Karl-Heinz Fricke
Blinde Passagiere
Die brunette, schlanke Monika,
die rothaarige, feurige Veronika
und die superblonde Gundula
wollten nach Amerika.
Es musste unbedingt Hollywood sein,
der Gedanke liess sie nicht mehr allein.
Es war fest verankert in ihrem Sinn,
aber wie kommt man umsonst dorthin ?
Ums Fahrgeld war es schlecht bestellt
und will man in die Neue Welt,
muss man über den großen Teich
und das ist nicht immer leicht.
Es wäre ohne Frage nett
säße man in einem Jet.
In wenigen Stunden ist man da
im gelobten Lande Amerika.
Die Drei fassten den Entschluß,
dass es per Schiff geschehen muss.
Arbeiten wollten sie nach ihrer Art
von früh bis abends auf der Fahrt.
Beim Bremer Seeamt sprachen sie vor,
der Beamte hatte für sie kein Ohr.
Immer wieder sagte er "nein",
in der Gewerkschaft müssten sie sein.
Ratlos schauten die Drei sich an,
dann lachten sie sich einen Seemann an.
Der sollte sie an Bord verstecken,
so dass niemand könne sie entdecken.
Hilfreich hat er sie nach Mitternacht
ganz unentdeckt an Bord gebracht.
Dann steckte der Matrose Mack
jedes Mädchen in einen Sack,
und schärfte dann den Dreien ein
bis zur Abreise still zu sein,
wenn in der Früh' beim Sonnenaufgang
des Schiffes Nebelhorn erklang.
Der Bootsmann trat gegen den ersten Sack
und hörte erstaunt ein leises "Quak, Quak !"
Wie zum Teufel kam ein Frosch hier her ?,
das wunderte den Bootsmann sehr.
Er schaute verblüfft in alle Ecken ,
er konnte jedoch keinen Frosch entdecken.
Der zweite Sack bekam den zweiten Tritt,
da hörte er doch "Kiwitt, Kiwitt ".
Ein Vogel an Bord, wie kam er dahin ?
Na klar, die fliegen ja, kam ihm in den Sinn.
Er liebte nun mal die Vögelchen sehr,
keiner an Bord verstand von Vögeln mehr.
Der dritte Sack bekam auch einen Kick,
große Überraschung zeigte sein Blick,
als es aus dem Sacke drang,
das so wie "Kartoffeln, Kartoffeln " klang.
Der Blondine fiel nichts anderes ein,
wie könnte das auch anders sein.
Der Bootsmann, selbst ein wenig dumm,
schaute sich nach Kartoffeln um.
Wie sie schmeckten hatte er vergessen,
seit Wochen gab es nur Nudeln zu essen.
Nach zwanzig Tagen kam sodann
das Schiff am Ziel in Madagaskar an.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.04.2008.
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