Unruhig ging Christina vor dem Kino auf und ab. Sie schaute auf die Uhr,
in 15 Min. fing die Vorstellung an und Stephan war weit und breit nicht zu sehen.
Das sah ihm aber gar nicht ähnlich.
Sie hatte sich so auf den Abend und den Ausklang in einem schnuckeligen Wein-
lokal gefreut. Nur noch 5 Min, verärgert entschloss sich Christina allein ins Kino
zu gehen, da sie nun schon mal hier war.
Der Film war so spannend, dass sie zwischenzeitlich ihren Ärger vergaß, obwohl
Sie bei manchen Szenen gerne Stephan an ihrer Seite gehabt hätte, um sich an ihn
zu kuscheln.
Nach Ende der Vorstellung ließ sie sich mit der Masse zum Ausgang treiben. Mist,
auch das noch! Es hatte angefangen zu regnen. Also nichts wie auf dem schnellsten
Weg nach hause und der führte durch den Park.
Mutig nahm Christina diese Abkürzung, was sie schon bald bereute. Nieselregen,
schlechte Beleuchtung und überall knisterte und raschelte es. Da, waren das nicht Schritte hinter ihr? Christina blieb stehen und lauschte, nein, es war nichts zu hören. „Nun ja“, dachte sie, nach diesem Film geht wohl die Phantasie mit dir durch. Erleichtert setzte sie ihren Weg fort. Doch wieder glaubte sie Schritte hinter sich zu hören, hatte jedoch kein zweites Mal den Mut stehen zu bleiben oder sich gar umzusehen. Kalter Angstschweiß lief ihr den Rücken runter. Ihre Gedanken überschlugen sich, war in der letzten Zeit in den Medien von Überfällen die Rede? Sie konnte sich nicht erinnern.
Egal, für eine Umkehr war es sowieso zu spät. In ihre Gedanken vertieft, hatte sie nicht mehr auf die Geräusche um sich herum geachtet und fuhr entsetzt zusammen, als sich ihr eine Hand auf die Schulter legte.
„Bitte nicht schreien, junge Frau“, sagte eine sonore Stimme hinter ihr, „ ich will Ihnen nichts tun“.
Zögerlich und mit vor Angst zugeschnürter Kehle drehte sich Christina um. Vor ihr stand ein Polizist. „Es ist zwar nicht mein üblicher Streifengang“, meinte dieser, „aber als ich Sie allein in den Park abbiegen sah, konnte ich bei solchem Leichtsinn nicht die Augen verschließen und dachte, folge der jungen Frau lieber, man weiß ja nie, was so alles passiert. Außerdem hab ich grade Dienstschluss und bin somit offiziell privat“. Misstrauisch bat Christina ihn, seinen Dienstausweis zu zeigen, was er bereitwillig tat.
Vor Erleichterung bekam Christina weiche Knie. „Na, na, na, nicht umkippen“, meinte der Polizist, „ich werde Sie durch den Park geleiten und wenn Sie wünschen, bis vor die Haustür“. „Lieber etwas Zeit verlieren, als evtl. ein Leben“, meinte er noch. Dankbar nahm Christina das Angebot an.
Sicher in ihrer Wohnung angekommen, ließ sie sich ein heißes Bad ein. Wohlig räkelte sie sich in der Wanne ,doch noch einmal stieg tiefer Groll in ihr hoch, als sie an Stephan dachte. Wie konnte er ihr das nur antun, nein, sie würde sich nicht melden, er hätte doch wenigstens anrufen können.
Das er für die, durch ihren Leichtsinn ausgestandenen Ängste nun wirklich nichts konnte, kam ihr gar nicht in den Sinn.
Grau in grau begrüßte sie der nächste Morgen und es nieselte den ganzen Tag. Das richtige Wetter, um Liegengebliebenes zu erledigen. Christina war richtig stolz, nachdem sie alles geschafft hatte. Als sie es sich am Abend grade so richtig gemütlich gemacht hatte, klingelte es Sturm. Verwundert ging sie zur Tür, sie erwartete doch niemanden. Sie öffnete und wer stand fröhlich grinsend vor ihr? Stephan!! „Hallo Liebling, ich dachte, bei dem Wetter hole ich Dich lieber zu hause ab, warum bist Du denn noch nicht fertig“?
Verständnislos sah Christina ihn an. „Fertig, abholen, wozu“? fragte sie.
„Aber Schatz, wir wollten doch heute Abend ins Kino“. „Nein, das darf nicht wahr sein“. „Also, dass verstehe ich nun aber nicht“, meinte Stephan, „heute ist doch Samstag, oder“? „Äh, ja“, stotterte sie verlegen, „ aber komm doch erst mal rein, dann erklär ich Dir alles“.
Nach ihrem Bericht nahm Stephan sie liebevoll in die Arme und meinte, „mein süßer kleiner Dickkopf, ein einziger Anruf hätte diesen Irrtum geklärt und Du Dich nicht diesen Ängsten ausgesetzt“. Schuldbewusst schaut Christina ihn von unten herauf an und kuschelte sich in seine Arme.
An diesem Abend hatte keiner von ihnen mehr Lust noch auszugehen, dafür ging aber sehr früh das Licht aus.
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Katja Sarnes).
Der Beitrag wurde von Katja Sarnes auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.06.2004.
- Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).
Katja Sarnes als Lieblingsautorin markieren
Ein Schelm
von Paul Rudolf Uhl
„Ein Schelm“ umfasst 95 Gedichte auf 105 Seiten, Größe: 19,2 x 14,6 cm, Klebebindung,
größtenteils farbig illustriert. Das Büchlein erscheint im Selbstverlag.
Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!
Vorheriger Titel Nächster Titel
Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:
Diesen Beitrag empfehlen: