Werner Gschwandtner

Brücke zum Verrat 1

Der Anschlag

 

Ende 1774. Der blutige Krieg zwischen England und den neuen Kolonialstaaten im jungen Amerika stand kurz vor seinem Schlussteil. King George und der Truppenkommandant der Unions-Miliz General Martin Wayne hatten sich auf die Unterzeichnung eines Friedensvertrags geeinigt. In South Carolina, der Stadt „City Town“, sollte das Abkommen und die Unabhängigkeits-Erklärung erfolgen. Aber nicht alle Beteiligten auf beiden Seiten stimmten diesem Ereignis zu.

 

1

 

„Captain, Admiral Woodard verlangt Sie zu sehen.“

Frank „Silverstar“ Benjann nickte dem Korporal zu. Benjann war Anfang der Dreißig. Er hatte zu beginn des Krieges, vor einem Jahr, nicht damit gerechnet das er diesen abscheulichen Konflikt heil überstehen würde. Doch heute, nur vier Tage vor dem großen Ereignis, war ihm als fiele eine schwere Last von seiner Seele.

„Sir, Captain Benjann wie Befohlen.“ der Offizier riss die Knochen zusammen und salutierte.

„Stehen Sie bequem Captain“, Admiral Woodard, ein riesiger Kerl, mit weisem Haar nickte dem Mann wohlwollend zu.

„Unsere Mannen formieren sich um nach South Carolina zu ziehen. Was halten Sie von dem Friedensvertrag?“

„Ich meine, wir hätten schon vor einem Jahr den Kolonien ihre Unabhängigkeit zu Teil werden lassen.“

„Und wie Urteilen Sie über den Krieg Rückblickend?“

„Nun Sir, ich war mit vielen Befehlen der Admiralität nicht einer Meinung. Zu viele Unschuldige, zu viele Wehrlose, fanden den Tot.“

„Erklären Sie mir das genauer Captain.“

„Ja Sir“, Benjann holte tief Luft und begann zu berichten, „ich habe mit eigenen Augen gesehen, dass Miliz Soldaten, die sich bereits Ergeben hatten, Gnadenlos abgeschlachtet wurden. Ich halte das nicht für die feine Englische Art.“

Admiral Woodard nickte den jungen Offizier zu. Als er vor drei Monaten die Kommandoführung über die Truppen übernommen hatte, wurde ihm schnell klar, dass dieser Krieg nur mehr eine Blutrausch Orgie für so manche Ordenjäger der Englischen Infanterie  geworden war.

„Ich habe Sie beobachtet“, wechselte nun Woodart das Thema, „sie Unterscheiden sich von den anderen Offizieren. Sie sind anders. Und daher werde ich sie mit meiner eigentlichen Mission vertraut machen.“

Captain Benjann schwieg. Er trat nur einen Schritt näher und wartete. Admiral Woodard bot den jungen Offizier einem Stuhl an, dann begann der Kommandant zu Erläutern.

„King George steht unter hohem Druck. Einerseits möchte er den Vertag unterzeichnen, andererseits arbeiten gewissen Herren dagegen. Ich wurde an diese Stelle Kommandiert um mögliche Verräter aus unseren Reihen zu enttarnen. Es soll eine Demonstration geplant sein. Sollte auch nur der kleinste Vorfall die Waffenruhe brechen, dann steht zu Befürchten, das der Krieg auf ein Neues Ausbricht.“

„Ist Bekannt, wer diese Interessen vertritt. Sir?“

„Da liegt der Hacken begraben“, Admiral Woodard schüttelte den Kopf, „nein, das weiß ich nicht. King George erhofft sich von mir ein Wunder, aber wenn ich nicht innerhalb der kommenden zwei Tage einen konkreten Beweis vorlegen kann, dann sehe ich schwarz für den Frieden.“

„Was kann ich in dieser Sache tun?“

„Ich möchte, dass sie sich unauffällig umhören. Sie sind der einzige in diesem Regiment, der von diesem Auftrag weiß. Sollte es anders Ablaufen wie geplant, dann sind sie die letzte Hoffnung auf Gerechtigkeit.“

„Ja Sir, ich Verstehe.“

Admiral Woodard entließ den Captain. Alleine blieb er in seinem Zelt zurück.

„Die Aktdörre sind nunmehr gestellt“, flüsterte er zu sich, „der erste Vorhang kann sich öffnen.“

 

Tausendfünfhundert Mann setzten sich am kommenden Morgen in Bewegung. Tausend Soldaten zu Fuß und Fünfhundert Offizier hoch zu Ross. Auch Captain Frank Benjann ritt unweit des Admirals dahin. Er hatte in dieser Nacht nicht sehr gut geschlafen, die Vorstellung, dass es einen Verräter in den eigenen Reihen gab, bereitete den patriotischen Idealisten Kopfschmerzen. Verzweifelt überlegte der Offizier, wer ein Verräter, ein Judas der königlichen Krone sein könnte.

Er traute es im Grunde keinem zu. Seit  vielen Jahren kannte er diese Männer. Benjann wurde bereits als Korporal in dieses Regiment berufen, seit dieser Zeit diente er zusammen mit diesen Soldaten und nach seiner Ansicht, waren es alle Ehrenhafte Gentleman. Auch wenn so mancher Offizier im vergangenen Jahr seine Moral ein wenig außer Acht gelassen hatte, so stempelte dies noch keinen zum Verräter ab. Doch er Glaubte auch der Aussage des Admirals, warum sollte Woodard ihn in die Irre führen? Also würde er seine Augen offen halten.

Schweigend musterte Benjann die Offiziers-Kollegen noch einmal. Wer von ihnen war wohl imstande die königliche Krone zu verraten? Wer?

Captain Benjann versuchte einen Logischen Sinn in all dem zu finden. Er konnte es nicht. Wer würde an dem fortgesetzten Krieg Profitieren? Nach seiner Ansicht niemand, aber Benjann sollte schon bald von der gnadenlos Harten Realität überzeugt werden.

 

2

 

Zwei Tage verliefen ohne Zwischenfall. Das Regiment unter der Führung von Admiral Woodard erreichte das Städtchen „City Town“ im Staate South Carolina. Hier wartete bereits die vierte Division der Unions-Miliz. Achthundert Soldaten unter dem Kommando von General Martin Wayne.

Die Begrüßung der beiden Streitkräfte verblieb zu Beginn Kühl. Erst der versöhnliche Handschlag zwischen den beiden Kommandanten, löste die verspannte Situation ein wenig. Langsam lockerte sich die Stimmung auf und einige Soldaten versuchten sogar ein freundschaftliches Gespräch mit der Gegenpartei zu beginnen.

„Admiral Francis Woodard?” der etwa gleichaltrige Mann ergriff die Hand und schüttelte sie kräftig.

„Ja Sir und Sie sind General Martin Wayne?“

„So ist es Sir“, bestätigte Wayne offen, „hatten Sie eine angenehme Reise?“

„Ja Danke, es ging. Ich hoffe nur, das dieser unnötige Streit ab sofort Beendet ist.“

Die beiden Kommandanten verstanden sich ausgezeichnet. Doch im gemeinsamen Lager, das nur wenige Kilometer außerhalb der Stadt errichtet worden war, trafen vier Offiziere zu einer geheimen Krisensitzung zusammen.

„King George wird Morgen Abend in South Carolina eintreffen. Ich bin dafür, das wir noch vor seinen Ankunft mit unserer Aktion beginnen.“

Der Sprecher, Colonel Samuel Wallace von der Englischen Armee blickte in die Runde. Seine drei Spiesgesellen, Lieutenant Edward Louis und die Korporals Brüder Laster und James Brown Edington, die der Unions-Miliz angehörten stimmten den Vorschlag zu.

„Ich bin dafür“, Laster Edington goss sich eine Tasse Kaffee ein, „James und ich kümmern uns um diesen Woodard“, knurrte er, „während ihr beide Wayne aus dem Weg räumt. Damit ist das Friedensabkommen geplatzt und England kann in kürze über den absoluten Sieg über die Unions-Miliz triumphieren.“

„Dann wäre alles gesagt“, Lieutenant Louis erhob sich, „unsere Kameraden werden schon bald hier eintreffen. Es ist nicht Vorteilhaft, wenn sie uns zusammen sehen.“

„Korrekt Lieutenant. Wir sollten die Versammlung Auflösen.“

Colonel Wallace entfernte sich. Unweit des Vize-Admirals Zelt zündete sich der Englische Offizier eine Zigarette an. Sobald er, vom Drahtzieher grünes Licht erhalten hatte, konnte die Aktion steigen. Womöglich noch Heute Nacht.

 

3

 

Der Schein der Lagerfeuer erhellte die Zeltstadt. Der Waffenstillstand hielt nun schon seit mehr als drei Tage an und es wurden sogar gemeinsame Lieder in diesen lauwarmen Nächten gesungen.

Colonel Samuel Wallace schlenderte durch das Lager und steuerte Zielbewusst auf das Zelt des Vize-Admiral Shannon Fulbright zu. Der schwache Umriss des Offiziers war im flackernden Schein der Feuer zu erkennen. Jetzt schob sich die Plane zum Eingang ein wenig beiseite und eine Hand winkte den Colonel.

„Ist alles bereit?“

„Ja Sir“, Wallace nickte, „wir warten nur noch auf ihren Befehl.“

„Wie zuverlässig sind diese Unions-Miliz Soldaten?“

„Sie scheinen für unsere Sache zu stehen“, Wallace trat vollends in das Zelt und verschloss sorgfältig den Eingang, „aber ich würde nicht direkt auf diese Mannen bauen.“

„Dann beseitigen wir sie“, der Sprecher lachte grimmig, „ich habe da einen Plan.“

Vize-Admiral Fulbright erörterte mit dem Colonel die weitere Vorgehensweise. Gegen Mitternacht sollte die Aktion starten. Das war noch genug Zeit um den bestehenden Plan um zukonstruieren.

„Sobald die Miliz wieder die Waffen erhebt, wir King George einsehen, das eine weitere Nachsicht mit diesen Rebellen nicht angebracht ist. Wir sind der Meute Zahlmassig Überlegen und die Miliz wird aus gelöscht. Der Aufstand bereits im Keim erstickt und die Kolonien werden auf ewig der Englischen Krone unterstellt sein.“

„Es lebt der König.“

Colonel Wallace grüßte Militärisch, während Vize-Admiral Fulbright listig grinste.

„Ob der König lange lebt oder nicht, ist mir Egal. Ich stehe nur für meine eigenen Interessen ein. Aber wenn alles klar Funktioniert, werde ich an die Stelle von Admiral Woodard rücken. Dann brauche ich einen neuen Vize-Admiral, das könnten dann sie sein Wallace.“

„Ja Sir, zu Befehl Sir. Alles wird nach Plan geschehen.“

„Gut“, Fulbright verabschiedete den Colonel, „dann gehen sie jetzt. Ich habe noch zu arbeiten.“

Samuel Wallace schwieg, seine Augen verrieten aber, dass seine Pläne auch eine eigene Richtung gingen. Und diese wichen gehörig von denen des Vize-Admirals ab.

 

Captain Frank Benjann versuchte mit so vielen Offizieren wie es nur ging zu sprechen.

Admiral Woodard erwartete den jungen Soldaten gegen 10:00 Uhr Abends.

„Nun Captain, was konnten Sie in Erfahrung bringen?“

„Leider nicht viel Sir, keiner der Offiziere, mit denen ich seit dem gesprochen habe gab ein Anzeichen von Verrat von sich. Entweder ich unterhielt mich mit den falschen Leuten, oder dieses Verstanden es Ausgezeichnet ihre Ansichten zu Verbergen.“

„Es kann ja auch sein, das wir ein Phantom jagen“, Admiral Francis Woodard sichtete die Berichte, die wenig Aufschlussreich waren.

„Ich kann darauf keine Antwort geben Sir“, Benjann schüttelte den Kopf, „ich bin kein sehr guter Komplotte Aufdecker.“

Woodard lachte, seine Stimmung hatte sich ein wenig gehoben. Auch er hatte keine Erfolge erzielt, jeder im Lager war ruhig und Freundlich. Es gab keinen Streit und keine Anzeichen für einen Verrat. Keiner der beiden Ahnde, dass der Atem des Todes bereits über der Zeltstadt lag.

 

„Also, du weißt bescheid. Ich gehe mit Laster und du angelst dir diesen James Brown“,

Colonel Wallace und Lieutenant Louis hockten an einem Feuer und unterhielten sich flüsternd. Wallace hatte seinen Kumpanen soeben über die Änderung des Plane Informiert und der Lieutenant nickte nur.

„Okay, ich habe Verstanden. Um Punkt Mitternacht gehe ich, zusammen mit James Brown Edington zum Zelt des Admirals und erledigen den Job.“

„Korrekt, Gleichzeitige werde ich mit Laster Edington General Wayne aufsuchen. Im Morgengrauen ist die Tat vollendet und“ Wallace packte den Lieutenant bei den Schultern, „und wenn Fulbright Admiral, ich Vize-Admiral geworden sind, dann brauchen wir einen neuen Colonel, der die Truppen formiert.“ Wallaces Augen leuchteten auf, vorerst musste er den Weg Fulbrights gehen, aber in Zukunft würde bald die Stunde seiner Handlung schlagen.

Edward Louis verstand den Wink des Colonels, er würde auf keinen Fall diesen Aufstieg gefährden.

 

4

 

Die Lagerfeuer waren bis auf ein paar wenige, vollkommen herunter gebrannt. Die Wachen, die sich auf ihren Posten befanden, konnten von den erfahrenen Männern leicht umgangen werden. Die Mitternachtsstunde war nicht mehr fern.

„Okay, jeder weiß bescheid. Hier trennen sich unsere Wege, auf den Erfolg“, Colonel Wallace schwang Drohend die Faust. Er zog Laster Edington mit sich und die letzten Worte, die der Soldat vernahm, war der Schwur des Lieutenant.

„Für unsere Sache.“

Wallace hatte die weitere Strecke. Er musste ins Feindes Lager. Zusammen mit Edington, der hier nicht Auffiel, erreichte er die Stellung.

„Wir gehen zu Waynes Zelt“, flüsterte der Colonel, „aber es wäre am besten, wenn ich es vollende.“

Edington nickte schweigend. Er verlor langsam die Courage für diese Aktion. Etwas befreit Aufatmend, zog der Miliz-Korporal die angenehm laue Nachtluft ein.

Wallace schnitt die Zeltplane mit seinem Messer auf. Langsam und Vorsichtig arbeitete er, jedes Unnötige Geräusch vermeidend.

Als die Öffnung groß genug war, schlüpfte der Colonel in das Kommandantenzelt und wartete im inneren ein paar Minuten, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewönnt hatten.

General Martin Wayne lag auf seinem Ruhrlager. Den Säbel fest mit der Hand umklammert und schnarchte lautstark. Durch das blubbernde ausatmen, hüpfte der buschige Schnurbart lustig auf und ab.

Mit zwei Schritten war der Colonel an dem Lager des Generals. Noch immer hielt Wallace den Dolch, mit dem er das Zelt aufgeschnitten hatte, in der Hand. Seinen Blick unabwendbar von dem Opfer genommen, hob der Meuchelmörder langsam den Arm. Ein wenig Mondlicht fiel durch eine Ritze und ließ die scharfe Klinge aufblitzen, dann sauste der Stich hernieder und der Stahl bohrte sich tief in den Oberkörper des Generals. Wayne riss, verursacht von dem Schmerz die Augen auf. Sein Mund wollte schreien, doch da hatte Wallace ihm bereits einen Lappen in den Rachen gepresst. Der Aufruf ertickte noch im Keim, die letzten Sekunden brachen an. Doch Wayne war ein zäher Broken. Wild um sich schlagend, wollte er sich dem Tot nicht ergeben. Wallace drückte immer tiefer das Messer in das Fleisch des Mannes. Blut quoll aus der Wunde und lief über die Finger, in den Ärmel der Englischen roten Uniform, wo es dann langsam stockte.

Beinahe zehn Minuten dauerte der Todeskampf Martin Waynes, doch irgendwann erschlafften seine Bewegungen. Die Arme fielen Kraftlos zu Boden und die hellen Augen des ruhmreichen Offiziers schlossen sich ein aller letztes mal.

Nun rief Wallace Edington ins Zelt. Langsam hob er den Säbel Waynes, der nun auf dem Boden lag auf. Nachdem der Milizsoldat in die Behausung getreten war, stach der Colonel wortlos zu. Der Korporal fühlte noch den scharfen Stahl eindringen, dann wurde es schwarz um ihn.

 

Lieutenant Edward Louis stand im Schatten einer knorrigen Ulme und spähte zum Zelt des Admirals hinüber. Darin brannte noch Licht. Der Umriss Woodards war deutlich zu erkennen, der Admiral wanderte sichtlich aufgebracht im Zelt auf und ab.

„Wieso geht er nicht zur Ruhe?“ Korporal James Brown Edington, der neben den Lieutenant stand, wurde zunehmend Nervös.

„Die Zeit läuft uns davon.“

„Ich habe eine Idee“, Edward Louis schnippte mit den Fingern, „so könnte es gehen.“

Flüsternd setzte der Lieutenant den Korporal in Kenntnis.

„Und Sie meinen das klappt?“

Louis nickte. „Davon bin ich überzeugt. Sie müssen ihre Handlung nur schnell und präzise durchführen.“

James Brown kratzte sich unsicher hinter dem Ohr, dann zuckte er mit der Schulter und warf den Zigarreteenstummel beiseite.

„Dann mal los.“

Lieutenant Louis schritt zügig auf das Zelt zu und machte sich Offiziell bemerkbar. Lautlos pirschte sich James Brown Edington in den Rücken des Lieutenant und als Admiral Woodard nichts ahnend aus seinem Zelt trat und die vorgetäuschte Meldung des britischen Offiziers entgegen nahm, sprang der Korporal vor und versuchte den Admiral mit seinem Säbel zu erschlagen. Louis wirbelte herum, in diesen Moment stieß Edington den Lieutenant beiseite und hob zum Schlag aus.

Woodard sah die Gefahr, Säbel schwingend stürzte der Milizsoldat auf den Admiral los. Louis wandte sich, die Waffe ziehend dem Angreifer zu, wurde jedoch mit einem kräftigen Stoß zur Seite geschleudert. Das Schwert sauste nieder und im letzten Moment konnte der Admiral dem Hieb ausweichen. Dennoch traf die Klinge den linken Arm des Offiziers und schlitzte diesen auf.

Der Schmerz war betäubend, doch Woodard war zäh, noch zäher als sein Miliz Kollege Wayne. Kurz nach dem Fall stand der hünenhafte Mann wieder auf seinen Beinen und zog mit der Rechten seine Pistole. Noch bevor James Brown Edington zum zweiten Angriff übergehen konnte, fiel der Schuss. Gut gezielt und noch besser getroffen, wurde der Korporal einen Meter in die Höhe gerissen und gut einige Fuß weit zu Boden geschleudert. Die Kugel war direkt zwischen den Augen in den Kopf gedrungen.

Durch den Lärm, war das Lager aktiv geworden. Von überall her strömten die Soldaten, auch Vize-Admiral Fulbright und Captain Benjann war unter den Männern.

Während sich Lieutenant Louis von seiner Ohnmacht erholte, er war absichtlich gegen einen Felsen gefallen, beugte sich Admiral Woodard über den Toten Körper des Milizsoldaten und schloss ihm für immer die Augen. Schon waren Sanitäter zur Stelle und kümmerten sich um den Verletzten Arm des Admirals. Aber für diesen kam jede Rettung zu spät. Der gesamte linke Arm musste umgehend Amputiert werden.

Nun erschien auch Colonel Wallace auf dem Schlachtfeld. Seine Miene verriet, dass bei ihm alles nach Plan Funktioniert hatte. Zumindest ein halber Sieg war für die Abtrünnigen errungen.

 

5

 

Mit der nächtlichen Ruhe war vorbei, das friedliche Zusammen leben beendet. Admiral Woodard wurde sofort von den Sanitätern ins Lazarettzelt gebracht, wo die Operation stattfand. Der Mord, begangen von einem eigenen Milizsoldaten an General Martin Wayne war bereits Entdeckt worden. Zorn lag über den Gemütern der Soldaten. Die Miliz verstand die Handhabe der Verräter nicht und die Briten beendeten offizielle die Friedensgespräche.

Commander Eugen Hunter, der Stellvertreter des Generals, nahm sich kein Blatt vor dem Mund. Er sprach offen aus, was so manch anderer Milizsoldat insgeheim dachte.

„Ihr heimtückischen Mörder“, brüllte er den britischen Soldaten entgegen, „ihr tötet General Wayne, täuscht eine Attacke durch einen der unseren vor und habt jetzt noch die Frechheit die Ahnungslosen zuspielen.“

Der Commander spuckte verächtlich aus. „Ihr verdient keine Schonung, ihr habt den Frieden gebrochen. Ab jetzt haben wir wieder Krieg.“

Schon stürzten, durch die Provokative Ansprache des Commander, die ersten Milizleer los und attackierten die britischen Offiziere. Ein Handgemenge entbrannte. Captain Benjann versuchte den Streit zu schlichten. Er gab Kund, das alles auch ohne Blut vergießen gelöst werden könnte. Er wolle den Anfang machen, in dem er sich seiner Waffe entledigte. Diese Geste schien wieder Stabilität ins Lager der beiden Armeen zu bringen.

Vize-Admiral Fulbright dankte den Offizier, dann übernahm er die Kontrolle über das Geschehen. Seine Satt war Aufgegangen, der letzte Akt, der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringen sollte, wurde bereits spontan von dem gewieften Soldaten ersonnen.

 

Fulbright schaffte mit Hilfe des Miliz-Commanders, das wieder Ruhe in die Reihen der Soldaten einkehrte. Die letzten Stunden der Nacht sollten mit Schlaf verbracht werden.

Der Morgen graute, die verbleibende Zeit bis zum Tageslicht hatten die Sanitäter damit verbracht die Blutung an der Wunde des Admirals zu stoppen. Woodard hatte viel Blut verloren, aber mit dem ersten Sonnenlicht am Horizont hatte sich der Admiral einigermaßen erholt. Er hatte eine Narkose abgelehnt, bei vollem Bewusstsein wart ihm der Arm abgenommen worden. Nun erhob sich der Offizier und stellte sich auf seine Anfänglich noch wackeligen Beine.

„Sie sollten sich einige Tage Ruhe gönnen Sir“, einer der Sanitäter stützte den Admiral, „sie haben eine menge Blut eingebüßt und die Narben müssen auch erst verheilen.“

„Keine Zeit, der Friede und alles was mit ihm steht, liegt auf der Schwelle des Zerbrechens. Wenn ich nicht stärke zeige, dann befinden wir uns in wenigen Stunden wieder im Krieg.“

Woodard rief nach seinem Vize-Admiral und bat auch Captain Benjann zu sich. Der junge Offizier erschien als erster. Admiral Francis Woodard reichte dem Captain ein versiegeltes Schreiben, leise gab er seine geheimen Befehle an Benjann.

„Dieses Dokument darf nicht in die Hände der Verräter fallen“, Woodard knirschte mit dem Kiefer, „wir haben durch die Aktionen in der vergangenen Nacht erkennen müssen, das unsere Widersacher schlauer vor zugehen vermochten, als wir es gedacht hatten. Beinahe wäre der Plan auf gegangen. Und wer weiß, ob der Schaden überhaupt zu Reparieren ist und“, fügte der Admiral hinzu, „wir wissen noch immer nicht wer hinter diesen Vorfällen steht.“

„Ich habe in der Nacht das Verhalten der Männer auf beiden Seiten beobachtet“, Captain Frank Benjann fühlte sich nicht wohl in seiner Haut, „dieser Commander, Eugen Hunter. Er war mir zu Provokativ. Er könnte hinter diesen Anschlägen stecken.“

„Mag sein“, Woodard war sich nicht sicher und er wollte keinen Unschuldigen anklagen, „aber dennoch stehen auch Männer aus unseren Reihen hinter diesen Attacken. Zum Beispiel Lieutenant Edward Louis. Ja, er warte den Anschein. Aber sein Sturz gegen diesen Felsen war nach meiner flüchtigen Auffassung ein wenig gekünstelt.“

„Wir sollten ihn zur Rede stellen.“

„Nein“, Woodard winkte gelassen ab, „wir haben keine Beweise. Und daher würde es nichts bringen. Die Verräter wären nur Gewarnt und er könnte ja auch wirklich so Unglücklich gestürzt sein“, Woodard hielt einen Moment inne, „außerdem hat Louis nicht den Grips um der Anführer zu sein“, setzte der Admiral schließlich fort, „dieser Commander Hunter auch nicht. Das sind nur Marionetten, Puppen an Fäden und ich möchte die kriminelle Energie fassen, die diese Marionetten tanzen lässt.“

Während Benjann den Brief einsteckte fragte er.

„Was beinhaltet dieses Schreiben?“

„Es ist der Unabhängigkeitsvertrag für die Amerikanischen Kolonien. King Georges Unterschrift für die unwiderrufliche Freiheit dieser Männer.“

Schweigend zog sich „Silverstar“ Benjann zurück. Wenige Minuten darauf betrat Vize-Admiral Fulbright das Kommandanten Zelt.

 

Die Stimmung unter den Milizsoldaten war noch immer getrübt. Noch war der Verdacht, dass die Britten den Mord an General Wayne inszeniert hatten, nicht aus der Welt. Admiral Woodard wusste, er musste zu diesen Männer sprechen. Nur so konnte er Hoffen den Hass und die Explodierente Lunte noch im Keim zu erticken.

„Männer“, auf dem Bock eines Planwagens stehend, rief Woodard alle Soldaten der beiden Armeen zusammen, „Männer. Die Schatten der Nacht haben sich gelüftet. Ich kann nicht sagen wer für den Anschlag auf General Wayne oder auf meine Person Verantwortlich ist. Aber niemand kann den anderen dafür zur Rechenschaft ziehen. Wir müssen einander Vertrauen, wir müssen“, die Soldaten hatten sich um den Wagen versammelt. Die Rede des Admirals, der bei dem Mordanschlag einen Arm verloren hatte, brachte die Männer wieder zusammen. Keiner bemerkte das Übel. Keiner Erkannte das grausame Spiel der Intriganten. Mitten im Satz, mitten in die schwungvolle Rede des Admirals, krachte ein Schuss. Für einen Moment hielt Admiral Woodard in seiner Ansprache inne, er stand mit erhobenem Arm da. Dann breitete sich ein Roter Fleck auf seiner weißen Galauniform aus. Immer größer wurde die Blutlache, die Farbe wich aus den Gesichtszügen des Admirals. Dann, nach einer Minute des Schweigens, brach der riesige Mann zusammen. Dem nächtlichen Anschlag war er knapp entkommen. Doch jetzt hatte der Tot den patriotischen Offizier der britischen Armee doch noch erlangt. Entsetzen und Wut wurde wieder in der Menge laut. Captain Benjann suchte nach dem Commander der Miliz, doch Hunter stand nur wenige Schritte von ihm Entfernt. Auch Lieutenant Edward Louis war da. Wer war der geheimnisvolle Schütze gewesen? Wer hatte den Anschlag auf den Frieden vollendet?

 

 

« Brücke zum Verrat

Teil 1, Der Anschlag »

© Werner Gschwandtner

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