Eva Steppler
Catman ( zweiter Teil )
Jahre später berichtete man von einem besonders furchterregenden
Catman. Die Menschen, die ihn gesehen haben, sagten, er wäre jung, so
Anfang zwanzig, schlank und gut gebaut und er hatte lange,
kohlrabenschwarze Haare. Außerdem sei er immer in Begleitung einer
pechschwarzen Katze.
Es wurde Jagdt auf die Human Cats
gemacht, aber man war besonders an ihm interessiert. Die Jäger zeigten
immer stolz ihre Beute. Meistens waren es kleine Kinder, da diese sich
ja nicht wehren konnten. Und da sie so hässlich waren, schmiss man sie
weg wie Müll!
Es floss sehr viel Blut; so viel, dass man damit einen Ozean füllen und darin ertrinken konnte. Auch Katzen wurden gejagt.
Ein
Jäger aber hatte eine Teenagertochter, die sich sehr für diese
besonderen und geheimnisvollen Tiere interessierte, ja, sie schon fast
vergötterte. Sie kleidete sich immer schwarz, ihre Haut war blass,
schon fast weiß und alles, was mysteriös war, zog sie an. Vor allem
hatten die Human Cats magische Kräfte auf sie bezogen. Der Vater
verabscheute seine Tochter und manchmal schlug er sie, in der Hoffnung,
sie würde sich zum " positiven " ändern. Doch nachts schlich sie sich
immerwieder aus dem Haus, um neue Entdeckungen zu machen. Doch diese
eine Nacht würde sie nie vergessen. Der Nebel war so dicht, man sah
nichts mehr. Es war, als ob sie im Nirvana tappen würde. Sie blieb kurz
stehen. Mit einem besorgten und hilflosen Blick schaute sie sich um.
Absolut nichts! Es muss wohl alles verschlungen worden sein. Auf einmal
erschrak sie! Irgendetwas schmiegte sich an ihren Beinen! Doch es war
ein warmes, weiches Fell, welches wie eine Feder vorbei glitt. Dies
beruhigte sie. Ihr Blick wanderte nach unten, wo sie von zwei
smaragdgrünen schimmernden Augen begrüßt wurde. Die Katze hatte sie
halb geschlossen, und es schien, als würde sie lächeln. Das Mädchen
lächelte zurück und kniete sich zu ihr nieder. " Du armes Ding musst sieben Leben auf dieser Welt ertragen und wirst dazu noch gnadenlos gejagt!"
Sie
kraulte die Katze am Hals. Das Kraulen war für die Katze wie eine
Massage für die Seele. Sie streckte den Kopf hoch und schnurrte. Das
Schnurren war die Wärme, die sie dem Mädchen schenkte.
Plötzlich
schreckte die Katze auf! Ihre Ohren waren spitz wie Schwertspitzen und
ihre Augen weit aufgerissen. Das Mädchen stand auf und die Katze lief
weg, blieb dann aber stehen und drehte sich um.
" Komm doch mit! Dir wird schon nichts passieren!" schien sie zu sagen und das Mädchen folgte ihr.
Die
Katze führte sie aus der Stadt raus, in den Wald rein auf eine kleine
Lichtung. Ängstlich und schutzsuchend versteckte sich das Mädchen
hinter einem Baum. Sie traute ihren Augen nicht! Auf der Lichtung war
ein großes Lagerfeuer, welches weit in den Himmel hinein griff. Es
wollte den Himmel fangen! Es streckte sich mühevoll nach ihm! Um das
Feuer herum standen Menschen, alle schwarz gekleidet, wie Krähen mit
kreidebleicher Haut. Genau wie sie! Aber da waren auch Katzen, die sich
elegant bewegten und sich sanft um die Beine ihrer Begleiter
schlängelten. Dies war der Treffpunkt der Human Cats!
Nun
wusste sie auch, dass die pechschwarze Katze mit den smaragdgrünen
Augen, die Katze des Anführers der Human Cats, der Herrscher aller
Katzen, war. Und diese lief jetzt genau auf ihn zu und begrüßte ihn mit
einem freundlichen " miau " und schmirgdte sich an seinen Beinen. Dann
drehte sie sich wieder in Richtung des Mädchens, ging ein paar Schritte
darauf zu und blieb stehen. Für einen Moment bewegte sie sich nicht.
Sie stand da wie eine Statue. Doch dann rief sie nach dem Mädchen, doch
dieses rührte sich nicht. Trotzdem war Felidae, wie er genannt wurde,
schon längst klar, dass seine treue Gefährtin einen weiblichen Menschen
mitgebracht hatte. Dies konnte er nämlich mit seinem empfindlichen
Gehör und seiner Nase wahrnehmen. Es war zwar weiblicher
Menschengeruch, aber er war anders als die anderen Menschengerüche. Er
war so süss. Wie ein Rätsel. Er erweckte sein Interesse und er folgte
seiner Spur. Das Mädchen drückte sich panisch mit dem Rücken gegen den
Baumstamm, in der Hoffnung, nicht entdeckt zu werden. Das half nun aber
auch nichts mehr, denn Felidae hatte sie schon entdeckt und stand neben
ihr. Sanft legte er seine Hand auf ihre Schulter. Erschrocken wandte
sie ihren Kopf zu ihm. Ihre Augen waren weit aufgerissen, doch Felidaes
Anblick wirkte beruhigend. Felidae blickte tief in ihre mamorgrauen
Augen. Sie waren eine wärmende Quelle für ihn. Seine Augen hatten die
gleiche Farbe wie die der Katze. Smaragdgrün! Welch wundervolle
Farbe! Sein Blick jedoch fesselte sie und sie versank in ihm! Seine
schwarzen langen Haare hingen in Strähnen herunter. Junge Männer mit
langen Haaren zogen sie an! Doch auch sie wurden verfolgt und gejagt.
Sie setzte sich immer für Minderheiten ein. Sie fühlte sich nicht der "menschlichen"
Gesellschaft zugehörig. Am Nachmittag hatte es geregnet. Sie war zu
dieser Zeit in der Stadt und konnte keinen trockenen Platz finden. So
hingen nun ihre schwarzen langen Haare glänzend herab. Ihr weißes
Gesicht war eine Lichtquelle in der Finsternis.
Langsam
wandte Felidae seinen Kopf zu seinem Volk. Sie alle wussten bescheid
und warteten auf ihn. Mit großen Augen starrten sie ihn erwartungsvoll
und fragend an. Wann würde er endlich dort herunterkommen? Er drehte
sich wieder zu dem Mädchen. " Wie nennt man dich?" fragte er. " Bastet." hauchte es durch ihre schwarzen Lippen. " Hm, Bastet!" Sein Grinsen glich einer Maske. Doch es war eine lustige Maske!
" Das passt ja ", folgte er fort, " denn du bist meine Göttin!" Er
verneigte sich vor ihr. Dabei schwang er den Mantel so, dass er wie ein
Cape wirkte. Dann richtete er sich wieder auf und ließ sich von ihrer
Schönheit fesseln. Sie kicherte. Es war das Lied einer Nachtigal. So
lieblich und süß! Und ihre Augen glänzten! " Felidae!" rief eine Stimme. Unsanft aus seinen Träumen gerissen zuckte Felidae erschrocken zusammen. " Ich muss jetzt gehen, " sagte er entäuscht, " aber morgen Nacht werde ich in der Stadt sein. Ich werde dich schon finden." Und er verabschiedete sich mit einem Lächeln und sie tat es ihm gleich.
( Fortzetzung folgt )
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.04.2005.
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