Harald Saul

Herbert

Herbert R. 49 Jahre, Angestellter Begegnung im Park
Es ist ein kalter Sommertag, naß und es regnt leicht. Die Bäume im 200 jährigen Park, welcher früher mal ein Friedhof war, sind glänzend und jetzt vom frisch strahlenden Grün. Obwohl die Farbe des Himmels grau ist und der Sonntag von der Wetterprognose her, anders verlaufen sollte. Kein Mensch ist im Park zu sehen und die Straßenbahnen fahren leer an diesem Sonntagnachmittag vorbei.Herbert, ein fast 50 jähriger Mann, gut gebaut, man kann vorsichtig sagen, etwas Übergewicht, läuft ganz langsam über die Kieswege und stiert vor sich hin. Die Zeiten, wo er Selbstgespräche geführt und sich immer bedauert hat, sind vorbei.Wozu auch, geändert hat sich nichts und ihm fehlte der Mut, auszubrechen.Seine Ehe, die von Umstehenden, als harmonisch und glücklich bezeichnet wird, kotzt ihn nur noch an.Er möchte weg, weg von allem, die beiden Töchter, die das Leben der seit 14 Jahren neuen Spaßgesellschaft in vollen Zügen genießen und seine Frau Ingrid, die als Büromitarbeiterin, bis an ihr Lebensende als "Lebenszeitbeamtin" auf andere herabschaut,ekeln ihn nur noch an. Da ist Sophie, die ruhige Küchenhilfe in der Betriebskantine,die werktags das Geschirr wieder in die Spülmaschine einbaut.Die dankbar lächelt, wenn man mal zu ihr "Guten Tag" oder " s hat geschmeckt" sagt. Die Materialverwalterin hat ihm erzählt, Sophie habe, als ihr 7 jähriger Sohn vor Jahren in einen Abwasserkanal gefallen war und nur noch tot geborgen wurde, den Verstand verloren. Sie arbeite in einem Kinderheim für geistig behinderte Kinder nach Feierabend und ohne Bezahlung.
Nehme auch übriges Essen mit und stecke es ihren Lieblingen im Heim zu.... Herbert hat auf seinen sonntäglichen Spaziergängen, die er seit Jahren nur noch allein machen mußte, Sophie getroffen. Sie schob einen großen Kinderwagen mit einem etwa 15 jährigen Jungen, der ab und zu unartikulierte Laute von sich gab. Herberst saß damals auf einer Bank und beobachtete die beiden. Spontan rannte er in die dem Park gegenüberliegende Eisdiele und holte zwei Eistüten, drückte sie den beiden einfach in die Hand und strich dem, vor sich hinstierenden ältlichen Jungen über die sorgfältig gescheidelten Haare.
Seitdem lächelte ihn Sophie immer an, wenn er seinen Mittagsteller an den Schalter zurückbrachte.
Heute, so denkt Herbert jetzt, wäre eigentlich für ein Lächeln aus Sophies Augen. Plötzlich stockt ihm der Schritt, er sieht sie eilends, mit einen kleinen Blumenstrauß in der Hand, durch den Park ja fast rennen. Er winkt ihr zu und sie kommt über eine Rasenfläche, abkürzend zu ihm hin. Mit einer schönen, ja fast anmutig klingenden Stimme wünscht sie ihm einen schönen Sonntag. Ein Stück geht der große Mann und die kleine, fast zerblich wirkende Frau, zusammen. Herbert erfährt, dass sie miteiner kleinen Gruppe ins Theater fahren könnte, aber der Zivi, der sie mit dem AWO-Kleinbus bringen sollte, nicht kam.... Sie schnell nochmal nach Hause geht und einen jungen Mann aus dem Haus fragen will, ober sie fahren kann.. Da nimmt er einfach ihre Hand und sagt : Ich kann euch doch fahren ! Schnell gehen beide den Weg zum Kinderheim zurück. Der VW-Bus lässt sich spielend lenken und Herbert hat am Sonntagabend das Gefühl, wieder mal gelächelt zu haben. Das Gezedere seiner Frau, die meint das der Friseur viel zu teuer sei, lässt ihn an dieem Abend kalt.

Herbert ist kein Feigling !Harald Saul, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.09.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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