Norbert Wittke
An meine Wohnorte - zwecks Anbringung von Gedenktafeln
Oft wird in den Wohnorten später gestritten
um Leute, die dort wohnten, aber öfter nicht gelitten.
Ich möchte dieses alles für mich vermeiden,
die folgenden Wohnorte von mir kann ich beeiden.
In Marienwerder (Westpreußen) wurde ich im Februar 1944 geboren,
kaum war ich da, ging schon Krieg für uns alle verloren.
Zu meinem Geburtshaus Kaiserstraße 10 sage ich ganz unverhohlen,
der Ort heißt jetzt Kwidzyn und liegt seit dem Kriegsende in Polen.
Im Januar 1945 begann für uns die lange schwierige Flucht,
18 Monate haben wir in Leegebruch Zuflucht gesucht.
Von dort aus ging es am 13. Dezember 1946 nach Rönne, jetzt Kiel,
wir hatten 6 Jahre mit 4 Personen ein Zimmer, das war doch nicht zu viel?
Fließend kaltes Wasser gab es aus einer Pumpe im Hof,
auch das Plumsklo lag hinter dem Schweinestall ganz doof.
Alle Düfte trafen sich dort vereint wohltuend zusammen,
das Klo musste man selbst dann und wann entschlammen.
Dass es damals nicht die Bildzeitung gab, bedaure ich inzwischen,
man hätte mit ihr mehr Papier gehabt zum Po abwischen.
Das Bauernhaus dort war später total in sich verfallen,
trotzdem ein Gruß zu den früheren Rönnern Mitbürgern allen.
Von dort zogen wir im Dezember 1952 nach Baden-Baden zur Belohnung ,
in der Stefanienstraße 41 war nun unsere Dreizimmerwohnung.
Die Toilette noch auf dem allgemein zugänglichen Flur,
doch es gab da Wasser und eine eigene Wasseruhr.
6 Jahre habe ich da als Kind sehr gerne gewohnt,
doch wurde meine Liebe zur Stadt nicht belohnt.
Im August 1958 zogen wir nach Beuel, jetzt Bonn,
wir kamen mit einer Wohnung Im Rheingarten 1 gut davon.
Mein Schulleben ging in Bonn endgültig zu Ende,
meine Ausbildung beim Finanzamt war nicht die große Wende.
Bis Mai 1975 habe ich dort mit wenig Anschluss gelebt,
dann wurde als Wohnsitz ein Reihenhaus in Walberberg angestrebt.
Dort wohnte ich bis 1992 in der Langen Fuhr 33,
ging meinem Beruf nach mehr oder weniger fleißig.
Im August 1992 bin ich endgültig nach Bad Ems gezogen,
wohne jetzt dort Nieverner Straße 7, 1 Stock ungelogen.
Doch dort bitte keine Blumen vor die Türe stellen,
sonst könnte man unsere restlichen Mitbewohner verprellen.
Sollte ich nach ein paar Jahren dann eingeäschert werden,
muss ich natürlich nach Lebensrestgenuss endlich sterben.
Ich komme dann in ein Urnengrab oder die Urnenwand
mit Ausblick auf das wunderschöne Bad Emser Land .
,
Doch das wird es dann doch nicht mehr geben,
Bad Kissingen trat neu in mein Leben.
Hier gibt es noch gute Kurmusik,
sie bringt mir Unterhaltung magnifik.
Bad Ems brachte hier nur noch Leere,
hier gibt es keine Menschenleere.
Das Leben stimmt mich wieder heiter,
hier lebe ich in Freuden weiter.
Das alles habe ich hier nicht geschrieben aus Eitelkeit,
ich wollte nur beizeiten vermeiden künftigen Streit.
Sollte ich irgendwann in 500 - 1000 Jahren bekannter sein,
dann wissen alle jetzt, wohin er muss der jeweilige Gedenkstein.
25.06.2008 Norbert Wittke
(jetzt ist er endgültig übergeschnappt werden viele denken, aber alles ist authentisch,
aber natürlich sehr sehr satirisch gemeint. Mir kam die Idee für diese andere Art von
Lebenslauf heute Nacht, als ich nicht schlafen konnte)
Ab 18. Juli 2016 ist jetzt Bad Kissingen für den Gedenkstein zuständig.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.06.2008.
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