Anne Jahn

17 minuten, sechs stationen - oder - sie liebt sie

Morgens vergeht die Zeit nicht so schnell. Vor Sonnenaufgang sind die Stunden am längsten.
Meine Hände riechen noch nach ihrem Haar, wenn die letzte Bahn schon längst gefahren ist. Leise schleicht sich dann die Nacht in mein Bett und legt sich zu mir, schmiegt sich dunkel in die leere Stelle die sie hinterlassen hat um meine Haut zu kühlen, die noch warm ist von ihren Händen.


Das Neonlicht in der Straßenbahn ist melancholisch, weißt du das? Die Pupillen weiten sich wenn du in die Dunkelheit starrst. Aber du kannst dich völlig von den Lampen abwenden, im Fensterglas spiegelt sich das Licht und zaubert Streifen auf jedes Haus, jeden Baum, jedes Auto. Sogar der Himmel ist beleuchtet. Und trotzdem kannst du ihn nicht sehn.
Seit dreizehneinhalb Minuten bist du allein.
Schläfst du schon?


Sie hat wieder nichts dagelassen. Durch das offene Fenster kann ich hören wie die Stadt schläft. Manchmal bleibt es minutenlang still. Die Nachtluft bedeckt mich sanft. Ich beobachte meinen zitternden Körper. Mir ist nicht kalt. Jetzt noch nicht.
Sie kommt ja wieder. Und dann bleibt sie, bis ich eingeschlafen bin.
Ich will neben ihr aufwachen.


Du bringst mich durcheinander, weißt du das? Ich will nicht aussteigen. In Bewegung zu bleiben hält die Zeit an. Zumindest fühlt es sich so an. Aber meine Uhr blinkt immerzu und kann nicht aufhören zu zählen. Wie lange bin ich jetzt schon weg? Siebzehn Minuten? Sechs Stationen.? Die Zeit die ich hätte bei dir bleiben sollen, bis du schläfst.


Die Farbe des Himmels wird wärmer. Die Sonne geht auf. Ein blaues Display verrät mir, dass ich zweieinhalb Stunden geschlafen habe. Und dass sie nicht geschrieben hat.
Schlafen geht nicht mehr. Wenn ich jetzt aufstehe muss ich etwas tun. Wenn ich nichts tue kann ich nicht schlafen.
Wann fährt die erste bahn?
In einer Stunde könnte ich bei ihr sein.














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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.01.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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