"Eine Geige!", jubelte der kleine Victor. Damit war sein sehnlichster Wunsch in Erfüllung gegangen. Für ihn begann ein Traum wahr zu werden und für die Nachbarn ein Albtraum.
"Ich halte dieses Gejaule nicht mehr aus," beschwerte sich Herr Backe bei ihm und seinen Eltern, die ihn in Schutz nahmen und erklärten, man müsse das Talent seiner Kinder fördern.
Victors Kommentar lautete lediglich,"tut mir leid," ohne die geringste Spur von Mitleid und er übte unbeirrt täglich weiter, regelmäßig jeden Mittag und am Abend.
"Jetzt reicht's mir! Euch werde ich es zeigen!", sagte Herr Backe und sann auf Rache. Er kaufte eine Posaune, in die er wie ein Besessener hineinblies, sowie ihn Victors Gefiedel nervte. Dadurch löste er bei Herrn Klang von nebenan die reinste Hysterie aus.
"Ich bringe Sie um, wenn Sie nicht mit dem Geblase aufhören," rief er rasend vor Wut, doch Blacke blieb ungerührt. "Tur mir leid. Ich muss posaunen, um meiner Selbst willen," meinte er und blies fortan kräftig weiter.
"Na warte, dass sollst du mir büßen!" Herr Klang erwarb eine elektrische Orgel. Jedesmal, wenn Backe blies, hämmerte er auf die Tasten, so dass das Trommelfell von Herrn Schlag, seinem Nachbarn, zu zerreißen drohte.
"Nehmen Sie doch bitte Rücksicht! Oder können Sie es verantworten, wenn ich am Ende noch taub werde?", stöhnte Schlag.
Backe übernahm dafür natürlich keine Verantwortung, doch er blies weiter...
Herr Schlag sah sich gezwungen zu handeln. Er kaufte sich eine Pauke, auf die er einhaute, bis sich die Balken bogen.
Jeden Tag bildeten sich Menschentrauben vor dem Reihenhaus.
"Was für ein Katzenjammer! Hört euch das an! Meine Güte, dieser ohrenbetäubende Krach! Welch verrücktes Haus!"
Hysterie breitete sich aus. Es kam zu Streitereien, Verkehrsbehinderungen und Auffahrunfällen, woraufhin die Geschwindigkeitsbegrenzung herabgesetzt wurde. Ungeachtet dessen setzten die vier Musikanten ihr disharmonisches Gegeneinander fort.
Eines Nachmittags geschah es dann. Viktor geigte und zum ersten Mal traf er die richtigen Töne. Backe stimmte mit seiner Posaune harmonisch ein, Klang fand auf Anhieb dazu die passenden Akkorde und Schlag hämmerte völlig im Takt. Eine wahrhaft schöne Melodie ertönte, schwang sich auf und erhob sich, um als sichtbare hellrosa Wolke über die Köpfe der staunenden Menschenmenge hinwegzuschweben. Die Wolke der Harmonie trieb schnell voran und versprühte unter sich einen zarten Nebel. Eine sonderbare angenehme Wärme breitete sich aus und erreichte die Herzen der Menschen, die sich in ihrer Aura von Rosa gegenseitig ein Lächeln schenkten. An diesem Tag blieb alles friedlich in der Stadt. Man hörte, dass die rosa Wolke auch in anderen Gegenden gesichtet wurde und überall, wo sie auftauchte, eine Spur Fröhlichkeit hinterließ.
Vorheriger TitelNächster TitelLiebe Leser,
Musik hat Macht über den Menschen. Sie kann die unterschiedlichsten Emotionen hervorrufen. Liebende haben meist ein gemeinsames Lied. Ich finde Lieder besonders schön, wenn sie die Menschen veranlassen gemeinsam zu träumen, zu lachen, fröhlich zu sein, miteinander zu singen. Musik ist die Sprache der Herzen. Was wären wir ohne sie...Elke Anita Dewitt, Anmerkung zur Geschichte
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.02.2002.
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