Keno tom Brooks

Die letzten Partisanen


Eine neblig graue Scheibe, überzogen mit Reif und Froststernen war das erste, was Hauptmann Leo Burek sah. Er sah es nicht wirklich, es war vielmehr ein Wahrnehmen ein Registrieren, denn seine Körpertemperatur hatte noch keine 37 Grad erreicht und die Maschinen um ihn herum arbeiteten ruhig und zuverlässig daran, das er und seine Kameraden aus ihrem künstlichen Koma wieder in das Leben zurückgeholt wurden.
Hauptmann Burek fror. Er lag in einem sargähnlichen Metallbehälter mit einer kleinen Sichtscheibe vor den Augen. Durch die vereiste Scheibe glimmte ein gelbliches Licht, das ihm als Orientierung half, wieder ins Leben zurückzufinden.
Mit einem dampfenden Laut entließen die Haltebolzen des Metallbehälters ihre Druckluft, um dann aufzuspringen. Burek wußte, das dies der Moment war, den Deckel von innen aufzudrücken und die selbstgewählte Gruft zu verlassen. Er stemmte sich mit Armen und Füßen gegen die kalte Metallplatte und drückte.
Leicht und von Gasdämpfern unterstützt hob sich die Platte und drehte sich in der Angel zur Seite. Burek blinzelte und er versuchte, sich an das fahle Licht zu gewöhnen. Er hörte das Stampfen und Klicken anderer Verschlüsse, deren Laute unwirklich von den hohen Steinwänden zurückgeworfen in seinen Ohren hallten und wusste, das seine Kameraden ebenfalls geweckt wurden. Langsam zog sich Burek an der Wand des Behälters empor, setzte sich auf und versuchte sich zu orientieren.
Dort in der Mitte des Raumes war die Kommandozentrale um die kreisförmig die Metallbehälter angeordnet waren. Sie lag über der Energieversorgung in der Mitte des riesigen Komplexes, den er und seine Kameraden in jahrelanger Arbeit mit den neuesten Bergbaumaschinen angelegt hatten. Burek war Ende 1939 der erste, der nach der deutschen Antarktisexpedition von Kapitän Rister wieder nach Neuschwabenland zurückkehrte.
Er war damals als Student der Geophysik auf dem Katapultschiff „Neuschwabenland“ dabei gewesen und hatte die Erkundungsflüge der zwei 10-Tonnen Dornier Wal Flugboote, die einst im Südamerika Postdienst standen, gesehen. Die Flugboote warfen in mehreren Wochen auf sieben Erkundungs- und 2 Sonderflügen 350 metallene Abwurfpfeile mit der Swastika, dem Hakenkreuz, und 70 Flaggen ab. Ausserdem steckten sie von Hand 3 Fahnen am Rande des Schelfeises um so insgesamt 350.000 qkm für das deutsche Reich in Besitz zu nehmen.
Als Geophysiker wurde Leo Burek beauftragt, die ersten und notwendigsten Schritte zur Schaffung einer Basis im ewigen Eis der Antarktis durchzuführen und zu beaufsichtigen.

Seine Aufgabe war es, im Bereich der Schirrmacher Seenplatte, die durch unterirdische heiße Quellen weitgehend eisfrei war, Basis 211 anzulegen. Basis 211, die von allen nur „Neu-Berlin“ genannt wurde, erstreckt sich über mehrere Stockwerke und Ebenen auf der Fläche einer Kleinstadt. In den untersten Hallen, die sie als erste Baumaßnahme bereits in den letzten Monaten des Jahres 1939 anlegten, lag die Energieversorgung, die die vorhandenen heißen Quellen nutzte um Strom und Wärme zu erzeugen. Die Stromgeneratoren wurden im Januar 1940 mit Fracht-U-Booten aus Deutschland in das ewige Eis der Antarktis gebracht. In den Jahren darauf folgte ein ständiger Strom an Menschen und Material und Basis 211 wuchs um Unterkünfte, Hangars, Werkstätten, umfangreiche chemische und biologische Labors sowie öffentliche Räume und Casinos.
In den letzten Kriegsmonaten kamen über 60 U-Boote aus Norwegen und brachten Menschen und Material zur Basis 211. Am wichtigsten waren die Vril Flugscheiben, die aus Prag-Gbell, Königsberg, Breslau, Peenemünde, Wiener Neustadt und den unterirdischen FIAT-Werken am Gardasee bereits im Februar 1945 zur Basis 211 verlegt wurden und nun in den unterirdischen Hangars standen. Auch ein großer Teil des Urans konnte noch vor den Alliierten gerettet werden, obwohl U 234 mit dem für Japan bestimmten Uran am 13. Mai 1945 kapitulierte und nach Amerika gebracht wurde. Gerne hätte Burek es selbst erhalten, wenn es schon nicht mehr nach Japan gelangen konnte, den das über Portsmouth nach Los Alamos verbrachte Uran diente zum Bau der Bombe, die Hiroshima zerstörte und somit den Tenno zur Kapitulation zwang.

Burek schwindelte leicht. Er stemmte sich auf, zog sich hoch, schwang die Beine über den Rand des Metallbehälters und setzte sich auf ihn. Um ihn herum wurde es überall lebendig. Es war ein gespenstisches Bild, wie seine Kameraden, nackt und unbekleidet aus ihren Metallsärgen in das schummrige Licht der Notbeleuchtung kamen, benommen, orientierungslos, geschwächt.
Burek versuchte einen Laut herauszubringen, aber die Stimme versagte. Er fror und griff nach seiner Uniform, welche er vor dem Einstieg in die Schlafkammer luftdicht verpackt am Kopfende auf einem Stuhl deponiert hatte. Mit zitternden Fingern riss er die wiederspenstige Verpackung auf und zog sich langsam, immer noch schwach und frierend, wieder an.
Neben ihm ging es den Kameraden ebenso. Keiner war fähig, einen Laut herauszubringen. Die Kälte zwang alle dazu, sich als erstes um warme Kleidung zu kümmern. Burek schloss die letzten Knöpfe seiner schwarzen Uniform, rückte das eiserne Kreuz zurecht und ging langsam zu dem runden Schaltpult in der Mitte des Raumes. Zielsicher drückte er einige Knöpfe und legte einen großen Hebel um. Er hörte zufrieden, wie die großen Maschinen in den Stockwerken unter ihm ihre Arbeit aufnahmen. Mit einem leisen Vibrieren liefen sie an und Burek wußte, das es in wenigen Minuten warm werden würde. Seine Kameraden standen oder saßen noch betäubt und mit sich selbst beschäftigt neben den Kälteschlafkammern, die jetzt aussahen wie aufgerissene und verlassene Kokons.

Burek sah auf die Uhr am Schaltpult. Er hatte sie selbst gestartet als er und seine Kameraden an Führers Geburtstag am 20. April 1955, die Versorgungsmaschinen der Basis herunterfuhren und sich in die Kälteschlafkammern begaben.

20:04:2005 stand mit weißen Ziffern auf schwarzem Untergrund.

Die elektrischen Steuergeräte hatten einwandfrei funktioniert. Natürlich hatte Burek gewußt, das sie 50 Jahre im Tiefschlaf verbringen würden ohne zu Altern, aber es war jetzt doch ein Schock für ihn. Familie oder Angehörige hatte keiner von Ihnen zurückgelassen. Alle die sich seit 1939 dem Projekt verpflichtet hatten und 1945 in Norwegen an Bord der U-Boote gingen hatten ihre Familien bereits verloren, waren Waisen ohne Anhang. Sie alle waren unabhängige, gläubige Soldaten, nur dem Führer und dem Vaterland verpflichtet.
Trotzdem: 50 Jahre!
Wie mochte die Welt draussen aussehen ? Existierte sie noch ? Sie würden sich in den nächsten Wochen neu orientieren, neu einrichten müssen.

Langsam erschienen seine Kameraden am Pult. Trotz seines relativ niedrigen Ranges war er aufgrund seiner Erfahrung der Leiter der Station und selbst altgediente Hasen unterstanden ihm in dieser speziellen Situation und gehorchten ihm Widerspruchslos.

„2005“ krächzte einer mit immer noch heiserer und erstickter Stimme. „Na, das war ja ein langes Nickerchen. Funktionieren die Systeme alle noch ?“
Es war Rolke, einer der ältesten unter ihnen und Testpilot der Flugscheiben. Er hatte die Erde bereits aus dem Weltraum gesehen und seither konnte ihn rein gar nichts mehr aus der Fassung bringen. „Dann woll´n wir mal alle auf Posten gehen und diesen Sauhaufen wieder in Schwung bringen.“

4 Wochen später lief alles wieder reibungslos. Die Dienstpläne hatten sich eingeschliffen und da sich für die Männer in ihrer Umgebung nichts geändert hatte, außer dem Datum, war alles so wie nach einem langen und erholsamen Schlaf.
Sie hatten sich über den Zustand der Welt informiert. Die Flugscheiben waren nach einer gründlichen Inspektion voll flugtauglich und einige Flüge wurden absolviert um möglichst viel über die Entwicklungen der letzten Jahre zu erfahren. Aus den gesammelten Informationen ging unter anderem hervor, das die Amerikaner in einer geheimen „Operation Fullmoon“ alle Flugscheibenbewegungen Neu-Berlins als unidentifiziertes fliegendes Objekt abtaten und der Weltbevölkerung erzählten, es handle sich um außerirdische Wesen, die die Erde besuchten. Für Burek und seine Leute war dies Anlass für zahllose Witze am gleichen Abend im Casino, obgleich ihnen der Verlust einer Flugscheibe, die am 2. Juli 1947 aus technischen Gründen über Roswell in New Mexico abstürzte, Sorgen bereitete, denn sie wussten nicht, ob die Amerikaner in der Lage wahren, ihre Steuercodes zu knacken. Damals hatten sie versucht, die Mannschaft um Wernher von Braun aus der Kriegsgefangenschaft in New-Mexico herauszuholen und noch einige der von den Amerikanern erbeuteten V2 und deren Nachbauten in die Hände zu bekommen.
Die V2-Nachfolger sollten damals, nach dem ersten Atombombentest am 04.03.1945 in Ohrdruf, als Trägerraketen dienen. Die Tests am 16.März 1945 in Thüringen waren erfolgreich, so daß Burek annehmen musste, das die Systeme einwandfrei funktionierten. Leider war die Operation ein Fehlschlag und Burek entnahm den ihm vorliegenden Informationen, das die deutsche Raketentechnik der Grundstein der heutigen Weltmacht USA war.

Bereits während der Erkundungsflüge nahmen die Besatzungen der Flugscheiben die ersten Veränderungen wahr. Der Luftraum der Südhalbkugel war relativ ruhig, aber auf der Nordhalbkugel war er voller Flugzeuge. Es war schwierig, ihnen aus dem Weg zu gehen und ausserdem waren die militärischen Jets inzwischen so schnell wie die Vrils. Trotzdem gelang es den Besatzungen genügend Informationen über alle geschichtlichen, politischen und wirtschaftlichen Ereignisse der letzten 50 Jahre zu sammeln.

Als sie sich 1955 entschlossen, Basis 211 herunterzufahren und für 50 Jahre stillzulegen, geschah dies aus dem Wissen heraus, zu dieser Zeit nichts für die eigene große Sache und für das deutsche Volk tun zu können.
Die letzte Schlacht wurde im Februar 1947 geführt, als Truppenkontingente von Amerikanern, Briten, Norwegern, Russen und Australiern unter den Admiralen Nimitz, Krusen und Richard E. Byrd im Februar 1947 die Operation High Jump durchführten. Die Amerikaner griffen Basis 211 mit einer Armee von über 40 Schiffen mit mehr als 4000 Mann an, darunter 13 Truppentransporter, ein Flugzeugträger, 2 Katapultschiffe, zwei Tanker, ein Zerstörer, zwei Nachschubschiffe und ein U-Boot.
Damals konnte die Besatzung von Neu-Berlin die Angreifer zurückschlagen. Nach einem dreistündigen Gespräch mit Admiral Byrd, dessen Flugzeug zum Landen gezwungen wurde, konnte dieser von der Sinnlosigkeit seines Tuns überzeugt werden und so zogen sich die Angreifer bereits nach 2 Wochen zurück, obwohl eine 8-wöchige Kampagne geplant war. Von da an bis zum Februar 1955 gab es bis auf die Einrichtung einiger kleinerer wissenschaftlicher Stationen am Schelfeis und im Inland keine weiteren Aktivitäten auf der Eisoberfläche von Neu-Schwabenland.
Burek und seine Leute nutzten die Zeit bis 1955, um in den unterirdischen Labors von Neu-Berlin einen Virus weiterzuentwickeln, an dem deutsche Forscher bereits seit 1943 arbeiteten. Einen Virus, der die Fortpflanzung der Menschheit beeinträchtigen und eine Überpopulation verhindern sollte. Burek und sein Stab hatten den Virus in Afrika ausgebracht, in einer unbewohnten Gegend tief im tropischen Regenwald, einem Ort, an dem die Landung einer Flugscheibe nicht auffiel.
Sie planten die Ausbreitung des Virus gezielt auf dem unterentwickeltesten und ärmsten Kontinent. Bis er sich in die westliche Welt und nach Asien ausbreiten würde und man dort versuchen könnte, Gegenmaßnahmen zu ergreifen, wäre es schon zu spät. Burek brauchte für den neuen Führer und die nächste Weltherrschaft des IV. Reiches entvölkerte Landstriche und deren Rohstoffe.

Bis 1955 hatten die Männer und Frauen von Neu-Berlin den Kontakt zu den Stützpunkten in Argentinien, Uruguay, Tibet und Nordamerika verloren. Offensichtlich hatten sie aufgehört zu existieren und im besetzten Deutschland konnten sie mit Ihren knapp 500 Mann nach Kriegsende wenig ausrichten.
Also beschloss Burek damals, die Station und ihre Technik in einwandfreien Zustand zu versetzen und für 50 Jahre ruhig zu stellen. Er hoffte, das sich die Situation bis dahin grundlegend geändert hatte und Deutschland, wie bereits nach dem 1. Weltkrieg, auf Grund seiner völkischen und menschlichen Eigenschaften wieder aus den Trümmern auferstanden war. Burek setzte berechtigte Hoffnungen hierein, hatte doch Großadmiral Dönitz den Fortbestand des dritten Reiches ausdrücklich von der Kapitulation ausgenommen und die alliierten Besatzer die Demokratie in Deutschland ohne Zustimmung des Volkes eingeführt.
Burek fühlte sich als letzter Posten und Zukunftsträger eines neuen Deutschland in ferner Zukunft. Diese schien ihm nach Ablauf von 50 Jahren erreichbar. Welchen Zeitraum hätte er auch sonst annehmen sollen ? Er wusste nicht, ob die Maschinen ihren Dienst so lange versehen würden, ob die Lebenserhaltungssysteme funktionieren würden. Die Technik war neu und unerprobt. Zuviele Unwägbarkeiten ließen einen Zeitraum so gut erscheinen wie einen anderen. Burek entschied sich damals für 50 Jahre und heute stellte sich ihm die Frage, wie es weiter gehen sollte.
Deutschland war nach der Trennung des agrarischen Ostens und des produzierenden Westens in zwei Kunststaaten 1990 wiedervereint worden, aber die Umerziehung der Menschen in Deutschland, die Amerikanisierung und Entfernung von den eigenen Wurzeln war offensichtlich weit fortgeschritten. Die Politik verfolgte fremde oder keine Ideale mehr und die Menschen lebten ziel- und führungslos in kommerzialisierten Scheinwelten losgelöst von der staatlichen Gemeinschaft vor sich hin.

Für Burek war das alles über Nacht passiert. Ihm fehlten nicht nur 50 Jahre sondern auch der Kontakt zum Leben und den Menschen. In seiner Eisburg tief unter dem Schelfeis der Antarktis waren die Zeit und das Leben stehen geblieben. Nur seine Ideale und die seiner Kameraden galten in diesem abgeschiedenen Hort. Mit fünfhundert Männern und Frauen konnte man 2005 keine Regierungsgewalt mehr übernehmen. Sie würden mit ihren Flugscheiben nicht mal bis nach Berlin kommen.
Sicher, 2003 hätten sie eine kleine Chance haben können, als die Regierung Deutschlands einschließlich der gesamten Opposition geschlossen das Land verlassen hatte, um an einem Festakt in Frankreich teilzunehmen, aber wie oft passierte es schon in der Geschichte, das ein Land führungslos zurückgelassen wurde ? Nie ! Die Chance eines Umsturzes war von der Zeit verpasst worden.

Burek hatte die letzten Wochen nachgedacht und in endlosen Gesprächen mit seinen Kameraden keinen Ausweg gesehen. Sie waren zu spät oder zu früh aufgewacht. Derzeit gab es keine Möglichkeit, das Deutsche Reich wieder zu errichten.
Es gab nur eine Möglichkeit: die Alliierten und deren befreundete Staaten zu schädigen. Sie mussten Unruhe in die Welt zu bringen und die fragilen Wirtschaftssysteme nachhaltig schädigen. Erst dann würden die Menschen wieder zum Nachdenken kommen, nach oben schauen und feststellen, das da schon lange keiner mehr ist. Erst dann würden wieder die Richtigen regieren.

Burek würde versuchen, die Welt so zu erschüttern, das deren Demokratien daran zerbrechen. Er wusste, das dies nur durch Angriffe auf die Zivilbevölkerung gelingen konnte. Er hatte die Bilder des zerbombten und ausgebrannten Dresden noch vor Augen, als Bomber Harris die zivile Bevölkerung des Reiches angriff und Angst und Schrecken bei Frauen, Kindern und Alten verbreitete. Auch die Zerstörung der Edertalsperre und die anschließenden Überflutung eines ganzen bewohnten Tales würde er nicht vergessen. Das waren die Mittel, eine Bevölkerung in Angst und Schrecken zu versetzen, wach zu rütteln und aufzuwiegeln.
„Terrorismus“ nannten die Machthaber der modernen Welten das heute. Burek und seine Leute mussten versuchen, die bestehenden, äußerst fragilen Systeme der globalen Wirtschaft und Kommunikation zu zerstören, und die USA und deren Verbündete empfindlich in ihrer zivilen und wirtschaftlichen Struktur zu treffen.

Bereits 1955 hatten sie den ersten Angriff dieser Art durchgeführt, denn die Ausbringung des Virus, den sie „Adolf´s Rache„ nannten, war in den letzten 50 Jahren ein offensichtlicher Erfolg gewesen. Afrika, Asien, Europa und große Teile der übrigen Welt waren infiziert, ein Gegenmittel nicht in Sicht. Die Armen und unterpriviligierten starben wie die Fliegen, Staaten wurden ihrer Arbeitskräfte beraubt, die Kriminalität nahm zu, ganze Staaten hörten de facto auf zu existieren und die westliche Welt schien daran ein Interesse zu haben, denn die Pharmakonzerne verweigerten jegliche umfassende und sinnvolle Hilfe. Es schien noch Kameraden an den richtigen Stellen zu geben.

Burek hatte anhand seiner Informationen und Unterlagen sehr genau die Auswirkungen des Terroranschlages auf die USA vom 11. September 2001 studiert. Die Folgen waren noch nach Jahren erheblich und hatte die gesamte Welt in einen Abwärtsstrudel gezogen. Das hieß, die einzig virgilen Gesellschaften der Weltgemeinschaft in deren Grundfesten zu Erschüttern. Nach Bureks Ansicht waren das die Volksrepublik China und die Vereinigten Staaten von Amerika.

Australien war kein zukunftsträchtiger Machtfaktor. Die Krebsrate durch die starke Sonneneinstrahlung wuchs ebenso beständig wie die Überalterung der Gesellschaft. Ausserdem war das Land zu weit weg vom Weltgeschehen.
Asien lag mit Ausnahme Chinas in einer wirtschaftlichen Krise und hatte überall mit dem aufflackern des fundamentalistischen Islam und der Zunahme von Aids (so wurde „Adolf´s Rache“ heute genannt) zu kämpfen.
Afrika wurde durch Aids, Kriege und Korruption zerrüttet, auch hier fasste der Islam immer mehr Fuß.
Russland war genauso von Korruption, Armut und Aids betroffen, Das marode Land hatte den Anschluß verpasst und würde ihn in den nächsten Generationen auch nicht mehr bekommen.
Europa und seine Wirtschaft überalterten ebenso wie Kanada. Es beherbergte eine stark schrumpfende Gesellschaft, die sich, immer älter werdend und vergreisend, nach dem Krieg umerzogen, völlig apolitisch und desinteressiert treiben ließ.
Südamerika war noch nie ein Faktor gewesen. Wirtschaftliche Fehlentscheidungen, politische Orientierungslosigkeit, Drogenhandel und Bürgerkriege waren noch immer an der Tagesordnung, ein gemeinsames, zielgerichtetes Handeln auch hier auf Generationen nicht in Sicht.
Die Chinesen waren das größte Volk der Erde mit unerschöpflichen Ressourcen an Menschen und Rohstoffen. Darüber hinaus hatten sie ihr heimliches Kolonialisierungsprogramm in den von Aids betroffenen Staaten Afrikas bereits begonnen und ihre Wirtschaft wuchs in unglaublich schnellem Maße.
Nordamerika hatte eine ausgeglichene Bevölkerungsstruktur, keine Überalterung und den Vorteil, das offensichtlich die Intelligenz der Welt versuchte, dort Fuß zu fassen und zu Leben.
Dieser weltweite Verlust an Wissen und Intelligenz tat sein übriges, die Staaten der übrigen Welt handlungsunfähig zu machen.

Hauptmann Burek hatte entschieden, nach gründlicher Überholung die gesamte Basis für weitere 150 Jahre in Tiefschlaf zu versetzen. Lediglich er selbst und 2 Freiwillige würden die von allen geplante Aktion durchführen, bevor auch sie wieder in ihre Schlafkammern zurückkehren würden.

Es kam der Tag des Abschieds. Nach einer kurzen und knappen Ansprache übergab er das Kommando an den jungen Adolf Wilhelm Hitler, der bereits seit 1942 in Neu-Berlin war. Seine Eltern Adolf und Eva hatten dies so verfügt, denn die Existenz ihres Sohnes war das größte Geheimnis des dritten Reiches und sollte es auch bleiben, bis der richtige Tag gekommen sein würde. Ausserdem wussten sie damals nicht, ob es ihnen gelingen würde, nachzukommen. Adolf Wilhelm war zwar noch zu jung, das Kommando zu übernehmen, sollte er von seinem Einsatz nicht zurückkehren, aber Burek wusste, das Dr.- Ing. Hans Rammler, der Sonderbevollmächtigte für die geheimen Entwicklungen im Reichsgebiet sich seiner wie ein Vater annehmen würde. Hans Rammler kam im Mai 1945 mit 22 Personen seines Stabes nach Neu-Berlin und brachte die meisten Unterlagen zur Weiterentwicklung der Flugscheiben und der Atombomben mit. Er war einer der treuesten Anhänger und würde Adolf Wilhelm und die Ideen seines Vaters zu neuen Ufern führen.

Burek ließ zwei der sechs Atombomben, die seit Oktober 1942 entwickelt und von Peenemünde und aus dem Raketentestgelände in der lybischen Wüste in den letzten Kriegstagen gerettet wurden, an Bord des Flugkreisels bringen.
Der Flugkreisel fasste üblicherweise 42 Mann, konnte also die Last der zwei Bomben bequem tragen. Er würde mit dem Piloten und dem Navigator auf dem kürzesten Weg nach Peking und New York fliegen um die Atombomben dort abzuwerfen und die Städte vollständig zu zerstören. Dann würden sie direkt nach Neu-Berlin zurückzukehren, um sich dort wieder in die Schlafkammern zu begeben. Das sollte genügen, die Welt aufzurütteln und nachhaltige Veränderungen zu bewirken, bis die Kältekammern sich 2152 wieder öffneten.

Am Morgen des 23. Dezember 2005 salutierte Hauptman Burek vor der auf Deck versammelten Mannschaft und bestieg zusammen mit seinen zwei Kameraden die Flugscheibe in deren Bombenschächten die tödliche Fracht auf ihre Aufgabe wartete.

Keno tom Brooks

Veröffentlichungen unter:
http://ebooks.palmbyte.de/html/belletristik.html
http://ebooks.palmbyte.de/html/erotik.html
http://ebooks.palmbyte.de/html/lyrik.html

oder:
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.08.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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