Dr. André Pfoertner

Buchvorstellung: Legenden zwischen Lenden: Mittelmeer Gedichte

 

  André Pfoertners Poeme wurzeln in der archaischen Erkenntnis,
dass Erotik und Lyrik seit jeher eng miteinander verschlungen
sind. Seine mit Meerwasser gesalzenen Verse kreisen um mediterrane
Liebesakte zwischen göttlicher Schöpfung und irdischer
Erschöpfung.

Aphrodite, Kalypso und andere bezaubernde Frauen begegnen
legendären Liebhabern wie Odysseus, Casanova oder Lord Byron.
Unter einer immer heißen Sonne, die von der Antike bis
in die Neuzeit Hormone zum Brodeln bringt, zeigt Ischtar, die
babylonische Göttin des Krieges und des sexuellen Begehrens,
ihre beiden Gesichter. Die Liebenden in André Pfoertners lyrischem
Mittelmeer treiben ruhelos zwischen Lust und Verlust
hin und her.


Leseprobe aus dem Langgedicht „Die Geburt der Aphrodite“ aus dem Gedichtband „Legenden zwischen Lenden“:

Es war einmal … stockdunkel:
Es gab kaum Licht, nur Sterngefunkel.
Polaris zog den Kleinen Karren
Den Stier sah man am Himmel scharren.
Ein Zwillingspaar stand am Zenith,
Floss spiegelbildlich ineinander in der Weite –
Linkshändig einer, rechtshanddominant der zweite.
Ins Schwarze stieß ein Monolith
Wuchs in den Himmel, wurde konisch.
Kometen querten Räume stumm
Im lautlos dunklen Vakuum.
Die Stimmung war gar kosmogonisch.

Es schwebte Nyx hoch überm Anger
Vom Gatten Erebos hochschwanger.
Schneebeerig weiß war ihr Ornat,
Verschluckt fast ganz vom Nacht-Achat.
Es lag die Erde – schwanger auch –
Im finst’ren Reich des Erebos.
Im Nacken traf sie Atemhauch,
Von hinten naht ihr ein Koloss:
Uranos –
Voller Verlangen
Sie zu umfangen.

Ihr pralles Erdenrund
– Ganz nackt –
War seinem Trieb ein Fund.
Er packt
Sie um die Mitte. Vorgeneigt
Spürt sie sein Glied gewaltig, wimmert,
Weil geil er ihr Gesäß besteigt.
Ihr Stöhnen lässt ihn unbekümmert.
Er denkt »begatten«, nur »begatten«.
Von dieser Wucht bebt Gaia sehr.
Es lässt sie seine Brunft ermatten,
Sie denkt: »Ich kann, ich kann nicht mehr!«

Und wie das heiße Erz vom Hammer
Von Uranos ward ihr Geschlecht
Gehau’n, geschmiedet unter Jammer
Zu festem Eisen formgerecht.
Die Sichel blitzeblank geputzt
Die Schneide zunächst unbenutzt,
Jedoch:

Ohnmächtig sah dies Gaias Sohn
Und sann auf Rache, ein Fanal –
Sein Vater: Ziel der Aggression.
Chronos ergriff den grauen Stahl.
Herakles-couragiert
Ödipus-kompliziert
Nahm er ihn in die linke Hand
Und schlich zum Gott – vertieft im Akt –,
Hob dessen Wolkendunst-Gewand,
Hat mit der rechten zugepackt,
Und chrono-logisch ihn entmannt.

Vom Schmerzensschrei erbebt
Das All –
Dort der Himmel, der sich hebt,
Hier sein Glied im freien Fall –
Ein Feuerfunken, unbekannt zuvor,
Durchzieht das Zwielicht wie ein Meteor.
Die Götterhoden wie Geschosse
Entfernt die Schwerkraft dem Kolosse.
(Der linke – frei nach Anaxagoras –
Erschafft die Chicas und Señoras).

Die Sonne späht durch Wolkendecken
Verschlafen in das Ätherbecken.
Ägäis Wellen spielen mit dem Kies –
Es schimmern Muscheln und Korallen
In Buchten, himmelblau-türkis –
Doch plötzlich sieht man etwas fallen.
Ein Tosen
Und Glosen,
Ein trudelnder Fall –
Dann Schäumen,
Aufbäumen,
Ein strudelnder Drall.
Ein Riesenphallos stürzt in Wasserfluten,
Sinkt platschend, eingehüllt von weißem Schaum.
Auf Hörnern hört man die Tritonen tuten.
Und dann erfüllt Diones Lied den Raum:

»My heart will go on and on« –
Weit über Land und Meere –
Es jubiliert das Pantheon,
Es klingt die Hemisphäre.
Die Nereidennixen schwänzeln.
In allem lebt das fruchtbar Feuchte,
Palaimon lässt Delphine tänzeln
Im Urlaubsgrußreflexgeleuchte.

Und im Zenith von Licht, Musik, Paion
Steigst du aus deinem Schaum,
Du fleischgewordner Traum,
Du Dodekatechnon.

An deinen breiten Hüften leckt das Meer
Ans Zwillingspaar der Brüste branden Wellen –
Dein volles Haar wirfst du zurück mir Flair –
Auch deinen zweiten Zwilling sieht man schwellen.

Du bist die Perle und das Meer kocht heiß.
Philomedes – ein Schoß, der nie erkühlt.
Entzückt beglupschen Hummer deinen Steiß.
Dazu hast du ein Herz, das füllig fühlt.

Gereinigt bist du und mit dir die Triebe,
Um frisch an Land zu steigen ohne jeden Schmutz.
Sie ist ganz sauber nun, die Lust, verbrämt mit Liebe.
Vor jeglicher Gewalt gewährst du Frauen Schutz.
Uranos’ Frevel sei den Männern fern –
Mit Sanftmut nur ist deine Gunst zu haben.
Und dann bist du ganz Frau, hast Männer gern.
(Ansonsten wird die Sichel ausgegraben.)

Das Zischen
Zwischen
Deinen
Beinen,
Wenn Wasser,
Feuer
Krasser
Und erneuer-
Bar sich paaren,
Heißt in wahren
Worten
Allerorten:
Selbst in Aphrodisie
Hilft Aphrodiazeinen
Stets der Eupareunie.
Und dies ist wahre Poesie!


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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 2016-10-01. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).