Steffen Pulz

Die Schatten

Schatten lag auf der Straße und die grauen Riesen ragten drohend gen Himmel. Ich lief allein durch den fremden grauen Dschungel, und die Dunkelheit schien mir den Atem rauben zu wollen. Ich schaute mich um, versuchte in der Tief schwarzen Endlosigkeit ein Licht auszumachen, doch das Schwarz umklammerte mein Herz und schien mich in ein Loch tiefer Kraftlosigkeit zu ziehen.
Ich war beunruhigt, am Himmel waren keine Sterne zu sehen und die grauen Riesen schienen auf mich zu zukommen, die Luft war dick und rau und kratzte in meinen Lungen wie grober Sand auf der Haut. Der leblose Himmel, die Nacht leere Straße, der Gestank der Stadt umhüllten mich mehr und mehr. Es war kein Geräusch zu vernehmen , kein Fiepen und Quietschen, kein Krachen und Klingeln, man hörte lediglich die Kälte und spürte die Finsternis in seinen Gedanken. Alles um mich herum versank im Chaos, roch nach Moder und Aas. Das einzige was ich bemerkte, waren die lautlosen Schatten hinter mir, neben und vor mir. Sie sagten nichts, machten keinen Laut, aber verfolgten mich auf jeden meiner Schritte. Ich rannte los, so schnell ich konnte, ich spürte den harten Asphalt unter meinen Füssen, und durch das Laufen spürte ich das erste Mal den Wind in meinen Haaren und eine erfrischende Kühle in meinem Gesicht. Es keimte Hoffnung auf, ich dachte:" Jetzt schaffe ich es, jetzt entkomme ich!" Aber da gaben meine Knie nach, die noch immer Angst erfüllt zitterten und ich brach zusammen. Als ich dort auf dem Boden lag schien die Zeit still zu stehen. Ich war wie in Trance, schaute hoch und sah die Schatten hinter mir, neben und vor mir. Sie waren lautlos, und eine Schauer ging ihnen voran, das mein Mark erschütterte. Ich fror, ich fürchtete mich, ich wünschte, es wäre alles nur ein Traum. Doch dann roch ich wieder den Moder und den Gestank, der erdrückend schwer war, dass ich halb in Ohnmacht fiel. Der Asphalt bohrte sich kalt in meinen Rücken. Ich öffnete die Augen, sah die Schatten aber nicht mehr, und bekam Panik. Ich versuchte aufzustehen, doch es gelang nicht, aber die Panik trieb mich weiter. Ich stolperte, kroch, spähte nach den Schatten doch sah sie nicht mehr. Ich hörte lediglich ein Poltern und Stampfen aus der Dunkelheit schallen. Ich wusste, sie kommen um mich zu holen. Denn das Klappern der Gewehre war unverkennbar.
Plötzlich hörte ich einen Schuss, der metallen- dumpf die Finsternis zerriss, ein Schrei, ein Klappern, schnelle Füße die laut marschierten, ich roch das Blut, ich merkte den dumpfen Schmerz in meinem Kopf, ich fühlte mich erdrückt und merkte, wie die Schatten nach mir griffen. Sie griffen nach mir doch berührten mich nicht, denn sie waren nur die Schatten meiner Ängste .

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Steffen Pulz).
Der Beitrag wurde von Steffen Pulz auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.03.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Steffen Pulz als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Was wäre, wenn ...: Geschichten zur Geschichte von Klaus Buschendorf



Was wäre, wenn ...? Eine Frage, die oft den Menschen anfällt, wenn ihm etwas nicht gelungen ist. Sie kann selbstquälerisch sein und wird deshalb meist vermieden. Ist der Frager stark genug, sich ihr zu stellen und eventuell seelische Qualen zu ertragen, kann sie zu Erkenntnissen führen. Stellt man solche Fragen geschichtlichen Ereignissen, sind die Reaktionen vielfältiger. Was soll's, ist doch vorbei - so die am weitesten verbreitete Reaktion. Aber beim Nachdenken über geschichtliche Unfälle oder Zufälle können sich Gedanken aufdrängen, dass nicht alles genauso und nicht anders hätte passieren müssen!

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Einfach so zum Lesen und Nachdenken" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Steffen Pulz

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Acht Gläser Scotch von Steffen Pulz (Absurd)
Die Geschichte einer Träne........ von Andrea Renk (Einfach so zum Lesen und Nachdenken)
Alle deine Freunde... von Carrie Winter (Einfach so zum Lesen und Nachdenken)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen