August Sonnenfisch

Das Ulmer Münster

 

Das Ulmer Münster



Er schreitet über diesen
weiträumigen Platz.
Ein Mensch mittleren Wuchses.

Wie klein er ist
angesichts dieses
himmelwärts emporragenden Doms!
Den die Bomben verschont
inmitten des Infernos!
Selbst ein Riese
wäre hier ein Wicht.

Und doch sind Seinesgleichen
die Großen hier:
errichteten sie doch dieses
sich erkühnende Münster
mit seinen
artistisch
sich türmenden Türmen!

*
Doch
in ihrem täglich alltäglichen Tun
gebärden sie sich
wie vermessene Kinder -
Götter vermöchten sie zu sein!
Wann je?
immer dann, wenn
sie sind:
in jenem "Stirb und werde!"

Wenn sie in ihrer Güte sind:
in ihrer aus Bosheit
geborenen Güte.
Wenn sie in ihrem Freiden sind:
in ihrem aus Fehden
kreierten Frieden.
Wenn sie in ihren österlichen
Dramen sind.
In ihren Tänzen,
Skulpturen
Malereien und Melodien,
in ihrer Heiterkeit und
in ihrer aus Lügen und Lügeleien
geborenen Liebe
zur Wahrheit.

In diesem ewigen
sich Verlieren,
Finden und Erfinden

sind sie Götter,
die sich selber erschaffen.

Halbgötter
und Naseweiskinder
sind sie zur Stunde:
vor sich selbst sich verbergend -
oder den Gott in
sich errichtend,
von Augenblick zu Augenblick.


*

Dieser vielhundertjährige Dom
zeugt von der Gottheit
im Tempel ihres Leibes!




 

 
 
(c)  August Sonnenfisch: Ulm/ Donau,
8. November 2001 ff

 
Baubeginn 1377, Turmvollendung 1844-1900
nach den Plänen des Baumeisters
Matthäus Böblinger (+ 1505).
Turmhöhe 161 m,
Gewölbehöhe des Mittelschiffs 42 m, Länge 124 m.



 

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