Gabriele Förster-Wöbke

Der kalte Papierkrieg

Es ist unglaublich, was sich so in einem ganz normalen Vier-Personen-Haushalt an Papierkram ansammelt. Muss man den ganzen Sch... eigentlich aufbewahren? 10 Jahre?

Kaum habe ich die Weihnachtsdeko abgetakelt, füllt sich im Januar unser Briefkasten mit den Erhöhungen irgendwelcher Versicherungen, die ich irgendwann einmal vor Jahren an einem lauen Sommernachmittag gutgelaunt mir habe aufschwatzen lassen.

Hausrat – falls mal die Waschmaschine ausläuft – tut sie bloß nicht, sie gibt vorher den Geist auf.
Haftpflicht – damit beim Nachbarn unter uns der Wasserschaden, den das Brauchwasser unserer auslaufenden Waschmaschine anrichten könnte, fachmännisch behoben werden kann. – Unter uns wohnt kein Nachbar, wir wohnen im Parterre.
Zusatzkrankenversicherung – die zusätzlich anteilige Kosten des Zahnersatzes, sowie der Brillen übernimmt. Vorausgesetzt die gesetzliche Krankenkasse übernimmt einen bestimmten Prozentteil. – Hahaha.
Kapitale Lebensversicherung – damit wir im Rentenalter unseren Lebensstandard halten können – (welchen Lebensstandard?) bis die fällig wird, ist die Versicherungsgesellschaft längst Pleite. Selbst wenn sie die Wirtschaftskrise übersteht, sichert das kleine Zubrot nicht das Überleben, es verhindert nur das Sterben.
Und so weiter, und so weiter ....

Aber abheften soll ich den Mist. Wichtige Versicherungsunterlagen. Anhang zur Police.
Und kopieren muss ich brav auch alles. Wichtig für die Steuerklärung, durch die sowieso kein Mensch mehr durchsteigt.
Und dann sind da noch die Zinsbescheinigungen – lächerlich. Aber, wichtig für die Erklärung ans Finanzamt – 10,86 €. Langt nicht mal für die Fotokopien, geschweige denn für die Ordner, den Aktenschrank, den Zeitaufwand und den Platz, den diese Unterlagen benötigten.

Früher hatte man einen Vorratsschrank. Heute hat man einen Aktenschrank. Den Inhalt kann man zwar nicht essen, aber vielleicht kann man im Notfall damit heizen. Allerdings fehlt es im Allgemeinen an einer passenden Feuerstelle, dem altbekannten Ofen. Bringt uns also auch nicht weiter.

Mir geht diese Bürokratie fürchterlich auf den Geist. Und ich habe den Eindruck es wird immer mehr „Zettelkram“.

Nun wird das „Bankgeheimnis“ auch noch aufgehoben. Dann versteckt Tante Ulla ihr Eingemachtes eben wieder unter dem Kopfkissen. Tante Ulla kennt das schließlich noch von früher und den flöten gehenden paar Kröten, die sie auf dem altbekannten Sparbuch als Zinsen bekommen würde, weint Tante Ulla auch nicht hinterher – sagt sie jedenfalls. Tante Ulla ließ sich noch nie in die Karten gucken. Sie hat’ s gut, sie kann es sich leisten.

Und ich sitze hier im Papierwust. Bin genervt von 10,86 € und dieser dusseligen Steuererklärung.

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