Lothar Krist

Der arme Adam

Adam ist krank. Adam ist krank, so krank an seiner Zeit, oder von ihr, egal, wie man es halt sehen will. Adam ist ein armer Hund. Er ist, war immer schon geil nach geilen, „schweren“ Frauen. Adam steht auf Fleisch. Viel Fleisch in seinen Händen und er ist glücklich. Titten, die aus seinen großen Händen quillen und die ganz so nebenbei auch noch sein großes, mit scharfen Zähnen bewehrtes und daher so bissiges Maul ausfüllen, …. uuuh, davon träumt er jede Nacht. Und dann erst die dicken, festen Speckschwarten an den Hüften, …. oh Gott, darin herum zu wühlen, sich in diesen so fleischig griffigen Fleischmehrheiten mit seinen einerseits von der vielen und oft so harten Arbeit so rauen, so harten, und doch andererseits auch wieder so zarten Händen zu verfühlen, …. oh ja, davon träumt Adam jede Nacht. Adam weiß, weshalb ein Rubens einst seine geilen Pinsel geschwungen hat, so und so.

Doch das Leben für einen Mann, wie Adam, ist hart in unseren von einem kranken Schönheits- und Schlankheitswahn zurecht gestylten Zeiten von Heute. Immer, wenn Adam Fern schaut, läuft ihm das Grausen eisig kalt den Buckel runter. Allein das dauernde Knochengestellgeklapper dieser ausgehungerten Musterfrauen lassen seinen Nacken in einer Dauergänsehaut vergrauen. Puuuh, wie hässlich und wie laut diese von jeder Faser Weiblichkeit befreiten Dürrgestalten doch aus dem Fernsehkasten klappern? Adam kann nicht mehr hinschauen, wenn die Werbung kommt, dann geht er regelmäßig schiffen, und wenn das nicht geht, zum Kühlschrank, um sich eine neue Flasche Bier aufzumachen.

Er kann nicht begreifen, wie irgendjemand diese so eckig hervorstechenden Kniescheiben schön finden kann, die heute in der ganzen Welt über jeden Laufsteg zappeln. Es scheint so, als hätte die ganze Welt eine unergründliche Sehnsucht nach Auschwitz. Vielleicht ist es ja auch das schlechte Gewissen, das da aus aller Unterbewusstsein spricht? Wer kann das schon sagen? Die menschliche Psyche ist ja noch immer ein Weißer Fleck auf der Landkarte der Erforschung von Zusammenspiel von Seele, Geist und Hirn. Und das untrügliche Wissen von Bauch und Schwanz oder Muschi sollte man ja auch nicht vergessen. Leider hört ja heute kaum noch Jemand auf die Zwei. Und das trotz Sigmund Freud, ha, oder vielleicht auch gerade wegen ihm, hahaha. Adam muss lachen. Jedenfalls muss er dauernd an diese Bilder aus den Konzentrationslagern denken, wenn er vor dem Fernseher sitzt. Shit! Ist dieser Alptraum einer fleischlichen Ausdürrung unserer Frauen etwa gar unsere heimliche, aber wichtigste Entartung einer sowieso schon mehr als nur obskuren Vergangenheitsbewältigung? Vielleicht gar eine Art von Sühne, die sich so unbewusst aus unserem Unterbewusstsein heraus quält, ohne dass wir davon wissen, besser wahrscheinlich wissen wollen?

Na ja, irgendwann einmal dachte er ja schon, diese Kate Moss wäre die hässlichste Frau der Welt. Doch als sie sich dann endlich wegen ihrer bulimie’schen Auswüchse in ihre psychiatrische Versenkung zurückgezogen hat, da wurde sie doch glatt gleich von einem guten Dutzend neuer und noch dürrerer Klapperklons ersetzt. Grauslich. Und dabei hat er schon bei der armen Kate gedacht, schlimmer ginge es nicht mehr.

Adam fragt sich jeden Tag, wie krank sie eigentlich wirklich ist, unsere schöne, so reiche und im Wohlstandsrausch so sehr abgesoffene Erste Welt? Adam kennt ja einige dieser armen, verwirrten Knochengerüste persönlich. Er hat während seinem Studium einige Zeit lang den Chauffeur, Fotografen und sonstigen Handlanger für einen guten Freund, einen Miss-Show-Veranstalter, gespielt, der früher die Vorrunden dieser Ausscheidungskämpfe organisiert hat. Er weiß daher, wie diese Dörrstengel meist zustande kommen. So was geht ja meist nicht von alleine. Da muss man als westliche Frau, die jeden Tag vor den übervollen Regalen der Supermärkte steht und sich auch jeden Gusto, wie Schokolade und Eis, kiloweise leisten kann, schon ein wenig nachhelfen. Und das Catering bei diesen Dörrstengel-Beschauungen ist ja auch nicht ohne. Die Mädchen langen da immer ganz gehörig zu und dann verzupfen sie sich aufs Klo und stecken sich halt die Finger in den Rachen. Und jeder Mensch, der auf so eine Missen-Show geht, der weiß das auch, zumindest könnte er es wissen, wenn er das wollte. Aber Viele, insbesondere Jene, die nicht so „schön“ sind, denken wohl: so soll es auch sein. Die Schönheit soll nicht nur ein Geschenk Gottes sein. Also, wenn das nicht auf eine schwer kranke Kultur hindeutet?

Adam ist krank von diesem McDonalds-verburgerten und vom Schnellfresser- und Schnellgenießer-Wahnsinn entstellten Traum einer Möchtegern-Schönheits- und Schlankheitswelt. Ha, Alle träumen sie Tag aus, Tag ein, von sich als perfektes, diesem irrsinnig gewordenen Zeitgeist entsprechendem Ebenbild, ha, und doch wird eine Mehrheit vom mehr als bloß fleischig sein dominiert. Wenn Adam im Sommer auf einem Strand liegt, dann sieht er dort meist mehr dicke Mopserln wappelnd herumhüpfen, als den Modedesignern höchstwahrscheinlich lieb ist, schließlich müssen sie die wenigen Zentimeter Stoff ja auch an die Frau bringen.

Ha, ja, eigentlich könnte er damit ja glücklich sein. Doch sein Problem ist, dass er mit diesen „Schwergewichten“ nach heutiger und für ihn so kranker Sicht, die ja für ihn eigentlich Idealgewichte sind, noch nie auf Dauer glücklich gewesen ist. So sehr Adam auch verliebt war, es ging immer wieder schief, und zwar immer wieder auf dieselbe Art und Weise. Und er weiß es mit absoluter Sicherheit, auch die Frauen waren in ihn verliebt, und zwar schwer. Sie sind Alle fast daran zerbrochen, wenn er gegangen ist, weil er den ganzen kranken Klimbim, der diese Beziehungen beherrscht hat, nicht mehr ausgehalten hat.

Und warum ist er immer wieder gegangen? Weil er diese dauernden Scheiß-Depressionen nicht ertragen konnte! Sie stehen vor dem Spiegel, greifen mit Blicken voller Selbsthass in ihre eigentlich wunderschönen und sooo geilen Hüftschwarten, heulen sich einen ab und es ist an solchen Tagen absolut Nichts mehr mit ihnen anzufangen. Furchtbar. Du freust dich auf einen netten Tanzabend mit ihnen und dann kannst du ihn dir einrexen, und das wegen vielleicht zehn oder seinetwegen auch zwanzig Kilo schönstes Lebendgewicht „zu viel“. Wie oft hat er nicht am Nachmittag noch angerufen? Da war noch Alles in Butter. Er machte sich mit ihr aus, dass er sie gegen acht Uhr Abends abholen wird. Und dann kommt er und was muss er sehen: die schöne, nackte Pracht steht vor dem Spiegel, ist nicht ausgehbereit und heult sich mal wieder wegen Nichts und wieder Nichts Einen ab und Nichts ist es mit dem Ausgehen. Dabei täte ihr ja aus ihrer Sicht ein wenig Ausgehen und Tanzen sogar „ganz gut“. Na ja!

Adam wurde mit den Jahren, eigentlich sind es ja schon Jahrzehnte, jedenfalls immer empfindlicher auf diesem Gebiet. Man muss sich diesen armen Adam ja einmal vorstellen. Er ist schließlich ein absoluter Traum von einem modernen Feminismus-Softy, noch dazu einem, der auch hart sein kann, als Mann, wenn es im Leben drauf ankommt, so und so. Er weiß nicht nur, wie man ein Arschloch zu behandeln hat, damit es hinterher auch selber weiß, dass es ein Arschloch ist, ne, er weiß auch, wie man eine Waschmaschine bedient. Vom Bügeln bekommt er auch kein (ohne Grund) urplötzlich herbei philosophiertes Kreuzweh. Auch der Staubsauger liegt gut in seinen Händen, das soll heißen, er brummt da nicht anders als in den Händen einer Frau, und kein Staubfetzen ist ihm fremd. So ein gemeinsamer Putztag mit guter Hintergrundmusik und vielleicht anschließend gemeinsamer Dusche kann Alles in ihm verhärten, hihi. Da könnte er die geilsten, ja, sogar obergeilsten Geschichten erzählen. Er kann sich sogar den Geburtstag und sonstige wichtige Feiertage merken, wie zum Beispiel den Kennenlerntag, die erste Ficki-Ficki-Stunde und sonstige Annäherungs- und impulsiv entartete Miteinanderverschmelzungssekunden. Und wenn er einmal zufällig an einem Blumenstand, vielleicht am Markt, vorbeikommt, dann bleibt er dort nicht stehen, um nur mit der hübschen Marktfrau ein wenig zu scherzen, nein, er ersteht auch ein paar Blumen, so wie es sich nun einmal gehört, wenn man sein Weibchen daheim liebt und schätzt.

Ja, und er kocht verdammt gerne. Doch da fängt dann wieder sein hartes Leben an, das ihn zum armen Adam gemacht hat, und unser verrückter Zeitgeist spielt ihm einen Streich. Er lernt zum Beispiel eine richtige Frau kennen, schön rund, genau so, wie er sich eine Frau immer schon erträumt hat. Der erste Fick - ein Kampftag quer durch seine Bude. Kein Stuhl, der nicht gestöhnt hat, wenn er als Unterlage ausprobiert wurde, kein Tisch, der nicht bekleckert wurde und im Bett war dann sowieso Schwimmstunde. Da wurde einfach Alles geübt, vom Kraulstil an den Kitzelzehen hinauf zum so edel anmutenden delphin-zug-um-zug-gemäßen Zungenspiel, ein wenig auf dem Rücken zappeln bis hin zur ausgefeiltesten Brustschwimmtechnik, die man ja eigentlich erst als leicht angealterter Lustmolch so richtig einzuschätzen lernt. Ja, und auch das Tiefsee-Schweißtropfentauchen sollte man nie vergessen. Ja, und gerade diese Schweißaufschlecktechniken werden ja mit dem Alter immer leichter. Man muss sich weit nicht mehr so lange abplagen, wie in unbedarften Jugendzeiten, bis man ordentlich schwitzt. Und auch so war sie voll okay. Sie war keine Extrem-Feministin, die einen den Kopf mit ihren blöden und eigentlich so männerfeindlichen Flausen voll dröhnte, ein bisschen halt, gerade so, wie es sich halt gehört und wie es sein muss, in Zeiten, wie diesen, um mit diesen dummen Ewig-Machos, die es leider Gottes überall auch noch immer gibt, fertig zu werden. Sie wusste, was sie wollte, hatte auch ihren guten Job als Lehrerin im Griff. Und das Schmusen war, wie seine Zunge suhlen in süßem Schokoladepudding.

Doch dann kam der Hit, der absolute Mega-Hit. Man stelle sich vor: Adam kreiert in einem Anfall von kochender Liebe ein saugeiles Nudelgericht, Carbonara a la Adam für Eva, die Nudeln leicht über al dente, damit sie sich auch ordentlich mit dem Creme Fraiche, ein Drittel Vollmilch dazu, zu einer cremigen Schmiere schmierig weich verbinden, dazu viel Zwiebel und Schinken, beides fein geschnitten, ein wenig Speck, klein gewürfelt, Alles zart angebraten, zuletzt mit dünnen, zuerst sanft angekochten, saftigen Zuchini-Scheibchen abgemischt, dann noch eine große Knoblauchzehe, zuvor mit dem Messer winzig klein gehackt und dann zu einem Batz zerquetscht, ein paar Kapern hinein, Alles leicht gepfeffert, eine Fingerspitze Chili, dann Oregano und Basilikum, nicht zu viel, und eine Prise Salz, letzteres am besten gleich über die Nudeln, die im Nudelsieb auf ihr Dazutun warten, dann das Glas Creme-Fraiche hinein und gut abgemischt, kurz überkocht. Alles dann schön frisch und heiß auf den gedeckten Tisch, wo sie schon hungrig wartet. Adam legt dann meist noch schnell eine Lieblingsplatte von ihm auf: Sticky Fingers von den Rolling Stones. Spätestens nach „Wild Horses“ ist die ganze Welt da draußen vergessen. Dazu bester roter Shiraz aus einem heißen Südafrika, die Flasche zu Euro elf-neunundneunzig. Nein, lumpen lässt sich Adam bei seinen Festen nie.

Und dann noch der irre Nachtisch, natürlich Alles schon vorbereitet, so dass es in Minutenschnelle geht: Apfelnudeln, exakt nach Omas Rezept, also Kartoffelteig (auf mehliger Unterlage) mit den eigenen Händen zu kleinen, circa fünf Zentimeter langen, circa einen dreiviertel Zentimeter dicken Nudeln gewalzen, dann leicht braun angebraten, dann in derselben Pfanne, damit der Geschmack vom Kartoffelrösti nicht verloren geht, dünne Apfelscheiben zu hellbraunem Matsch zerdrückt, aufpassen, dass ja Nichts anbrennt, und dann die Nudeln dazu, Alles gut durchgemischt, dann noch Zucker und Zimt darüber, noch einmal umgerührt und fertig ist der Gaumenzauber.

Du schaust ihr verliebt zu, wie sie Alles genießt. Zuletzt würgt sie die letzten Nudeln runter, so dass sie klar ersichtlich fast daran zerplatzt. Sie kann gar nicht genug davon kriegen, du auch nicht, weil es so saugut schmeckt. Adam denkt schon, er ist der King und nun kommt die Zeit, wo das Große Fressen in ein Großes Lieben übergeht. Mehr Hauben für einen Koch hat es noch nie gegeben. Sie hat dauernd das Essen gelobt und gemeint, wie glücklich sie heute wäre. Noch nie zuvor hätte ein Mann für sie gekocht, und das auch noch so herrlich und so saugut. Und dann steht die Ziege auf einmal mir Nichts dir Nichts auf, vertschüsst sich aufs Klo, steckt sich den Finger runter und erbricht Alles. Du hörst ihre Reckerei auf dem Klo und denkst einen Moment: das Essen war doch nicht etwa grauslich? Doch du hast ja selbst gegessen und du weißt: es war bombastisch gut. Die Letzte, die das getan hat, hat Adam gleich darauf raus geschmissen. Und dann hat er sich ordentlich angesoffen. Scheiß Weiber! Also, da hört sich doch Alles auf, oder etwa nicht? Also kranker geht es wohl nicht mehr!

Adam hat eine irre Wut auf diese beschissene Wohlstandsverwahrlosung seiner Zeit. Er könnte da die irrsten Geschichten erzählen, noch viel, viel irrere, als die letzte eben, die ihm aber natürlich wieder kaum ein Mensch glauben würde. Und Jene, die sie ihm abnehmen, werden sich hüten, es zuzugeben, dass ihnen so eine irre Geschichte auch schon einmal passiert ist, schließlich regiert ja eine Alles nicht so Schöne übertünchende Gutmenschen- und Schönsprechphilosophie unsere ganze „schöne“ Zeit von Heute. Aber egal, eine Geschichte muss einfach noch sein. Ein echter und schockierender Höhepunkt aus den Realitäten von narrenhäuslicher Qualität mitten heraus aus der Mitte unseres Europa.

Ha, welch geiler Satz!? Mann o Mann, etwas Irreres hat Adam trotz seiner unermesslichen Erfahrungen auf diesem Gebiet noch nie zuvor erlebt. Er lernte ein fleischiges Püppchen kennen, ein Gesicht Marke Madonna. Alles schön fest, nicht schwabbelig, Megatitten, genau so prall, wie er sie liebt. Ein Hintern mal drei, so einer, wie ihn in seiner Pracht nur Männer, die noch echte Männer sind, entsprechend besteigen und somit würdigen können. Er geht ein paar Mal mit ihr aus, Alles paletti. Die Unterhaltung megaquirlig und alle Weltproblemchen übergreifend interessant, wie schon lange nicht mehr. Die Frau hat Humor und Adams manchmal vom manchmal so bösen Leben ein wenig „böse“ angehauchten Geschichten kommen gut an. Auch sie weiß da Einiges auf äußerst nette und lustige Art zu erzählen. Sie lachen sich ein paar Abende lang beide Einen ab, wie man so schön sagt.

Und irgendwann nach gut drei Wochen kamen sie zur Sache. Sie meinte auch, dass es höchste Zeit wäre, sich endlich einmal auszuprobieren. Alles lief prima an. Vorspiel Marke Satansmesse mit viel Kerzenlicht, guter Musik, Jim Morrison und Led Zeppelin ließen schön grüßen, auch ein Fläschchen Shiraz war wieder dabei, schon bald waren es dann zwei. Küssen, streicheln, fingerln, lecken und Alles, was halt so dazu gehört. (Als moderne, viellesende Vielsurferin oder als moderner, viellesender Vielsurfer auf den Erotikliteraturseiten im Internet weißt du ja, meine liebe Leserin, mein lieber Leser, was da so Alles noch dazu gehört, ich muss es also nicht näher ausführen, hihi.)

Aber dann kam der Über-drüber-mal-Wahnsinn-Hammer: Adam lag in seiner ganzen von Gott so gewollten Nacktheit hinter ihr und fühlte sich, wie im Siebten Himmel, so als schwebte er auf einer Wolke hoch oben über dem Blauen Planeten, eingepackt in einen Wattebausch der Streichel- und Finger-in-alle-Löcher-Steckigkeiten. Einfach wohlig und geil. Er war glücklich, wie schon lange nicht mehr, und auch ER da unten wollte es endlich sein. Also steckte Adam IHN in ihre von Vorspielen aller Art schön vorgewärmte und schon extrafeuchte Muschi hinein. Und siehe da, ER wurde dick und fett und ix-ix-largig-lang. ER STAND und meinte: „Geil! Geil! Geil! Die nehmen Wir!“

Pingo! Und was, bitte, was war Das? Ganz leise, zaghaft, so dass Adam es fast überhört hätte: „Ach, graust dir nicht vor mir?“ Adam dachte, er hätte nicht richtig gehört. ER da unten jedoch wusste sofort, was sie da gesagt hatte und war in Null-Komma-Nichts mausetot, er schrumpelte ein. Doch Adam konnte es nicht glauben und fragte nach: „Was, bitte, was hast du da gesagt?“ „Ach, graust dir nicht vor mir? Ich bin sooo fett!“

Shit! „Sag mal, spinnst du? Ich liebe dich, genau so, wie du bist. Verdammt!“ Und da packte ihn die Wut. Alles kam wieder in ihm hoch und er wurde böse, brutal, so dass ihm nachher vor ihm selber graute. „Weißt was? Schleich dich! Schleich dich aus meinem Bett.“ Er hat sie dann hinaus geschmissen aus der Wohnung. Sie hat geheult, dass er sich fast noch erbarmt hätte. Aber er hatte einfach keine Lust, sich das noch weiter anzutun. So eine Beziehung hatte er schon, hatte er schon viel zu oft. Er hat sich geschworen: In seine Bude kommen keine Depressionen mehr wegen Nichts, ja, wegen gar Nichts. Sie hatte dann gerade noch so viel Zeit, dass sie sich anziehen konnte. Und tschüss!

Adam ist überzeugt: Er ist schwer krank von dieser seiner Welt. Und krank ist auch diese von einem Schönheitswahn, so und so, beseelte westliche Welt. Ein einziges Narrenhaus sich einander gegenseitig bewirrender und so abartiger Gefühle. Diese westliche und so zivilisierte Welt schreit geradezu nach einer wieder glücklich machenden Armut und einem endlich wieder Zueinanderstehen-Müssen in schlechten Zeiten. Diese westliche und sooo wohlstandsverwahrloste Zeit von Heute schreit sooo laut nach Krieg, und dies, ohne es zu ahnen. Und sie kriegt ihn nun auch, diesen Krieg, von dessen Unsein sie heute keine Ahnung mehr hat. Er patscht heran auf seinen stählernen Massenmörderstiefeln, genau so, wie ihn Alfred Kubin damals 1912 gezeichnet hat, leise noch, so ganz, ganz leise. Er frisst sich gerade die Hungerpfade der Dritten Welt herauf Richtung Festung Europa, so wie damals vor über hundert Jahren aus den Arbeiterslums mitten hinein in die Burgen und Schlösser eines Arschloch-Adels. Man kann ihn sogar hier ganz deutlich am überboardenden Asylantenstrom erkennen und wenn man das will, auch vorher ahnen. Die Menschen laufen ihm da unten, wenn sie denn vor lauter Hunger und Durst noch laufen können, voll Angst davon. Adam hat ihn aber auch schon so in seiner ganzen Größe stapfen gesehen …. in seinen oft so bösen Träumen. Und Adam kann ihn auch täglich in den Mülltonnen sehen, die voll sind von einer Unmenge von Tonnen von vergammelten Lebensmitteln. Adam, sooo krank an seiner Zeit und deshalb in seiner Dichtersprache so abartig geworden, er weiß, WER da nun kommt. Adam ist ja nicht umsonst ein Dichter dieses Kriegs.

© Copyright by Lothar Krist (29.8.2004 von 01.00 – 03.20 im Smaragd)

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.10.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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