Ich stehe alleine auf der Brücke meines Kriegsschiffes und betrachte das gegnerische. Ich sehe, wie die Torpedos vorbereitet werden, sehe, wie die Geschütze ausgerichtet und zum Angriff startklar gemacht werden.
Du musst handeln," sagt mir eine Stimme. Du musst endlich handeln!"
Aber statt zu Handeln richte ich weiterhin meinen Blick auf das gegnerische Kriegsschiff, betrachte die Vorbereitungen und dulde sie. Und so höre ich die Stimme, wie sie den Satz wiederholt, weil sie mich nicht versteht: Du musst endlich handeln!"
Wie sollte ich handeln? Soll ich die Maschinen startklar machen und fliehen? Weglaufen? Wäre das denn nicht feige...
....oder vielleicht weise?" höre ich da die Stimme sagen.
Oder vielleicht weise," wiederhole ich, ohne diesen Worten Bedeutung zu schenken. Denn ich werde ganz gewiss nicht die Maschinen startklar machen, werde nicht fliehen, werde nicht weglaufen. Nein, ich habe keine Angst.
Ich könnte - wie das gegnerische Kriegsschiff - meine Torpedos vorbereiten, könnte meine Geschütze ausrichten, um einen Angriff zu starten. Aber wieso sollte ich? Ich wurde schließlich noch nicht angegriffen und habe auch nicht die Absicht, das gegnerische Kriegsschiff anzugreifen. Warum sollte ich diese ersten Schritt machen? Es würde mich nicht zufrieden stellen und ich würde die Welt spalten in die einen, die mich als Held sehen, und in die anderen, die noch Hoffnung sahen und mein Handeln nicht verstehen, es verurteilen.
Dabei habe ich doch längst gehandelt, habe Vorbereitungen getroffen. Ich werde nicht mit meinem Schiff versinken, denn ich habe es aufgegeben. Alles, was mir etwas bedeutet, habe ich in mein Beiboot gebracht. Dieses perfekt ausgestattete Beiboot ist nun mein neuer Lebensinhalt. Es ist startklar und liegt zum Abfieren bereit an Deck.
So stehe ich weiterhin auf meiner Brücke, betrachte gelassen das gegnerische Kriegsschiff und warte darauf, dass die Torpedos auf mich abgeschossen werden.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.03.2002.
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