Eveline Dächer

Über einen Besuch beim Neurologen


Mit einer Überweisung in der Tasche marschiere ich am angegebenen Termin zu einem
besonders empfohlenen Neurologen.
Vor der Praxistür bekomme ich den 1.Schock:
Facharzt für Neurologie und Psychiatrie
Warum schickt man mich zum Psychiater? Habe doch nur Kopfschmerzen?
Gut, einen Termin hält man nun mal ein. Mal sehen, was so auf mich zu kommt.
Einfach abwarten..
Im Empfangsraum herrscht ein angenehmes Klima. Nette Helferinnen bieten mir
„noch einen kleinen Augenblick“ Platz an..
Tatsächlich rief mich schon nach 5 Minuten Wartezeit eine Helferin zur Vorbereitung
eines EEG’s in einen besonderen , etwas abgedunkelten Raum. Sie brachte mir Elektroden
am Kopf an und es konnte losgehen : „Bitte Augen schließen – danke,- wieder öffnen – danke,
bitte nochmals schließen – danke, wieder öffen, danke“ Nach ca. 20 Minuten Augen auf und zu,
„So, das war es schon, nehmen Sie bitte wieder im Wartezimmer Platz.“
Ein schönes helles Wartezimmer mit sehr viel Grünpflanzen und ganz leiser, kaum hörbarer Musik, empfing mich. Bei dieser sommerlichen Außentemperatur eine richtig kühle Oase.
Ausser mir waren noch 2 Herren im Raum, sie blätterten in Illustrierten.
Grün beruhigt, fiel mir ganz spontan ein.. ich setzte mich, griff eine der Zeitungen vom Beistelltisch, Oh, die ist ja noch fast neu, eine angenehme Atmosphäre herrschte hier.
Wie mag wohl der Arzt aussehen ? Ich stellte ihn mir schon vor, wie in den Arztserien :
natürlich, groß, schlank, eben ein sympathischer, typischer Fernseharzt,
den alle Frauen anhimmeln.
„Frau X bitte,“ klingt eine sonore Männerstimme aus dem Lautsprecher.
Ich gehe ins Sprechzimmer, „Guten Tag Frau X, was kann ich für sie tun ?“
Ich denke, mich trifft der Schlag! Das ist der Arzt?
Auf einem Drehstuhl sitzt ein dicker, fetter, schwabbeliger schweißtriefender Koloss,
mit verbeulter, rutschender, brauner Hose und verschwitztem hellblauem viel zu engen Hemd.
Nein, das hat nichts mit Fernsehdoktor zu tun, der Regisseur hätte den sicher sofort vor die Tür gesetzt.
‚Für mich können sie gar nichts tun’, wollte ich sagen, bekam aber keinen Ton raus.
Ich wollte mich sofort auf dem Absatz rumdrehen, doch ohne Ergebnis? Das hätte nichts gebracht.
„Wie fühlen Sie sich in Ihrem Beruf? Sind Sie gestresst? Was macht Ihre Familie – Ihre Ehe?“
„Was geht das Sie an?“ fragte ich spontan Er reagierte nicht darauf. Ich solle zur
neurologischen Untersuchung in das Nebenzimmer gehen.
‚Jetzt kommt die Couch,’ dachte ich – nein, er wollte nur Reflexe prüfen, Reaktionstest, Ultraschall am Kopf, am Auge, am Hals. „Danke, das war es – erstmal“
„Überweisung bitte zum CT,“ sagte er zu der netten Helferin, „Und Termin zur Auswertung“
Die Helferin mit dem Namensschildchen Ellen am Kittel gab mir das Überweisungsformular
Und einen neuen Termin in 4 Wochen.. Oh mein Gott, noch einmal hier hin ?
Aber ich brauche das Ergebnis. Also, nochmals neuer Test wegen Verzögerung des Sehnervs.
Diesmal gegrüßte mich wieder die nette Ellen, sie führte auch den VEP-Test am Bildschirm durch.
Die Reaktionen der Sehnerven wurden aufgezeichnet.
Auswertungstermin – Wartezimmer – auch heute keine lange Wartezeit, das ist angenehm, die Mädchen haben die Zeiten im Griff.
„Bitte Frau X“, ich betrat das Sprechzimmer, wieder dieser eklige Schweißgeruch,
ich musste würgen.hielt mir ein Taschentuch mit Kölnisch Wasser vor die Nase.
Befund – negativ ! Gott sei Dank! Nichts Ernsthaftes, Fassbares.
„Was wollen sie vor mir verstecken?“ „Warum? Wie kommen Sie darauf?“
„Ich beobachte Sie – das ist mein Beruf- Sie treten betont forsch auf – warum sind Sie so unsicher ? Was wollen Sie vor mir verbergen ?“ „Nichts !“ ich wollte ihm ins Gesicht
schleudern, Doch, die Abneigung gegen Sie, Sie stinken ! – doch so was sagt man nicht !
Warum eigentlich nicht? Er ist doch Psychiater – dann müsste er das doch verstehen –
vielleicht sag ich ihm das noch, wie wird er das wohl verkraften ?
„Woher kommt mein Kopfschmerz“ will ich wissen.
„Sicher stimmt irgendwas nicht mit Ihnen, Sie gestehen sich das bloß nicht ein und flüchten
dann in Kopfschmerzen“
„Also jetzt reicht es mir ! ich bin doch kein Hypochonder!
Nur weil Sie mit Ihrer Apparatur hier nichts feststellen können , soll ich mir das einbilden ?
Frei nach Moliere?“
„Um exakte Werte zu erhalten muss diese Untersuchung im Oktober noch einmal wiederholt werden“ Ohne mich ! Diesen Koloss möchte ich nicht mehr riechen müssen.
Wie kann sich ein Arzt, zu dem Patienten ja Vertrauen haben sollen, nur so gehen lassen ?
Ob andere Patienten genau so empfinden wie ich? Wenn ich schon so fett bin, kann ich wenigsten gepflegt sein – das ist meine Meinung Herr Psychiater.
Ich konnte nicht umhin beim Rausgehen der Helferin ein Deo mit Grüßen für den
Herrn Doktor da zu lassen.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.01.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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