die vielen, kleinen Teile des Steins leuchteten noch mehr auf! An der Tür riefen Stimmen. Neben mir weinte jemand. Meine Hände schossen automatisch in die Luft, kurz endete der Wind, die Splitter erloschen und alles war still. Neben mir weinte jemand und an der Tür rief irgendjemand. Dann erhellten die tausenden Splitterteile und schossen auf mich zu, durchdrangen meinen Körper! Der Wind kehrte zurück, stärker als zuvor! Die Stimmen verstummten allmählich, die Zerstörungselle ruckartig mit Lichtigeschwindigkeit aus, es wurde dunkler. Kein Licht drang mehr in den Raum.
Das Letzte, was ich wahrnahm, war das Gefühl, als ich zerfetzt wurde!


Kapitel IX


Städte waren vernichtet, Tiere waren tot, Menschen waren verschwunden, nur noch das Nichts existierte noch. Als hatte seinen Wunsch erfüllt. Alles war eingegangen. Nichts hatte überlebt. Auch er nicht. Für einen Tag schien es, als könnte er sein Schicksal hinauszögern können, doch er machte sich damit nur etwas vor. Er hatte sich mit dem Gefühl der Liebe betrogen und es hingenommen.
Alfs Wirklichkeit war vernichtet.


Kapitel X


Ich schrie furchtbar auf, als ich aufwachte. Die Sonne stach auf meiner Haut. Da konnte mir auch der Baum, an dem ich lehnte, nicht mehr helfen. Ich musste eingeschlafen sein, als ich ins Bad fahren wollte. Nun war es aber schon vorm Dunkelwerden. Der Hausdrache wartete sicher schon auf mich! Ich würde furchtbaren Ärger bekommen! Oh, wie ich das alte, keifernde Biest hasste. Ich stand auf, sah kurz noch nach links, dann nach rechts, sah den Jungen, der in der Ferne mit seinem Hund spatzieren, ging zu meinem Fahrrad und fuhr nach Hause.

written by Alexander Kankel

MasterQuest ist mein 2. Buch. Nach "Mein Feind Phillip B." , welches ich Lesern unter 18 Jahren nicht empfehlen will, habe ich einen meiner Träume erfüllt und MasterQuest geschrieben. Zunächst gab es ein Spiel mit demselben Namen, an dem ich ein 3/4 Jahr programmiert habe. Während ich das tat, schrieb ich parallel an dem Buch dazu. Das Buch ist um einiges besser.
Ich hoffe, ich kann viele Leser damit erfreuen, sonst wäre es umsonst...

Das komplette Dokument findet ihr unter dem Link:

http://www.kankman.de.vu/MQ.doc

A. Kankel
Alexander Kankel, Anmerkung zur Geschichte

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Alexander Kankel).
Der Beitrag wurde von Alexander Kankel auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.02.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Alexander Kankel als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Klartext von Norbert van Tiggelen



Klare Texte aus dem Pott...

…Frei von der Leber weg spiegelt van Tiggelen sein Leben in seinen Gedichten wieder in einem charmanten Stil der den kleinen Mann der Straße ebenso anspricht, wie den Mann in der Limousine. Wahrheit muss nicht teuer sein, sie muss nur vom Herzen kommen.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Romane" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Alexander Kankel

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Mein Feind Phillip B. (Vollversion) von Alexander Kankel (Horror)
Pilgertour XVII von Rüdiger Nazar (Reiseberichte)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen