Melanie Soyez

Die Katze von Eiwa


Wenn ich heute darüber nachdenke, kommt es mir vor wie ein Traum. Etwas so unreales und unbegreifbares trotzdem habe ich es wirklich erlebt.
Der letzte Sommer hat mein Leben total verändert. Denn auf der Burg von Eiwa habe ich sie, die mein Denken erneuerte getroffen.

Es fing alles ganz harmlos an. Meine Eltern hatten mich und meinen kleine Bruder mit Hotelkarten für zwei Tage Abenteuerurlaub auf der Burg von Eiwa überrascht. Damals ahnte ich noch nicht mal, was passieren würde.
Aber wenn ich heute darüber nachdenke, ich hätte es auch nicht anders gewollt.

Drei Tage nach Beginn der Ferien fuhren wir los. Gegen Abend erreichten wir die Burg. So hatten wir uns das aber nicht vorgestellt. Düster und abweisend stach die Burg in den Nachthimmel. Es herrschte beklemmende Stille. Ich spürte wie mir ein Schauer über den Rücken rann. Wir stiegen aus.
„ Fehlen nur noch die Gespenster,“ flüsterte mein Bruder beinahe ehrfürchtig.
Ich stieß ihn an aber er hatte ja recht. Um so überraschter waren wir als wir die Burg betraten. Alles hatte ich erwartet aber kein luxuriöses Hotel.
Auf dem Weg zur Anmeldung lies ich die ersten Eindrücke auf mich wirken. Meine Eltern regelten die Zimmerfrage. Währenddessen bestaunte ich die großzügige Inneneinrichtung. Die Wände waren mit Gemälden und Blumengestecken geschmückt. Die Möbel aus dunklem Holz glänzten, als wären sie gerade erst poliert worden. Auf dem Fußoden lagen dicke weiche Teppiche. Ich nehme Mal an es waren Perser Teppiche. Ich schaute mir die anderen Gäste an. Es waren kaum welche in meine Alter. Auf dem ersten Absatz stand eine junge Frau. Sie hatte dunkele Haare und trug ein dunkelrotes lange Kleid. Sie war wunderschön.
„Cathy träumst du? Hilf mir lieber!“ Mein Vater riss mich aus meine Gedanken.
„Ja doch sofort,“ erst sah ich noch mal zur Treppe aber die junge Frau war verschwunden. Nur eine schwarze Katze lief die Treppe herunter.
Später machten mein Bruder und ich es uns in unserem Zimmer gemütlich. Plötzlich kratzte es an der Tür.. Erschrocken sah ich Niko an. Der hielt vor Schreck die Luft an. Langsam und sehr vorsichtig nährte ich mich der Tür. Mit einem Ruck zog ich sie auf. Ich atmete erleichtert auf und Niko schnappte nach Luft. Vor der Tür saß eine Katze. Ich hockte mich und kraulte sie. Leider war mein Bruder gegen Tierhaare allergisch so schickte ich die Katze schon bald weg. Bevor sie sich trollte glaubte ich ein Aufblitzen in ihren Augen Gesehen zu haben. Vielleicht hatte ich mich aber auch geirrt.. Seufzend schloss ich die Tür und ging schlafen.

Den nächsten Tag verbrachten wir damit in der nahen Kleinstadt zu bummeln und zu schlemmen. Am Abend machten meine Eltern ein Spaziergang im Wald. Ich hatte keine Lust und verzog mich in die Bibliothek. Ich hatte gerade ein interessantes Buch gefunden, in das ich mich vertiefte als ich ein Maunzen hörte. Ich fuhr herum, an der Tür stand die junge Frau von gestern Abend. Sie trug wieder das gleiche Kleid. Die Frau lächelte. Ich musterte sie unauffällig. Das Kleid war aus rotem Leinenstoff und wirkte irgendwie altmodisch, wie aus einem Ritterfilm. Ihre Augen funkelten so grün wie ein Smaragd.
„ Stör ich“, sie kam auf mich zu.
Ihre Stimme erinnerte mich an das Schnurren einer Katze.
„Nein, ich wollte nur sehen ob ich etwas über die Geschichte der Burg herausfinde, in diesen Büchern!“ Meine Stimme war fest, obwohl die Frau mir nicht geheuer war und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich mich wie ein Trottel benahm. Die Frau machte mich nervös ohne das ich konkret sagen konnte warum. Freundlich sah sie mich an.
„ Da wirst du lange brauchen, wenn du willst zeige ich dir die Burg. Du musst wissen, ich wohne schon mein ganzes Leben lang hier. Ich bin Tabitha.“
Ich wunderte mich über das Gesagte konnte aber nichts tun. Ihr Charme hatte mich eingefangen.
Ich nickte: „Mein Name ist Cathleen, aber alle rufen mich nur Cathy“
„Ich weis! Nun komm mit!“
Tabitha machte eine einladende Handbewegung. Das wurde ja immer seltsamer. Doch mein Gehirn hatte sich in den letzten Minuten einfach ausgeklinkt. Ich folgte ihr praktisch willenlos. Wir streiften einige Stunden durch die Burg. Tabitha schien sich wirklich auszukennen. Sie zeigte mir auch den hintersten Winkel und Gewölbe und Geheimgänge die eigentlich nicht für Gäste offen waren, wie sie mir selbst erklärte. Sie führte mich zum Beispiel in den Rittersaal und in die Turmzimmer, in die Kerker und in den Privatbereich der Angestellten. Ich dachte daran wie es die ehemaligen Bewohner geschafft hatten sich nicht andauernd zu verlaufen.
Eigentlich hätte ich misstrauisch sein müssen. Warum zeigte sie mir einer Fremden die Geheimnisse der Burg und warum hatte ich sie tagsüber noch nie gesehen? Was war mit ihrer seltsamen Kleidung und ihren Augen?
Fragen, die ich mir erst viel später stellte. Im Moment war ich einfach von ihr wie verzaubert.
Als wir wieder im offiziellen Hotelbereich waren kam der Manager gerade aus seinem Büro.
„Na junge Dame, hast du dich mit unserer Tabitha angefreundet? Ihr Halsband ist aus purem Gold. Ziemlich edel nicht wahr?“
Halsband, pures Gold? Ich verstand kein Wort. Ich drehte mich nach Tabitha um. Doch sie war wie vom Erdboden verschwunden, nur die schwarze Katze von gestern Abend sah mich mit ihren tief grünen Augen an. Grüne Augen, wie Tabitha. Moment mal das war doch Quatsch. An jenem Abend lag ich noch lange wach und grübelte über die Geschehnisse nach. Hatte ich mir das alles nur eingebildet oder spielte mir da jemand einen Streich? Aber wer? Endlich nach langer Zeit schlief ich ein.

Am nächsten Morgen schlossen wir uns einer Gruppe an die offiziell die Burg besichtigte. Als wir in der Ahnengalerie ankamen, fiel mir ein Bild auf dem eine Frau gemalt war, die Tabitha sehr ähnlich sah. Ich fragte den Führer. Er antwortete mir, es wäre seltsam, dass mir gerade dieses Bild aufgefallen wäre. Es sei das Bild der Lady Tabitha.
Er begann zu erzählen: “ Dies ist Lady Tabitha, das Mündel des Grafen von Eiwa. Dieser war ein ausgemachter Schurke. Lady Tabitha war ihm in ihrer Schönheit und Intelligenz ein Dorn im Auge bei seinen Aktivitäten. Er hatte Angst sie könne heraus finden, dass er Räuber anheuerte um seine reichen Gäste zu bestehlen. Deswegen klagte er die Lady der Hexerei an. Das sie Katzen über alles liebte und sich um herrenlose Streuner kümmerte, wurde ihr zum Verhängnis. Die Menschen waren damals sehr abergläubisch. Doch an dem Tag an dem sie verbrannt werden sollte, verwandelte sie sich, so heißt, es in eine Katze und verschwand. Seit dem wurden die unschuldigen Gäste der Burg von Eiwa vor drohendem Unheil durch eine schwarze Katze gewarnt. Deshalb ist es Tradition eine schwarze Katze in der Burg zu halten die eine der Ketten der Lady Tabitha als Halsband trägt.“

Ich fühlte mich wie vor den Kopf gestoßen. Sollten die Katze und die fremde Frau mit den grünen Augen wirklich ein und das selbe Wesen sein. Als Mensch konnte man sie ja dann wohl nicht bezeichnen. Ich schüttelte den Kopf. Den Rest des Tages erlebte ich wie eine Schlafwandlerin. Erst abends beim Packen gelang es mir soweit Ordnung in meine Gedanken zu bringen, dass ich endlich einen Entschluss fassen konnte. Ich musste sie noch einmal wieder sehen. Morgen würden wir abfahren und die Ungewissheit würde mich auffressen. Nein danke, dann doch lieber die Wahrheit. Ich ließ meinen Bruder alleine. Ich ging in die Bibliothek, wo sie mich gestern geholt hatte. Ich öffnete die Tür zur Bibliothek. Mein Herz schlug bis zum Hals. Sie stand am Fenster, während das Kaminfeuer einen unwirklichen, roten, warmen Schein auf sie warf.
„Hast du mein Geheimnis herausgefunden? Weist du jetzt wer ich bin?“
Offen abwartend und freundlich sah sie mich an.
„Ja habe ich. Aber warum zum... ausgerechnet ich?“ Ich verstand es einfach nicht. Ich stand hier und unterhielt mich mit, ja mit was den eigentlich? Einer Hexe? Ein Geist?
„Weil du so bist wie ich! Du hast genauso besondere Kräfte wie ich, aber du bist dir derer noch nicht bewusst. Schade eigentlich!“
Ich starrte sie nur an.
„Manchmal siehst du doch Dinge bevor sie passieren oder du fühlst einfach, das irgendetwas passiert. Nicht wahr?“
Ich nickte. Klar war mir so etwas in den letzten Jahren so etwa passiert aber das hatte doch jeder mal oder? Ich und geheime Kräfte? Ich glaubte allmählich mein Verstand zu verlieren.
Sie spürte meine Zweifel.
„Warte ab eines Tages wirst du verstehen. Lass mich dir einen Rat geben. Ihr dürft morgen nicht fahren. Überrede deine Eltern zu bleiben sonst geschieht ein Unglück!“ I
Ihr Ton war fast schon befehlend. Sie verließ den Raum. Ich rannte ihr nach.
„Warte, wie meinst du das ich bin so wie du?“
„Finde es selbst heraus. Du kannst es! Nur fahrt um Himmelswillen morgen nicht!“
Vor meinen Augen wurde Tabitha immer kleiner und plötzlich löste ihre Menschliche Gestalt sich auf. Nein nicht ganz sie wurde zur Katze.
Ich spürte plötzlich, dass ich ihre Warnung ernst nehmen musste und lief zu meinen Eltern. So sehr ich mich auch bemühte, meine Eltern blieben bei dem Entschluss morgen früh zu fahren.
Ich ging in mein Zimmer. Niko sagte ich nichts um ihn nicht zu beunruhigen. Wieder einmal starrte ich mit offenen Augen in die schwarze Nacht, bevor ich einschlief.

Am nächsten morgen waren meine Eltern zur Abreise bereit.
Mein Vater brachte das Gepäck in die Halle. Das war meine letzte Chance noch zu handeln. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf Tabitha. Ich bat sie stumm um Hilfe.
Das war das erste Mal, wie mir später bewusst wurde, das ich meine Kräfte nutzte ohne nach zudenken ob es sie nun gab oder nicht.
Ich öffnete die Augen und sah Tabitha auf der Treppe in ihrer Katzengestalt sitzen. Plötzlich wusste ich was sie vorhatte. Das konnte nicht gut gehen. Ich rief: “Papa nicht, bleib stehen.“ Doch darauf hatte sie nur gewartet und sprang. Entsetzt sah ich wie mein Vater das Gleichgewicht verlor und stürzte.
„Neeeiiin!“ Mein Schrei alarmierte die anderen. Ich rannte die Treppe runter. Zum Glück stellte sich heraus das mein Vater nichts passiert war. Na ja, nicht viel jedenfalls. Er hatte sich den Fuß verknackst. So konnte er aber kein Autofahren. Es blieb uns nicht anders übrig als zu bleiben.
Stunden später, die ich übrigens mit meiner Familie im Kaminzimmer beim Spielen von Abenteuerspielen verbrachte; erreicht uns eine Nachricht, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.
Die Brücke, die wir hätten überqueren müssen auf unserem Heimweg war ein gestürzt und war in den eiskalten Fluten des Flusses verschwunden. Viele Menschen hatten ihr Leben verloren.
Im nachhinein wird mir immer noch schlecht, wenn ich daran denke, dass meine Eltern mein Bruder und ebenfalls dieses grausame Ende gefunden hätten, wenn Tabitha nicht gewesen wäre.
Am Abend setzte ich mich wieder in die Bibliothek und wartete auf sie. Ich wusste einfach, dass sie zu mir kommen würde.
Sie erschien in menschlicher Gestalt. Ich bedankte mich bei ihr. Schließlich hatte sie nicht nur mein Leben, sondern jeden aus meiner Familie gerettet. Wir redeten stundelang bis in den frühen morgen. Sie erzählte mir einiges aus ihrem Leben als Lady von Eiwa aber auch über ihr neues Dasein als Katze und Geist.
Wir blieben noch ca. zwei Wochen in der Burg bis mein Vater soweit wieder in Ordnung war, dass wir nach Hause fahren konnten.
In dieser Zeit lernte und erfuhr ich viel von Tabitha. Sie zeigte mir wie ich mit meinen Kräften umgehen musste um diese sinnvoll einsetzen zu können. Sie nahm mir das Versprechen ab, dass ich meine Kräfte nur für das Gute einsetzen durfte. So wie sie selber es tat.
Diese Zusammen treffen mit der Katze von Eiwa, wie ich sie heute für mich nenne, hat mein Leben gründlich durcheinander gebracht. Der Letzte Sommer hatte aus mir einen neuen Menschen gemacht. Ich bewege mich in spirituellen und physischen Ebenen von denen viel nicht mal ahnen das es sie gibt.
Dafür werde ich Tabitha ewig dankbar sein

Ich hoffe euch gefällt die Geschichte
Bitte schreibt mir eure Meinung
Melanie Soyez, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.05.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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