Andreas M. Fillei

warten

Mittag.
Draußen ist es leicht Bewölkt. Ein paar Blätter des Ahorn Baumes bewegen sich unter der sanften Hauch eines sterbenden Winters. Ein paar Vögel zwitschern.
Sitze fast alleine im Büro und schreibe, keine Ahnung wieso, keinen Sinn warum. Sollte noch etwas erledigen – habe keine Lust mehr, möchte mich nur mehr treiben lassen von den Wellen, die die Hitze schlagen. Noch ist nichteinmal März – nur ein sanftes anklopfen, eine leises Bitten um Einlaß – Ja komm.
Verflucht – die Tür ist offen, nicht klopfen, komm, komm herein, verführe mich in andere Welten. Seen, Vanileeis. So wenige Sommer noch – zu viele. Ich warte.
Draußen ist nur ein Windhauch.
Der Radio – monotones Geräusch, gleichmäsig, ermüdend, uninteressant. Mich fesseln andere Gedanken, andere Gefühle.
Schritte – rascheln, reden anschwellend, abschwellend, anschwellend wieder zerfließend in der lauwarmen Luft.
Ich warte bis etwas passiert, sich von irgendwo ein Stein löst, ein kleines rieseln nacht unten rollt, andere mitnimmt, immer größer werdend, anschwellend zu einer Lawine, anschwellend zu einen Tosen, rauschen. Bäume und Häuser mitreißend, Angst und Entsetzen in die Gesichter malend, Tränen in die Augen der Überlebenden zaubernd.
Ich warte.
Wieder Stimmen, leise, lachen, stille. Stimmen werden ganz langsam lauter, ganz langsam – stoppen, stille – Lachen – wieder Stimmen. Von woanders kracht ein Tisch. Vor der Türe hört man Leute reden.
Ich warte, aber da sind keine Kieselsteine, kein Entsetzen, keine Trauer.
Ich warte, bis heute irgendetwas passiert. Sehnsucht.
Das Lachen vor der Tür hat aufgehört ist verstummt. Keine Klinke hat sich bewegt, keine Angel gequietscht, keine Hitze war in den Raum geströmt.
Draußen zieht es immer mehr zu. Der Sommer war vorbei gegangen, hatte nicht bemerkt, daß der Schlüssel abgezogen und das Schloß aufgesperrt war, hatte meine Gedanken nicht gehört. Ist weiter gegangen.
Während ich warte, auf eine leise Bewegung in der Luft, einen Herzschlag, ein Schluchzen, warte, daß sich die Luft elektrisch auflädt und bei jeder Bewegung knistert, einen innerlich zerreißt und dann explodiert – nur eine kleine Bewegung in der Luft
Staub wirbelt in der Lichtbahn, die ein Sonnenstrahl zieht, tanzt.
Nur eine kleine Bewegung, nur ein Ausatmen – die Erde hält die Luft an. – Ein Zug rattert – flieht, flieht vor den Schatten des Winters.
Warten, warten bis es Sommer wird.
Sitzen, warten – sollte arbeiten.
Warten auf eine Lawine, einen Schrei, etwas, daß mich aus meinen Schlaf reist, etwas, daß mich aus meiner Gelähmtheit heraus zerrt und in die Welt schleudert, mein Herz aufbäumen läßt.
Flüstern, der Zug ist vorbei – das Geräusch eines Zippverschlusses – das Schweigen erstarrt, langsam, ganz langsam.
warten – bis ein Kiesel sich bewegt.
Gedanken erloschen – Flüstern erstarrt
....stille
....warte
warte auf den Sommer

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.03.2002. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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