Andrea Küppers

Haifa - Tel Aviv - Jerusalem/Israelische Vielseitigkeit




In israelischen Kreisen werden die drei Metropolen folgendermaßen charakterisiert:

- In Haifa wird gearbeitet
- In Tel Aviv wird getanzt
- In Jerusalem wird gebetet

Das heißt in keiner Weise, daß die beiden anderen Charaktermerkmale für die jeweils anderen Städte nicht zutreffen würden. Aber die unterschiedlichen Eigenschaften sind doch für den Israelkenner eindeutig erlebbar.

Haifa, auch “Bergstadt am Meer“ genannt, ist in drei Ebenen vom Mittelmeer hinauf zum Berg Karmel angelegt. Aufgrund ihrer reizvollen Lage zählt sie zu den schönsten des Mittelmeerraumes. Abgesehen davon ist Haifa auch eine der fleißigsten und emsigsten Städte Israels. Hier befindet sich einer der größten Industriestandorte des Landes und der riesige Hafen mit seinen vielen Frachtschiffen, Lagerhallen und Silos zeugen von ihrer ökonomischen Größe. Hier wird teilweise sogar, für andere israelische Städte undenkbar am Sabbat gearbeitet.

Fazit: Diese produktive Kapitale im Norden des Landes trägt
erheblich zur positiven Wirtschaftlichkeit des Landes bei.


Tel Aviv(hebr. Frühlingshügel) ist die profanste und westlichst geprägteste Stadt des Landes. Darüberhinaus ist sie eine der mondänsten des gesamten Nahen Ostens. Von ihren Liebhabern wird sie gerne T. A. als pendant zu Los Angeles bzw. Big Orange genannt. Auf den Hauptgeschäftsstraßen wie z. B. Dizengoff-Boulevard oder Allenby laden moderne Einkaufszentren bzw. Boutiquen und nette Cafes zum bummeln und verweilen ein.

Am Abend kann man sich entweder in einer der zahlreichen Lokalitäten treffen, sich bei einem Konzert der weltberühmten Israel-Philharmoniker entspannen oder sich an einem Besuch der vielen Museen und Theater erfreuen. Der ansonsten heilige Sabbat wird hier als ein arbeitsfreier Tag gesehen, an dem man sich mit anderen “Tel Avivniks“ auf der schönen und langen Strandpromenade zum tanzen und flanieren trifft. In keiner anderen israelischen Stadt ist es leichter Freunde zu finden.

Es gibt wohl überhaupt nur wenig Städte auf der Welt die toleranter sind. Unter Berücksichtigung der allgemeinen Grundordnung kann hier jeder sein Individuum ziemlich unkonventionell ausleben. Dies kommt den bildenden Künstlern, viele leben und arbeiten im zu Tel Aviv gehörenden historisch bedeutenden Jaffa, sehr zu gute. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, daß Israel auf dem Kunstsektor international hoch angesehen ist.

Doch die Dolce Vita hat auch eine bittere Kehrseite. Erstens ist das Leben in Tel Aviv sündhaft teuer, sodaß sich die meisten nach mehr oder weniger kurzer Zeit andere Existenz- und Wirkungsstätten suchen, zweitens kann hier der schnelle Aufstieg zum spontanen Fall führen. Nirgendwo sonst sind die Discotheken, Bars und Kneipen der Szene so schnell out wie sie Inn waren.

Fazit: Diese sympathische Metropole am Mittelmeer ist das
geschäftliche, kulturelle und gesellschaftliche Zentrum
Israels.


Die Beleuchtung des Status Jerusalems war und ist prekär. Sie ist für Juden und Christen die heiligste Stadt der Welt und von den Moslems nur durch Mekka und Medina übertroffen. Keine zweite Stadt wurde durch Glaubenskriege so oft zerstört wie sie. Um keine andere Stadt wurde in der Geschichte, bis heute, so dynamisch gekämpft und gestritten wie um Jerusalem. Nirgendwo liegen die höchsten Heiligtümer der drei Weltreligionen Islam, Judentum und Christenheit so dicht beisammen wie hier.

Die Brisanz Jerusalems liegt, abgesehen von sehr schweren politischen Konflikte auch an der Tatsache, daß jeder Gläubige seine Religion als höchste und beste sieht und Andersgläubige nicht akzeptiert. Dabei liegen die Wurzeln der drei monotheistischen Religionen eng beieinander. Schon alleine innerhalb des christlichen Glaubens ist eine dermaßige Rivalität erkennbar, daß Außenstehende den Begriff der Nächstenliebe als wahren Hohn empfinden. Deutlich wird dies in der Grabeskirche, an der Stelle erbaut, an welcher der Überlieferung nach die Kreuzigung, Beisetzung und Auferstehung Jesus stattfand. Sie ist Eigentum von mehreren christlichen Glaubensrichtungen. Der ständige Kampf um die Vorherrschaft geht dort soweit, daß seit vielen Jahrhunderten ein “neutraler Wächter“ den Schlüssel für diese höchste christliche Stätte besitzt. Dies ist eine alteingesessene islamische Familie, welche die Schlüsselgewalt über die Grabeskirche immer weiter vererbt.

Abschließend möchte ich noch einige religiöse Hintergrundinformationen abgeben. Zu den höchsten christlichen Heiligtümern gehören neben der bereits erwähnten Grabeskirche noch die Via Dolorosa und der am Ölberg gelegene Garten Gethsemane. In diesem soll Jesus am Vorabend seiner Kreuzigung gebetet und über das Schicksal Jerusalems geweint haben. Die Via Dolorosa ist der Kreuzigungsweg. Dieser führt vorbei an neun Stationen durch die Altstadt in die Grabeskirche, in welcher sich die letzten fünf Stationen des Leidensweges befinden. Ihn beschreiten christliche Pilger betend und singend, oft in kleinen feierlich-religiösen Umzügen. Am Karfreitag erreichen die Prozessionen ihren absoluten Höhepunkt. Jerusalem verfügt außerdem über unzählige andere Kirchen und weitere christliche Institutionen, u. a. auch sog. Hospize (Gästehäuser für Pilger und Touristen).

So wie für die Christen Ort der religiösen Besinnung die Kirchen sind, so geht der Moslem in die Moschee. Die bedeutendsten in Jerusalem sind der Felsendom, auch Omar-Moschee genannt, mit seinen wunderschönen blau-bunten Mosaiken und der alles überragenden dominanten goldenen Kuppel, sowie die El-Aqsa Moschee. Beide Moscheen befinden sich auf dem Tempelberg. Der Felsendom wurde genau an der Stelle erbaut, an welcher der zweimal zerstörte Tempel der Israeliten stand. Hier soll der Prophet Mohammed auf seiner Stute El Buraq in den Himmel geritten sein. Er erhielt seinen Namen aus der Legende heraus, daß an dieser Stelle, auf dem noch heute existierenden Felsen, Abraham seinen Sohn Isaak opfern wollte. Freitags (islamischer Wochenfeiertag) wird das gesamte Plateau von typisch orientalisch gekleideten, islamischen Gläubigen gefüllt.

Der Tempelberg ist einer der Hauptstreitpunkte in der israelisch / palästinensich-arabischen Auseinandersetzung. Auf ihm befand sich, wie bereits erwähnt, dem alten Testament zufolge, der Tempel mit dem Allerheiligsten und der Bundeslade und unmittelbar unter ihm befindet sich der nach der Zerstörung noch existierende Rest des einst für die Israeliten so bedeutenden und großen Tempelbezirks, die Westmauer (Klagemauer). Sie symbolisiert das höchste Heiligtum aller Juden. Hier beklagen sie die zweimalige Zerstörung ihres Tempels, hier begehen die 13-jährigen Knaben Bar Mizwa (Fest der religiösen Mündigkeit), an jüdischen Festtagen versammeln sich hier die frommen Juden und freitags nach Sonnenuntergang feiern die Gläubigen hier den Beginn des Sabbat. Jüdische Religionseinrichtungen sind neben zahlreichen Synagogen sog. Cheder und Jeschivot. In die Cheder schickt die Orthodoxie bereits ihren dreijährigen männlichen Nachwuchs um dort u. a. das Alepbeth (hebr. Alphabeth) zu lernen. Ab dem 6. Lebensjahr gehen diese religiös erzogenen Knaben in die Jeschivot (= Talmud-Thora-Schulen), welche nochmals nach Altersgruppen strukturiert sind und verbringen dort einen großen Teil ihres Lebens um die sehr umfangreichen Inhalte der mosaischen Religion zu studieren, analysieren, auszudiskutieren und streng nach ihnen zu leben.

Fazit: Mit Sicherheit trägt die theologische Vielseitigkeit und
Verschiedenheit zum Charme dieser absolut außergewöhn-
lichen Stadt bei. Möge die Menschheit nur endlich lernen
auch Andersdenkende und Andersgläubige zu respektieren.
Dies würde, zumindest aus religiöse Sicht, endlich den Weg
zum Frieden ebenen. Zion hat es allemal verdient.

Kein Land liegt mir so am Herzen wie Israel. Ich war insgesamt vier Mal dort. Wie bereits in meinem Steckbrief erwähnt interessiere ich mich sehr für das Judentum und Israel. Mit meinen diversen Veröffentlichungen möchte ich den aufgeschlossenen Lesern etwas von diesem wunderschönen und beeindruckenden Land sowie der jüdischen Religion vermitteln.Andrea Küppers, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.11.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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