Jörg Fischer

Hoffnung

Das Zimmer. Es war sein Reich. Sein Eigen. Stets fühlte er sich hier geborgen. Und nun? Was war passiert, was war geschehen?
Er saß auf dem Stuhl in der Mitte des Zimmers und starrte an die Decke. Der ganze Raum schien in ein tristes Grau gehüllt. Überall standen farblose Möbel, ein farbloser Fernseher und genauso farblos waren die Töne, welche sich aus der Stereoanlage in das fade Zimmer ergossen. Er selbst schien farblos. War dem auch wirklich so? Lange sann er darüber nach. Was bedeutet Farbe? Warum brauchte er Farbe? Oder Licht? Brauchte man Licht?
Ohne Licht gäbe es keine Farben. Wenn man nun Farben brauchte, war dann auch das Bedürfnis nach Licht unerlässlich?
All diese Gedanken durchzogen seine öden Gedanken. Er spürte keine Schmerzen, keine Freude, keine Trauer. Es herrschte nur erdrückende Leere. Alles schien dumpf und ohne Sinn.
Was sollte das alles nur? Käme überhaupt etwas dabei heraus.
Gab es denn noch etwas, worauf zu hoffen es sich lohnte? Das Licht seiner Tage war von ihm gewichen. Es hat Tage gegeben, an denen war es in kleinen Portionen aufgetaucht und versüßte ihm die Stunden, dann gab es wieder Phasen, an denen das Grau seine Gedanken beherrschte. Wie eine dicke Wolke legte es sich auf sein Gemüt. Nichts vermochte diese Wolke zu verdrängen. Oder gab es doch noch eine Lösung? Wenn das Licht, welches er verloren glaubte, zurückkehren würde, dann begänne der Keim zu sprießen.
Der Keimling, welcher sich durch den dunklen und dicken Boden frisst, bis er die Oberfläche erreicht hat. Die harte Oberfläche aus grauer Masse jedoch lässt sich nur schwerlich durchbrechen. Dieser Keim schafft es aber und bricht durch ans Licht. Das Licht durchdringt ihn und er schöpft Kraft und Entschlossenheit. Dann beginnt er zu sprießen und sich dem Licht entgegenzurecken. Wenn er nun seine Blätterpracht entfaltet, wird man feststellen, dass sie grün sind. Die Blüten schillern in allen nur erdenklichen Farben. Das Licht lässt Farben entstehen. Einem Regenbogen gleich breiten sie sich überall aus. Er lehnte sich zurück.
Ein Lächeln stahl sich auf die Züge.
Sein Blick durchwanderte das in allen Farben leuchtende Zimmer.
Das Telefon klingelte. Im Aufstehen öffnet sich sein Mund und leise entweichen ihm die folgenden Worte: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“


Diese Geschichte ist als Ventil entstanden. Das Schreiben ist oft eine gute Lösung, um irgendwelche aufwühlenden Erfahrungen zu verarbeiten oder seine Gedanken zu ordnen. Ich hoffe, die Aussage meiner Geschichte kommt rüber.
Viel Spass noch.
Jörg
Jörg Fischer, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.11.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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