Lothar Krist

Die Tötungsmaschine

Die Tötungsmaschine

Fetzen. Fleischfetzen. Fleischfetzen von den Knochen fetzen. Ein Fleischfetzen fetzt ins Gras. Ein Fleischfetzen hängt vom Knochen. Das Blut spritzt wild. Das Blut spritzt in alle Richtungen davon. Abgefetzte Arterien zucken hin und her, wie spuckende Wasserschläuche, die wie aggressiv um sich geifernde Schlangen nach den Feinden fassen.

Der zerfetzte Arm geht wieder hoch – zum Schutz. „Oh Herr, bitte, oh, lass bitte nicht zu, dass er mir das Gesicht zerfetzt. Dann bin ich nicht mehr ich.“

Der weiße Kopf, die dünnen Ohren, so schweinchenrosig zart, vom Sonnenlicht durchschienen, wackeln tückisch. Die schwarze Schnauze, in tausend Zornesfalten teuflisch hergebleckt, die kleinen, schwarzen Totenaugen liegen tief und hassen. Der Killer geilt das weiß Gebiss, von dem ein tropfender roter Fetzen fleischig hängt.

Der Geruch des Blutes lässt ihn voller Gier wieder nach dem zerfetzten Unterarm fassen. Und dieses Mal fasst er tief und fest in den nackten Knochen. Und er lässt ihn nicht mehr los. Er zerrt und zerrt und zerrt und knurrt dabei ein Satanslachen.

Das Mädchen stolpert, kommt zu Fall. Es liegt nun hilflos unten auf der Erde. Der Schmerz schießt höllisch heiß durch den Rest der abgefetzten Adern. Der Schmerz schrillt schrill, die Nerven kreischen. Ihre Augen flackern. Es ist, als ob die Zähne schon das ganze Hirn zerfleischen. Die Seele verbrüllt im Schmerz. Ihr Herz steht still vor Angst. Diese Angst …. sie quillt die Hose nass.

Ihre Blicke suchen Hilfe, …. doch keine Chance. Der Hundebesitzer, militärisch so korrekter Kurzhaarschnitt und im dunkelgrünen Military-Look, steht nur wie angewurzelt da, er schaut nur blöd, ist baff. Er glaubt es nicht, doch es ist wahr: seine vor kurzem angeschaffte Penisverlängerung hat sich und für ihn so unverständlich gerade selbständig gemacht und fickt ein kleines Mädchen. Er weiß nicht, was tun.

Das Mädchen prügelt in Verzweiflung mit ihrer rechten kleinen Faust auf den Staffordshire-Terrier ein. Doch keine Chance, die Tötungsmaschine kennt ihn nicht, den Schmerz. Doch er lässt das heulende Mädchen die Zähne fletschend los, um gleich darauf nach dem nun freien Gesicht zu fassen. Ein einziger Biss nur und Nase und Lippen sind dahin. Das Mädchen ist nur noch ein Meer von Blut.

Da wacht der Hundebesitzer endlich auf, zwei große Schritte. Er tritt seiner Penisverlängerung, seinem ganzen Stolz, mit voller Wucht von Hinten mit seinen stahlbeschlagenen Springerstiefeln zwischen die Beine, genau in die Mitte, dorthin, wo die prallen Gogerln prangen. Der Hund hebt jaulend ab, die Nase, die Lippen im Gezähne, fliegt durch die Luft, prallt auf und überschlägt sich zwei, drei Mal, zuerst lang, dann kurz. Es rummst.

Er steht dann gut acht Meter entfernt, der weiße Höllenhund. Er stemmt seine Beine weit gespreizt in den hoch begrasten Boden. Er knurrt, er böst, er fletscht und zähnt, er hasst …. krrrrhhhh …. krrrrhhhh …. und winselt dann ganz kurz, und knurrt …. und verschwindet im Gebüsch. Äste knacken. Dann verleist Geknurr und Knacken im Auenwald.

Doch was bleibt, ist kein Gesicht, das jemals wieder so süße Hundebaby-Schnauzen küsst.

© Copyright by Lothar Krist (16./17.7.2004 von 23.25 – 01.30 Uhr im Smaragd)

Ein Kampfhund hat wieder einmal zwei Schwestern fast zu Tode gebissen. Der wegen ähnlicher Vorfälle bereits amtsbekannte Hundebesitzer läuft noch immer frei herum.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.07.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Epilepsie – was ist das eigentlich? Gute Frage... denn wie ich immer wieder mit Entsetzen feststellen musste, wussten selbst ein Großteil der von mir und anderen Betroffenen konsultierten Neurologen keine vernünftige Antwort darauf, geschweige denn Allgemeinmediziner jedweder Art und erst recht nicht Otto – Normalverbraucher. Völlig außer Frage steht, dass Epilepsien oft mit geistigen Behinderungen einhergehen, was aber nicht heißt, dass das eine mit dem anderen gleichzusetzen ist. Dieses Buch soll deshalb auch nicht als medizinisches Handbuch dienen, sondern lediglich als ein Beweismittel, dass es auch anders geht, wenn man nur will oder allenfalls eine Art Gebrauchsanleitung für den Umgang mit solchen und ähnlichen Problemen. Es sind, wenn man so will, Geschichten aus dem wahren Leben, die ich hier beschreibe und Konfliktsituationen, für deren Bewältigung sich mal eine mehr, mal eine weniger elegante Lösung findet.

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