Helga Aberle

Warum? Wozu?

 
 
 
Was du dir wünschst, klingt so bescheiden,
doch wieder ganz gesund zu sein.
Warum müssen Menschen leiden,
warum verzehren sich in Schmerz und Pein?
 
Dies "Warum" es brannte auf der Seele,
auch mir einst sturmgewaltig, höllengleich;
dass ich an diesem Wort mich quäle,
schob abseits mich ins kalte Schattenreich.
 
Warum müssen Krankheit, warum Schmerzen sein?
Warum bin ich gar verletzt so sehr?
Warum ist jeder Trost doch viel zu klein?
Warum buchstabiert sich LEID so schwer?
 
Die Frage martert das Gehirn, immer wieder nur: "weshalb, warum?"
Das Herz schon lange rebelliert,
die Seele hüllt sich ein, sie schweigt, wird gänzlich stumm... 
das Selbst gibt auf und resigniert.
 
Warum? - hallt es von allen Wänden;
Warum? - äfft auch das Echo noch;
Warum? - dies Wort, ich trug es in den Händen -
und dann, dann kam die Antwort doch.
 
Warum, warum? Dies Wort ließ Wochen, Monate mich nicht los.
Ich glaube, Engel müssen es gewesen sein -
die legten ganz behutsam, äußerst sachte, das Wort "Wozu" in meinen Schoss -
drehten um - ließen mich mit mir allein.
 
Bereit nun war ich umzudenken;
"Wozu" trifft mich ein solcher Schmerz?
Hier galt es nun jetzt einzulenken -
das Leben erlaubt sich keinen Scherz.
 
Das Wort "Wozu" klammerte "Warum" nun aus,
ihm nun allzeit überdrüssig bin.
Dieses "Wozu" ist wie ein Schlüssel, probier es aus -
nichts geschieht doch ohne Zweck und Sinn.
 
Meine Leben hatte viele Kanten, raue Ecken,
die als Stolpersteine sich erwiesen.
Das "Wozu" half aufzudecken
Seelen-Anteil, Intuitionen, Heuchelei und Monster-Riesen.
 
Dies Leben galt es nun mal aufzuräumen,
Trennung, von wichtig, unwichtig, es musste sein.
Neues zeigte sich nicht nur in Träumen;
neuer Lebensmut erwachte, wenn auch zuerst noch winzig klein.
 
So kann ich heute froh bezeugen,
Leid, muss nicht verarmen stets zwangsläufig,
kann dich zwar tief und tiefer beugen,
doch Gewinn durch Leid - das gibt es häufig.
 
Drum frag auch du nicht stets: "Warum denn ich?"
Frag lieber mal: "Wozu trifft es gerade mich?" 

Zum besseren Verständnis;

Auslöser war eine Sepsis. Keime siedelten sich in der Wirbelsäule an. Die Infektion blieb, trotz stärkster Schmerzen, über Monate unentdeckt, was mich an den Rand einer Querschnittslähmung brachte. Weitere, sehr qualvolle Monate folgten. Die "Warum-Frage" scheint nun, menschlich gesehen, verständlich, war aber nicht hilfreich.
Die Wende brachte tatsächlich dieses "Wozu"
Ich bin mir dessen bewusst, dass sich einem ein "Wozu" zuerst überhaupt nicht stellt - nicht stellen kann -
aber, wer sich irgendwann darauf einzulassen vermag, kann nur gewinnen. Und somit könnte jeder, auch im Leiden, Erfahrungen sammeln, die dem Leben dienlich wären und es tatsächlich auch sind.
Helga Aberle, Anmerkung zum Gedicht

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Helga Aberle).
Der Beitrag wurde von Helga Aberle auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.07.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

  Helga Aberle als Lieblingsautorin markieren

Bücher-Tipp:

Leserkommentare (2)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Nachdenkliches" (Gedichte)

Weitere Beiträge von Helga Aberle

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Stimmungen von Helga Aberle (Das Leben)
Geschändet Kind von Hartmut Pollack (Nachdenkliches)
Zum Valentinstag - 14. Februar 2011 von Christina Wolf (Valentinstag)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen