Buchvorstellung: Modellversuch Chemnitz

Endlich einmal eine brisante Story anstatt nur Ratssitzungen und Vereinsversammlungen! Der junge Journalist Arne Heller ist begeistert, als ihm der Job zufällt, über die lokale rechtsextreme Szene zu recherchieren. Schon sieht er sich als künftiger Star-Reporter mit Anerkennung für sein Engagement überhäuft.
Es klappt wie am Schnürchen, er bekommt Einblick in die Strukturen, schaut hinter die Kulissen, lernt die Akteure ungeschminkt und unverstellt kennen. Nebenbei scheint er seine große Liebe gefunden zu haben – die Frau, die ihn, als ihren Freund getarnt, undercover in eine Skinhead-Gruppe einführt. Warum eine Streetworkerin dies tun und damit ihre eigene Stellung gefährden sollte, darüber macht sich Arne Heller kaum Gedanken. Warum auch, er hält sich für einen Typ, an dem Frauen ihren Gefallen finden können, außerdem ist er ein guter Journalist und weiß, wie er so etwas angehen muss!
Eine folgenschwere Selbstüberschätzung. Während er glaubt, sich die Objekte seiner Recherche auf dem journalistischen Seziertisch zurechtlegen zu können, haben diese ihn längst durchschaut. Die Kräfte und Interesse, die hinter ihnen stehen, blieben ihm verborgen. Zwischen alten Seilschaften, die bis in DDR-Zeiten zurückreichen, und den kraftmeiernden Möchtegern-Skinheads vermochte er keinen Zusammenhang zu erkennen.
Als er, in einen einsamen Hinterhalt gelockt und brutal zusammengeschlagen, die Ereignisse Revue passieren lässt, fällt ihm nur die vermeintliche Frau seiner Träume ein, die ihn hintergangen und ans Messer geliefert haben könnte. Eine Erklärung dafür erschließt sich ihm nicht. Die bekommt er erst von ihr selbst – und es zeigt sich, dass er auch diesmal mit seiner Einschätzung komplett daneben lag.