Polina Bessange

Sag den Träumen Adieu

Alle Menschen haben Träume. Grosse oder kleine, dumme oder tiefgründige. Kinder möchten Helden werden, Mädchen möchten Schauspielerinnen sein, Buben-Piloten. Oder auch etwas Anderes. Hauptsache-Etwas Grossartiges. Dann werden Kinder erwachsen, die Mädchen werden Verkäuferinnen, Krankenschwester oder Buchhalterinnen. Kennt ihr viele kleine Mädchen, die Buchhalterinnen werden möchten? Nein? Ich auch nicht. Buben werden Mechaniker, Lastwagenfahrer oder Bankangestellte. Aber es gibt sie, es gibt sie doch-Mädchen und Buben, die Schauspieler oder Piloten werden. Menschen, für die Träume nicht nur Träume aus der ferner Kindheit geblieben sind, nein, sie wurden ihre Wirklichkeit. Menschen, die ein Teil ihrer Kindheit behalten durften, währned wir, die anderen, in der langweiligen Welt der Erwachsenen leben. In der Welt, wo es keine Träume gibt, sondern Pläne, Zahlen und Statistiken. Wo Träume ein Anzeichen der Unreife und Naivität sind. Du bist erwachsen, jetzt wird nicht mehr geträumt, sondern nachgedacht. Schauspielern-unrealistisch, besinn dich und studiere Jura. Sängerin? Kinderträume! Büroangestellte-ja, das ist gut, und Kohle verdienst du da garantiert. Und so kommt es dazu, dass tausende, nein, Millionen, Mädchen und Buben, die gross geworden sind, ins Büro gehen, Jura studieren oder Autos reparieren. Sie hassen ihren Job, hassen ihren Chef, finden die Arbeit langweilig. Jeden Tag beim Aufstehen, verfluchen sie als Erstes ihr Leben, dann ihre Arbeit und ihren Chef. Aber ganz ehrlich-würden diese Menschen ihre Arbeit umtauschen, oder gar ihr Leben? Nein. Warum auch-geht doch vielen so, so ist das Leben halt. Erwachsene sind feige. Sie überlegen alles hundertmal, bevor sie etwas tun. Dabei denken sie an Verluste und Gewinne, ans Geld und Sicherheit. Dinge, die Kinder todlangweilig finden würden. Ja, sie haben so Angst, zu verlieren, wollen immer auf eine Nummer sicher gehen. Träume sind nicht sicher. Und so werden viele, die als Kinder Schauspieler werden wollten, Büroangestellte. Manche vergessen ihre Träume, legen sie in die hinteren Schubladen ihrer Gedanken auf, wo sie verstauben. Andere beklagen sich über ihr langweiliges Leben, hätten sie doch die Zeit zurückspulen können. Aber ganz ehrlich-sie hätten es genauso gemacht, auch dann, wenn sie noch einmal jung geworden wären. Denn Erwachsene hören auf ihren Verstand, nicht auf ihre Träume. Langweilige Sicherheit ist ihnen lieber als gefährliches Abenteuer.
Vielleicht klingen meine Worte hart, vielleicht werfe ich alle Erwachsenen in einen Topf. Vielleicht kann ich selbst nicht erwachsen werden. Vielleicht möchte ich meinen Traum nicht in die hinterste Schublade werfen, wo er sich mit Staub bedeckt und verwelkt. Meine Träume halten mich am Leben, auch wenn sie nicht mein Leben sind. Aber auch ich muss erwachsen werden, und meine Vernunft einschalten. Meine Träume sterben aus, ich sehe ihrem Tod zu. Bald werden sie tot sein, zerschmettert, vernichtet. Und dann heisst es-willkommen in der Welt der Erwachsenen, in der Welt, wo Träume nichts zu suchen haben.

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