Reinhard Schanzer

Treckerfahr´n...



Ein völlig neues Phänomen hat die Zeit erobert: Die Traktoren!

Neeein, nicht etwa die modernen Traktoren, die man heute in der Landwirtschaft benötigt, sondern vielmehr die altgedienten Dinosaurier aus längst vergangenen Tagen.

In beinahe jedem Ort hat sich mittlerweile ein Bulldog-Club zusammengefunden, reifere Männer in den besten Jahren quatschen sich die Köpfe heiß über Schlepper, Trecker, Traktoren und die Technik aus längst vergangenen Zeiten.
Die meisten von ihnen haben nie damit gearbeitet, ja, - hatten nie eine Landwirtschaft.
Trotzdem treffen sie sich regelmäßig, um beim Stammtisch hauptsächlich über ihre alten Bulldog´s zu reden.

Bei schönem Wetter tuckern sie mit ihren eigentümlichen Gefährten langsam durch die Gegend, bestaunt von vielen Schaulustigen.
Es findet heutzutage auch keine Veranstaltung, kein Dorffest, keine Hochzeit, keine Kirchweih mehr statt ohne den obligatorischen Umzug der alten Traktoren.
Genauso unverzichtbar wie noch vor wenigen Jahren auf jeder Veranstaltung die Hüpfburg für Kinder war, sind es heute die alten Traktoren.

Seltsamerweise handelt es sich bei den stolzen Besitzern beinahe um dieselbe Szene, die in den 70ern und frühen 80ern ganz verrückt nach schweren Motorrädern war.
Männer also, die heute so ab Mitte 40 sind.

Was wohl der eigentümliche Reiz daran ist?

Ganz sicher haben beide Arten von Maschinen etwas ungemein Erotisches an sich, natürlich immer der jeweiligen Lebenslage angepaßt.
Während die Hormone im Alter von ca. 18 - 22 Jahren noch verrückt spielten, verheizte man gnadenlos seine hochtourige Hoyakawazuki auf der Autobahn.
Die Beine fest um den schlanken Leib seiner Maschine geschlungen verspürte man sowohl im Sattel, als auch und in den Armen und Beinen ein unheimlich erregendes Kribbeln.
Die hohe Geschwindigkeit und die unheimliche Kraft zwischen den Beinen tat ein Übriges dazu. GOOD VIBRATIONS! Geil!!!
Ein unsagbares Gefühl von Freiheit, Macht und Abenteuer durchfloß den ganzen Körper und so mancher von den Jungs bekam dabei einen Ständer.
(Nein-nein!, dabei ist jetzt nicht der Ständer vom Motorrad gemeint!)

Die jeweils gerade aktuelle Tussie des Piloten bekam anschließend dabei auch ihr Fett weg.
Ein Mann war damals eben noch ein richtiger Mann!
Die Potenz des jeweiligen Besitzers konnte man damals noch mühelos am Seitendeckel der Maschine ablesen, die Mädels wurden oft schneller gewechselt als die Hemden und die Nächte waren voller Exzesse mit Alkohol, wilder Musik und sehr willigen Mädels.

Heute ist dies alles etwas ruhiger geworden. Die Kinder sind schon erwachsen und bereits aus dem Haus, viele sind bereits mehrfacher Großvater geworden.
Die Hormone spielen nicht mehr verrückt und Sex gibt es - wenn überhaupt - noch höchstens zweimal im Monat. Und dies auch nur noch mit der eigenen Ehefrau.
So ähnlich verhält es sich auch mit den erotischen Ambitionen.
Auch die sind mittlerweile etwas abgeflaut und der hochtourigen Hoyakawazuki von damals kann man heute höchstens noch ein wehmütiges Lächeln abgewinnen.
So mancher hat die Maschine noch gut konserviert zuhause im Wohnzimmer stehen.
Jaja, damals!, das waren noch Zeiten....

Das ruhige Tock! - Tock! - Tock! - Tock! der alten Traktoren dagegen trifft viel eher seine heutige Stimmungslage, - auch und gerade in erotischer Hinsicht.
Die Geschwindigkeit von damals spielt heute überhaupt keine Rolle mehr und auch die besagten "GOOD VIBRATIONS" sind heute viel ruhiger und gleichmäßiger geworden.
Tock! - Tock! - Tock! - Tock! eben.

Schon aus diesem Grunde sind Zweitakter mit ihrem Popp-Popp-Popp-Popp in der Szene eher verpönt, wenn es sich dabei nicht gerade um einen LANZ handelt.
Schon damals waren Zweitakter kein Statussymbol, obwohl man insgeheim von der schieren Leistung derselben doch sehr beeindruckt war.

Das Statussymbol von früher (der Hubraum) spielt heute nur noch eine untergeordnete Rolle und am Seitendeckel kann man auch nichts mehr ablesen.
Im Grunde ist man schon froh, wenn (Mann) seine Beine nicht mehr so weit zu heben braucht, um sich in den Sattel zu schwingen zu können.
Auf den Trecker zu steigen, erfordert eben viel weniger sportliches Geschick und auch der (mittlerweile angewachsene) Bauch ist dabei keineswegs im Wege.

Es hilft gar nichts, sich dabei in verwegene und abenteuerliche Ausreden zu stürzen wie z.B: "Ich bin eben an der alten Technik sehr Interessiert.", oder "Ein gepflegter Oldtimer- Bulldog ist aber auch ein schöner Anblick."

Die meisten Besitzer haben nämlich von der Technik eh nicht den geringsten Schimmer und richtige Oldtimer sind oftmals nur die Besitzer des alten Gerümpels.
Es wäre besser, den harten Tatsachen und der Realität einfach ins Auge zu blicken:
Der einzig wahre Grund für diese Liebhaberei ist eben die veränderte Lebenslage in fortgeschrittenem Mannesalter.

Aber auch diese Phase geht einmal vorüber. Was dann kommt, sind:

STANDMOTOREN!












© Copyright 2004 by R. Schanzer
Institut für Verhaltensforschung und Sozialwissenschaften in Denkhof / Germany.

Kommentare zu meinen Geschichten sind natürlich sehr Willkommen. Schließlich möchte man ja gerne wissen, ob es auch jemandem gefallen hat?Reinhard Schanzer, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.12.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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