Eveline Dächer

Die Schlittenfahrt am Weihnachtsmorgen


Weihnachten in Ostpreußen, klirrende Kälte,
Oma und Opa waren aus Danzig gekommen,ein seltener Besuch,
Mama hat sich riesig gefreut, dass sie ihre Eltern nach langer Zeit wieder sah.
Papa war irgendwo in Russland im Krieg.
Wir beide, Günter und ich bekamen einen Rodelschlitten geschenkt.
Günter, mein kleiner Bruder, wollte noch abends rodeln gehen, er musste ins Bett.
Ich durfte noch aufbleiben, war ja auch 3 Jahre älter .
Am Weihnachtsmorgen wollten wir den Schlitten ausprobieren. Wir zogen uns warm an,
es war bitterkalt, aber das hielt uns nicht ab, wir zogen los.
Hinter unserem Haus war ein kleiner Wald, mittendrin liegt ein Schwimmbad,
daran gingen wir vorbei und kamen an meine Rodelbahn. Hier war mein Berg.
Ich konnte dort auch im Sommer auf dem Hosenboden runterrutschen.
Dieser kleine Berg verband den oberen Weg mit dem unteren.
Der untere Weg grenzte an einen kleinen aber sehr reißenden Bach, die„ Kleine Alle“,
diese mündete nach ca 400 m in die „Große Alle“.
Kurz diese, meine Rodelbahn, war sehr steil , man bekam tolle Geschwindigkeiten –
musste aber scharf bremsen und den Schlitten rechts rum reißen –
sonst landete man in der Kleinen Alle.
Günter setzte sich nach vorn und ich war der Lenker, also nach hinten.
Ab ging die Post,heißa wir brausten los!
Wurden schneller, Günter schrie vor Angst, er ließ sich runterfallen,
ich schrie nur : „Feigling!“ und raste weiter, herrlich !
Aufgepasst, jetzt kommt die Kurve – warum geht es denn nicht?
Der Schlitten gehorchte mir nicht. Nun schrie auch ich: „Hilfe!“
– da war es schon passiert.
In hohem Bogen flog ich samt Schlitten über die Uferböschung in das eiskalte Wasser!
Eisschollen trieben. an mir vorbei. Ich sah nur meinen neuen Schlitten
mit der Strömung treiben, stolperte hinterher, bekam ihn irgendwie zu fassen
und zog ihn ans Ufer. Gott sei Dank, ich hab meinen schönen neuen Schlitten gerettet.
Erst jetzt spürte ich die furchtbare Kälte, hatte das Gefühl meine Füße fallen ab. Rief : „Günter , hilf mir doch!“. Günter war nicht mehr da, er war vor Angst nach Hause
gelaufen.
Irgendwie bekam ich doch immer die Kurve,warum heute am Weihnachtsmorgen nicht?
Lag es nun daran, dass der Berg etwas vereist war, ich weiß es nicht.
So stapfte ich durch den verharschten Schnee------ meine Trainingshosen wurden immer schwerer,
sie waren nass und voller Eis. Irgendwie kam ich dann doch zu Hause an.
Ich weiß nur noch, dass Oma da stand, mich in den Arm nahm, Hosen, nasse Schuhe und Strümpfe ,Handschuhe auszog und mich mit einer braunen Brühe(irgendein Frostmittel)
behandelte, damit ich keine Frostbeulen an den Füßen bekam.
Günter erzählte immer noch schlotternd, dass ich im Wasser rodeln war.
Eines weiß ich genau, auf diesem, meinem schönen Berg,
bin ich niemals rodeln gewesen.









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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.11.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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