Gaby Schumacher

Wort-Wege



So Vieles gibt es auf der Welt. So vieles ereignet sich. Einfach schon, weil es immer so war. Niemand kommt auf den Gedanken, sich deswegen Gedanken zu machen. Etwas in Frage zu stellen, strengt ja an. Und Anstrengung setzt Willenskraft voraus. Und die fehlt meistens. Erst recht dafür.
Außerdem: Finge man wirklich an zu grübeln, täten sich Abgründe. Abgründe in der menschlichen Seele, die man lieber zugedeckt hält. Es wäre von Nachteil, dazu zu stehen. Unweigerlich käme es zur Beschneidung des eigenen Images. Der Verlust von image aber bedeutet Demaskierung. Zurück bleibe allein der Mensch ohne Maske. Und das wäre schlecht! Schlecht für die Maske und erst recht arg für den Menschen, der, dann in seiner Psyche entblättert, verletzbar, manipulierbar und sogar erpressbar da stünde.
Darum besser nicht nachdenken. Alles seinen gewohnten Gang nehmen lassen. Nur keinen Prestigeverlust riskieren. Imageaufbau und –pflege sind übrigens gar nicht so einfach. Teilweise stellt man Eigenschaften zur Schau, die in keinster Weise zum eigenen Selbst gehören. Aufgesetzte Eigenschaften als Versteck des wahren Charakters. Die führt man vor. Mehr oder weniger perfekt. Der Mensch wärmt sich an dem selbstgestrickten Schutzmäntelchen. Rafft es eng um sich, damit er nicht durchsichtig werde. Durchsichtig und durchschaut von seiner Umwelt. Im schlimmsten Falle tatsächlich sogar von der engsten, der Familie. Und das wäre schlecht. Denn dann hätte er zu seinem wahren Ich zu stehen. Oh, wie peinlich – oh, wie vernichtend!

Charakter offenbart sich nicht erst in Taten. Wozu verlieh Gott uns die Sprache? Doch nicht allein zum Wohle der lieben Mitmenschen. Nicht allein für Small Talk, für erfundene Geschichten, die ämüsieren können. Je nachdem, wer(!) sie erzählt. Nicht nur, damit wir unsere Anteilnahme am Schicksal Anderer, in welcher Ausprägung auch immer, zum Ausdruck bringen. Nein, die sprache wird oftmals zu einer nicht zu unterschätzenden Waffe. Zeigt dann ein erschreckend anderes, negatives Gesicht. Die falten dieses Gesichtes: schimpfen, Verhöhnen, Beleidigen, Lügen und Ränkeschmieden. Wie gesagt, mehr oder weniger geschickt auch das.

Mit unserer Sprache lässt sich der gerade, ohne Umschweife ins Positive führende Weg beschreiten. Oder aber auch der gebogene, niederträchtige Pfad, der bis zur Vernichtung des Opfers führen kann. Ist der negative Weg erst einmal beschritten, gibt es kein Zaudern mehr. Vor Augen steht nur noch das Ziel, ungeachtet der Schäden und Auswirkungen, die unser Vorgehen auf dem Wege bis dorthin nach sich ziehen könnte. Und meistens auch tut. Selbst das Positive erfährt dann negative Reaktionen. Durch Gutes wird dem Schlechten verdeutlicht, dass es schlecht ist. Das Schlechte gibt aber um keinen Preis in der Welt seine Niederträchtigkeit zu. Sonst wäre es demaskiert. Es wäre ihm der Wind aus den Segeln genommen. Es verlöre ja seine Macht. Und das will es nicht.

Worte können Wahrheit aufzeigen, Informationen geben, aufbauend und unterstützend wirken, Gefühle ausdrücken. Aber: Worte können Lügen in den Raum stellen, verletzend sein, niederdrückend und vernichtend sogar bis zum Tod.

Welchen Wort-Weg wählen Sie??

G. Schumacher, 22. April 2004

Liebe Leser!

Ich würde mich über Kritik zu diesen Zeilen sehr freuen.

G.Schumacher
Gaby Schumacher, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.07.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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