Michael Lieshoff

Kopf oder Zahl

Es war einmal in einer stinkigen Bar. Die Metallmusik erzeugte eine unheimliche Atmosphäre. Der Rauch von zahlreichen Zigaretten und das wirre Durcheinander von den Stimmen der vielen Besucher trugen mindestens genauso viel dazubei. An einem Tisch saßen zwei in schwarzen Markenanzügen gekleidete Personen, sicherlich Geschäftleute. Der Eine hatte zwei Leibwächter bei sich, die ziemlich nervös waren und sich hektisch umsahen. Neulinge. Der Andere schien alleine zu sein und zog während dem Gespräch genüßlich an seiner Zigarre. Der Rauch stieg durch die Luft und das hektische Licht der Lichtorgeln spiegelte sich in seiner Sonnebrille. Was sie sprachen war nicht zu hören. Nachdem Gespräch warf er eine Münze in die Luft. Sie drehte sich in ihrer Bewegung und schien in ihrem Flug immer langsamer zu werden. Kopf und Zahl konnte man erkennen, während sie in die Dunstwolke des Zigarrenrauches eindrang und verschwand.

Die Kugeln aus der Uzi des großen, durch einen dicken schwarze Kevlarmantel geschützten, Elfen brannten förmlich aus dem Lauf. Die Schüsse erhellten seine Gestalt in dem fahlen Nachtlicht des Parkplatzes. Immer und immer wieder. Die Salven schlugen ihre Markierungen in die umherstehenden Autos. Weit und breit war keine Menschenseele.

Doch plötzlich sprang jemand hinter der großen schwarzen Limosine auf. Die automatische Schrotflinte bereits fertiggeladen, betätigte diese zweite Person mehrere Male im Sprung den Abzug. Ein dumpfer Knall folgte dem anderen. Sie versuchte den Elfen zu treffen. Aber es schien vergeblich. Er war bereits in Deckung gesprungen und die Schrotladungen schossen die Scheiben und Türen der Autos ein. Nachdem der Schütze endlich merkte, den Elfen nicht treffen zu können, duckte er sich wieder. Er entnahm seiner Manteltasche ein kugelförmiges Objekt und legte die Schrotflinte auf den Boden. Dann löste er den Sicherungsstift der Kugel und warf diese unter das Auto des Elfen.

Schnell nahm er die Schrotflinte und preßte sich auf dem Boden. Er wartete nur einige Sekunden lang. Plötzlich löste der Zeitzünder der Kugel eine heftige Detonation aus. Ein Schrei erfüllte die dunkle Nacht, den allerdings gleich darauf die Explosion eines Autos übertönte. Das Benzin des Tanks hatte sich entzündet und Riß den Wagen für die Bruchteile einer Sekunden in die Luft. Er fiel laut krachend zu Boden und verbrannte hoffnungslos.

Nun stand der Schütze auf und ordnete mit einer Hand seine schulterlangen schwarzen Haare. Er wischte sich den Staub von den Stiefeln und ordnete die Jeanshose und den leichten dunklen Kevlarmantel. Er schritt auf das bereits nur noch lodernde Wrack zu. Der Elf war bereits fort, oder ? Wenige Meter weiter war ein schwaches Stöhnen zu hören. Die Explosion des Wagens hatte ihn fortgeschleudert und die Granate schwer verwundet. Ein häßliches Geräusch der Schrotflinte verriet deren erneut geladenen Zustand und der noch dumpfere Knall den Tod des Elfen.

Der Mann blickte den hellen künstlichen Mond an und klappte die Sonnenbrille einen Moment lang hoch. In seinen verchromten Pupillen spiegelte sich der Kopf des toten Elfen wieder, der tot am Boden lang.

Sirenen waren zu hören. Bald mußten die Sicherheitsleute erscheinen. Sofort sicherte der Mann die Flinte und vergrub sie in seinem Mantel. Dann hastete er zu einem naheliegenden Gebüsch und verschwand in der Stille der Nacht. Wenige Straßen weiter tauchte er im Getümmel der Menschen unter, die Nacht hatte begonnen.

Die Münze drehte sich wieder schneller und fiel fast blitzartig aus dem Dunst des Zigarrenrauches zurück in die Hand des Mannes, der sie geworfen hatte. Der blickte kurz zu ihr. Kopf. “Mr. Johnson, ich nehme an !”

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.08.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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