Vera Böhme

Felix und das Gespenst

Felix ist sieben Jahre alt und geht seit einiger Zeit zur Schule.
 
Dort gefällt es ihm sehr gut.
 
Er mag seine Lehrerin und auch seine Klassenkameraden sehr gut leiden,
 
aber ganz besonders gefällt ihm das rechnen und lesen lernen.
 
Mit fast allen Kindern ist er gut befreundet und die meisten
 
finden Felix sehr mutig, weil er nicht für jede Kleinigkeit weint und wegläuft,
 
wie die anderen Kinder.
 
Eines Abends ist Felix ganz alleine zu Hause.
 
Sein Vater ist schon unterwegs zu seiner Arbeitstelle und seine Mutter
 
muss noch schnell etwas einkaufen.
 
Es ist nicht das erste Mal für Felix, dass er alleine bleibt,
 
er kennt das schon und hat auch keine große Angst, denn seine Mutter
 
lässt ihn nie besonders lange warten.
 
Doch heute ist es anders.
 
Es ist Herbst und nun wird es schon sehr früh dunkel,
 
ein Sturm fegt ums Haus und irgendwie wird es Felix auf einmal so richtig unheimlich.
 
Hoffentlich kommt Mama bald nach Hause, denkt er und schaut nun bestimmt zum zehnten Mal
 
auf die Uhr.
 
Plötzlich klopft es ans Fenster.
 
Felix erschreckt sich fürchterlich.
 
„Was war das?“ sagt Felix laut und schaut vorsichtig zum Fenster hinaus.
 
Doch in der Dunkelheit ist nichts zu sehen.
 
Dann auf einmal,  kratzt etwas am Fenster.
 
Nun bekommt es Felix aber mit der Angst zu tun.
 
Zitternd setzt er sich in die Couchecke und betet, dass seine Mama bald kommt.
 
Vielleicht ist es ein Gespenst, denk er und schielt wieder ganz vorsichtig zum Fenster hinüber.
 
Hu,  hu, hu, heult es vor dem Haus.
 
Am Fenster kratzt es nun immer und immer wieder.
 
Plötzlich hört er in der Wohnung ein huschendes Geräusch und ein Knacken.
 
„Oh nein, jetzt ist das Gespenst in der Küche“, flüstert er und kuschelt sich noch tiefer in die Ecke.
 
Seine Augen hat er nun fest zusammen gekniffen.
 
Eine kleine Träne läuft ihm übers Gesicht und Felix ist sehr froh, dass ihn seine Freunde
 
so nicht sehen können. Denn er ist ja sonst immer sooooooooooooooooo  cool.
 
Nun legt sich auch noch eine Hand auf seine Schulter und Felix schreit laut auf.
 
„Aber Felix, mein Junge. Was hast du denn?“, hört er die Stimme seiner Mutter leise sagen.
 
Vorsichtig öffnet Felix sein linkes Auge, er ist sich nicht ganz sicher, ob es nicht doch das Gespenst ist.
 
Doch es ist seine Mama und er fällt ihr glücklich um den Hals.
 
„Aber was ist denn mit dir, Felix? Was war denn los?“, fragt ihn seine Mutter erstaunt.
 
So kennt sie ihren Jungen gar nicht.
 
Felix erzählt seiner Mutter hastig und stotternd vor Angst, von den Geräuschen
 
und beobachtet dabei weiter das Fenster.
 
Seine Mutter geht zum Fenster hinüber und öffnet es.
 
„Komm einmal her, ich möchte dir etwas zeigen.“
 
Felix steht mit zitternden Knien auf, er traut dem Braten immer noch nicht, und geht vorsichtig
 
hinüber zu seiner Mutter ans Fenster.
 
„Siehst du hier diesen Ast?“ fragt ihn seine Mutter.
 
„Es ist heute sehr stürmisch, und der Wind lässt den Ast ans Fenster klopfen. Daher auch diese Geräusche. Außerdem heult der Wind ums Haus und das ist wirklich sehr unheimlich. Ich kann dich sehr gut verstehen“
 
Erleichtert nickt Felix und kommt sich nun doch etwas dumm vor.
 
So eine große Angst zu haben, vor so ein bisschen Wind.
 
Wie gut, dass ihn seine Freunde nicht sehen konnten, die hätten ihn bestimmt ausgelacht.
 
Oder?

Vera Böhme
 

 

 

Diese Geschichte habe ich vor einigen Jahren mit meinem jüngsten Sohn zusammen geschrieben. Er ging gerade zur Schule und hatte mal ein ähnliches Erlebnis. Wir schrieben dann immer bei kleinen Problemchen solche Geschichten und so lernte mein Sohn damit umzugehen.
Außerdem bekam er auch noch Spaß am schreiben und am lesen. Zwei Fliegen mit einer Klappe, sozusagen:-))

Vera Böhme
Vera Böhme, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.02.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Mit dem Schreiben und Dichten, ist das so eine Sache.So war ich oft der Meinung, nur lyrisch Schreiben zu können, falls ich mich in einem annähernd, seelischen Gleichgewicht befände, erkannte aber bald die Unrichtigkeit dieser Hypothese.Wichtig allein, war der Mut des Eintauchens.Das Eins werden mit dem kollektiven Fluss des Ganzen. Meine Gedanken, zärtlich zu Papier gebrachten Gefühle,schöpfte ich stets aus diesem Fluss.

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