Reinhard Schanzer

Anleitung zum Handel bei eBay!



Verhaltensmaßregeln im Handel bei eBay:

Die wichtigste Regel für den Bieter hier zuerst:
ALLE hier angebotenen Waren sind absolut nagelneu und originalverpackt mit 10 Jahren Garantie, die Sie notfalls bei jedem Gericht problemlos einklagen können!
Dies ist eine unumstößliche Tatsache, selbst wenn der Anbieter in seiner Artikelbeschreibung etwas völlig anderes behauptet.
Selbstverständlich wurden die angebotenen Artikel auch alle noch vor dem Versand in der Bundesanstalt für Materialprüfung einem ausgiebigen Test unterzogen, damit sie auch ganz sicher sein können, keine schadhafte Ware zu erhalten.
Wenn keine Versandkosten angegeben sind, so fallen selbstverständlich auch keine an.
Der Verkäufer wird Ihnen die gekauften Waren selbstverständlich gleich am nächsten Tag mit dem eigenen Pkw frei Haus liefern, da er immer schon Deutschland etwas genauer kennenlernen wollte.
Selbst wenn Sie in Hinterhageltupfing wohnen, ist dies für den engagierten Verkäufer kein Problem.
Wenn Sie also hier bei eBay etwas kaufen oder verkaufen möchten, lassen Sie bitte Ihr logisches Denkvermögen offline und schalten Sie anschließend Ihre Synapsen auf die absolute Minimalkonfiguration!
Glauben Sie hier uneingeschränkt, wenn man Ihnen erzählt, daß jeder Verkäufer im Grunde genommen keine anderen Kosten außer Portokosten hat. Jeder Verkäufer hat das Postamt im Haus, beschäftigt ehrenamtlich mindestens 4 Schleuser, die ihm in Nacht-und-Nebel-Aktionen von ALDI und LIDL umsonst das gesamte Verpackungsmaterial besorgen und bezieht sein Paketband umsonst mittels dunkler taiwanesischer Kanäle, welches dann mit Dschunken im Duisburger Hafen angeliefert und frachtfrei an ihn weitergeleitet wird.
Glauben Sie hier uneingeschränkt, wenn Ihnen ein Verkäufer anhand einer 10-Seiten-Liste detailliert, explizit und mathematisch unwiderlegbar nachweist, daß die 47,80 EUR Versandkosten für eine CD das Minimum sind, was er kassieren muß, damit er nicht ein Fall für die Sozialhilfe wird und im Wohnzimmer einen Hering an der Decke hängen hat, an dem er einmal pro Woche lutschen kann.

Wenn Sie sich erstmalig bei eBay anmelden, so wählen Sie bitte einen eBay- Namen, der vor Einfallsreichtum und Erfindungsgeist nur so strotzt, wie z.B.: "eswarkeinnamefreibeiebay" oder "omannistdasschwerhiereinennamenzufinden".
Damit signalisieren Sie den anderen Ihre Kreativität und daß Sie mehr als nur eine Dumpfbacke sind.
Gut bewährt haben sich auch so Namen, die sich jeder leicht merken kann und wobei man sofort einen Bezug zu Ihrer Person herstellen kann, wie z.B.: "panzerknacker", "verkaufsgauner", "123gdf48ka" oder "684567054".
Selbstverständlich dürfen Sie auf Ihrer "mich"- Seite dann auch ausführlich erklären, was Sie sich dabei gedacht haben.
Aber bitte ohne Adresse, sonst werden Sie womöglich demnächst von zwei freundlichen Herren im weißen Anzug besucht, die Ihnen eine Jacke mitbringen, die nur von hinten zu öffnen ist.
Wenn Sie bei Ihrer eBay- Anmeldung nach Ihrer Adresse gefragt werden, so geben Sie bitte stets entweder ein Postfach oder eine Adresse an, die überhaupt nicht existiert. Das nennt man "Datenschutz" und ich werde Ihnen etwas später erklären, wofür das gut ist.

Wenn Ihnen in einer Artikelbeschreibung etwas unklar ist, so vermeiden Sie bitte, den Anbieter durch eine "Frage an den Verkäufer" in seiner Ruhe zu stören.
In der Regel werden Sie sowieso keine Antwort bekommen. Wundern Sie sich aber auch nicht, wenn Sie hier eine konkrete Frage stellen, die Antworten aber so ausfallen, als wenn die Verfasser der Antworten schlechtes Laminat von OBI geraucht oder Bauschutt gekifft haben - sprich: auf ihre Frage gar nicht eingegangen wird. Auch das ist hier total normal, es kann Ihnen also passieren, daß auf Ihre überlebensnotwendige Frage nur der lapidare Hinweis kommt: "Lesen Sie bitte meine ausführliche Artikelbeschreibung"!
Ignorieren Sie das einfach und fragen Sie nochmal und nochmal und nochmal und nochmal...!
Wenn Sie aber schon Fragen stellen, dann wählen Sie bitte ganz schwere Fragen, an denen man sofort erkennt, daß Sie vor Dynamik, Eigeninitiative und gesundem Menschenverstand nur so strotzen! Fragen Sie also, ob man bei der Post auch Päckchen und Briefe versenden kann, ob die CD´s mit der Hülle verschickt werden oder nur die Scheibe alleine gefaltet in einen Briefumschlag gesteckt wird, ob der Käufer den Artikel auch abholen darf, wenn er zwei Straßen weiter wohnt, usw.

Ebenfalls extrem wichtig: Bringen Sie sofort das Thema "gewerblich oder privat" ins Spiel, wenn Sie für einen Artikel eine Frage stellen möchten. Selbst wenn dieses Thema mit dem angebotenen Artikel nichts, aber auch rein gar nichts zu schaffen hat.
"Vermuten" Sie sofort, daß der Verkäufer gewerblich ist! Sie fügen sich damit nahtlos in die Reihen derer ein, die hier anscheinend nur aus dem einen Grund von Angebot zu Angebot springen, um sich am Thema "gewerblich oder privat" unendlich aufzugeilen und es gebetsmühlenartig immer und immer und immer wieder anzubringen. Merke: was die Else Kling aus der Lindenstraße im Treppenhaus ist, das sind hier die "Der/Die-ist-doch-bestimmt-gewerblich!"- Frager. Sollte Ihnen der Verkäufer unterstellen, daß Sie mit Ihrer gewerblich-oder-privat-Litanei im Grunde genommen nur wieder pöbeln möchten, reagieren Sie einfach nicht. Er hat zwar recht, aber das interessiert eh keinen, denn Sie werden sofort Gleichgesinnte finden, die ebenfalls wie Lemminge auf dieses Thema einsteigen.

Falls Ihnen der Mindestpreis einer Auktion von z.B. 2.800,- Euro nicht gefällt, so fragen Sie den Anbieter doch einfach, ob er Ihnen den Artikel auch für 350,- Euro überlassen würde.
Damit haben Sie bestimmt Erfolg, denn der Anbieter hat sich bei der Preisgestaltung ganz sicher nichts dabei gedacht.

Sie können aber diese Funktion "Frage an den Verkäufer" auch dann nutzen, wenn Sie überhaupt nicht die Absicht haben, etwas zu ersteigern, sondern einfach nur ein bißchen herumstänkern möchten, um damit Ihrem allgemeinen Frust etwas Luft zu verschaffen.
Aber gehen Sie bitte auch hier sofort in die Vollen! Keine Vorsicht oder Zurückhaltung bei der Wortwahl, das ist was für Warmduscher, Sesselpupser und Quallen-Außenrum-Schwimmer! Sie gehören zu den Menschen, die dem Hai mit blutender Wunde entgegen schwimmen, artikulieren Sie sich auch dementsprechend!
Fragen Sie nicht etwa, ob der Preis nicht etwa doch etwas zu hoch gegriffen wäre, oder ob er es denn korrekt fände, seinen Artikel auch noch anderweitig anzubieten, (z.B. in der Tagespresse oder auf anderen Online- Plattformen). Am besten beschimpfen Sie den Anbieter sofort als gemeinen Dreckslumpen und geldgierigen Profithai. Ab besten noch in fehlerhaftem Deutsch und natürlich mit der Drohung, seine kriminellen Geschäftsgebahren bei der eBay- Kontrolle zu melden. Sie werden sehen, es wirkt sofort! So oder so.
Falls der so Angesprochene ein Anfänger ist, wird er sicher vor Angst schlottern, sich ducken und sein Angebot sofort zurückziehen.
Möglicherweise wird er auch sofort demütig vor dem PC niederknien und darum bitten, beschimpft, bespuckt und ausgepeitscht zu werden, gekratzt, gebissen und mit schlimmen Tiernamen bedacht zu werden..

Äußerste Vorsicht ist allerdings geboten, wenn Sie an einen Profi geraten und Sie auf solche eMail´s eine Antwort bekommen:
Wahrscheinlich möchte Sie der Anbieter damit nur provozieren, noch mehr seelischen Müll vom Stapel zu lassen, um den ganzen eMail- Verkehr anschließend auszudrucken und ihn beim nächsten Stammtisch zur allgemeinen Erheiterung vorzulesen. Es soll sich ja dabei schon so mancher mit brüllendem Gelächter heftig in die Tischkante des Stammtisches verbissen haben?
Also keine falsche Zurückhaltung bitte! Diese Beiträge sind oft viel besser als der beste Herrenwitz.
Natürlich können Sie zum herumstänkern auch das Forum von eBay benutzen, es wurde ja eigens für diesen Zweck geschaffen. Dieses Forum hat schon so manchen Psychotherapeuten arbeitslos gemacht, aber dazu lesen Sie bitte den gesonderten Beitrag darüber.

Wenn Sie hier bei eBay auf Angebote einer gewissen "daddei62" stoßen, so hüten Sie sich, sich mit dieser Person auf einen verbalen Schlagabtausch einzulassen. Die Frau ist Sarkasmus pur, eine Zynikerin, die Frau hat einen Schuß im Kopf! Wahrscheinlich ist sie geradewegs aus einer Irrenanstalt entsprungen?
Wenn es schon sein muß, so formulieren Sie Ihre Anfragen deshalb bitte sehr demütig und devot, klar und todernst, vor allem aber ohne jegliche Ironie.
Auch ansonsten gilt: Bitte nur sehr sparsame Dosierungen von Ironie und Zynismus! Kaufen und verkaufen ist hart, sehr hart! Die meisten eBayer halten demzufolge "Ironie" für ein neues Tropenholz oder einen serbokroatischen Vornamen und "Zynismus" für ein neues indisches Fischgericht von IGLO. Machen Sie sich also nicht unbeliebt, bleiben Sie ernst - und zwar todernst!

Wenn Sie bei eBay etwas ersteigert haben, so können Sie sich mit der Bezahlung von ersteigerten Artikeln ruhig mehrere Wochen Zeit lassen, der Verkäufer hat es nicht so eilig.

Wenn Sie dann endlich wieder zu Geld gekommen sind, sollten Sie allerdings spätestens einen Tag, nachdem Sie Ihre Überweisung bei der Bank abgegeben haben, den Verkäufer über eBay anmahnen und lautstark lamentieren, wo denn nun endlich die ersteigerte Ware bleibt? Schließlich sei sie doch bereits bezahlt! Das zeigt dem Verkäufer, daß Sie ihn nicht einfach vergessen haben und er wird sich ganz sicher sehr darüber freuen.

Falls es jedoch mit der Auszahlung von Sozialhilfe derzeit nicht so recht klappen will, so können Sie dem Verkäufer natürlich auch irgendwann mitteilen, daß Sie erst wieder etwas verkaufen müssen, um die ersteigerte Ware bezahlen zu können. Jeder Verkäufer wird für diese widrigen Umstände sicher vollstes Verständnis haben. Gut bewährt haben sich übrigens solche Mitteilungen wie z.B: "Die Bank gibt mir kein Geld!" oder "Meine Frau möchte nicht, daß ich einen Traktor kaufe." Es wäre natürlich völliger Unsinn, solche Kleinigkeiten vor der Abgabe eines Gebotes abzuklären. Das kostet Sie nur unnötige Zeit und Nerven, außerdem ist dafür später immer noch Zeit genug.



Nun die wichtigsten Regeln für den Anbieter:
Eine der wichtigsten Verhaltensregeln überhaupt, wenn Sie als Verkäufer Ihr altes Gerümpel bei eBay loswerden wollen: Machen Sie in Ihrer Artikelbeschreibung unbedingt einen Hinweis auf den Anwalt!! Selbst wenn Sie gar keinen kennen und auch in Ihrem ganzen Leben noch nie mit einem Anwalt zu tun hatten. (Sie Glückspilz!)
Bringen Sie um Himmels willen immer den Anwalt ins Spiel!!! Ohne diesen Hinweis wird man Sie sofort als Newbie outen und ausgrenzen!
Ohne die Drohung mit dem Anwalt sind Sie hier ein NICHTS, ein NEUTRUM.
Fordern Sie bei Nichtabnahme Ihres alten Krempels einen Betrag von mindestens 50% des Kaufpreises! Zuzüglich sämtlicher eBay- Gbühren selbstverständlich. Selbst wenn diese absurde Forderung durch keine gesetzliche Regelung im BGB gerechtfertigt ist, macht sich das immer gut!
Versetzen Sie sich doch dazu bitte einfach mal in die Lage des Bieters:
Durch die Drohung mit einem Anwalt und eine anschließende Verurteilung zu einer hohen Geldstrafe oder gar Gefängnis wird doch das - eher zögerliche - Kaufverhalten ungemein angeregt.
Das ist sogar noch besser, als beschimpft, bespuckt und ausgepeitscht zu werden, besser als gekratzt, gebissen und mit Tiernamen bedacht zu werden..
Jeder nur im Ansatz perverse und sadomasochistisch veranlagte Leser wird doch sofort ein hohes Gebot auf Ihren Artikel abgeben, nur um einmal in seinem Leben in den Genuß dieser unvergleichlichen Lebenserfahrung zu kommen. Und solche Typen gibt es hier bei eBay doch mehr als genug, wie sie bei meinen weiteren Ausführungen sicher erkennen werden.

Übrigens: Die mit Abstand tollsten Verkaufsrenner sind total versiffte, getragene Damenhöschen, stinkende Socken und ein Stück frische Scheiße, fein säuberlich in Butterbrotpapier verpackt.
Das müßte doch zu denken geben, oder?

Also keine falsche Zurückhaltung mit Drohungen in der Artikelbeschreibung bitte, gehen Sie ruhig in die Vollen!
Im Übrigen aber sollten Sie Ihre eigentliche Artikelbeschreibungen so knapp und nichtssagend wie möglich verfassen. Das schont die Augen beim Lesen und Besucher Ihrer Seiten aus den ehemaligen Ostblockstaaten, dem Balkan oder aus Nahost werden durch eine ausführliche Artikelbeschreibung nicht völlig verwirrt.
Bedenken Sie bitte: Von diesen Kanaken und Batschaken kann sowieso keiner richtig lesen.
Außerdem: Durch eine sehr knapp und nichtssagend gehaltene Artikelbeschreibung kann man Ihnen später auch nicht den Vorwurf machen, falsche Angaben gemacht zu haben.
Drohen Sie lieber mit dem Anwalt, das wirkt und kommt immer gut an!

Wenn Sie selbst eine Verbalhyäne sind: aufgepaßt! Abenteuerliche Verbalkonstruktionen und Grobmotoriker- Unfalldeutsch haben zwar einen geschmeidigen Unterhaltungswert, können aber dazu führen, daß Ihr Image und damit auch Ihre Verkaufserfolge leiden!
Ehe Sie also deutsche Grundschulworte in eine russische Spätaussiedlerdeutsch- Fassung bringen  wie z.B. "Versahnt", "Packed", "Pohrdo", "Mussik- Zedeeh" oder "DVD- Pläher": werfen Sie einen Blick in die Grundschulfibel! Die anderen werden es Ihnen danken, sie bekommen keinen Augenkrebs und es stülpt sich ihnen beim Lesen Ihrer Artikelbeschreibung auch nicht der Dickdarm über den Kopf.
Es ist absolut keine Schande, sich bei der Verfassung der Artikelbeschreibung von dem 9-jährigen Sohn Ihrer deutschen Nachbarin helfen zu lassen, es weiß ja niemand außer Ihnen.

Sehr gut bewährt hat es sich, überhaupt keine Artikelbeschreibung zu machen, sondern statt dessen den verfügbaren Platz von 2.999.999 Zeichen einfach mit allen möglichen Suchbegriffen zu füllen, selbst wenn diese mit dem angebotenen Artikel nichts, aber auch überhaupt nichts zu tun haben.
Und natürlich bitte die Drohung mit dem Anwalt nicht vergessen!

Gehen Sie ruhig auch einmal neue Wege:
Sie müssen ja Ihre Artikel nicht unbedingt in der Kategorie einstellen, die eBay dafür bereitgestellt hat.
Es schadet überhaupt nichts, wenn Sie z.B. Ihre alten stinkenden Klamotten in der Rubrik: "Designerware" einstellen, oder Ihre alte Schrottkarre nicht unter "Bastlerfahrzeuge", sondern unter "Oldtimer". Dort wird man sie auch viel leichter finden, und letztendlich ist ja alles eine Sache der Auslegung, nicht? Ein ganzes Heer von Rechtsanwälten lebt ja schließlich nicht schlecht davon.

Zum Einstellen von Bildern sei folgendes gesagt:
Stellen Sie zu Ihren Artikeln unbedingt mehrere Bilder ein! Machen Sie aber die Aufnahmen möglichst schlecht, damit der Bieter ja nichts darauf erkennen kann. Ab besten hat es sich bewährt, tiefschwarze Bilder einzustellen, auf denen man garantiert gar nichts erkennen kann. Diese können Sie dann auch ruhig im Großformat XXL einstellen.
Sie wundern sich? Ich erkläre Ihnen die Hintergründe dafür sofort:
Erstens bekommen Angebote mit Bildern erheblich mehr Gebote als solche ohne Bilder, vermutet man doch sonst, daß der Anbieter etwas zu verbergen hat oder zumindest ein Geizkragen ist.
Zweitens, - für alle, die es immer noch nicht begriffen haben, - ist eBay ein Spiel, das nichts, aber auch überhaupt nichts mit dem langweiligen Einkaufen zu tun hat, das Sie sonst z.B. bei ALDI oder LIDL gewohnt sind. Vielmehr ist es ein Einkaufserlebnis der besonderen Art mit Nervenkitzel und der erwartungsvollen Spannung, was sich denn in dem bestellten Paket überhaupt befindet?
Jetzt werden Sie wohl verstehen, daß der Bieter eigentlich gar nicht so genau wissen möchte, was er da eigentlich ersteigert. Es ist vielmehr so wie das Erlebnis am Heiligabend, wo man zuvor zwar einen Wunschzettel geschrieben hat, aber man bis zuletzt nicht wußte, was das Christkind denn nun wirklich in das Paket gelegt hat.
Dieses Erlebnis ist in unserer kalten und nüchternen Welt völlig verlorengegangen. Keiner glaubt heute mehr an das Christkind oder den Weihnachtsmann, deshalb wurde ja eBay erfunden.
Vermeiden Sie in Ihrer Artikelbeschreibung auch unbedingt den Hinweis, bei Bedarf weitere Bilder zu mailen! Erstens ist dies nur mit überflüssiger Arbeit und hohen Online- Kosten verbunden, zweitens nehmen Sie damit jede Spannung und jeden Reiz aus Ihrer Auktion.
Wenn Sie schon unbedingt weitere Bilder mailen wollen, dann bitte genauso schwarz wie die bereits eingestellten.
Am besten aber ignorieren sie solche Anfragen von Bietern einfach. Es handelt sich dabei sowieso nur um notorische Nörgler und Querulanten, die sich in dem Kopf gesetzt haben, das berühmte "Haar in der Suppe" zu finden.
Auf solches Geschmeiß können Sie als seriöser Anbieter ruhigen Gewissens verzichten.

Sollten Sie aber trotzdem das Verlangen verspüren, unbedingt auf Anfragen per eMail zu antworten, so vergessen Sie auch sofort das normale Umgangsdeutsch! Vergessen Sie Worte wie "sachlich", "gemäßigt", "entspannt", "locker" und "logisch" oder etwa gar "bitte" oder "danke"!
Solche Ausdrücke haben hier bei eBay nur wenig verloren, womöglich werden sie überhaupt nicht verstanden? Schon nach einem Monat auf dieser Plattform werden Sie z.B. feststellen, daß man hier mit den vier Lieblingswörtern "Anwalt", "Betrüger", "Gauner" und "Abzocker" eine Wortkette bilden kann, die aneinandergereiht von der Erde bis zum Mars reicht.

Gelegentlich werden Sie hier auf Leute treffen, die 24 Stunden täglich in jedem Forum ihre verbale Diarrhöe absondern und eBay offenbar als den Ersatz des dringend erforderlichen Besuchs eines Proktologen oder eines Scheißhauses sehen. Zeigen Sie hier Toleranz! Wenn Sie schon darauf antworten wollen, dann bitte so, als wenn Sie dem Betreffenden sanft und beruhigend über das Köpfchen tätscheln und ihm dabei beruhigend mitteilen, daß er ja gleich wieder ins Heim darf.


Zu welchem Preis soll ich denn meine Artikel anbieten?
Am besten stellen Sie Ihre Artikel zum Kampfpreis von nur einem Euro ein, selbst wenn es sich um eine teure Rolex oder eine Luxuslimousine der S- Klasse handelt.
Man nennt das übrigens "pawlowschen eBay-Reflex": man wirft den Bietern bei eBay ein preisliches Leckerchen hin ? und alle sabbern sie sofort im Rudel los und stürzen sich wie die Wölfe darauf.
Sollte es wider Erwarten dann aber doch nicht geklappt haben, so haben Sie wenigstens jemandem zu einem echten Schnäppchen verholfen. (gut für das soziale Bewußtsein)
Zu den Versandkosten machen Sie am besten überhaupt keine Angaben. So verschrecken Sie keine eventuellen Bieter und Sie haben hinterher die Möglichkeit, astronomisch hohe Versandkosten zu verlangen. Schließlich muß man ja auch von irgendetwas leben, nicht?
Vergessen Sie aber bitte auch hier nicht den Hinweis auf den Anwalt!
Bieten Sie Ihre Artikel ausschließlich als Versandware an! Auch wenn der Käufer nur zwei Straßen weiter wohnt und den ersteigerten Artikel problemlos selbst abholen könnte.
Wenn er nämlich erst in Ihrer Wohnung steht und sieht, was er für teures Geld für ein Gerümpel ersteigert hat, könnten diverse "Meinungsverschiedenheiten" Sie für eine Weile aus dem Verkehr ziehen und ihnen einen prima Krankenhausaufenthalt im Zweibettzimmer verschaffen.
Echte eBay- Profis verwenden deshalb als Absenderadresse stets ein Postfach oder eine falsche Adresse, die überhaupt nicht existiert.
Damit sind Sie immer auf der sicheren Seite.

Anschließender Versand:

Mit dem Versand der ersteigerten Ware können Sie sich ebenfalls ruhig Zeit lassen. Der Gewinner der Auktion braucht den Artikel ja sicher nicht sofort? Ihm war bestimmt nur etwas langweilig, deshalb hat er eben ein Gebot abgegeben. Es macht also gar nichts, wenn Sie mit dem erhaltenen Geld erst einmal in ein Reisebüro gehen und Ihre Urlaubsvorbereitungen abschließen.

Nach dem 4-wöchigen Urlaub in Antalya bleibt dann immer noch genügend Zeit, diese lästige Arbeit zu erledigen. Außerdem erhöht dies die Spannung und die Vorfreude beim Empfänger ungemein.  Sie erinnern sich? Weihnachten, das Christkind, usw.

Die Wahrscheinlichkeit, daß Ihre alte, kaputte Kamera anschließend reklamiert wird, sinkt somit gegen null. Schließlich ist der Erwerber dann froh, überhaupt noch etwas zu erhalten. Schade nur, daß Sie die strahlenden Augen des glücklichen Gewinners nicht sehen können, wenn er das Päckchen dann endlich in den Händen hält und öffnet...

Falls Sie an einen ungeduldigen Zeitgenossen geraten, der bereits nach zwei Wochen wissen möchte, ob Sie die Ware denn schon abgeschickt hätten, so ignorieren Sie das bitte einfach! Sie können ihm ja später immer noch eine eMail schicken mit der Erklärung, daß Sie in der Zwischenzeit leider einen Computercrash hatten und alle Ihre Daten dabei verlorengegangen sind. Je später sie diese Nachricht verfassen, um so glaubwürdiger ist sie auch.

Sehr gut bewährt haben sich auch so Mitteilungen wie z.B: "Meine Oma / Tante / Schwester / Vater / Schwiegermutter ist gestorben", "Ich hatte einen tödlichen Unfall und lag 6 Wochen im Krankenhaus," oder etwa gar " Bei mir wurde eingebrochen und die Ware (und der Computer) wurde geklaut."Das Geld brauchen Sie in diesem Falle natürlich nicht zurückerstatten, denn das haben Sie ja bereits in Antalya verbraten.

Zum Thema anschließende Bewertung:
Auch hier gilt: Keine Vorsicht oder Zurückhaltung bei der Wortwahl!
Wenn jemand - Ihrer Meinung nach - 20 Cent zuviel an Versandkosten berechnet hat, dann nennen Sie das Kind auch beim Namen, bezeichnen Sie ihn als "Betrüger", "Dieb" oder "Dreckslumpen".
Das zeigt allen anderen Interessenten sofort, mit wem sie es hier zu tun haben.
Hatten Sie mit dem Käufer / Verkäufer bereits unerfreulichen eMail- Kontakt, so nennen Sie ihn ruhig "Psychopath", "Grenzdebiler", "Schwein" oder "Idiot".
Hier in eBay gilt: immer in die Vollen! Zaghafte sollen doch die Pokemon-Seiten oder die Fan-Seite von Inge Meysel besuchen, aber nicht weinerlich hier im Bewertungsforum ihre Meinung abhängen!
Für weiteren, noch informativeren Meinungsaustausch mit anderen eBay- Mitgliedern gibt es auch noch das eBay- Forum, aber dazu ein gesondertes Kapitel.

Sollten Sie jedoch zu den friedliebenden Menschen, Schleimern und Radfahrern im Leben gehören, so beherzigen sie bitte folgende Tips:

Äußern Sie sich hier niemals negativ über Verkäufer! Sie werden ansonsten umgehend die gesamte Verkäufer-Mafia am Hals haben!

Äußern Sie sich hier niemals negativ über Käufer! Sie werden ansonsten umgehend alle "Käufer-sind-stets-sanfte-und-dreimal-perwollgespülte-Osterlämmlein"-Vertreter am Hals haben!

Am besten geben Sie einfach gar keine Bewertung ab, das zeugt von Ihrer Individualität und Ihrer Ungebundenheit gegenüber gesellschaftlichen Zwängen.

Wenn Sie diese Handelsplattform öfter besuchen: werden Sie hart wie Kruppstahl, tolerant und nachsichtig wie Laotse und so cool, daß es hinter Ihnen schneit und man in Ihnen ein Schnitzel drei Monate lang aufbewahren kann! Das Internet ist ein Irrenhaus, eBay ist die Zentrale und das Mitgliederforum ist die Geschlossene - das dürfen Sie niemals vergessen! Ansonsten laufen Sie hier beim intensiven Studium der Angebote Gefahr, nach spätestens drei Monaten ebenfalls ein Fall für die Psychiatrie zu werden.
Wenn Sie sich mal einen netten Abend machen und die Kosten für eine Komiker-Veranstaltung sparen möchten: ganz einfach! Stöbern Sie einfach ein wenig bei eBay herum.
Viel Spaß dabei!

Eine bitterböse Satire auf den täglichen Wahnsinn, der uns umgibt.
Die neue Rechtschreibung lehne ich strikt ab, ich hoffe aber, daß die meisten Leser trotzdem Spaß beim Lesen meiner Geschichten haben werden.

Bewertungen sind durchaus erwünscht!

Schließlich möchte man ja auch wissen, ob die Geschichten jemandem gefallen haben oder nicht?

Also,- nur keine falsche Zurückhaltung bitte!
Reinhard Schanzer, Anmerkung zur Geschichte

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Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Reinhard Schanzer).
Der Beitrag wurde von Reinhard Schanzer auf e-Stories.de eingesendet.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 11.09.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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