„Advent!!!“
Sein Jammern ging im Schneegestöber. Der Schnee knirschte unter den Schuhen. Er zuckte zusammen. Die Schneeflocken wiegten sich wie in der kalten Bise. Er schrie und gestikulierte wild mit seinen Armen, als müsse er die Schneeflocken zusammen schlagen. Plötzlich schloss er die Augen und fühlte die Kälte. Er flüsterte leise vor sich hin: „Advent!!!“. Seine Stimme wurde von der Kälte aufgeschluckt. Er sagte dann nichts mehr. Die Schneeflocken rieselten auf seine Hände. Er spürte ihre Kälte. Er liess sie zu, diese kalten Schneeflocken, die auf seiner Haut parkten. An den Wänden der Häuser hingen Plakate von Weihnachten. Er flüsterte wieder: „Advent!!!“. Der Schnee hörte nichts. Er fror in der Kälte „Gott mit uns – bald ist’s Weihnachtsabend“. Die Schneeflocken tanzten wild herum – liessen sich treiben – ein Auf und Ab in der kalten, dunklen Adventnacht. Morgen würden die Strassen wieder eisig sein „Advent!!!“, flüsterte er noch leiser in die Kälte hinaus. Die Kälte hörte ihn nicht. Die Schneeflocken tanzten in der kalten Bise – ein Reigen – ein Auf und Ab und fielen irgendwann au f die Strasse – bildeten eine Unterlage in Weiss. Morgen wird die Strasse eisig sein. Er schlich leise dahin – hinein in die Dunkelheit – wurde eins mit ihr. „Der Adventkranz – vier Kerzen, drei davon brennen daheim – in der Stube – bei Elsa mit ihren langen braunen Haaren und dem Gesicht mit den grossen braunen Augen, die einfach so in die Leere blickten, als gäbe es nichts zu erfassen – zu sehen“, dachte er. „Advent!!!“, flüsterte er noch leiser – sah seine Hände an, dachte an Elsa mit den grossen Augen und dem leeren Blick. Noch leiser flüsterte er: „Die dritte Kerze wird brennen – ja, sie wird brennen, daheim bei Elsa.“ Der Wind wurde kälter. Die Dunkelheit umhüllte ihn. „Advent!!!“, flüsterte er versonnen vor sich, schlich in die Dunkelheit, vereinte sich mit ihr. Da war ein Zuhause – ein Adventkranz und eine Elsa mit den grossen Augen – dort wird Weihnachtsabend werden – demnächst. Er seufzte auf und verschwand in der Dunkelheit eines Adventabends.
© Franz Ludin
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.12.2004.
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