Brigitte Thielmann

Neues von Birgid und Gillian Teil 7

Jetzt waren wir schon zwei Tage auf der „Christina“ unterwegs und es war herrlich, nur so zu faulenzen. Obwohl, so langsam müßten wir uns mal mit diesem Gedankenkram, wie Gillian es nannte, beschäftigen. Ehe etwas auf Volan gewaltig in die Hose ging. Sorgen machte ich mir mal keine, das er das nicht hinbekam. Die machte sich eigentlich nur er. Denn wenn ich es so recht bedachte, kannten die Kinder seine geistige Präsenz besser wie meine und das klappte ja auch ohne Probleme. Also würde er das andere auch hinbekomme.


„Du Sweedheard, was halst du von ein bißchen Schwimmen?“ hörte ich ihn vom Steuer her fragen. „Hier ist eine kleine Bucht in der die Christina vor Anker gehen kann. Wenn du weiter nur in der Sonne liegst, kannst du bald jedem Neger Konkurrenz machen.“

„Tja, das ist doch was. Bei der Geburt gün, wie jeder Volaner. Dann weiß und jetzt schwarz. Das kann auch nicht jeder von sich behaupten. Fast wie ein Chamäleon, nur dauert es bei mir etwas länger.“ lachte ich ihn glücklich an. „Aber die Idee mit dem Schwimmen ist gut. Ich bin die letzte Zeit so was von faul, das ist schon unnormal.“

Kurz darauf hörte ich ihn unter Deck verschwinden. Während ich mich fragte was er jetzt noch vor hatte, hörte ich ihn auch schon wieder hinter mir: „Weißt du was? Hier sind so tolle Wellen, da wäre es einfach zu schade, wenn wir nicht ein bisschen Surfen. Das muß man einfach ausnutzen. Schwimmen können wir ja immer noch. Was meinst du?“

Wieso fragte er? Ich konnte doch gar nicht Wellenreiten oder besser gesagt Surfen.

Deshalb auch meine skeptische Antwort: „ Wenn du Surfen willst, dann tu es doch einfach. Ich warte hier auf dich.“

„Du sollst nicht warten, sondern mitkommen!“ Ich glaubte mich verhört zu haben. Mein Gesichtsausdruck sagte das selbe, aber er achtete nicht darauf, oder wollte es nicht sehen. Deshalb fragte ich auch noch mal ganz sachte nach: „ Wie mitkommen?“ in der Hoffnung mich verhört zu haben. „ Ich hab die Dinger so in Erinnerung, das sie nur für eine Person sind!“

„Ja, das stimmt schon. Aber dich halbe Portion, bekomm ich schon mit aufs Brett.“ Wie nannte er mich? Halbe Portion, das gab es doch wohl nicht. Als ich dann aber wütend in seine Richtung boxte, wich er meinen Fäusten ohne Probleme aus. Was ja auch nicht weiter verwunderlich war. Denn bis ich wußte wo er war, hatte er seine Stellung schon wieder gewechselt. So gab ich die ganze Sache auch schnell wieder auf. Es war einfach zu schwierig heraus zu bekommen wo jemand war den man nicht sah. Auf einmal wurde ich von hinten gepackt und leise gefragt: „ Suchst du jemanden?“ „ Ich? Wie kommst du denn auf diese komische Idee? Ich hample, immer so komisch mit meinen Armen in der Gegend herum. Wußtest du das nicht?“

Ein Grinsen konnte er sich dann doch nicht verkneifen, als sie zur Antwort bekam: „Nein, eigentlich ist mir das neu. So Sweedheard, ich helf dir auf die Reling, du brauchst dann nur noch zu springen und im Wasser auf mich zu warten. Hörst du, warten! Ich komm sofort nach.“

Was er schon wieder hatte. Dieses Warten, so zu betonen, als ob ich etwas vor hätte. Dabei war ich die letzten zwei Tage doch ganz friedlich gewesen.

Na da stand mir ja noch was bevor. Jetzt bekam ich anscheinend noch Unterricht im Wellenreiten. Ob ich wollte fragte er erst gar nicht. Da bemerkte ich auch schon wie er mit dem Surfbrett neben mir im Wasser landete und ich bekam Anweisung mich am Brett festzuhalten.

Wir würden erst ein Stück schwimmen, so viel das wenigstens nicht ganz aus. Es war einfach herrlich das Wasser war zu meiner Überraschung auch gar nicht kalt, zumindest hier in der Bucht nicht.


„So Biggi, wenn du jetzt gleich zu mir hoch kommst, halt dich einfach nur an mir fest! Den Rest mache ich. Jetzt brauchen wir nur noch nee richtige Welle.“ So wies aussah sollte ich wohl doch nicht Surfen lernen, sondern nur mitkommen. Aber das reicht mir auch. Na, wenn das mal gut ging.

Er schien sich wie ein Schneekönig zu freuen. Wenn ich ehrlich war, war mir etwas mulmig zumute. Ich hätte lieber gewartet bis ich wenigstens wieder sehen konnte. Aber andererseits wollte ich ihn auch nicht enttäuschen. Wie ich ihn kannte würde er schon aufpassen.


So atmete ich auch noch mal tief durch wie ich ihn sagen hörte: „Komm hoch zu mir.“ und kletterte von seiner Hand geführt zu ihm hoch.

Das hatte ja gut geklappt. Aber ich nahm auch an daß, das der leichteste Teil an dieser Geschichte war. Mensch wackelte das Brett unter mir. Gar nicht so einfach darauf das Gleichgewicht zu halten und dann kam etwas, auf das ich eigentlich nicht vorbereitet war. Obwohl ich es hätte wissen müssen.


Rund um mich war nur Wasser, er hatte anscheinend eine riesige Welle gefunden. Zu groß für mich.

Verflixt das war zuviel Wasser, mal für mich. Ich bekam keine Luft mehr und mußte an die Oberfläche.

Die Panik die sich in mir ausbreitete wurde immer schlimmer. Wie sollte ich nur hoch kommen irgend etwas hielt mich auch noch fest, es war zum verrückt werden.

Was hatte Daddy immer gesagt: Kleines du mußt nur hoch schwimmen. Den Luftblasen nach. Dann kommst du wieder an die Oberfläche.

Aber ich sah keine Luftblasen, wie denn auch. Zu allen Überfluß, hing ich immer noch fest und konnte mich nicht frei bewegen. Ich fühlte mich wie in einem Schraubstock.

Frei kam ich erst, als ich meine ganze Kraft, in meine Beine verlegte und so fest wie möglich zutratt. Oh Gott, endlich. Wenn ich jetzt noch wüßte wie es hoch ging, säh alles wieder gut aus.

Wo war nur diese Oberfläche, so tief unter Wasser konnte ich doch eigentlich nicht sein? Langsam aber sicher merkte ich das mir die Luft ausging. Die Befreiung aus dieser Umklammerung, hatte mich mehr Luft gekostet, wie für mich gut war. Ich konnte schwimmen so viel ich wollte, aber nirgends war die Oberfläche. Total verzweifelt dachte ich noch bei mir, Daddy wie finde ich hoch? Ich seh keine Luftblasen, ich seh gar nichts. Langsam gesellte sich zu meiner Panik auch noch die alte Angst vor tiefen Wasser. Dabei hatte ich gedacht diese in den Jahren überwunden zu haben, aber denkste.


Kurz bevor ich das Bewußtsein verlor, merkte ich noch, wie mich etwas packte und mitzog. Aber das war jetzt auch schon egal. Entweder ertrinken oder das über mich ergehen lassen, was jetzt anschließend kam. Hoffentlich würde es nicht schlimmer wie zu ertrinken, oder fast zu ertrinken. Meine Lungen brauchten Sauerstoff und vielleicht hatten sie ja Glück und bekamen bald welchen.


Nach einer ganzen Zeit hörte ich jemanden, irgend etwas rufen und immer wieder auf meine Brust drücken.

Es war Gillian? Wo war er bloss? Er hörte sich so weit fort an. Aber irgendwie schien er näher zu kommen. Zumindest verstand ich ihn wieder.

Ich hörte ihn immer wieder das selbe sagen: „Biggi, Sweedheard! Bitte mach die Augen auf und spuck endlich, das viele Salzwasser aus!“ Jetzt drückte er auch noch mit voller Kraft irgendwo auf meinen Brustkorb. Dabei bekam ich doch, auchso schon keine Luft mehr. Gerade als ich seine Lippen auf meinen spürte und ich diesen Kuß wenigstens etwas erwidern wollte, merkte ich es auf einmal. Sowas wie eine Explosion in mir und hustenderweise, beförderte ich das halbe Meer wieder aus mir heraus. Zumindest kam es mir so vor. Endlich bekam ich wieder Luft, meine Lungen konnten die Arbeit wieder aufnehmen.

Seiner Stimme war die Erleichterung nur zu gut anzu hören. „Mensch endlich. Ich dachte du würdest mir ertrinken. Mit dir versuche ich so schnell mal nicht mehr zu Surfen,“ und drückte mich dabei so fest an sich, das ich schon dachte ich würde zerdrückt. Warum müßen Männer eigentlich so viel überflüssige Kräfte haben?

„Aber eines muß man dir lassen, wenn du von einem fort willst entwickelst du enorme Kräfte. Mir tun jetzt noch alle Rippen weh von deinen Tritten. Aber der Tritt etwas tiefer war echt fies. Wenn du keine Kinder mehr haben willst mußt du es nur sagen. Da findet sich bestimmt eine Lösung, die uns beiden zusagt.

„Tut mir echt Leid,“ erwiderte ich ziemlich zerknirscht. „ Das wollte ich nicht, ich hatte nur das Gefühl in einem Schraubstock festzustecken! Warum hast du mich denn nicht losgelassen?“

„Dich loslassen? Du wolltest ja unbedingt in die falsche Richtung. Wie du endlich frei warst bist du immer tiefer getaucht. Hast du das nicht gemerkt?“

„Nein! Ich konnte ja die Luftblasen nicht sehen! Daddy hat mir immer wieder eingebleut, wenn ich unter Wasser nochmal die Orentierung verlieren würde, müßte ich ihnen nur nachschwimmen. Aber ich hab sie doch nicht sehen können. Dadurch hatte ich wieder die selbe Angst wie beim ersten mal.“ Ich merkte wie meine Stimme immer zittriger wurde und sich so ein komisches Gefühl in meinem Hals breit machte.

Hoffentlich stellte er jetzt nicht auch nur noch eine Frage, sonst war auch noch der letzte Rest meiner Selbstbeherrschung futsch.

„Wie beim ersten Mal?“ Man ist dieser Mensch neugierig. „ Jetzt sag nur noch, das ist nicht das erste Mal, das du so unter Wasser herum geirrt bist?“

„Nein! Aber das erste Mal ist schon sehr lange her. Ich war mal gerade zwei Jahre alt oder noch etwas jünger. Weiß es nicht mehr so genau.“ Wie ich ihn kannte, war seine Neugierde mal wieder geweckt. Er würde nicht eher ruhe geben, bis er die ganze Geschichte kannte.


Ein ganz eigentümliches Gefühl verspürte er, als er sie weiter fragte: „ Bist du in einen Fluß gefallen?“ So mit zwei Jahren. War das nicht so um die Zeit gewesen, seitdem sie auf der Sunshine gelebt hatte? Aber dort gab es keine Flüsse oder Seen. Die Kinder waren eigentlich auch nie ohne Aufsicht. Ziemlich leise hörte er sie nach einiger Zeit antworten, es war ihr anscheinend unangenehm, darüber zu reden.

„Ja, so kann man es auch ausdrücken,“ antwortete sie sehr sarkastisch und mit Tränen in den Augen. „Ich hatte nur Glück, das Daddy mich noch gerade rechtzeitig rausgefischt hat. Das war zu der Zeit als ich noch bei Ma lebte.

Seit der Zeit war ich auch nicht mehr alleine mit ihr. Denn sie war damals alles andere wie glücklich, als Dad plötzlich auftauchte.

Ich weiß bis heute noch nicht, wie er gemerkt hat, das ich Hilfe brauchte. Denn er ist alles andere als Telephat, noch nicht mal bei seinen Kindern.“

Mit diesen Worten lehnte sie sich reichlich erledigt an ihn. Er merkte nur zu gut, das sie damit immer noch nicht klar kam. Zum Glück glaubten die meisten jungen Frauen, auf Volan, heute nicht mehr das ein Zwilling der gute und der andere der Schlechte Teil eines Menschen war. Sie schien die Gedanken daran meistens zu verdrängen, das ihre Mutter das noch anders sah und sie für den Schlechten Teil der Zwillinge hielt.

Wie Gillian sie sich so betrachtete, wußte er nur zu genau, das sie sich diesem Problem endlich stellen mußte

Gleichzeitig wurde ihm siedendheiß bewußt, das sie auch Zwillinge erwartete und ebenfalls, zumindest zur Hälfte, Volanerin war. Würde sie beide Kinder akzeptieren? Bisher hatte er sich darüber keine Gedanken gemacht. Er hatte sich mit ihr darüber aber auch nicht unterhalten. Noch nicht mal einen Gedanken daran verschwendet. Für ihn waren Zwillinge etwas ganz normales. Was sollte er tun wenn sie auch der Meinung war, das nur ein Zwilling überleben sollte. Obwohl vorstellen konnte er sich das nicht. Andererseits würde er mit ihr darüber reden müssen, da kam er nicht drum rum.

Aber erst mal würde er sich um seine Rippen kümmern. Als ihr Kopf drauf rutschte, tat es doch erheblich weh.

So ging er auch erst mal in die Kajüte, in der er alles für die erste Hilfe aufbewahrte. Wie hatte Percy gesagt, nur auf die betreffende Stelle sprühen und einige Minuten ruhe halten. Kleinere Brüche sollten dann nach ein bis zwei Tagen verheilt sein. Er glaubte zwar nicht das sie gebrochen waren, aber so wie sie zugetreten hatte waren zwei bestimmt angeknackst.

Fortsetzung folgt

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Brigitte Thielmann).
Der Beitrag wurde von Brigitte Thielmann auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.03.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

  Brigitte Thielmann als Lieblingsautorin markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Sex für Aktionäre von Klaus-D. Heid



Na? Wie stehen die Aktien? Sind Aktionäre die besseren Liebhaber? Wie leben Aktionäre mit der Furcht vorm Crash im Bett? Diese und andere Fragen beantworten Klaus-D. Heid und der Cartoonist Karsten Schley.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Romantisches" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Brigitte Thielmann

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Der Bindungspartner von Brigitte Thielmann (Romane)
Olga der Marienkäfer von Matthias Brechler (Romantisches)
Sein letzter Brief von Rainer Tiemann (Freundschaft)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen