August Sonnenfisch

Die Janusgesichter eines Sommers

 


Die Janusgesichter eines
Sommers



Gestern ergoss sich lauwarmer Regen
  aus sommerschwerem Gewölk.
Tieffliegende Scharen
gellend rufender Schwalben
flitzten dicht
über das Erdreich -
heute gleißt das
Sommersonnengestirn
aus freiem Firmament, und das
Völkchen der Breitschnäbligen zelebriert
seine artistischen Bögen
hoch in den Lüften!


Krebs und Löwe
regieren jetzt das Land.
Die auf ihrer Jahresspirale
mählich allmählich
sinkende Sonne
steht hoch
am Himmel
und die Abende sind lang.


H
eute schreit uns feuriges
Klatschmohnrot
aus offenen
Blüten entgegen
in sonnendurchflutetem Korn -
  gestern verneigten sich
seine demütig
geschlossenen
Blüten in
triefender Nässe.

Sorgenvolle Fragen
vor den Festen
eines jeden Sommers:
Kommt Sonne - gibt's Regen
oder gar Sturm?
Konzerte im Haus - oder Freiluftgesänge?
Kartenspiele drinnen -
oder Federball draußen?

Sommersonnenbiergärten
voller
trinkfreudig schwatzender Gäste

mit weißen
Bierblumen
in goldenen Gläsern -
oder verwaiste Tische
, die triefenden
Stühle gekippt,
die Sonnenschirme
trübselig zusammengeklappt!

Kinderspiele im Freien - oder im
schützenden Haus.
Fast übermütig die Erwachsenen, wenn
die Sonnengöttin sie beglückt,
doch widerborstig bei
  grauem Gewölk
und wütenden Gewittern
!

Badeseen: vielbevölkert -
oder verwaist.
Luftige Kleider und Nacktbaden -
oder Regenhäute, Kapuzen
und Schirme!

Mittagshitze, den Schatten adelnd -
oder Schauer: Gärtnersleuten und
Pfützenkindern zur Freude!

Mit dem Trommeln
lauwarmen Regens
auf Schirmen und Zelten
und
mit dem übermütigen Hüpfen
der Tropfen auf
Tümpeln und Flüssen!

Margueriten, Wiesensalbei,
Rittersporn,
Wicken, Skabiose - und
Scharen von tanzenden Bienen
in immer
neuen Blüten, wenn
ihre Stunde
gekommen!
Sattes Grün allerorten - dank
des Sommertangos von
  Wolken und Sonne:
das Gestirn als Tanguero, die
Wolkenwesen als Tanguera!

Wenn's jedoch bei Trockenheit stürmt,
wirbelt ein Ensemble von
Lindenflügel-Balletteusen
seine Pirouetten
durch die
sommerlichen Lüfte!

Und in all den Capriolen von Wetter-
hähnen und Wetterfröschen
quellen Fenstersimse
und die Brüstungen
der Balkone über
vom Rot und vom
Rosa-Rot der Geranien!
In den Gärten aber prangen Edelrosen
über Edelrosen
mit großen Namen
wie mit kleinen.
 Und im Park umduftet uns
Heckenrosengebüsch!

*
Sommer: du rosenerfüllt
zwiegesichtige Zeit:

mal sommerlich sonnig,
mal sommerlich schaurig!

Du gleichst der Rose, der Königin
der Blumen,
mit
ihren Blütendüften und
ihren Stacheln!


Und in der Jungfrau neigst
du Janusgesichtiger
dann zur Tag- und Nachtgleiche
dich nieder
und zu den Ernten
des Autumnus.


Dein Wesen aber, o Sommer,
ist das hoch
am Himmel stehende
Sonnengestirn
mit seinen
lebenspendenden Feuern!


*
Wie gleicht dir der Mensch,
o Sommer: gestern
war er Farbe und Odeur -
heute ist er Stachel.
Gestern war er Helios -
heute ist er Hagelschlag
und Sturm ...
Doch
in solchem Wechsel erbringt er
Früchte - zuweilen
auch große! 

Und für gewöhnlich schaut er
nach außen -
  nach innen kaum je.


Das Wesen aber des Menschen
ist sein innerer Gott:
das Liebeslicht und
die Liebeswärme seiner
ewigen
Jugend
und Glückseligkeit!







(c)  August Sonnenfisch, im Juli 2005 ff

Längere Fassung meines
Poems "Der Sommer - ein Janus".



 

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