Rita Latz-Orlowski

Erlebniswelt: Shopping



Neulich geriet ich beim Surfen auf eine Flirtseite. Mein Blick fiel zwangsläufig auf das oberste Foto. Ein junger Mann suchte „Schmerzen bis an die physische Grenze“. Ich dachte mir nur noch: „Wie kaputt ist eigentlich die Jugend von heute?“

Am Sonntag rief meine Tochter Löckchen an und fragte mich, ob ich nicht am Montag zu Plus gehen könnte. Da gibt es ein Sonderangebot von DBV-T. Bis sie von der Arbeit kommt, ist es sicher schon weg.

Ich bin brav heute, kurz nach 8 zu Plus gewandert. Als ich ankam, war gerade ein jüngerer Mann dabei, sämtliche vorhandene Geräte in einen Einkaufswagen zu stapeln. Ein älterer Mann protestierte. Er wollte auch ein DBV-T haben. Sie fingen sich heftig zu streiten an. Ich dachte: “Sch....nabelschuh! Armes Löckchen “ Und dann wollte ich an den beiden Streithähnen vorbei, damit ich wenigstens Katzenfutter kaufen kann. Als ich es fast geschafft hatte, riss mich der Jüngere am Arm herum, brüllte mich an und schlug mir mit der Faust in den Magen.

Er hat gut getroffen, denn ich bin wie ein Mehlsack umgekippt und war weg. Ein echter KO!

Als ich wieder zu mir kam, lag ich im Schoss von einer Polizistin, die sanft auf mich einredete. Da kam auch schon ein Sanitäter und redete ebenfalls auf mich ein. Ich hatte aber andere Probleme und wollte aufstehen. Aber der Sani sagte: “Bleiben Sie noch ein bisschen liegen.“ - Ich: “Schnell, ein Eimer!“ - Die Verkäuferin rannte weg und kam schnell mit einer grossen Schüssel wieder. Und ich wurde meinen Morgenkaffee wieder los. Der Sani sah sich die braune Brühe an. “Blut?“, fragte er. Ich: “Nein, Kaffee.“ Der Witzbold war wohl noch am Anfang seiner Karriere, denn erbrochenes Blut flockt sofort aus. Immerhin brachte mir die Verkäuferin ein nasses Tuch, und das tat mir wohl.

Jetzt konnte ich wieder aufstehen, aber sie wollten mich ins Krankenhaus schaffen. Ich wollte aber nicht. Der Sani verlangte, meinen Bauch anzusehen. Na gut. Er drückte hier und da - aber eigentlich tat nur seine Herumdrückerei weh. Ich sagte, wenn noch etwas ist, gehe ich zum Arzt. Jetzt kamen noch zwei Polizisten an, und das war meine Rettung, denn sie wollten wissen, ob ich Anzeige gegen den Typen erstatte. Natürlich!

Sie brachten mich zum Polizeiwagen, in dem schon die beiden Streithähne sassen. Ich zeigte auf den Schläger. Der verteidigte ich: “Der Alte hat doch seine Olle vorgeschickt, damit sie mir ein Gerät aus dem Wagen klaut!“ Er wollte wieder auf mich los - und wurde daraufhin gefesselt mit einer Art Kabelbinder.

Inzwischen kam noch ein Einsatzwagen, und ich wurde in den anderen Wagen gebracht. Da fragte mich die Polizisten auch, in welchem Verhältnis ich zu dem Älteren stehe! “ggg“ Da musste ich lachen: “Ich habe den Mann heute zum ersten Mal gesehen! So schnell wurde ich noch nie verheiratet!“ - Da lachten die Polizisten auch.

Na ja, dann kam der Papierkram ran. Dann noch einmal die Frage, ob ich nicht doch ins Krankenhaus will. Und dann haben mich die Polizisten nach Hause gefahren.

Ach so: Ich bin nicht noch mal ins Geschäft gegangen, um ein DBV-T zu kaufen...

Ich lege mich jetzt auf mein warmes Bett - denn so übermässig gut geht es mir immer noch nicht. Aber irgendwie kaputt fühlt sich mein Inneres nicht an - nur durcheinander gebracht.

Aber wahrscheinlich ist es nur das Erschrecken darüber, wie brutal der junge Mann ohne den geringsten Anlass reagiert hat. Man schlägt doch nicht einfach so eine Oma zu Boden! Aber bei einer Generation, von der sich der eine oder andere “Schmerzen bis zur physischen Grenze“ wünscht...

Freundliche Grüsse,
Rita


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