Werner Kistler

Stehlen will gelernt sein !

Behutsam wischte er die schweißnasse Stirn seiner kranken Frau ab. Seit zwei Jahren pflegte er nun schon seine Gattin und wusste manchmal nicht, wo er das Geld für Pflege und Medikamente hernehmen sollte. Verschiedene kuriose Gedanken gingen schon manchmal durch seinen Kopf.
War er doch Kassierer bei einer landwirtschaftlichen Genossenschaft. Somit ging täglich ein beträchtlicher Geldbetrag durch seine Hände. Kunden konnten nicht nur ihre Ware bezahlen, sondern das Geld auch zu Sparzwecken einzahlen. Geld das er dringend für die Heilung seiner Frau und den Fortbestand der Familie gebraucht hätte.Aber er verwarf die Gedanken immer sehr schnell wieder.
Gestern wurde von einem Sparer ein großer Geldbetrag bar eingezahlt. Er konnte es immer noch nicht verstehen, dass die Landwirte noch bar bezahlten. Es gab doch den bargeldlosen Zahlungsverkehr.
Heute war der Wille, das Geld zu nehmen so stark, dass er die ganze Nacht wach blieb. Er hörte
das ständige Röcheln seiner Frau, die neben ihm im Bett lag. Immer wieder dachte er sich Strategien aus, um an das Geld zu gelangen. Verschiedene Umstände am anderen Morgen, verhalfen ihm zu Flügeln. Hatte der Einzahler doch seine unterschriebene Quittung vergessen und heute war der Geschäftsführer auch nicht im Haus. Er würde einfach den Geldbetrag nicht in das Kassenbuch eintragen. Um den Geldbetrag doch auf dem Konto des Einzahlers erscheinen zu lassen, musste er die halbe Buchführung umkrempeln. Er wunderte sich nachher, welche Anstrengung diese Manipulation gekostet hatte.
Aber die Krankheit seiner Frau riss immer größere Löcher auf seinem Konto und er war gezwungen Geld zu beschaffen. Alle Unterschlagungsunterlagen hatte er vorsorglich kopiert, damit er bei Bedarf sofort reagieren konnte. Die Kopien lagen wohl verwahrt in einer Schublade des Panzerschrankes.
Für Morgen hatte sich wohl der Aufsichtsratsvorsitzende zur Kassenprüfung angesagt. So schnell hatte er nicht mit der Prüfung gerechnet. Zweimal im Jahr musste er sich dieser Prüfung unterziehen. Bis jetzt sah er diesen Kontrollen immer gelassen entgegen - aber nun war da ein Fehlbetrag. Sein Magen krampfte. Heute fuhr er nicht sofort nach Hause, sondern wartete bis die Dunkelheit eintrat. Im Kofferraum lag ein Benzinkanister. Den Kanister in der Hand, schloss er die Tür der Arbeitsstelle auf, verschüttete das Benzin über die Schreibtische. Jetzt stellte er fest, dass ihm Streichhölzer fehlten. Schnell lief er zu seinem Auto, entnahm dem Fahrzeug den Zigarettenanzünder und warf das glühende Teil in den Korridor. Eine gewaltige Explosion zerriss die nächtliche Stille. Sofort stand das ganze Gebäude in Flammen. Am anderen Morgen, als er die schwelende Ruine bei Dienstantritt sah, tat er sehr erstaunt. Ein Brandexperte kam auf ihn zu und sprach ihn an.“Sie haben doch einen Schlüssel zum Tresor? Würden sie den Schrank bitte mal aufschließen. Wir ermitteln wegen Brand stiftung. Der Tresor ist ja zum Glück feuerfest und hat die Feuerbrunst recht gut überstanden. Möglich das wir hier Motive finden können.

Werner Kistler

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