Becca Stift

Trauer

„Melancholie, -
ein schönes Wort,
es steht mit mir an einem Ort.
Traurig sein, -
Schöne Worte,
auch an meinem Orte.
Diese Worte beschreiben mich,
doch die Leute da draußen verstehen mich nicht.“

Diese Gedanken könnte ein Mensch schreiben, der sich umbringen will.
Aber ich will nicht über einen Menschen schreiben, der sich umbringen will, sondern über ein Mädchen, dass mit dem Tod eines lieben Menschen fertig werden muss.
Was dieses Mädchen denkt, wie ihre Mitmenschen damit umgehen,....
Viele Leute denken nach zwei Wochen hat man sich damit abgefunden und trauert nicht mehr, aber in Wirklichkeit fängt man da erst richtig an zu trauern und darüber nachzudenken, weil man den Schock über das Geschehene erst da überwunden hat.
Es gibt Menschen, die nicht gerne und deswegen auch selten ihre Gefühle zeigen oder darüber sprechen. Das Mädchen von dem ich schreiben will, gehört zu diesen Leuten.
Sie weiß nicht wem sie sich anvertrauen soll, mit wem sie sich austauschen kann, bei wem sie sich sicher fühlen kann.
Vielleicht fragen sie sich, „sie hat doch ihre Freundinnen!“ Gewiss, aber sie hat Angst, dass sie ihre Freundinnen, langweilt, dass es sie überhaupt nicht interessiert, dass sie es sich nicht mehr anhören wollen!!
Das weiß sie eben nicht und deswegen behält sie es lieber für sich. Bei ihrem Kumpel weiß sie nicht wie er reagiert.
In dem folgendem Gedicht wird gezeigt, wovor sie bei ihrem Kumpel Angst hat, und warum sie nicht sehr scharf darauf ist, mit ihm darüber zu reden:

„Ich erzähl dir persönliches, emotionales,
lustiges, trauriges, das Neueste,.......
und was erzählst du mir? –
Nichts.
Deswegen habe ich Angst davor,
mit dir über den Tod meiner Oma zu reden,
weil ich mich da nicht zusammenreißen kann.
Und eins will ich auf jeden Fall nicht,
vor dir meine Fassung verlieren,
bedauernswert dastehen.“


Wäre es gut unter diesen Umständen mit ihm zu reden?
Als sie ihn damals, an dem Tag an dem sie erfahren hat, dass ihre Oma gestorben ist, angerufen hat, hat sie sich ziemlich zusammenreißen müssen, nicht auf einmal los zu heulen, aber sie hatte es geschafft.
Jedoch danach, als sie ihre besten Freundin anrief, heulte sie los, sie konnte einfach nicht mehr, sie wollte unbedingt die Starke vor ihrem Kumpel spielen.
Ob das gut so war?
Gefühle, -
Gefühle zeigt sie sowieso nie gerne, weil man dadurch ziemlich verletzt werden kann, dass hat sie schon erlebt, außerdem ist sie auch noch ziemlich schüchtern, außer bei ihrem besten Kumpel, hat sie die Schüchternheit über Bord geworfen.
Jedoch hat sie sich total verschlossen, richtig abgekapselt und seit dem Tod ihrer Oma ist es eigentlich noch schlimmer geworden.
Sie versteht die Welt einfach nicht mehr!
Weiß nichts mehr mit sich anzufangen!
Wird melancholisch!
Hat zwei Gesichter!
Verbirgt ihr wahres Gesicht!

Und deswegen schreibt sie, schreiben macht frei, man kann alles loswerden, was einen bedrückt, alles für einen Moment vergessen was in den letzten Monaten passiert ist.

„Warum hast du mich verlassen?
Warum lasst du mich im Stich?
Ich könnt dich dafür hassen!
Verdammt noch mal ich brauche dich!!
Warum durft ich dich nicht noch einmal sehen?
Wolltest du dich nicht noch länger quälen?
Du durftest nicht einfach so gehen!
Die ganze Welt vermisst dich,
du bist nicht unsterblich,
wie ich gedacht,
wegen dir wein ich bis spät in die Nacht!
Oma, wir brauchen dich!
Bitte komm zu uns zurück!
Wir vermissen, brauchen, lieben dich!
Hörst du mich nicht!
Haben den liebsten Menschen auf Erden verloren!
Bei dir fühlte ich mich immer so geborgen!
Ich brauche dich, hasse dich dafür, dass du von uns gegangen.
Ich spüre ein Verlangen die Zeit zurückzudrehen,
doch ich weiß,
die Zeit kann nicht bleiben stehen.
Muss mein Leben ohne dich ordnen,
warum bist du nur gestorben??“

Wer mit mir befreundet ist, wird wissen, dass ich dieses Mädchen bin! Ich will nicht (!), dass mich alle bemitleiden, aber ich appelliere an euch, meine Freunde, dass ihr bereit seit mir zu zuhören, wenn ich darüber reden will!
Denn: „Wenn ich in drei, vier Jahren etwas sage,
werdet ihr euch fragen:
Warum hat sie nicht früher etwas gesagt?“
Eigentlich, weil ich Angst habe, dass ihr mich nicht versteht! Und deswegen weiß ich nicht, ob es richtig ist, weil es mir ziemlich schwer fällt, darüber zu reden. Ich will euch keine Vorwürfe machen, denn ihr seit immer für mich da, wenn ich euch brauche und das ist untern anderem das Wichtigste in einer Freundschaft.
Ich glaube auch, dass ihr einfach nicht wisst, wie ihr reagieren sollt, wenn ich mit euch darüber reden würde, aber würde schon reichen, wenn ihr mir einfach zuhören würdet.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.03.2002. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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