Werner Gschwandtner

Star Visitor 1

„Und ich weiß das ich nicht Verrückt bin“, Lou Swan Stevenson, der eigentlich mit vollständigen Namen Louise-Robert Swan Stevenson III. hieß, ballte vor Kummer und Schmerz seine Fäuste.

„Ich habe genau das Erlebt wovon ich Ihnen berichtete habe. Warum wollen sie mir nicht glauben Sir?“ Lou war einst einmal ein Großgewachsener Mann gewesen, kräftig und Muskulös in der Statur. Sein volles blondes Haar war Heute so gut wie ausgefallen und von der hünenhaften Gestalt Stevensons war nur mehr ein Schatten seiner selbst geblieben.

„Nun Mister Stevenson“, sprach Doktor Reinhardt Silver, „sie verlangen von mir das ich Ihre Geschichte für wahr nehme“, Silver, ein Mann im mittleren Alter mit leicht an gegrauten Schläfen und einer beginnenden Glatze lächelte milde, „sie verlangen von mir das ich Ihre Story, das sie von Aliens, von Außerirdischen Entführt und Misshandelt worden sind für bare Münze nehme. Das ist nicht so einfach. Alle Analysen ihrer Psyche haben ergeben das sie nicht wirklich bei der Sache sind Mister Stevenson.“
„Aber Sir“, brauste Lou aufgereckt auf, „das ist nicht nur einfach eine Story von mir, das ist die reine Wahrheit.“ Etwas erbost schlug Stevenson mit der Faust auf den Tisch. „Sie wissen ja überhaupt nicht wie es da oben bei den Alien ist. Sie wissen überhaupt nichts und dennoch nennen sie sich Doktor.“ Lou Swan Stevenson war der Sohn eines erfolgreichen Unternehmers. Sein Vater Robert-Jack Stevenson II., war im Jahre 1914 in Derry, Main geboren. Er verließ schon in jungen Jahren diese Kleinstadt und zog von Boston über Chicago nach New York City. Heute zählte Robert-Jack neunzig Jahre und hatte sich längst zur Ruhe gesetzt. Robert-Jack machte sein Vermögen auf dem Gebiet der Technologie und entwickelte in den Ausläufern der dreißiger Jahre, während des zweiten Weltkriegs, den ersten Computer –Speicher-Kern.
„Sie Sir haben keine Ahnung“, Lou hatte einen hochroten Kopf, „sie wissen nichts.“ Wiederholte er. In der Stimme Lous war echte Wut und Verzweiflung zu hören. Doch Dr. Silver schüttelte nur den Kopf. Er schwieg gegenwärtig.
Louise-Robert Swan Stevenson III. erblickte das Licht der Welt am 17. Dezember 1954. Seine Eltern lebten zu diesem Zeitpunkt etwa drei Jahre auf der Insel Hawaii und Mister Stevenson II. leitete für die US Marine das Computerzentrum auf dem Militärstützpunkt « Pearl Harbor ». Das private Vermögen der Stevensons war zu diesen Zeiten bereits auf 400 Milliarden US Dollar angewachsen und es vermehrte sich Stündlich.

„Kann sein“, räumte schließlich Doktor Reinhardt Silver, der psychologische Mediziner des Washingtoner State Prison ein, „es ist möglich das mein Verständnis weit unterhalb des Wahren Geschehens liegt. Aber auf der anderen Seite, wer weiß schon welche Überraschungen das weite Universum für uns noch bereithält. Dennoch sehe ich keine Option um ihrer Ausführung Glauben zu schenken.“
„Sie reden einen Kohl“, fauchte Lou verärgert auf, „sie nehmen meine Worte überhaupt nicht ernst und wollen nicht einmal den Versuch starten mich zu Verstehen.“
Louise-Robert Swan Stevenson III. schüttelte verbittert den Kopf. Er verstand die Welt nicht mehr. Seine Erinnerungen an sein Erlebnis saßen noch frisch im Gedächtnis und er träumte jede Nacht davon. Er lebte mit der ständigen Angst dass alles noch einmal eintreten könnte.

„Sie werden mich eventuell wieder holen und dann vielleicht für immer verschleppen.“ es lag eine Todesangst in der Stimme des Mannes.
Schritte wurden auf dem nahen Gang hörbar, der Wärter der Mister Stevenson wieder in seine Einzelzelle bringen sollte, kam immer näher. Doktor Silver war auch an diesen Tag zu keinem wirklichen Ergebnis gekommen und der Gefängnis Direktor zeigte bereits erste Ungeduld. Drei Tage saß Lou Swan Stevenson nun schon in diesem Gefängnis in der Untersuchungshaft ein und schon bald würde der Strafprozess gegen den Multimilliardär beginnen. Bei einer Verurteilung könnte Stevenson III. bis zu einer doppelten Lebenslange Haftstrafe wegen Mordes verbüßen müssen. Lou war von der Washingtoner Polizei in flagranti, sprichwörtlich mit der Tatwaffe in der Hand aufgegriffen worden. Er stand vollkommen splitternackt im Washington Park und stach immer wieder auf den bereits Toden Passanten ein. Das Opfer hieß Gregor Barkley und war 36. Jahre alt gewesen. Familienvater von drei Kindern, zwei Söhne im alter von sechs und acht und einer Tochter, die bereits 15. Jahre alt war.
Louise-Robert Swan Stevenson III. war aufgelöst und nicht ansprechbar. Er murmelte immer wieder.

„Sie werden kommen und mich wieder holen.“ Und er sagte betroffen, nachdem die Polizei ihm seine Rechte verlesen hatte. „Auch wenn es einen anderen Eindruck macht“, die Augen Lous irrten unkontrolliert umher, „aber ich persönlich habe dies nicht getan. Ich bin Unschuldig.“
Blut klebte am Körber und an der Kleidung des Mannes und er hielt das scharfe Jagdmesser Kampfbereit in der rechten Faust.

„Sie werden mich holen und für immer mit sich nehmen.“ Wiederholte er aufgebracht.
Die Polizei untersuchte den Tatort und versuchte die näheren Hintergründe zur Tat offen zu legen. Es gab keine Anhaltsspuren. Barkley und Stevenson kannten sich nicht, es wurde nirgends aufgezeigt das sich diese beiden Männer bis an den Mordtag jemals getroffen hatten. Und doch lag dieser Mann nun Tod und stocksteif im Leichenschauhaus von Washington D.C.


Drei Tage nach der Tat. Drei lange Tage und zwei noch viel längere Nächte des Horrors hatte Lou Swan Stevenson nun hinter sich. Er litt Qualen anhand seiner Träume und Erinnerungen und er wusste das alles was er in den letzten Monaten erlebt hatte wieder geschehen konnte. Er fühlte sich nicht wirklich Herr über seine Funktionen und verspürte eine unerklärliche Besetztheit.
Doktor Reinhardt Silver erhob sich. Er fühlte sich in der Umgebung des Verdächtigten nicht sehr wohl und die Uneinsichtigkeit des Mannes machte ihm Angst. Stevenson war unter keinen Umständen dazu zu bewegen das alles was er als wahr erachtete ein reines Hirnsgespinst seiner blühenden Phantasie war. Er war Felsenfest davon überzeugt das er von Alien Entführt und Misshandelt worden war.

„Der Wärter kommt Mister Stevenson“, sprach der Doktor beruhigend, „sie wissen“, setzte der Mediziner hinzu, „wenn er sie in diesen Aufgebrachten Zustand sieht, dann verordnet er sofort wieder eine Abkühlungsdusche. Also beruhigen sie sich bitte Sir.“
Lou hob den hochroten Kopf. Seine Pupillen waren weit hervor getreten und sein Blick verriet im ersten Moment puren Wahnsinn. Es schien fast so als wäre der Geist des Mannes für immer zerstört worden. Vernichtet von den Alpträumen der Nacht. Doch Stevenson normalisierte sich rasch und als der Gefängniswärter den Verhörraum erreichte atmete er etwas befreiter auf.

„Eine letzte Frage für Heute Mister Stevenson?“ wandte sich Doktor Silver noch einmal an seinen Patienten.

„Aus welchem Grund haben sie diesen Familienvater ermordet? Was hat Gregory Barkley Ihnen den angetan das sie so ausgerastet sind?“
Lou Swan Stevenson legte die Stirn in Falten. Er erhob sich zu seiner ganzen Größe und für wenige Sekunden schien der Hüne zu wanken – für den Bruchteil eines Augenblickes schienen zwei Personen neben einander im Raum zu stehen, dann sackte Lou wieder zusammen und sein Blick der ebenfalls für diesen kurzen Moment klar und ungetrübt gewesen war, verschleierte sich.
„Ermordet?“ echote Lou fragend zurück, „ich habe jemanden Ermordet?“ es war Gespenstisch. Stevenson III. veränderte sich schlagartig und wurde wieder zu dem Häufchen Elend, welches er schon seit drei geschlagenen Tagen darstellte.
„Ich habe niemanden Ermordet Mister. Wer sind sie überhaupt und wo bin Ich?“ er hatte erneut jede Auffassung verloren und begann nun vor sich her brabbelnd ab zuweichen. Ein Schlüssel knackte im Schloss und er Wärter öffnete die Eisentüre zum Verhörsaal. Doktor Silver hatte für diesen Tag keine Fragen mehr und auch wenn, Louise-Robert Swan Stevenson III. wäre auf keinen Fall mehr in der Lage diese zu beantworten. Als der Gefängnisaufseher eintrat und nach dem Befinden des Verdächtigen fragte schüttelte der Therapeut nur achselzuckend den Kopf.

„Für Heute lassen wir es gut sein Frank, führen sie Mister Stevenson in seine Zelle und melden sie mich bitte im Anschluss beim Direktor. Ich habe mit ihm zu sprechen.“

 

Silver grüßte noch einmal kurz und entfernte sich, er hatte noch einiges zu Bedenken – doch sein Entschluss stand eigentlich schon fest. Er wollte keinen weiteren Tag mit diesen Irren, Reinhardt Silver konnte es nicht anders nennen, verbringen müssen.
Frank Syranelli, ein Mann um die Vierzig mit italienischer Abstammung brummte nur.

„Ich werde sie anmelden, aber ich weiß nicht ob der Herr Direktor sie Heute noch sehen will.“

Doch das hörte Silver schon nicht mehr. Syranelli grinste den Häftling breit an, er zog ein paar Handfesseln aus seiner Tasche und knurrte.
„Los Mann“, es klang alles andere als freundlich, „du kennst die Prozedur. Brav die Hände ausgestreckt und keine falsche Bewegung, sonst lernst du mich kennen.“
Syranelli war gut gebaut. Er hatte einen breiten Oberkörper und trotz der Gefängnisuniform konnte man seine Muskeln deutlich erkennen. Von der Größe her, würden beide Männer auf dieselbe Stattlichkeit kommen, doch Lou war zu diesen Tagen nicht wirklich Herr seiner eigenen Gedanken. Er fühlte sich besetzt und obgleich er es tief in seinen inneren spürte konnte er nichts dagegen tun. Es war als würde ein anderer für ihn die Entscheidungen treffen.

 

 

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„Der Treff für Jung & Junggebliebene“

Hallo Science Fiction Fans, mit "The Visitor 2" wollte ich eine etwas andere Art des Besuches darstellen. Abschnitt eins ist ja nun schon online, in wenigen Tagen folgt der Anhang. Gruß Werner!Werner Gschwandtner, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.04.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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