Daniela Rabenstein

Totentanz

Tränen.
Das Herz brennt.
Die Ursache liegt tief versteckt unter Erfahrungen qualvoller Monate; unmöglich, im Keim erstickt zu werden.

Wut.
Die Augen glühen; der Mund ist nicht mehr als ein schmaler Strich, unfähig zu lächeln.
Kleine Hände ballen sich zusammen, bis die Fingernägel schmerzhaft ins Fleisch pressen. Die Bewegungen, die früher einmal fließend waren, sind unterbrochen und aggressiv.
Eine Faust schlägt gegen die Wand.

Hoffnung
Die Flammen im Herz werden kleiner; der Körper entspannt sich. Die Gestalt scheint zu ihrer alten Gestalt zurückzufinden.
Vielleicht wendet sich am Ende alles zum Guten.

Doch es beginnt von vorn.

Tränen.

Wut.

Hoffnung.

Verzweiflung.
Der Mensch kauert am Boden, die Arme fest um den Körper geschlungen. Zitternd und die blauen Augen aufgequollen vom Weinen.

Es ist kein schönes Bild, aber hat jemand verlangt, dass es das sein muss?

Der Mensch dreht sich im Kreis; tritt auf der Stelle, als wäre er in einem Turm gefangen, der ohne Hilfe von anderen nicht bezwungen werden kann.

Die Hilfe bleibt verwehrt; das Bitten und Flehen wird ignoriert.

Und es beginnt erneut von vorn.

Tränen.

Wut.

Hoffnung.

Verzweiflung.

Hilflosigkeit.
Der Körper sinkt in sich zusammen, wirkt fast verschwindend winzig.
Ein Weg zeigt sich deutlich. Die Gelegenheit zur Lösung ist nicht rar. Eine falsche Bewegung, Unachtsamkeit, ein Cocktail mit der richtigen Mischung – und es wäre vorbei.
Es wirkt verführerisch, aber es ist die falsche Lösung.

Der Mensch schließt die Augen und presst die Fingernägel tiefer ins Fleisch. Schmerz zuckt durch die Hände.

Ich sehe meine Erscheinung vor mir; immer kleiner werdend, die blauen Augen mit roten Rändern und Augenringen.

Was ist mit mir geschehen?

Ich bin der Mensch, der sich im Kreis dreht und nur einen Schritt vom Abgrund entfernt den Totentanz vollführt. Ich komme an ihr nicht weiter.

Bei jedem meiner Schritte baut sich eine Wand vor mir auf, von der ich abpralle. Der Grund dafür hat sich verabschiedet und vermeidet jeglichen unnötigen Kontakt zwischen uns.

Ich aber bin außer Stande, den verführerischen Weg zu nehmen.

Diesmal soll es nicht von vorn beginnen.

Das einzige, was in diesem Moment in mir ist, wird Enttäuschung genannt. Enttäuschung darüber, dass ich wohl nie eine klare, definierte Aussage von ihr erhalten werde.

Dabei hätte ich das Ende sehen müssen – schon beim ersten Satz, der aus ihren Gedanken auf meine Wahrheit folgte.

‚Damit musst du wohl allein zurechtkommen.’

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.07.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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