Harald Saul

Der Wolf im Schafspelz Nr. 7

                                                  

 

Peter, der Wolf im Schafspelz   Teil 7

 

 

Peter glitt aus Elvira heraus und setzte sich auf, er sah sie an. Irgendwie kam sie ihm eigenartig vor, ihr Blick war so leer und traurig zugleich. Peter wollte etwas sagen, etwas liebes.. Aber irgendwas hinderte ihn daran. Ein Blick auf seine teure Armbanduhr sagte ihm, es sei noch zum Mittagessen Zeit. Elviras Mutter kochte doch immer am Sonntag, die jungen Leute sollten ruhig ihre Zeit genießen.

 

Elvira fing zu weinen an, weil sie Peters Schweigen nicht deuten konnte. Er nahm sich ein Herz und zog Elvira einfach in seine Arme. „ Ich würde mich auf ein Kind mit Dir freuen“ und küsste ihre Haare, die nach Apfelshampoo dufteten. Sie sah ihn lange an und ein langer Kuß ließ ihr Herz schneller schlagen. Vielleicht wird ja doch alles gut, dachte sie und sie liebten sich, so innig, wie sie es erst selten getan hatten. Beide kamen wieder zur gleichen Zeit und Elvira war wie auf einer Wolke, unter ihr das Leben. Sie fühlte sich so erhaben über alles.

 

Noch erhitzt und schweigend saßen beide am elterlichen Mittagstisch. Die Mutter und Elvira hatten sich abgesprochen, dass es nun nicht mehr lange dauern, bis es jeder sehen könne..... Den heutigen Tag hatten beide für den günstigsten erachtet.

 

Die Mutter hatte ihren Mann auch noch vor dem Frühstück darauf vorbereitet. Der gefürchtete Cholerische Anfall blieb zu Mutters Erstaunen aus, er hatte nur geschnauft, seinen Hut und Lederjacke genommen und war zum Frühschoppen gegangen – ohne Frühstück. Kurz vor dem Essen war er wiedergekommen, nicht nach Alkohol riechend, wie sonst, hatte der Mutter, die noch beim Tischdecken war, von hinten unter beide Brüste gefasst und geflüstert, dass er auch noch nicht überall ein Opa sei.........

 

Sie konnte sein hartes Glied direkt durch den Stoff spüren, als er sich an sie drängte und wenn das Essen nicht schon fix und fertig gewesen wäre, dann hätte sie sich seinem Drängen hingegeben. So flüsterte sie ihm zu, dass es ihr auch so sei, aber die Kinder jeden Moment kommen würden. Sie drückte ihm einen feuchten Kuß auf die stachligen Wangen und strich ihm zwischen die Beine. Wie angewurzelt und aufgerissenen Augen blieb er stehen, so etwas kannte er von seiner Frau nicht, seit

 

30 Jahren waren sie nun zusammen.

 

Der Hasenrücken war sehr zart, die Kroketten und die in guter Butter gedünsteten Möhrchen waren ihr gut gelungen. Das gute, von ihren Eltern ererbte Familienporzellan glänzte in der Mittagsonne und das schwere Silberbesteck blitzte bei Handbewegungen auf. Der Vater hatte eine Musik-CD eingelegt, die er sorgfältig ausgesucht hatte. Leise spielte die Operettenmusik und der Fleischereibesitzer sah seine Frau öfters fragend an. Unmerklich hatte sie dann immer mit den Schultern gezuckt.

 

Das Essen nahmen sie schweigend ein und warfen sich nur verstohlene Blicke zu.

 

Nach dem Essen holte der Vater eine gute Flasche Wein aus seinem Weinschrank, auf das gute Essen angestoßen, saßen sie nun schweigend da. Etwas lag in der Luft.

 

Peter fühlte, dass er jetzt den Grundstein für sein weiteres Leben legen konnte.

 

Er drehte das schwere Kristallglas in seinen schwitzigen Händen hin und her und fing mit belegter Stimme an zu reden.

 

Er sah Elviras Vater direkt an und bat ihn, so wie er es in einem Heimatfilm gesehen hatte, um Elviras Hand. Er könne sich keine andere Frau mehr vorstellen, mit der er Kinder haben würde. „Eins reicht, mein Liebster“ entfuhr es dieser , schauspielerisch gekonnt und sie nahm seine Hand und hielt diese einfach fest.

 

Der junge Mann vermied es seine künftige Schwiegermutter anzuschauen. Es war ihm einfach nicht geheuer.

 

Elviras Vater räusperte sich und hielt eine, wie einstudierte Rede. Er freue sich auf einen Schwiegersohn, der ihm in der letzten Zeit sehr viel Freude gemacht habe und bestimmt seinem Kind in all Sorgen und Nöten beistehen werde.

 

Sie stießen wieder an und Peter spürte, dass der Alte ihn gern umarmen würde. Er stand auf und ging zu ihm um den Tisch herum hin und der Alte zog ihn an seine breite Brust, nur dessen hochstehender Bauch störte ein bisschen.

 

Auch Elviras Mutter drückte er, aber nicht in der Art , wenn sie alleine waren und sich geliebt hatten, was im Monat einmal regelmäßig nun vorkam, wenn beide glaubten, sie wären alleine. Der Vater war ja oft nicht da und Elvira ging auch einmal in der Woche am Abend allein aus. Peter ließ sehr gern dann immer einfach mit sich geschehen, was die liebeshungrige 25 Jahre ältere Frau von ihm wollte und von Schäferstündchen, wie sie es nannte, zu Schäferstündchen mehr von dem noch unerfahrenem jungen Mann wollte. Er war ein sehr gelehriger Schüler.

 

 Den Mokka tranken sie in der Couchecke. Wann er es seinen Eltern sagen wolle, fragte ihn der Vater. Er zögerte und sagte, dass er nach der Arbeit mit Elvira hin fahren wolle. Aber Elvira sagte schnell, dass sie heute zum Kaffee hin fahren werden und kommende Woche die behördlichen Gänge machen möchte.

 

Die Mutter stand auf und ging zum Telefon, bestellte bei einem Restaurant, welches für seinen feinen Kuchen bekannt war, die teuerste Familienplatte zum Mitnehmen.

 

Peter möchte seine Eltern anrufen, dass sie zu viert hinfahren würden.

 

Mit zittrigen Händen wählte er die Nummer der Eltern, irgendwie war ihm nicht wohl dabei.

 

Peters Mutter wusste sofort alles, aus Peters Andeutung, dass sie jetzt mit den künftigen Schwiegereltern zum Kaffee kommen wollen.

 

Peter und Elviras Vater gingen ins Büro, wo Peter erläutert wurde, dass an einer Wand in dem Vorzimmer die Mauer durchbrochen werde und hier der Zugang zu Peters alleiniges Büro entsteht. Er bekam einen Möbelkatalog vorgelegt, wo zwei wunderschöne Büroeinrichtungen eingekreist waren, eine war sehr nostalgisch und eine war richtig modern.„ Du musst Dich an einem PC schulen lassen, werde Dich bald zu einem Lehrgang bei der Fleischereigenossenschaft oder zur Handwerkskammer schicken. Hab auch schon eine Anlage ins Auge gefasst, eine unserer Kundinnen ist bei einem Computerhändler Verkaufsberaterin und die hat da richtig Ahnung und kann Dich richtig einweisen. Aber fang nichts mit ihr an, hab da selbst ein Auge drauf, ist eine tolle Frau,  lachte meckernd der Alte und freute sich über Peter, der sofort wieder rot wurde. Er glaubte eine große Menschenkenntnis zu haben und den unerfahrenen und guten Jungen genau erkannt zu haben. Der war dem Mädel total verfallen und guckt sowieso nach keiner anderen, dachte er.

 

 

„War heute nämlich nicht zum Frühschoppen sondern beim Steuerberater und wir haben eine Strategie festgelegt, macht mal nichts, wenn wir mal ein Jahr richtig viel für die Firma investieren.“

 

Er legt Peter seine schwere Hand auf die Schulter und sah ihn fest in die Augen, wenn Du mein Kind glücklich machst, wirst Du es nie bereuen.

 

Er ging zu seinen Schreibtisch und zog eine Stahlkassette hervor. „Übrigens hättest Du was gesagt, hätte Dir Geld gegeben, damit Du eine anständige Uhr für Elvira hättest kaufen können“ Peter schoss jetzt richtig das Blut in den Kopf, ihm wurde heiß, was wusste der Alte noch  und was hatte der schon mitbekommen ? Ihm wurde richtig übel und er wäre gerne einfach rausgerannt, raus aus dem großen, wohlhabenden Haus.

 

Peter sagte mit belegter Stimme, dass ihm Elvira so leid getan habe und einfach von dem übrigen Geburtstagsgeld von Mutter eine Uhr gekauft habe. Der Alte lächelte und  schloss die Geldkassette wieder und drückte Peter einen knisternden Tausender in die Hand. „Kauf ihr was schönes.... , hast ja Ideen genug.“

 

 

 

Nachdem beide Frauen, die Küche und das Wohnzimmer wieder in Ordnung gebracht konnten sie fahren. Die Eltern hatten sich sehr gut angezogen, die Mutter sah Dank teurer Kosmetik fast jugendlich aus und der Vater hatte sich sogar noch rasiert. Sonst sah man ihn am Sonntag nur im Unterhemd, unrasiert und in ausgebeulten Trainingshosen im Haus. Die jungen Leuten hatten sich auch „herausgehübscht“ und Peter hatte nicht mitbekommen, wie Elvira Schwierigkeiten hatte das schönste Kleid anzuziehen. Es spannte schon ganz schön über dem Bauch. Peter fuhr den neuen BMW, wohlgefällig sah ihm der künftige Schwiegervater beim Fahren zu und sagte nach einer Weile, dass er ja sehr gut den Wagen beherrsche. Peter sagte, dass es ihm sehr viel Spaß mache ein Auto zu fahren, welches durch deutsche Technikerkunst das Non plus Ultra sei, aber er mache sich mehr Gedanken, wie man ein schönes Kinderzimmer gestalten kann und wie Elvira nicht so beansprucht werden würde. Er habe gehört, dass es jetzt möglich sei, bei der Geburt dabei zu sein. Er plapperte und plapperte, die „Dreierfamilie“ hörte ihm zu.

 

Dann war auf einmal eine Stille, nur der schwere Motor surrte leise und das Radio dudelte gedämpft vor sich hin.

 

Der Vater räusperte sich und sprach dann mit fester Stimme;

 

 Erstens : Jung und alt gehört nicht unter ein Dach ! Ich habe vom Steuerberater von einem bezugsfertigen Einfamilienhaus auf dem Schlossberg  gehört, es wird kommenden Monat versteigert. Ich werde den Zuschlag bekommen und nach der Hochzeit bekommt, ihr die Schlüssel zu der Hütte. 5 Zimmer, Gäste WC und schönes Bad, die Küche ist auch schon drinnen. Doppelgarage ist noch unverputzt und der Garten muss angelegt werden, ein Swimmingpool ist aber schon angeliefert und muss auch noch eingegraben werden. Zu diesen Arbeiten habe ich 3 Männer von Verkäuferinnen, die ich schwarz bezahlen kann. Ist ein vornehmes Wohngebiet, werden mal keine Ausländer oder Neudeutsche hinziehen, der Schlossberg ist mit alten Bäumen bewachsen und ihr werdet euch da wohlfühlen.

 

Zweitens :  Die Mutter und Elvira werden alle Behördengänge machen, damit ihr einen Hochzeitstermin noch in diesem Quartal bekommt. Er verschwieg, dass es ihm unangenehm war, wenn seine Tochter mit einem Babybauch heiraten sollte. Die Hochzeit werden wir ausrichten, Deine Eltern sollen keine Kosten haben – ist mein einziges Kind und meine Eltern konnten uns nichts mitgeben, aber wir haben alles und euch wird es an nichts fehlen. Meine Frau und ich sind uns da einig.

 

Drittens : Peter, Du wirst mit allen Rechten und Pflichten als neues Familienmitglied aufgenommen, denn schließlich gehörst Du dann zu uns. Du bist der Vater meines Enkels. Der Alte war so von seiner Rede ergriffen und auf sich stolz, dass er nicht sah, wie seine Frau geringschätzig die Mundwinkel nach unten zog und seine Tochter vor sich hin weinte. Es waren nicht Tränen der Ergriffenheit, sondern des Schamgefühls. Irgendwie ahnte sie dumpf, dass sie Peter und auch ihren Vater ganz gemein betrog. Die Mutter hatte ihre einmal geäußerten Bedenken mit banalen Worten zerstreut......

 

 

 

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.04.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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