Iris Klinge

Mit fast 71 Jahren schaue ich auf ein sehr bewegtes, aufregendes Leben zurück. Und es geht immer noch im selben Tempo weiter, ich fühle mich wohler als noch während der langen Jahre meiner Ehe. Seit 7 Jahren lebe ich nun in Uruguay, meiner neuen Wahlheimat, nach langer Odyssee durch alle fünf Kontinente.
Schon als Kind in Freiburg nach dem Krieg aufgewachsen, kam ich in Berührung mit vielen Menschen, die entweder im Ausland gelebt hatten oder selbst Fremde waren. Die Walddorfschule, in der ich meine ersten 4 Jahre Grundschule verbrachte, weil die Läuse in der staatlichen Schule nicht auszurotten waren, - die Läusefrau kam regelmäßig, um die Köpfe der Kinder zu untersuchen -,erweiterte meinen Horizont zusätzlich durch die Begegnung mit Steiner´s Philosophie und mit der Homöopathie.
Das Studium der Philologie (Französisch, Englisch, Spanisch) ermöglichte mir dann mehrere Aufenthalte im europäischen Ausland. Später ging ich mit meinem Mann und zwei kleinen Kindern - bedingt durch seinen Beruf - nach Afrika. Diese Zeit hat mich für immer verändert. Das Nomadenleben wollte ich nie wieder aufgeben und verwirklichte meinen Traum etliche Jahre später, indem ich mich allein aus Deutschland davonmachte.
Von meinem Sohn (Pilot) bekam ich die billigen stand-by Tickets, die mir die vielen Reisen in ferne Länder ermöglichten. Zusätzlich war ich in einem Wohnungstausch Programm engagiert, das den Aufenthalt weltweit sehr preiswert und interessant gestaltete. Es ergaben sich Freundschaften, die bis heute andauern.
Das Bedürfnis, anderen zu helfen, vor allem in der sogenannten Dritten Welt, ist geblieben. Ohne Interesse an Geld hatte sich dieses vermehrt und wurde von mir vor allem in Brasilien für caritative Zwecke eingesetzt. Die Beschäftigung im Nord-Osten Brasiliens mit den Straßenkindern war nur ein Teil meines privaten Hilfsprogramms.
Inzwischen bin ich etwas ruhiger geworden, doch noch immer sehr aktiv und engagiert. Neugierig auf das Leben, das noch vor mir liegt, und dankbar für alles, was ich in den langen Jahren meiner Wanderschaft erleben durfte. Und meine Enkel sollen einmal etwas von ihrer Nomaden-Oma erfahren, wenn sie lesen können. Leider sehe ich sie nur einmal im Jahr bei einem Heimaturlaub in Europa.

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Erste Veröffentlichung auf e-Stories.de am 18.01.2012