Eveline Dächer

Samstagsvergnügen

Samstags früh morgens 6.30h –
wir können heute alle etwas länger schlafen.
Ich drehe mich genüsslich stöhnend auf die andere Seite – noch anderthalb Stunden
kann ich heut schlafen....hmmmmm herrlich !
Kann – könnte, doch – warum kann ich nicht mehr einschlafen?
Was wollte ich heut alles erledigen - -- erst mal schlaaaaafen.
Geht es auf der anderen Seite besser? Nein, auch nicht.
Auf dem Bauch vielleicht? Ich will noch schlafen, schlafen , schlafen.
Die Wohnung kann ich doch später machen, schlafen...... Wäsche muss ich noch bügeln,
Jetzt nicht ! Kommen die Kinder heute ? ..... die schlafen noch ! dreh dich rum!
Wenn das Wetter hält, kann man im Garten nach dem Rechten sehen..... Nein !
Jetzt will ich noch schlafen !
Die Leuchtziffern des Radioweckers zeigen 6,58h.
einundzwanzig, zweiundzwanzig,dreiundzwanzig...... ich zähle Schäfchen, auch hier klappt
es nicht, ich beneide meinen Mann an meiner Seite, der sägt einen kleinen Kiefernwald.....chhhhhhhhh., chhhhhhhhhhhhhhh.....
Es hat keinen Zweck, hoch, die Arbeit wartet,
übrigens braucht man ,wenn man älter wird auch nicht mehr so viel Schlaf,
raus aus dem Bett, basta !
Kaffeewasser aufgesetzt. Wieso brauch ich nicht wie andere Menschen die Kaffeemaschine?
Wieso muss ich Kaffee brühen ? Er schmeckt halt irgendwie besser .... Einbildung,
alles Einbildung.
Ab ins Bad. Aus dem Spiegel schaut mich ein ganz und gar nicht weekendmäßig gelauntes ,
strahlendes Fernsehfrauengesicht an. Ich ziehe meinem Konterfei die Nase kraus und völlig undamenhaft streck ich meinem Spiegelbild die Zunge raus.
Ich beginne mit der Morgentoilette. War die Dusche eigentlich immer so klein oder hab ich
an Umfang zugelegt ? Ich stoß überall an. Aua, der Duschkopf fällt mir aus der Hand.
Jetzt reicht es, Schluss. Ich frottiere mich schnell ab, Zähneputzen mit Kniebeugen –
das ist gut bei zu niederem Blutdruck, behauptet mein Hausarzt.
Ab in die Küche, der Kaffee duftet doch besser wie der aus der Maschine !
Schnell eine Tasse zum Wachwerden.. Samstagskleidung Jeans und Pulli,
kann ich mir im Büro nicht leisten – bei meinen Rundungen, die trotz Knäcke und Joghurt
nicht schmelzen wollen.
Die Familie rührt sich nicht – ok, sollen sie heut ausschlafen...... Ja? Warum nur die?
Warum ich nicht auch?
Ich werde nun die Morgenstund, die bekanntlich Gold im Mund hat, nutzen,
meinem Hobby nachgehen.
Ich marschiere auf den Markt . Dieser, mein Markt, ist aber kein gewöhnlicher Wochenmarkt.
Dieser Markt findet täglich statt, ich kann leider nur samstags hier hin, weil mein Chef
im Büro etwas dagegen hätte, wenn ich täglich hier her käme.
Dafür reicht auch mein Buget nicht aus.
Denn hier finde ich alles, was man braucht ......oder auch nicht braucht.
Mein Samstagsvergnügen , meine Schritte werden automatisch schneller, ich höre die ersten Marktschreier schon.
Hier herrscht ein Stimmengewirr wie seinerzeit in Babylon.
Kölsch, hochdeutsch ab und zu, französisch, türkisch, griechisch, italienisch, spanisch,
kroatisch, polnisch, sogar russisch, ganz selten mal englisch.
Ja, Insider wissen wo ich bin, in Köln-Nippes auf dem Wilhelmsplatz!
Menschen aller Rassen und Trachten schlängeln sich durch die Gänge, an den Ständen vorbei
Hier gibt es nichts , was es nicht gibt.
Blumen, vom Stiefmütterchen bis zur Orchidee-, Obst – vom deutschen Boskop bis zu den
exotischen Spezialitäten aus aller Welt. – Radiccio aus Italien, Chiccori aus Belgien,
Fenchel, Paprika aus der Türkei, Kohl und Salate, Artichocken aus Frankreich,
Blumenkohl aus Holland, Tomaten von Mallorca, Auberginen aus Kroatien, Spargel aus
Griechenland,und, und und.
Werkzeuge, Zollstöcke, Wasserwaagen wofür brauchen wir noch Baumärkte ?
Bestecke, wenn man Glück hat Kaiser- oder Thomas-Porzellan, handgeschliffene Kristallgläser
aus Russland, Nippsachen, Postkarten, Strümpfe, Schreibpapier, Kugelschreiber, Batterien,
Stifte, Taschenrechner, Digitaluhren, Gardinen , Stores, Stoffe aller Art vom Karnevalsstoff
bis zur edelsten Seide, Mäntel, Kleider, Ledertaschen,Röcke, Blusen, Pullover von billig bis feinster Kaschmirqualität, Kinder- + Babykleidung, Bettwäsche, Handtücher, Schuhe – von Birks, über Stiefel bis zum feinsten italienischen Leder.Unterwäsche von Makko bis Seide, Miederwaren, Spielsachen, Kuchen, Fisch,Gewürze frisch und getrocknet, Butter, Eier , Käse, Wild, Geflügel,
Wurst, Wolle, Modeschmuck – fehlt noch was?
Dieser Markt ist zwar kein Bazaar, aber Ähnlichkeiten mit einer orientalischen Kasba
lassen sich nicht verleugnen.
Ich hab meinen Rundgang über den Platz beendet, Preise verglichen, nun kann ich in Ruhe
gezielt kaufen.Taschen und Tüten sind voll, die Geldbörse zwar geplündert aber noch da,
ach ja,ich vergaß die Taschendiebe zu erwähnen, die hier genauso gut ihr Handwerk verstehen.
Mein Heimweg wird immer weiter, meine Arme immer länger, na noch 2 Straßen, dann hab ich es geschafft. Jetzt 2 Etagen rauf ? Nein, nun kann bestimmt jemand helfen, die werden doch nun
wach sein. Ich schelle Sturm, mein Mann kommt herunter gelaufen . Er sieht eigentlich noch
gar nicht munter aus. Er nimmt mir die Taschen ab.
Oben serviert er mir einen Kaffee, er hat ein schlechtes Gewissen, dass er so lange geschlafen
hat.Der Glückliche konnte, ich nicht.
Wir trinken gemeinsam Kaffee und überlegen, was zuerst in Angriff genommen werden soll.
Wäsche oder , oder,
Es klingelt Sturm – wir sehen uns an---- unsere Tochter kommt mit den beiden Enkeln, Sie hat
Einiges zu erledigen, “Ihr könnt doch, oder?“
Wir brauchen nun nicht mehr zu überlegen, wenn die zwei Rabauken weg sind,
dann - ja dann können wir die Wohnung aufräumen –
dann lohnt es sich.
Es ist eben Samstag.

.

Nach einer harten Arbeitswoche hab ich mich immer auf
"meinen" Markt gefreut.Da konnte kommen was wollte, der Besuch gehörte zum Pflichtprogramm am Samstag.
Heut wohn ich nicht mehr dort, aber ab und an muß ich auf diesen Markt.
Eveline Dächer, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.10.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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