Brigitta Firmenich

Teure Vorweihnachtszeit

21. Dezember 2004

Unser Weihnachtsbaum steht noch immer wie ein Fisch im Netz gefangen auf der Terrasse und schnappt nach Luft oder Wasser. Eigentlich sollte er schon längst seine Äste ausgebreitet haben und sich an angehängtem Schmuck erfreuen. Eigentlich. Aber bisher kamen wir noch nicht dazu, ihn zu befreien. Eigentlich wollten wir auch gerne auf der Insel Poel oder in Kappeln unseren nächsten Sommerurlaub verbringen. Doch keiner der am Telefon sehr freundlichen und mitteilsamen Menschen sandte uns die Vertragsunterlagen zu. Wir wollten auch gerne zwischen den Feiertagen eine Stippvisite nach Sachsen machen, uns einmal Dresden ansehen. Doch auch das Vorhaben scheiterte. Bereits vor einigen Wochen begann sich abzuzeichnen, warum irgend etwas unsere Pläne ganz gewaltig durchkreuzte.

Zunächst traf es unser Fernsehgerät. Eines schönen Abends erschoss James Bond nicht nur seinen Feind, sondern gleichzeitig auch unseren knapp 20 Jahre alten Fernseher. Bitsch, machte es, und der Bildschirm war dunkel. Bei der Weihnachtsbäckerei kreischte die Küchenmaschine in nie gehörter Lautstärke und wir entschlossen uns, bei einem lieben Freund, der ein Elektrogeschäft hat und uns immer gute Preise macht, eine neue Maschine zu bestellen. Abholbar im nächsten Jahr.

Vor ein paar Tagen nun begann unsere Waschmaschine zu stöhnen. Schleudern war ihr wohl zu anstrengend, Wasser pumpen zu blöde. Deshalb jaulte sie vor sich hin und ließ unsere halbwegs gewaschene Wäsche nasse Wäsche sein.

Im Nachbarkeller hörte das wohl die Heiztherme. Ein paar Tage lang ließ sie sich mit Druck auf einen Knopf unterhalb der knallrot leuchtenden Warnlampe immer noch mal anwerfen. Doch gestern am 20.12.2004 war sie endgültig nicht mehr bereit, unsere Wohnung auch nur um ein Grad Celsius zu erwärmen. Und das dann bei Nachttemperaturen um – 8° C. Handwerker mussten her.

Der Installationsbetrieb schickte seinen Notdienst. Nachdem er nichts bewerkstelligen konnte, brachte er uns zwei elektrische Heizöfchen, damit wir bis zur Installation eines neuen Gerätes nicht in der Wohnung festfrieren würden. Heute kam der Schornsteinfeger, musste die Örtlichkeit besichtigen, was immer er da Neues sehen würde. Denn er kommt ja schließlich regelmäßig dreimal im Jahr und kennt die Therme, den Kamin und die Anschlüsse.

Der Mann für die Waschmaschine kam auch. Mit gerunzelter Stirn betrachtete er sich das Gerät. Ist ja auch schon 15 Jahre alt, war sein Kommentar. Mal sehen, ob ich da noch was machen kann. Nun ja, er konnte. Er hauchte dem alten Gerät für knapp 400,00 € neues Leben ein. Jetzt läuft sie wieder 10 Jahre, meinte er. Bei dem Preis für eine Reparatur stockt einem geradezu der Atem. Dafür hätten wir ja eine neue Maschine bekommen! Aber wir sind nun mal an sie gewöhnt und Herztransplantationen gibt es eben auch bei Maschinen. Also machen wir das Beste draus.

Eines steht jedenfalls nach kurzer Zeit fest: wir kommen durch das Zusammenrotten der beiden Kellerkinder, die scheinbar beide einfach keine Lust mehr an der Arbeit hatten, pünktlich zu Weihnachten zu einem neuen und einem wiederbelebten Gerät.

Ja, hätten wir uns denn etwas Besseres, Sinnvolleres und Wertvolleres schenken können? Na also! Und in der Zeit, die bis zur Installation der neuen Therme noch vergeht, wird der Eisenofen im Esszimmer ganz romantisch vor sich hinbollern, so dass wir nicht frieren müssen. Das Holz, das draußen sonst doch nur verfaulen würde, kann jetzt mal zeigen, was es für eine Heizkraft in sich hat.

Und die kleinen elektrischen Heizöfchen, die wir leihweise aufstellen konnten, verhindern im Flur und im Bad, dass wir frieren. Das leichte Vibrieren, das uns überkommt, entspringt jedenfalls nicht der Kälte. Der Gedanke an die anderen Großgeräte wird es sein. Unsere Spülmaschine hat auch bereits 27 Jahre auf dem Buckel, genau wie der Elektroherd und der Backofen. Wir hoffen inständig, dass sie wenigstens noch bis zum nächsten Weihnachtsfest durchhalten. Dann sind wir ja schon dran gewöhnt, dass unsere Weihnachtsgeschenke sich uns aussuchen.


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