Polina Bessange

Weihnachtszeit

Die Weihnachtszeit



Freue dich, wie ein Kind unter dem Weihnachtsbaum. Da haben wir sie wieder, die Weihnachtszeit. Das immer Gleiche Tannenbaumschmuck in den Schaufenstern,die immer gleichen Weihnachtsgeschenkprospekte, die leuchtende Tannenbäume auf den Strassen. Früher musste ich an Wunder glauben, wenn ich diese Schönheit sah. Für einige Wochen wurde die Welt zu einem leuchtenden Kindermärchen. Ich konnte in den Himmel schauen und mir wünschen, was ich wollte. Und wunderbarerweise wurden meine Wünsche wirklich erfüllt1 Ich wünschte mir mehr Schokoriegel und Bonbons oder eine neue Barbiepuppe. Heute sehe ich wieder zu den Sternen. Aber ich wünsche mir ganz andere Dinge. Mit einem Schokoriegel kann mich der Himmel jetzt nicht mehr beglücken. Ich wünsche mir Dinge, die keine Farbe und keine Form haben, die nichts kosten aber trotzdem verdammt schwer zu kriegen sind. Und der Himmel drückt sich auf einmal, mir meine Wünsche zu erfüllen. Ich bin enttäuscht, so enttäuscht von der Weihnachtszeit. Sie hat sich als eine Lüge entpuppt. Das Märchenaura hängt nicht mehr in der Luft. Ich glaubte früher, Weihnachten habe einen speziellen Geschmack-den Geschmack eines Wunders. Aber heute rieche ich nur noch den Geschmack von Tannenbäumen und Mandarinen. Fertig. Es tut weh, von Weihnachten verraten zu sein. Wie eine grosse Liebe, die geplatzt ist. Meine Liebe zu Weihnachten. Eigentlich sollten überall Engel rumlaufen, die vom Himmel herabgekommen sind. Ich habe niemanden gesehen, der wenigstens annähernd ein Engel sein könnte. Vielleicht tarnen sich die Engel aber so gut, damit sie nicht von solchen wie mir befallen werden und um die Erfüllung der Wünsche bedrängt werden. Vielleicht sind sie herabgekommen, um Punsch zu trinken und eine wilde Engelparty zu feiern und nicht, um jedem Arschloch Wünsche zu erfüllen, der selber nicht weiss, was er will. Und trotzdem suche ich einen kleinen warmherzigen Engel, den ich befallen kann und mit meinen Wünschen zum Wahnsinn bringen. Irgeneinen Engel, der zufällig nichts interessanteres zu tun hat, als mich von meinen Sorgen zu befreien und dem Motto folgt „hilf den Hoffnungslosen“.
-Sie haben die Augen eines Engels,-höre ich auf einmal eine knarrende Stimme. Eine alte Frau steht vor mir und sieht mich hilfesuchend an. Nein, Oma, ich bin kein Engel, falsch getippt. Leider. Aber wenigstens weiss ich jetzt mehr- ich bin nicht die Einzige, die einen Engel sucht.

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