Joana Angelides

Der Mann im Mond



Die beiden Sternenwanderer, Tim und Tom waren wieder auf einer Fahrt von einer Galaxis in die Andere.
Sie mußten wieder Sternenstaub für die Traumfabrik auf Osiris bringen, dann Bücher nach Herklon für die Bibliothek liefern. Oder Pakete von einer Galaxy in die andere mitnehmen.

Doch auf dieser Fahrt gab es eine kleine Abwechslung. Sie werden Zwischenstation beim Mann im Mond machen.

Es ist immer lustig bei ihm. Besonders, wenn Vollmond ist und er genug Platz hat. Dann lädt er immer auch Frau Luna ein, sie essen dann zusammen im wunderschönen Garten, gleich im
Schatten des Plato-Kraters, der keinen sehr hohen Wall hat. Die Sonne breitet ihr Licht darüber und beleuchtet eine große Anzahl von Kinder die von den anderen Galaxien und Sternenhaufen gekommen ist. Die Kinder werden vom Mann im Mond immer eingeladen, um ein paar schöne Tage am Mond verbringen zu können.
Da stehen ihnen dann Schaukeln und Ringelspiele zur Verfügung, sie dürfen mit dem Mondmobil fahren und auf den Felsen herum klettern. Dann fühlt sich der Mann im Mond wieder jung.
Sie werden nur ängstlich, wenn die Mondfähren, oder Wettersatelliten zu nahe am Mond vorüberfliegen.

Wenn der Mond dann im Abnehmen ist, zieht sich der Mann im Mond auf die Rückseite des Mondes zurück. Er überquert die Grenze von Licht und Schatten, Terminator, genannt und zieht sich auf die Rückseite zurück. Dort war noch nie jemand anderer, dort ist es sehr geheimnisvoll. Es blinken viele Edelsteine zwischen den Steinen hervor und es gibt Flüsse aus silbrig glänzenden Wasser und Wasserfälle. Dort sind auch Träume versteckt und warten nur darauf, eines Tages entdeckt zu werden. Die Gedanken von Menschen, die sich lieben werden dort aufgehoben und manchmal machen die Sternschnuppen dort auch Rast.


Gerade eben schwenken Tim und Tom in die Umlaufbahn zum Mond ein und landen in einem kleinen Krater, der dafür bestimmt war.

Der Mann im Mond hat schon auf die beiden Sternenwanderer gewartet. Er möchte ihnen Post mitgeben für die Erde. Es ist ein nicht sehr großes Paket, sorgfältig mit Mondpapier umwickelt und verschnürt mit silbernen Mondstrahlen.

„Was ist denn da drinnen?“ Tim, oder war es Tom, schauen neugierig.

„Das sind Edelsteine von der Rückseite des Mondes. Dort gibt es solche Steine in Hülle und Fülle und ich will welche an eine liebe Freundin schicken, an die indische Prinzessin Chiara, vom Planeten Erde. Sie war vor zwei Jahren hier, als wir gerade Neumond hatten und man auf der Rückseite des Mondes eislaufen konnte. Ich habe ihr Steine für ihr Diadem versprochen. Ich kann ja den Mond nicht verlassen, ich muß ja für immer da bleiben.“
Er seufzte tief und schaute ganz traurig.

„Ja, nehmen wir mit. Sie wird sich sicher freuen und vielleicht kommt sie dich ja wieder einmal besuchen? “ Tim und Tom hofften es sehr, schon um die Traurigkeit des Mannes im Mond zu vertreiben.

„Ach, das wäre schön!“

„Aber sag, wir dachten, es darf niemand außer dir auf die Rückseite des Mondes?“

„Naja, ich habe bei Prinzessin Chiara eine Ausnahme gemacht! Ich liebe sie doch und habe gehofft, wenn sie die Rückseite sieht, dann bleibt sie vielleicht da! Aber ihr dürft es niemand sagen!“

„Nein, nein, wir sagen es niemand,“ versicherten die Beiden.

Er ließ ganz traurig den Kopf hängen und Tim und Tom spürten seine Melancholie.


Tim und Tom mußten wieder weiter fliegen. Sie starteten und flogen weg, nicht ohne dem Mann im Mond zuzuwinken.

Der Mann im Mond blieb traurig zurück und blickte voller Sehnsucht auf die Erde hinab. Immer, wenn er an die Prinzessin dachte, rollten zwei kleine Tränen über seine Wangen und blieben im Staub des Mondes liegen. Sie verwandelten sich in silberne Perlen.

Er sammelte sie immer ein und hob sie in einer Vase auf. Immer, wenn dann die Vase voll ist, geht er bis zum Rand des Mondes. Blickt auf die Erde hinab und läßt die silbernen Perlen hinab gleiten. Sie sind Grüße an die Menschen, insbesondere an die Prinzessin Chiara.

Sie fielen hinab ins Meer und wenn man in Vollmondnächten hinaus aufs Meer schaute, dann glitzernden die Perlen in den Schaumkronen der Wellen wie silberne Tropfen und alle Menschen konnten sie sehen.

Zuerst mußten Tim und Tom zu den anderen Galaxien fliegen, raus aus der Milchstraße und quer durch den Weltraum um die anderen Dinge abzuliefern und anderes wieder einzukaufen.

„Wo ist denn Omega?“
Der Hund war nirgends zu sehen. Das war schon einmal sehr verdächtig. Denn wenn er so ruhig ist, dann stellte er gewöhnlich irgend etwas an.

Tom fand ihn im hintersten Winkel des Raumschiffes. Er hatte einige kugelförmige Steine vom Mond mitgenommen und versuchte sie aufzubeissen. Er war überzeugt, daß man sie fressen kann.

„Omega, schau welchen Mist du da machst! Die Steine kann man nicht aufbeissen, du wirst deine Zähne kaputt machen!“
Er nahm ihm die Steine weg und ignorierte das Fauchen des lieben Kerls, das eigentlich nur komisch wirkte. Manchmal glaubt Omega, daß er ein Löwe ist.

Nachdem sie dann ihre Tour erledigt hatten, den Sternenstaub in der Traumfabrik auf Osiris abgeliefert hatten und die Bücher an Herklon geliefert hatten, mußten nur mehr kleine Besuche gemacht werden, um verschiedene Aufträge zu erfüllen.

Nun hatten sie nur mehr die Aufgabe bei der indischen Prinzessin Chiara die Edelsteine vom Mann im Mond abzuliefern.
Das war aber gar nicht so einfach, denn sie konnten nicht so ohne weiters auf der Erde landen, ohne aufzufallen. Sie waren ja nur Romanfiguren, in der Fantasiewelt gefangen

„Tante Monika muß her!“ Sagten beide gleichzeitig.

Omega spitzte die Ohren und bellte begeistert. Er liebte Tante Monika, sie konnte mit ihm sprechen, verstand auch was er sagte. Das konnten Tim und Tom nicht
Sofort kam er aus seinem Winkel hervor und verteile die verbliebenen Krümel der Steine auf den ganzen Teppich.

„Öffne doch einmal das Weltentor und schaue, wo Tante Monika ist.“ Sagte Tim zu Tom

Tom drückte den großen grünen Hebel hinauf und rief:
„Tante Monika, hörst du uns?“

„Oh, was ist denn schon wieder los? Ich bin gerade dabei einen Sessel in der Küche anzustreichen, ich habe gar keine Zeit!“

Lisa und Klaus kamen gelaufen. Sie hatten die Stimme von Tom gehört und hofften wieder auf ein Weltraumabenteuer mit Tante Monika, Tim und Tom und natürlich auch Omega!

„Tante Monika komm, Tim und Tom brauchen uns!“
Sie nahmen Tante Monika den Pinsel aus der Hand und zerrten sie zu dem offenen Weltentor.

Sie nahmen sie in die Mitte und gemeinsam gelang der Sprung in die Welt von Tim und Tom.
Wie immer, wenn sie das Weltentor passierten, änderte sich ihre Kleidung. Sie erstrahlten sofort in silbernen Anzügen, wie sie eben im Weltraum getragen werden.

Omega war begeistert, er sprang an Tante Monika in die Höhe und hieß ganz begeistert willkommen.

„Jaja, Omega, beruhige dich doch. Wir können ja gar nicht sprechen, so laut bist du!“

Und zu Tim und Tom gewandt:
„Also, da sind wir nun, was können wir denn für euch tun?“

„Der Mann im Mond will der indischen Prinzessin Chiara Edelsteine schenken. Sie soll sie dann in ihr Diadem einarbeiten und sich daran erinnern, daß der Mann im Mond ganz traurig ist, daß sie schon zwei Jahre nicht mehr auf Besuch kam.“

„Ohja, ich kenne den Vater der Prinzessin. Es ist der Fürst von einem kleinen Land am Himalaya. Ich sollte ihn sowieso wieder einmal besuchen. Ich werde die Juwelen dann für die Prinzessin abgeben.“

„Was, du kennst einen Fürsten am Himalaya!“ Lisa und Klaus waren fassungslos.

„Ja, wir haben einige Abenteuer miteinander bestanden, aber das erzähle ich euch ein anderes Mal!“

„Sag, was hast du denn da im Gesicht, Tante Monika?“ Fragte Omega der Hund.

„Das ist weiße Farbe, ich habe gerade einen Sessel gestrichen, als ihr mich gerufen habt.“

Omega sprang in die Luft und machte eine Rolle und landete wieder auf allen vier Pfoten. Er wiederholte das einige Male.
„Tante Monika streicht Sessel, Tante Monika streicht Sessel!“ Bellte er.

Tim und Tom können sich gar nicht daran gewöhnen, zu verstehen, was Omega so bellt. Das gelingt nur, wenn Tante Monika anwesend war.
„Ruhig jetzt, Omega! Also, Tante Monika, wir werden nun Kurs auf Indien nehmen und dich dort absetzen. Wenn du die Juwelen übergeben hast, dann rufe nach uns und wir nehmen dich wieder auf. Wir geben dir hier eine große Brosche mit einem grünen Stein. Er ist wie eine Kamera, wir können dann alles sehen und hören, was sich abspielt.“

Tim machte die Brosche an Tante Monikas Anzug an und geht zum Armaturenbrett um den grünen Hebel für das Weltentor zu öffnen.

„Warte noch einen Moment, da taucht schon der Himalaya auf.“

Sie machen einen Bogen mit dem Weltraumschiff und fliegen das Gebirge vom Süden an.

„Jetzt!“ Ruft Tom und Tim drückt den grünen Hebel hinauf und das Weltentor tut sich auf und Tante Monika springt schnell hinein.

Wie von Geisterhand hingestellt, erscheint sie mitten im Thronsaal des Schlosses am Himalaya.

„Tante Monika, ja wo kommst du denn her?“ Der Fürst war aufgesprungen und schaut neugierig herum. Wie war es möglich, daß Tante Monika so plötzlich mitten im Raum stand? Er verstand die Welt nicht mehr.

Tante Monika macht eine tiefe Verbeugung.
„Majestät, ich begrüße sie!“
„Ach, laß doch diese Formalitäten, komm in meine Arme!“
Er öffnet seine Arme weit und umarmt Tante Monika herzlich.

„Es sind so viele Jahre her, wie geht es dir?“
Er führt sie zu einer Sitzgruppe, gleich neben dem großen Fenster, von wo er sein Reich gut überblicken kann.

Tim und Tom haben den Luftraum über dem kleinen Fürstentum verlassen, doch können sie alles am Bildschirm genau beobachten. Auch Lisa und Klaus verfolgen gespannt, was sich nun abspielt. Lisa hat Omega am Schoß und krault sein Fell.

Nun unterhalten sich die beiden am Fürstenhof und scherzen und lachen laut.

„Sage, Tante Monika, was führt dich denn zu mir?“

„Ich habe ein Geschenk für deine Tochter, der Prinzessin Chiara.“

„Oh, und von wem ist dieses Geschenk?“

„Es ist vom Mann im Mond, er schickt es der Prinzessin für ihr Diadem.“

Der Fürst greift nach der Tischglocke und befiehlt dem eintretenden Diener, Prinzessin Chiara herein zu bitten.

Nun betritt die Prinzessin den Saal. Sie ist wunderschön gekleidet, mit einem weit hinter ihr schwingenden blauem Seidenkleid, ihre langen schwarzen Haare sind zu einem dicken Zopf gebunden und reichen fast bis zu dem Saum am Kleid.

„Komm her mein Kind, meine liebe Freundin Tante Monika hat dir ein Geschenk vom Mann im Mond gebracht. Hier nimm es und mache es selbst auf!“

Sie nimmt mit einem kleinen Knicks das Geschenk aus Tante Monikas Hand und öffnet das Paket mit zitternder Hand.
Als sie es geöffnet hat, entweicht aus dem Paket ein wunderbarer Schein, der dem ganzen Raum in strahlend blaues Licht taucht und ein Funkeln und Strahlen irrt im Raum herum.

„Oh, sie sind wunderschön, ich bin ja direkt geblendet von ihrem Licht!“ Jubelt die Prinzessin.
Selbst der Fürst und auch Tante Monika sind überwältigt von diesem Strahlen, das sich ringsherum ausbreitet.

„Ach, wie soll ich mich bedanken? Wie kann ich meine Dankbarkeit beweisen?“ Chiara schaut ganz ratlos.

„Prinzessin, du kannst dem Mann im Mond die größte Freude machen, wenn du wieder einmal auf Besuch zu ihm kommst. Das ist alles, war er sich wünscht!“

„Ohja, sagen sie ihm, ich werde bald wieder kommen, es war ja wunderschön bei ihm!“

„Das ist alles, was er sich wünschen kann, Prinzessin. Wenn du nachts auf den Mond blickst, sei sicher, daß der Mann im Mond dir Mondlicht mit silbernen Perlen über das Meer schickt!“

Tante Monika verabschiedet sich nun wieder vom Fürsten und auch von der Prinzessin und ruft nach dem Weltentor, das sich sofort auftut. Mit einem raschen Schritt durch das gleißende Licht des Weltentor ist sie wieder im Raumschiff zurück.

Alle begrüßen sie überschwenglich, Omega springt an ihr hoch und Tante Monika streicht sich die Haare zurück.
„Oh, ist das alles anstrengend. War aber wunderbar, wieder einmal meinen Alten Freund, den Fürsten getroffen zu haben.“

„Tante Monika, du warst wunderbar, danke vielmals! Wir werden euch nun wieder zurückfliegen und dann beim Mann im Mond vorbei fliegen und ihm die Botschaft der Prinzessin überbringen!“

„Ja, bitte, denn es ist höchste Zeit, daß ich wieder in mein Haus komme, ich muß noch den Sessel fertig streichen!“

Sie verabschieden sich von Tim und Tom, streicheln noch einmal Omega und dann schreiten sie durch das gleißende Licht des Weltentores.

Klaus hat es besonders eilig, stolpert über den Farbtopf und die weiße Farbe ergießt sich über den Fußboden.
Tante Monika erschrickt und zieht ihm bei den Ohren.

„Sag, die fliegst ins Weltall aber in meiner Küche aufpassen kannst du nicht!“

Dann lachen sie alle drei.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.11.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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