Burkhardt Brinkmann

Autor aus Deutschland

Adesso: Vom Bölkstoff ein wenig noch nachgefüllt und mutig der Mitwelt die Seele enthüllt (cum grano salis, wie P. R. Hofstätter gesagt haben würde.).

Born 1945. Not a habitual poet. It just so happens, every now and then, that the inspiration tracks me down in my den. Zur „Magic City" z.B. halfen u.a. ein Bildungsurlaub zur Stadtgeschichte Gelnhausens und in sprachlicher Hinsicht die Lektüre des „Frankenstein" (was soll man sonst als Souvenir aus Ingolstadt mitbringen, wenn man für `nen A 8 keinen Führerschein und kein Zwölfzylinderkonto hat?).

Lieblingslektüre: Ottfried von Hanstein: „Im Reiche des Goldenen Drachen" (well, das ist schon lange her: a distant cry from days gone by). Professor Peter Robert Hofstätter: „Einführung in die Sozialpsychologie" ist mehr als nur das: eine Wissenschafts- und Lebensphilosophie, eine Weltsicht. Basic instincts enthüllen die erschütternden Reportagen: „Die Zehn Todesqualen. Ein Bericht aus Sizilien" (der 50er Jahre) von Gavin Maxwell; ebenso Norman Lewis' „Neapel `44. Ein Nachrichtenoffizier im italienischen Labyrinth". Möge es uns erspart bleiben, solche Notsituationen jemals zu erleben.

Ob allerdings die Riester-Rente uns im Alter sichert? Das Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium für Wirtschaft: „Grundlegende Reform der gesetzlichen Rentenversicherung", das hier wohl Pate gestanden hat, ist auf jeden Fall eine unglaublich spannende :-) Lektüre. Nun ja: zumindest dann, wenn man sich von Benjamin Lee Whorfs „Sprache, Denken, Wirklichkeit" hat beeindrucken lassen und Oswald Spenglers Kulturzyklentheorie („Der Untergang des Abendlandes") als Arbeitshypothese nicht von vornherein verwirft. Vielleicht schreib ich mal `n paar Takte zu Kapitaldeckungsverfahren und Umlageverfahren; Literatur der etwas anderen Art, per cosi dire.

Entspannter ist natürlich die Lektüre von Ferdinand Gregorovius' „Wanderjahre in Italien". Zur Abwechslung darf's auch was Nordischkräftiges sein: Snorri Sturluson, „Die Saga vom Skalden Egil". Ein Raubauz, der alte Egil: hat doch glatt seinem Gastgeber nächtens die Augen ausgedrückt, weil ihm dessen Bier sauer aufgestoßen ist!. So was gehört eigentlich verboten, und falls man dieses Machwerk mal in der Handbibliothek eines Amokläufer finden sollte, kommt es bestimmt sofort auf den Index.

Also doch lieber wieder über die Alpen ziehen, etwa mit Karl August von Hases „Erinnerungen an Italien in Briefen an die künftige Geliebte". Und noch ein Liebesbriefeschreiber bezaubert uns mit Impressionen aus südlichen Gefilden: Der Welt-Enträtseler Ernst Haeckel in seiner posthum veröffentlichten „Italienfahrt. Briefe an die Braut 1859/1860" (der hat da unten übrigens für seine Habilitation als Biologe gearbeitet, nicht etwa Urlaub gemacht!). Kurd von Schlözer, war nicht nur Gesandter (Preußens beim Vatikan), sondern auch ein geschickter Briefeschreiber: „Römische Briefe 1864 - 1869" (Vorsicht: die „Letzten Römischen Briefe" waren reine Abzocke der Erben!).

Quando fa troppo caldo in Italia, wenden wir uns der Saga vom weisen Njal zu. Der hat immer einen kühlen Kopf behalten (hat ja auch in ´ner kalten Gegend gelebt!). Zuletzt wurde es freilich doch zu warm für ihn (und einige Verwandte). Faszinierend aber der Blick in die altgermanische Gesellschaft, ihre Gerechtigkeitsvorstellungen und ihr (sehr kompliziertes) Prozessrecht.

Doch dann lockt erneut die Orangensonne. Michel de Montaigne nahm die Erinnerung mit („Tagebuch einer Badereise") und ließ seine Nierensteine da; Ludwig Richter feierte Künstlerfeste und erfreut noch heute den Leser (zumindest ein schlichtes Gemüt wie mich) mit seinen „Lebenserinnerungen eines deutschen Malers"; Wilhelm Müller entdeckte das einfache Volk in seinem: „Rom, Römer und Römerinnen". Venedig stinkt, aber das vergisst man beim Lesen des „Leben in Venedig" von dem US-Konsul und Schriftsteller William Dean Howells. Komisch: immer wieder zieht mich das Italien der 1860er Jahre an.

Wenn's jedoch mal was richtig Modernes sein soll, reise ich nach Prag, so in die Zeit um 1910. Egon Erwin Kisch: „Nächte, Kinder, Abenteuer" oder „Pitaval / Späte Reportagen" rast mit seinen Lesern durch Friedhöfe, Schlachthöfe und Hinterhöfe, durch verräucherte Kneipen und vornehme Besserungsheime für gefallene Mädchen. Schöne DDR-Bände sind das (wie merkwürdigerweise auch einige meiner anderen Lieblingsbücher): leinengewandete Handschmeichler. Tempi passati.

Maler? Also, ehrlich :-) gesagt, präferiere ich die Werke von Maestro Benedetto (Siena), Nicolo Pellipario, Francesco Xanto Avelli usw. Kennen Sie nicht? Keine Bildungslücke: Majolikamaler sind bei Schwanitz bestimmt nicht gelistet!

Musikalisch ist die Moritat vom „Räuber Winfried" mein Favorit („Im Wald, wo nachts der Uhu krächzt / und wo der Wolf nach Opfern lechzt ..."). Ansonsten höre ich Musik nur, wenn sie richtig alt ist: Orlando furioso von Vivaldi, die Beatles, Johann Strauß, Valse Musette. Als Energiespender Judas Makkabäus (Händel - die gab's schon damals überall!). Wenn ich was Beruhigendes brauche: die ergreifendste von allen Vertonungen des Stabat Mater - von einem Haydn. Einen eingängigen Ohrencocktail hat uns der legendäre Giftmischer Antonio Salieri in seinen „Variazioni sulla Follia di Spagna" zusammengebraut. Auch aus Böhmen kommt die Musik, welche mir zusagt. Die Weihnachtsmesse von Ryba z.B., oder das Stabat Mater von Dvorak. Selbst die Johannespassion von Bach wird erst mit tschechischen Interpreten unter der Stabführung von Andreas Kröper zum einzig wahren Hörgenuss. Aus Bella Italia bevorzuge ich ebenfalls volkstümliche Stücke; was braucht man denn mehr zur Felicità als „un bicchiere di vino con un panino "? Und als Finale natürlich ein Requiem, aber nicht das vom Verdi: Donizetti, per favore: der komponierte seine „Messa da Requiem" fast ebenso gut, wie meine Frau ihr „pollo al cacciatore" :-) !

Zum Schluss noch ein Dank an Gert Peter Merk, Schriftsteller, damals in Frankfurt a.M. (heute in Berlin?) lebend. Es ist nicht seine Schuld, wenn ich aus seiner VHS-„Schreibwerkstatt" (1983 und 1984 war das schon!) nicht mehr an Rüstzeug mitgenommen habe; ohne diese Erfahrung wär' jedenfalls sicherlich noch weniger da.

So: jetzt weiß der Leser (fast) alles über mich: e basta!

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Gelnhausen, magic City19.06.2002English Poems / Englische Gedichte

Erste Veröffentlichung auf e-Stories.de am 19.06.2002

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